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Autoinflammation

Periodische Fiebersyndrome energisch behandeln

Dass Kinder und Jugendliche ab und zu Fieber haben, ist nicht ungewöhnlich. Wenn jedoch Fieberschübe immer wieder auftreten und diese von Hautsymptomen, Gelenkentzündung und Bauchschmerzen begleitet werden, könnten autoinflammatorische Erkrankungen zugrunde liegen.
Brigitte M. Gensthaler
12.10.2021  18:00 Uhr

Fieber kann viele Ursachen haben. Nicht immer sind diese offensichtlich. Das sogenannte Fieber unklarer Genese (FUO) ist oft infektiös bedingt, aber auch maligne und sonstige Ursachen kommen infrage. Von rezidivierendem Fieber spricht man, wenn über mindestens sechs Monate Fieberschübe im Abstand von mindestens zwei Wochen auftreten, die kürzer als acht Tage dauern können.

»Etwa 10 Prozent der FUO sind autoimmun oder autoinflammatorisch bedingt«, berichtete Dr. Regine Borchers von der Universitätskinderklinik Augsburg kürzlich auf einem Novartis-Symposium beim digitalen Kongress für Kinder- und Jugendmedizin. Autoinflammatorische Erkrankungen seien gekennzeichnet durch Fehlregulationen des angeborenen Immunsystems und zumindest anfangs durch fehlende Beteiligung des adaptiven Immunsystems, erklärte die Oberärztin.

Gendefekte lösen vielfältige Beschwerden aus

Eine Gruppe der autoinflammatorischen Erkrankungen wird über Interleukine, zum Beispiel IL-1, vermittelt. Dazu gehören die angeborenen periodischen Fiebersyndrome (PFS). Charakteristisch ist, dass sie nicht viral oder bakteriell bedingt sind und keine anderen Erkrankungen, zum Beispiel von Blut, Stoffwechsel, Gelenk- oder Nervensystem, zugrunde liegen.

Diese seltenen Erkrankungen, zu denen auch das familiäre Mittelmeerfieber (FMF) gehört, beruhen auf genetisch bedingten Störungen des angeborenen Immunsystems, erklärte die Kinderrheumatologin. Typisch für alle PFS sind wiederholte Fieberschübe, Hautausschläge sowie Bauch- und Brustschmerzen. Hinzu kommen können Entzündungen des Herzens, des Lungen- und Bauchfells sowie der Augen und des Gehirns.

Je nach Gendefekt variieren die Symptome der einzelnen PFS. So unterscheiden sich Dauer der Fieberschübe, Zeitpunkt des erstmaligen Auftretens sowie betroffene Gewebe und Organe. Auch inter- und intraindividuell können die Krankheitszeichen variieren. »Die Symptomkonstellationen können wegweisend sein für die Diagnostik«, sagte Borchers. Die genetische Diagnostik ermögliche die Aufklärung vieler bisher unbekannter autoinflammatorischer Erkrankungen.

Colchicin als erste Wahl bei Mittelmeerfieber

Als Therapieziele bei Interleukin(IL)-1-vermittelten PFS, von denen es neben FMF weitere Unterformen gibt, nannte Dr. Tatjana Welzel, Oberärztin am Universitätskinderspital Basel, das Erreichen einer Remission oder der niedrigst möglichen Krankheitsaktivität. Zudem wolle man Komplikationen verhindern und den Patienten und ihren Familien die Teilnahme am täglichen Leben ermöglichen.

Colchicin ist die Erstlinientherapie bei FMF. Die Therapie beginnt mit Diagnosestellung und soll lebenslang fortgeführt werden. Die Dosis werde schrittweise angepasst und liege bei maximal 1 bis 3 mg/Tag je nach Verträglichkeit, erklärte Welzel. Sie steige eher mit niedrigen Dosen ein, zum Beispiel 0,5 mg, und dosiere dann langsam auf. Die 3-mg-Tagesdosis gelte eher für Jugendliche. Während der Therapie müsse man regelmäßig Verträglichkeit, Toxizität und Ansprechen überprüfen.

Die Ärztin unterschied zwischen einer Colchicin-Intoleranz, bei der milde Magen-Darm-Beschwerden eine nötige Dosissteigerung oder die Dauertherapie nicht ermöglichen, und einer Colchicin-Resistenz, die sich als anhaltende Krankheitsaktivität unter maximal verträglicher Dosis zeigt. Bei Intoleranz, Toxizität oder Resistenz müsse man zu Biologika wechseln.

Wechsel auf Interleukin-Inhibitoren

Eingesetzt werden beim FMF IL-1-Inhibitoren wie Anakinra, Canakinumab und Rilonacept (off Label) sowie IL-6-Inhibitoren wie Tocilizumab und TNFα-Inhibitoren wie Etanercept (beide off Label). Zusätzlich zur medikamentösen Therapie sei eine gute psychosoziale Begleitung und medizinische Grundversorgung sehr wichtig, betonte die Ärztin.

Zwischenergebnisse aus der multizentrischen Beobachtungsstudie RELIANCE, in die Menschen mit FMF und anderen periodischen Fiebersyndromen eingeschlossen wurden, zeigten ein »sehr, sehr gutes Ansprechen« auf Canakinumab, berichtete Welzel. Die Patienten hätten eine deutlich reduzierte Krankheitsaktivität und litten weniger an Fatigue. Canakinumab ist seit 2017 zur Behandlung verschiedener PFS zugelassen. 

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