Overwiening: »Wir brauchen eine Aufwertung des Apothekerberufs« |
Beim ABDA-Livetalk auf Facebook kritisierte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening erneut die Eckpunkte des BMG zur Apothekenreform und forderte, die Apotheken schnell zu stärken. / Foto: PZ/Screenshot
Die wirtschaftliche Lage vieler Apotheken ist schwierig, und das Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) im Skonto-Streit hat die Apothekerschaft weiter erschüttert. In einem Brief an Minister Lauterbach forderte ABDA-Präsidentin Overwiening daher ein schnelles Eingreifen der Politik.
Im Facebook-Livetalk der ABDA am Mittwochabend kritisierte Overwiening erneut die Eckpunkte des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) zur Apothekenreform. »Das Eckpunktepapier enthält große Webfehler«, bemängelte sie. Die Pläne, wonach unter bestimmten Umständen PTA zeitweise vertreten dürfen, wenn ein Apotheker oder eine Apothekerin aus der eigenen Apotheke oder dem Filialverbund digital zugeschaltet werden kann, seien ein absolutes »No-Go« und eine Entwertung des Apothekerberufs. »Wir brauchen stattdessen eine Aufwertung der apothekerlichen Tätigkeit, weniger bürokratische Hürden und eine höhere Honorierung«, betonte sie. Nur so könne die Attraktivität des Berufs wieder erhöht werden.
Die ABDA-Präsidentin kann jedoch auch positive Ansatzpunkte im Eckpunktepapier erkennen. Dazu gehöre, dass der Minister in Aussicht gestellt habe, dass die Apotheker künftig – wie Ärzte und Kassen – jedes Jahr ihr Honorar verhandeln dürfen sollen. Das solle allerdings erst ab 2027 greifen. »Das ist viel zu spät«, monierte Overwiening. In der geplanten Anpassung der Notdienstpauschale sieht sie ebenfalls einen ersten Schritt, allerdings sei der Betrag viel zu gering, dieser müsse deutlich erhöht werden. Außerdem wäre es für die Apothekerschaft besser, wenn der erhöhte Kassenabschlag nicht erst ab Februar 2025 wieder gesenkt würde, sondern schon früher.
Um eine Stärkung der Vor-Ort-Apotheken zu erreichen, habe die ABDA dem BMG Vorschläge und Forderungen vorgelegt. »Dazu gehören eine Aufwertung des Apothekerberufs, mehr Telepharmazie, eine höhere Honorierung und mehr pharmazeutische Dienstleistungen, die besser bezahlt werden«, erläuterte Overwiening. Weiterhin müsse die Notdienstpauschale deutlich erhöht werden. Am kommenden Freitag sei ein größeres Gespräch mit dem Ministerium geplant, in dem die Bundesvereinigung das BMG ebenfalls für die Situation der Apotheker sensibilisieren werde.
Die Strategie der Standesvertretung bestehe darin, dem BMG und Politikern vor Ort kontinuierlich klar zu machen, wie wichtig die Apotheken vor Ort sind. Das sei oft ein Marathon, der sich aber immer wieder auszahle. Die ABDA-Präsidentin rief dazu auf, auf persönliche Diffamierungen zu verzichten, das stehe der Apothekerschaft nicht gut zu Gesicht. »Wir sollten uns kritisch und konstruktiv auseinandersetzen, kreativ und geschickt sein und Verbündete suchen«, appellierte sie. Nur so könne sich langfristig etwas bewegen.
So habe der Deutsche Apothekerverband (DAV) durch »brilliante Verhandlungen« erreicht, dass die Präqualifizierung ab 1. April nicht mehr verpflichtend sei. Overwiening dankte den Apothekerinnen und Apothekern auch für ihre Leistung beim Einlösen der E-Rezepte. »Was die Apothekenteams hier umsetzen, ist phänomenal«, lobte sie. »Wir sind Digital-Transformatoren.«
Auf die Frage, ob und wann weitere Proteste geplant seien, hieß es, die Standesvertretung passe die Maßnahmen eng an das Gesetzgebungsvorhaben an. Derzeit liege der Referentenentwurf zur Apothekenreform noch nicht vor. Overwiening verteidigte auch die Nachwuchskampagne der ABDA. Sie sei dringend notwendig, um junge Menschen für die Vor-Ort-Apotheken zu gewinnen. Die Kampagne mache sich die Doppeldeutigkeit des Wortes »drug« zunutze, um junge Menschen auf den Apothekerberuf aufmerksam zu machen.