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Phase-II-Studie
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Orale HIV-Therapie einmal wöchentlich für bessere Adhärenz

Für die zuverlässige Unterdrückung der Viruslast bei HIV-Patienten ist die einmal tägliche Gabe einer Zweier- oder Dreierkombination Standard. In einer Phase-II-Studie wurde nun die Gleichwertigkeit einer oralen Kombi aus Islatravir plus Lenacapavir geprüft.
AutorKontaktDaniela Hüttemann
Datum 30.12.2025  16:20 Uhr

An der von Gilead Sciences gesponserten Phase-II-Studie nahmen 104 Patientinnen und Patienten mit HIV-1 teil, die bislang eine ausreichende Viruskontrolle mit der Dreierkombination Bictegravir, Emtricitabin, Tenofoviralafenamid (50/200/25 mg) einmal täglich erreicht hatten. Die Hälfte der Teilnehmenden behielt diese Therapie bei, während die andere Hälfte nach einer Loading Dose zu Beginn Islatravir (2x 1-mg-Tablette) und Lenacapavir (1x 300-mg-Tablette) einmal wöchentlich erhielt. Die Beobachtungszeit der Open-Label-Studie betrug 48 Wochen; dann konnten alle Teilnehmenden in einer Erweiterungsphase auf eigenen Wunsch in die Islatravir/Lenacapavir-Gruppe wechseln, bis das Produkt zur Marktreife gelangt.

Primärer Endpunkt der Studie war eine Viruslast unter 50 Kopien pro Milliliter nach 24 Wochen. Das erreichten alle Patienten mit dem herkömmlichen Regime und bis auf einen Patienten auch alle in der Gruppe mit der neuen Kombination. Nach 48 Wochen hatten 94,2 Prozent der Islatravir/Lenacapavir-Gruppe eine Viruslast unter 50 Kopien/ml und 92,3 Prozent der Bictegravir/Emtricitabin/Tenofoviralafenamid-Gruppe.

In der Islatravir/Lenacapavir-Gruppe brachen zwei Teilnehmende die Studie vor Woche 24 ab, allerdings aufgrund unerwünschter Ereignisse, die nicht mit der HIV-Medikation in Zusammenhang stand. Es wurden keine schweren Nebenwirkungen beobachtet. Die Lymphozyten- und CD4+-T-Zell-Zahlen waren vergleichbar.

Einmal wöchentliche Einnahme soll Adhärenz steigern

Damit zeigte sich ein vergleichbares Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil. Die Daten wurden kurz vor Weihnachten im Fachmagazin »Annals of Internal Medicine« veröffentlicht. Einmal wöchentlich oral einzunehmendes Islatravir plus Lenacapavir habe das Potenzial, Probleme bei der Einhaltung der täglichen HIV-1-Behandlung zu lösen, so das Autorenteam um Dr. Amy E. Colson von der Community Resource Initiative, Boston, und dem Cambridge Health Alliance, Cambridge, Massachusetts.

Lenacapavir wurde diesen September unter dem Namen Yeytuo® in der EU zur HIV-Präexpositionsprophylaxe zugelassen, ist allerdings in Deutschland noch nicht auf den Markt gekommen. In dieser Indikation wird der Wirkstoff einmal pro Halbjahr subkutan injiziert, wobei initial auch in der Einleitungsphase an den ersten zwei Tagen zwei 300-mg-Tabletten genommen werden. Lenacapavir bindet an die Monomere des HIV-Kapsids und stört so dessen Funktion und damit die Replikation. Bereits seit einigen Jahren ist der Wirkstoff in Kombination mit anderen antiretroviralen Arzneistoffen zur Behandlung von Erwachsenen mit einer multiresistenten HIV-1-Infektion zugelassen, wenn kein anderes supprimierendes antivirales Regime zusammengestellt werden kann. Allerdings ist auch dieses Präparat (Sunleca®) nicht in Deutschland auf dem Markt.

Islatravir hat eine etwas ungewöhnliche Geschichte, die mit Sojasoße zu tun hat. Dieser Arzneistoff ist weltweit noch nicht auf dem Markt. Es handelt sich um einen neuartigen nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Translokations-Inhibitor (NRTTI), der die RT auf mindestens drei verschiedene Wege hemmt (sofortige und verzögerte Ketten­blockade, Mismatches). Zur Virussuppression sind nur niedrige Konzentrationen nötig. Der Wirkstoff wird in verschiedenen Kombinationen geprüft; mit Doravirin bereits in Phase III.

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