Opioide nicht wirksamer als Placebo bei Rückenschmerzen |
Daniela Hüttemann |
29.06.2023 18:00 Uhr |
Jetzt bloß nicht schonen: Bei Rückenschmerzen ist es wichtig, in Bewegung zu bleiben. Dazu können leichte Schmerzmittel wie NSAR genommen werden. / Foto: Getty Images/Halfpoint Images
Nicht selten werden Opioide wie Tramadol und Tilidin bei Rückenschmerzen, der häufigsten Schmerzart in Deutschland und anderen Industrieländern, verschrieben. Gemäß Leitlinien sollten sie nur zum Einsatz kommen, wenn andere Schmerzmittel versagt haben. Laut einer aktuellen Veröffentlichung im Fachjournal »The Lancet« suggerieren die internationalen Daten aber, dass es in der Praxis anders aussieht und etwa 40 Prozent der Menschen mit Rückenschmerzen Opioide verordnet bekommen. Bei Patienten, die aufgrund ihrer Schmerzen ins Krankenhaus gehen, sind es sogar zwei Drittel.
Abgesehen von den zahlreichen Nebenwirkungen besteht jedoch bekanntermaßen ein großes Abhängigkeits- und Missbrauchspotenzial. Der Einsatz wäre also nur gerechtfertigt, wenn Opioide wenigstens zweifelsfrei die Rückenschmerzen beseitigen. Doch daran bestehen Zweifel, die nun durch die neuen Studiendaten bestätigt werden.
»Bei Schmerzen im unteren Rücken und Nacken haben die vorhandenen Erkenntnisse über die Wirksamkeit opioider Schmerzmittel bisher nur bescheidene Auswirkungen auf die Schmerzwerte in chronischen Populationen gezeigt und beschränken sich auf Studien mit kurzer Nachbeobachtungszeit«, fasst das Autorenteam von der Universität Sydney (Australien), der University New South Wales (Australien), dem The George Institute for Global Health (Australien) und Erasmus MC (Niederlande) zusammen.
Dies sei die erste randomisierte, verblindete, placebokontrollierte Studie, in der Sicherheit und Wirksamkeit von Opioiden bei akuten Kreuz- und Nackenschmerzen mit einer Nachbeobachtungszeit von bis zu einem Jahr untersucht wurde. Daran nahmen 347 Patienten an 157 Standorten in Australien zwischen 2016 und 2021 teil. Sie litten bereits seit bis zu zwölf Wochen unter Rücken- oder Nackenschmerzen oder beidem.
Sie bekamen nun für bis zu sechs Wochen ein Placebo oder Opioid (Oxycodon-Naloxon, bis zu 20 mg Oxycodon täglich, Tabletten mit verzögerter Wirkstofffreisetzung) verordnet. Dann wurden Schmerz-Intensität auf einer Zehn-Punkte-Skala und Nebenwirkungen erfasst; das Ganz eine Jahr später noch einmal. Auch die Empfänglichkeit für einen Opioid-Missbrauch wurde untersucht. In die Auswertung flossen die Daten von 151 Teilnehmenden aus der Opioid- und 159 aus der Placebogruppe ein.