Patientennah, digital, interprofessionell |
Theo Dingermann |
15.05.2025 18:00 Uhr |
Die Basis für ein zukunftsfähiges Pharmaziestudium muss weiterhin ein starkes naturwissenschaftliches Fundament sein, dennoch braucht es mehr patientenorientierte Inhalte. / © Adobe Stock/kasto
Eine Aktualisierung der Approbationsordnung für Apotheker (AAppO) wird seit langem gefordert. Aber der Prozess ist träge – zum einen, weil sich viele berufen fühlen, mitzureden, zum anderen aber auch, weil sich abzeichnet, dass eine solide Reform der einheitlichen Ausbildungsordnung nicht kostenneutral möglich ist. In dieser Situation ist eine Standortbestimmung sicherlich hilfreich.
Mit der aktuellen Ausgabe der Monatszeitschrift »Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz« erschien ein Themenschwerpunkt mit dem Titel »Qualifizierung von Apothekerinnen und Apothekern im Wandel«. Die Ausgabe wurde vom Präsidenten der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG), Professor Dr. Ulrich Jaehde, und Professor Dr. Peter Heisig von der Universität Hamburg herausgegeben. Sie enthält eine Artikelsammlung, die einen umfassenden Überblick über die Historie, Gegenwart und Zukunftsperspektiven der Qualifizierung von Apothekerinnen und Apothekern in Deutschland bietet.
Der historische Blick von Professor Dr. Axel Helmstädter zeigt, dass sich die pharmazeutische Ausbildung von einer handwerklich geprägten Lehre zu einem stark naturwissenschaftlich fundierten Studium entwickelt hat. Dieser Wandel wurde in Deutschland jedoch langsamer vollzogen als in anderen Ländern.
Die starke Bindung der akademischen Pharmazeutenausbildung an die AAppO wird vielfach als wesentliches Hemmnis für eine zeitnahe Integration neuer Inhalte und patientenorientierter Ansätze gesehen. Dies zeigt auch ein Vergleich internationaler Ausbildungskonzepte, den Professor Dr. Anita Elaine Weidmann von der Universität Innsbruck und Professor Dr. Freyja Jónsdóttir von der Universität von Island in Reykjavik angestellt haben.
Die Basis für ein zukunftsfähiges Pharmaziestudium muss allerdings auch weiterhin ein starkes naturwissenschaftliches Fundament besitzen. Nur so ist ein tiefes Verständnis für Arzneistoffe und deren Wirkung möglich, durch das sich die besondere Kompetenz von Apothekern in Deutschland auszeichnet, wie Professor Dr. Bernd Clement von der Universität in Kiel in seinem Beitrag erklärt. Dies stehe nicht im Widerspruch zu der Forderung, dass die Ausbildungsinhalte deutlich stärker therapeutisch und patientenzentriert auszurichten sind.
Diese Forderung nach deutlich praxisorientierteren Ausbildungsinhalten konkretisiert ein Autorenteam um Professor Dr. Frank Dörje von der Apotheke des Universitätsklinikums Erlangen. Es stellt in seinem Beitrag konkrete Formate vor, die in Deutschland bereits für patientenorientiertes Lernen genutzt werden, allerdings nur unvollständig implementiert sind. Auch interprofessionelles Lernen, beispielsweise gemeinsam mit Medizinstudierenden, wird als entscheidend angesehen, wie der Beitrag von Jennifer Weber und Kollegen von der Philipps-Universität in Marburg verdeutlicht.
Professor Dr. Christoph Ritter von der Universität Greifswald schildert den Einsatz digitaler Lernmethoden und die damit verbundenen Potenziale für Lehre und Flexibilität. Die Perspektive der Studierenden auf Studium und Approbationsordnung beschreiben Elisabeth Jones und Nikita Vassiljev vom Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD). Sie unterstreichen die Bedeutung des Nationalen Kompetenzorientierten Lernzielkatalogs Pharmazie (NKLP) als ein flexibles Instrument, das schneller an neue Entwicklungen angepasst werden kann.
Bereits 2017 wurde mit dem »Kompetenzorientierten Lernzielkatalog Pharmazie – Perspektivpapier Apotheke 2030 (KLP-P)« ein erstes strukturiertes Konzept durch die Bundesapothekerkammer verabschiedet, das Spielräume innerhalb der bestehenden AAppO nutzt. Dieses Konzept stellt Dr. Berit Winter von der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände vor.