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Monoklonaler Antikörper 17-1A gegen Darmkrebs

10.03.1997  00:00 Uhr

- Pharmazie

  Govi-Verlag

Monoklonaler Antikörper 17-1A gegen Darmkrebs

  Das Kolon- und Rektumkarzinom ist die dritthäufigste Todesursache unter den viszeralen Malignomen, die beide Geschlechter betreffen. Die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Alter (ab 40 Jahren) und erreicht ihr Maximum mit 60 bis 75 Jahren. In Deutschland erkranken jährlich etwa 20 bis 24 Menschen pro 100000 Einwohner. Das entspricht 12 bis 15 Prozent aller diagnostizierten Karzinome. Zum Zeitpunkt der Erstvorstellung haben 20 bis 30 Prozent der Patienten ein nichtoperables Karzinom. Heilungschancen bei kolorektalem Karzinom gibt es nur dann, wenn der Primärtumor mit ausreichendem Sicherheitsabstand reseziert und regionale Lymphknoten- und Lebermetastasen entfernt werden können.

Etwa 70 bis 80 Prozent der Patienten können potentiell kurativ chirurgisch behandelt werden. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei 90 Prozent (bei positivem Lymphknotenbefall bei 30 Prozent). In 30 bis 70 Prozent der Fälle mit lokal fortgeschrittenem Tumorwachstum oder Lymphknotenmetastasen kommt es in der Regel innerhalb der fünf Jahre zum Rezidiv.

Dies bedeutet, daß die Prognose der Erkrankung mit dem Stadium des Tumors bei der Erstdiagnose verknüpft ist. Es wird daher versucht, durch adjuvante, nichtoperative Maßnahmen die Prognose zu verbessern. Aufgrund des hohen Nebenwirkungspotentials wird die adjuvante Chemotherapie auf Patienten mit hohem Rezidivrisiko beschränkt. Seit Februar 1995 ist ein Wirkstoff mit einem neuen Wirkprinzip, ein monoklonaler Antikörper (Edrecolomab) gegen das 17-1A-Zelloberflächenprotein, zur adjuvanten Therapie verfügbar.

Chemische Klassifikation

Monoklonale Antikörper (MAK) sind hochkomplexe Proteine mit einem relativen Molekulargewicht von circa 150 000. Der monoklonale 17-1A-Antikörper wird in vitro aus fusionierten Mauszellen gewonnen. Zur Fusion wurden eine B-Zell-Myelomlinie (P3-X68-Ag8) aus Balb/c-Mäusen und Milzzellen von Balb/c-Mäusen verwendet, die mit einer humanen Rektumkarzinomzellinie (SW 1083) immunisiert worden waren. Der Isotyp des MAK ist IgG2a.

Der monoklonale Antikörper aus der Maus (murin) stellt ein neues Therapieprinzip zur adjuvanten Behandlung von Patienten mit kolorektalem Karzinom im Stadium Dukes C nach der Resektion dar. In erster Linie verhindert der Wirkstoff die Metastasierung nach Resektion, während er bei soliden Tumoren nur eine minimale Wirkung zeigt.

Die an sechs klinischen Zentren durchgeführte Studie, deren Ergebnisse zur Zulassung geführt haben, belegt eine Erhöhung der 5-Jahres-Überlebensrate sowie eine verminderte Rezidivrate. Im Vergleich zu den herkömmlichen Zytostatika, die nur Zellen in der Teilungsphase angreifen, ist die zytostatische Wirkung der Antikörpertherapie unabhängig vom Zellzyklus, so daß eine wirksame Immuntherapie auch gegen metastatische Zellen, die sich in der Ruhephase befinden, zu erwarten ist.

Vergleichsstudien dieser Immuntherapie gegen die zur Zeit empfohlene zytostatische Kombinationstherapie (Fluorouracil mit Levamisol oder Calciumfolinat) sind bereits angelaufen und werden bezüglich der besten Wirksamkeit bei geringster Toxizität sowie des Nutzen-Risiko-Verhältnisses voraussichtlich 1999 ausgewertet.

Klinische Prüfung

Das positive Nutzen-Risiko-Verhältnis des monoklonalen Antikörpers wurde vor allem durch die prospektive, randomisierte Multizenterstudie belegt: Insgesamt wurden 189 Patienten mit Darmkrebs im Stadium Dukes C nach operativer Entfernung des Tumors randomisiert mit MAK 17-1A (500 mg initial gefolgt von 4 Infusionen à 100 mg/Monat) behandelt (90 Patienten) beziehungsweise nur beobachtet (99 Patienten).

Nach einem Beobachtungszeitraum von fünf Jahren konnte in der Behandlungsgruppe eine im Vergleich zur Kontrollgruppe um 30 Prozent verminderte Mortalität sowie eine um 27 Prozent verminderte Rezidivrate verzeichnet werden. Als unerwünschte Wirkungen wurden vereinzelte Immunreaktionen gegen den Mausantikörper gemeldet. Die Nebenwirkungen waren im Vergleich zu herkömmlichen Zytostatika insgesamt schwächer ausgeprägt.

PZ-Artikel von Barbara Peruche und Martin Schulz, Eschborn
   

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