Overwiening warnt in der »Zeit« vor Apotheken ohne Apotheker |
Die ABDA-Präsidentin argumentiert, dass Apotheker für viele Menschen der Erstkontakt in der Gesundheitsversorgung seien. Vor allem in Notfällen sei die persönliche Beratung durch einen Apotheker wichtig. Auch Menschen mit Behinderung oder Palliativpatienten, die wegen schwerer Erkrankungen starke Schmerzmittel bekommen, bräuchten eine Apotheke in der Nähe, über die sie schnell an Betäubungsmittel kommen. Starke Schmerzmittel dürfe auch künftig nur ein Apotheker ausgeben. Wenn der nach der Reform nur noch einmal pro Woche vor Ort sei, bekämen die Patienten Betäubungsmittel zum Beispiel nur noch dienstags, schildert Overwiening im Bericht mögliche Folgen. Am Bedarf der Patienten und Patientinnen gehe »das völlig vorbei«, kritisiert sie.
Infolge der Reform befürchte die Apothekerschaft einen massiven Stellenabbau, führt Overwiening weiter aus. Sie warnt davor, dass Inhaber, die finanziell unter Druck stünden, nach Inkrafttreten des Gesetzes angestellte Apothekerinnen und Apotheker entlassen könnten. Denn die Zeiten, in denen man mit einer Apotheke sehr gut verdient habe, seien vorbei. Laut Verbandszahlen machten zehn Prozent der Apotheken mittlerweile Verluste. Als Gründe führt Overwiening im Bericht gestiegene Kosten an. »Alles ist in den letzten Jahren teurer geworden, die Mieten, die Energie, die Personalkosten. Nur unser Honorar ist gleich geblieben«, moniert die ABDA-Präsidentin.
Doch statt wie von der ABDA gefordert das Honorar anzuheben, damit sich der Betrieb einer Apotheke wieder lohne, wolle Lauterbach das Honorar mit seiner Reform lediglich umverteilen. An günstigen Medikamenten sollen Apotheker den Plänen zufolge künftig etwas mehr verdienen, an teuren weniger. Damit wolle der Minister insbesondere den Landapotheken helfen. Dahinter stehe die Vermutung, dass Apotheken in ländlichen Regionen vor allem preiswerte Antibiotika verkaufen, kaum teure Krebsmittel. Laut Overwiening ist das »zu pauschal gedacht«, auch in Apotheken auf dem Land lagerten teure Medikamente im Kühlschrank.
Eine Absage erteilte Overwiening laut Bericht auch Vorstellungen der Kassen, die sich auf dem Land auch das Aufstellen von Automaten als Ergänzung der Vor-Ort-Apotheken vorstellen könnten. Die ABDA-Präsident bezeichnete dies als »ein Horrorszenario«. Ein Automat könne weder den Blutdruck messen noch impfen. Er frage auch nicht, welche Medikamente Patienten sonst noch nähmen. Und eine Rezeptur gebe es dann auch nicht mehr, warnt sie im Beitrag.