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Therapie mit Antikörpern

12.04.1999  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag

MULTIPLE SKLEROSE

Therapie mit Antikörpern

von Daniel Rücker, Mayschoß

Nach den Ergebnissen mehrerer Studien können Immunglobuline den Verlauf der Multiplen Sklerose (MS) positiv beeinflussen. Eine von Bayer initiierte Studie soll jetzt bis 2001 die Datenlage verbessern.

Der menschliche Organismus bildet fünf verschiedene Typen von Antikörpern, die Immunglobuline (Ig) G, A, M, D und E. Wie Professor Dr. Volker Wahn, Universität Düsseldorf, auf einer Bayer-Veranstaltung in Mayschoß ausführte, ist IgG für das immunologische Gedächtnis verantwortlich. Es verhindert eine erneute Infektion mit demselben Erreger.

Intravenöses IgG werde bereits bei Antikörpermangelsyndrom, nach Knochenmarkstransplantationen und bei Kindern mit komplexen Störungen des Immunsystems gegeben. Beim Kawasaki-Syndrom, einer generalisierten vaskulären Entzündung, sei die Therapie mit Immunglobulinen sogar "State of the Art".

Eine Studie von 1997 unter der Leitung des Grazer Wissenschaftlers F. Fazekas mit 148 MS-Patienten kommt zu dem Schluß, daß intravenöses Immunglobulin G auch die Schubrate reduziert. Die Studienteilnehmer erhielten einmal im Monat 0,15 bis 0,2 g/kg KG. Innerhalb der zweijährigen Beobachtung verbesserte sich die jährliche Schubrate von vorher durchschnittlich 2,51 auf 1,04. 53 Prozent der Patienten blieben schubfrei. In der Placebogruppe waren es lediglich 36 Prozent. Nebenwirkungen waren selten, nur drei Patienten mußten die Therapie abbrechen.

Soerensen und seine Kollegen konnten in einer Studie aus dem vergangenen Jahr zeigen, daß unter der Behandlung mit intravenösem Immunglobulin G weniger MS-bedingte Läsionen auftreten als unter Placebo. Während im Kernspintomogramm bei 60 Prozent der Placebogruppe Läsionen gefunden wurden, waren es in der Verumgruppe nur 37 Prozent.

Professor Dr. Otto Hommes von der European Charcot Foundation in Nijmegen bezeichnete aufgrund dieser Studien die Immunglobuline als die Behandlungsmöglichkeit, "die den größten Erfolg verspricht". Die Ergebnisse seien selbst im Vergleich zu Interferon ß überzeugend. Die Antikörper sollen nicht nur die Entzündungsreaktion bremsen, sondern auch das zerstörte Myelin regenerieren.

Unter der Leitung der Charcot-Foundation läuft seit 1997 die ESIMS-Studie, die den therapeutischen Nutzen von Immunglobulin G bei Multipler Sklerose belegen soll. An der Studie nehmen 318 Patienten mit sekundär chronisch progredienter MS aus 9 Staaten teil, die Studiendauer beträgt 30 Monate.

Die exakte Wirkungsweise von Immunglobulin G bei Multipler Sklerose ist noch nicht aufgeklärt. Sicher ist, daß die Antikörper die T-Zellaktivität vermindern, indem sie einen T-Zell-Rezeptor blockieren und so den Kontakt zwischen antigenpräsentierenden Zellen und T-Zellen verhindern. Wie Privatdozent Dr. Ralf Gold von der Universität Würzburg berichtete, reduzieren Immunglobuline unter anderem die Aktivität von B-Zellen, vermindern deren Zytokinbildung und hemmen die Bildung von lytischem Komplement-Membran-Komplex.

Wie die therapeutische Wirkung von Immunglobulinen bei Autoimmunkrankheiten zustande kommt, weiß der Würzburger Wissenschaftler aber auch nicht. Wahrscheinlich, so seine Vermutung, liege in vielen Fällen "ein Synergismus verschiedener immunmodulatorischer Effekte vor". Top

© 1999 GOVI-Verlag
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