| Annette Rößler |
| 21.10.2024 09:00 Uhr |
Stehenzubleiben und dann weiterzulaufen, verbraucht laut einer aktuellen Untersuchung mehr Energie, als wenn man gleichmäßig weiterläuft. / © Adobe Stock/DimaBerlin
»In der Pause wächst der Muskel«, ist ein dummer Spruch unter Sportlern, die sich kleine Nachlässigkeiten in ihrem Trainingsplan schönreden wollen. Laut einer Studie, die aktuell im Fachjournal »Proceedings of the Royal Society B« erschienen ist, sind Pausen für Menschen, die bei der körperlichen Bewegung vor allem den Energieverbrauch im Sinn haben, aber durchaus ratsam. Denn wenn zwischendurch kleine Pausen eingelegt werden, ist das für den Körper energieaufwendiger als eine pausenlose Bewegung.
»Wenn wir in kürzeren Etappen gehen, verbrennen wir für dieselbe Entfernung mehr Energie und beanspruchen mehr Sauerstoff«, sagte Francesco Luciano von der Universität Mailand, der Erstautor der Studie, der britischen Zeitung »The Guardian«. Es sei wie bei einem Auto, das auf den ersten Kilometern mehr Treibstoff verbrauche als später beim gleichmäßigen Fahren. Dieser Mehrbedarf an Energie sei immer vorhanden, wenn der Körper nach einer Ruhezeit in Bewegung versetzt werde, unabhängig davon, wie lange man sich anschließend bewege. Bei kürzeren Bewegungsintervallen falle er stärker ins Gewicht als bei längeren.
Ausgangspunkt der Studie war für die Forschenden die Überlegung gewesen, dass der Energieverbrauch, mit dem das Gehen allgemein veranschlagt wird, sich auf einen metabolischen Steady-State-Zustand in dieser Bewegung bezieht. Meistens seien aber die zurückgelegten Distanzen im Alltag zu kurz, um diesen Zustand zu erreichen. Sie dachten sich deshalb eine Versuchsanordnung aus, mit der sie den Einfluss der Dauer der Bewegung auf den Energieverbrauch beim Gehen untersuchten.
An der Studie nahmen zehn gesunde Freiwillige teil, die in verschiedenen Intervallen von 10 Sekunden bis drei Minuten jeweils mit unterschiedlicher Intensität (0,20, 0,25 und 0,36 m/s) auf einem Stepper sowie mit 1,39 m/s auf einem Laufband gingen. Gemessen wurde der Sauerstoffverbrauch als Korrelat für den Energiebedarf. Dieser wurde durch die Dauer der Belastung geteilt, um Vergleichswerte zu erhalten. Dabei kam heraus, dass bei 30-sekündigen Geh-Intervallen 20 bis 60 Prozent mehr Energie benötigt wurde als im Zustand des Steady State bei längerer, gleichmäßiger Bewegung.
Kürzere Bewegungseinheiten seien energieaufwendiger, schlussfolgern die Autoren. Lege man für sie einen Energiebedarf zugrunde, der bei länger dauernder Bewegung ermittelt wurde, stelle das eine Unterschätzung dar. Dies gelte etwa für ältere Menschen, die sich aufgrund körperlicher Gebrechen gar nicht so lange bewegen könnten, bis sie ein Steady State erreicht haben, führt Luciano gegenüber dem »Guardian« aus. Bei der Planung von Bewegungsprogrammen für solche Menschen müsse das bedacht werden und die Programme sollten gegebenenfalls entsprechend angepasst werden.