Patienten und Ärzte für die pDL begeistern |
Daniela Hüttemann |
15.10.2024 13:30 Uhr |
Patienten profitieren davon, wenn Apotheker und Ärzte mehr miteinander reden und enger zusammenarbeiten, waren sich Apothekerinnen und Patientenvertreter einig. / © PZ/Daniela Hüttemann
Seit zwei Jahren dürfen alle Apotheken pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) anbieten und abrechnen, doch ein Blick auf die bereitgestellten Geldmittel zeigt, dass die Umsetzung noch schleppend erfolgt. Das liegt in erster Linie an Zeit- und Personalmangel. Jedoch hätten Apotheken immer wieder Schwierigkeiten bei der Ansprache von Patienten oder ließen aufgrund ablehnender Ärzte die Finger davon, berichtete AMTS-Expertin Sabine Haul von Pharma4u bei einer Diskussionsrunde auf der Expopharm.
Patientenvertreter sehen das anders. Dr. Christian Deindl, niedergelassener Kinderchirurg und stellvertretender Vorsitzender vom Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS), bezeichnete sich als großen Befürworter der pDL, sowohl beruflich als auch als Patient. »Wir müssen als Team zusammenarbeiten.« Es gebe genügend (Wissens-)Lücken in der Versorgung.
Aus seiner Sicht sei vielen Patienten nicht bewusst, dass Apotheker auch Heilberufler sind: »Sie müssen etwas an Ihrem Image ändern und klarstellen, dass Sie mit dem Arzt auf Augenhöhe arbeiten.« Manche Ärzte könnten neidisch sein angesichts des zur Verfügung gestellten Budgets für die pDL oder hätten Angst, dass ihnen die Apotheken etwas wegnehmen. »Sie müssen den ärztlichen Kollegen besser darlegen, was Sie da eigentlich genau machen und was die Vorteile sind«, so Deindl. Zwischen den Standesvertretungen sei es manchmal schwierig, aber vor Ort klappe es im gemeinsamen Dialog meist doch. Und die jüngeren Kollegen seien für die interprofessionelle Zusammenarbeit ohnehin offener.
Als »absolut sinnvoll« bezeichnete Apothekerin Dr. Sonja Mayer die pDL Erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation. Die Vizepräsidentin der Bayerischen Landesapothekerkammer ist als Stationsapothekerin für eine krankenhausversorgende öffentliche Apotheke tätig. »Aus dem ARMIN-Projekt wissen wir, dass wir damit sogar Leben retten – es nicht anzubieten, wäre unterlassene Hilfeleistung.«
Dabei sollten Apotheken den Schwerpunkt auf die richtige Anwendung der Arzneimittel legen und nachhaken, ob und wie es der Patient einnimmt. »Wir mischen uns damit überhaupt nicht in die ärztliche Verordnung ein, sondern sorgen dafür, dass Arzt und Patient alle Informationen haben.« Sie wünsche sich noch bessere Möglichkeiten und Standards für die interprofessionelle Kommunikation. Deindl schlug dazu regelmäßige, gemeinsame lokale Gesprächsrunden vor.
Der Patientenvertreter und Arzt hatte nichts gegen eine mehrgleisige Beratung. »Je schlimmer die Diagnose, desto weniger aufnahmefähig ist der Patient im Moment.« Zudem erschwerten es Alter und Krankheiten bei gleichzeitig komplexerer Arzneimitteltherapie den Patienten, alles richtig zu machen.