Petition gegen Verbot von Online-Rezepten für Cannabis |
Ev Tebroke |
16.07.2025 14:30 Uhr |
Seit April 2024 fällt medizinisches Cannabis nicht mehr unter das Betäubungsmittelgesetz. Seither kann es als Arzneimittel auf Rezept verschrieben werden. / © Adobe Stock/roxxyphotos
Die Gesetzesinitiative von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) für ein Verbot von Online-Verschreibungen von Cannabis stößt bei den Herstellern von Medizinalcannabis erwartungsgemäß auf wenig Gegenliebe. Hersteller und Plattform-Anbieter Grünhorn gab nun den Start einer Online-Petition bekannt. Unter dem Titel »Cannabis ist Medizin – Stoppt das Verbot, schützt Patient:innen!« soll die Petition dazu dienen, mit der Politik in den Dialog zu treten.
»Diese Petition ist mehr als nur ein Protest, sie ist eine Einladung zum Dialog«, erklärt Stefan Fritsch, Geschäftsführer der Grünhorn-Gruppe. »Wir möchten die Stimmen der Betroffenen bündeln und der Politik zeigen, welche konkreten Auswirkungen geplante Änderungen auf die Patientenversorgung haben.«
Das Ziel seien »50.000 Stimmen für konstruktive Reformen«, teilte das Unternehmen heute mit. Die Petition richte sich gegen das geplante Verbot telemedizinischer Verordnungen von Cannabis mit anschließendem Versand und soll dem Bundestag offiziell vorgelegt werden, sobald sie das Quorum erreicht hat. Die Petition ist seit heute online und hat kurz nach dem Start bereits knapp 2500 Unterzeichner.
Mit dem Gesetzesvorhaben, einer Änderung des Medizinal-Cannabisgesetzes (MedCanG), will Warken unter anderem den auch seitens der Apothekerschaft in der Kritik stehenden Cannabis-Plattformen einen Riegel vorschieben. Kritiker beanstanden, dass die Online-Verschreibungen, bei denen mittels ein paar Klicks und ohne ärztliche Begutachtung via Plattformen Cannabis nach Hause bestellt werden kann, vor allem zum Genusskonsum genutzt würden. Künftig sollen daher Online-Verschreibungen und Versand von medizinischem Cannabis verboten werden.
Für die Medizinalhanfbranche ein No-Go: »Dies würde Hunderttausenden kranken Menschen den Zugang zu ihrer Therapie drastisch erschweren – insbesondere jenen, die auf eine digitale oder barrierefreie Versorgung angewiesen sind«, heißt es vonseiten des Petenten Grünhorn. Die Petition soll demnach eine zentrale Tatsache betonen: »Medizinisches Cannabis ist kein Lifestyle – es ist eine Therapie«, betont Fritsch. Für Zehntausende Patientinnen und Patienten in Deutschland sei Medizinalcannabis oft die einzige wirksame Behandlungsmöglichkeit bei chronischen Schmerzen, Schlafstörungen, ADHS oder Spastiken.
Fritsch unterstreicht, dass die steigenden Verschreibungszahlen seit der Teillegalisierung im April 2024 nicht Missbrauch widerspiegelten, sondern zeigten, dass mehr Patienten endlich den Zugang erhielten, den sie dringend brauchen. »Pauschale Unterstellungen wie ›Freizeitkiffer‹ oder ›Missbrauch‹ führen zu gesellschaftlicher Abwertung. Das ist unsachlich und gefährlich«, so Fritsch.