PZ Nachrichten |
14.12.1998 00:00 Uhr |
14.12. Sondennahrung ab 1999 Kassenleistung
PZ. 100.000 Schwerkranke können
aufatmen, und es ist auch eine gute Nachricht für die Apotheker: Sondennahrung bleibt im
Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Im Vorschaltgesetz zur
Gesundheitsreform 1999 (Solidaritätsstärkungsgesetz) ist das erstmals klipp und klar
festgeschrieben worden. Paragraph 31 Sozialgesetzbuch V wird entsprechend ergänzt.
Politische Beobachter in Bonn erwarten, daß der Bundesrat am nächsten Freitag dem Gesetz
zustimmen wird, so daß es mit Wirkung zum 1. Januar 1999 in Kraft treten kann. Die
gesetzliche Klarstellung war nach einem Urteil des Bundessozialgerichts (BSG) vom Dezember
1993 erforderlich geworden. Das BSG hatte entschieden, daß Sondennahrung nicht zum
GKV-Leistungskatalog gehöre, da es sich nicht um Arzneimittel, sondern um Nahrungsmittel
handele (Aktenzeichen: 1 RK 23/95). Mit der Gesetzesänderung ist diese Einschränkung
jetzt vom Tisch. Die Zuzahlung beträgt 8 DM je Verordnung. Nach dem Willen des
Gesetzgebers soll Sondennahrung grundsätzlich weiter über Apotheken vertrieben werden.
Aber auch andere Vertriebswege sollen erhalten bleiben.
14.12 Tuberkulose in Deutschland
rückläufig
dpa. Die Zahl der Tuberkulosefälle ist in
Deutschland leicht zurückgegangen. Wurden vor zwei Jahren 11.814 Erkrankungen
registriert, waren es im vergangenen Jahr mit 11.163 Fällen 5,5 Prozent weniger. Das
teilte das Robert-Koch-Institut Berlin am Montag in seinem Epidemiologischen Bulletin mit.
Rund 65 Prozent der Erkrankten waren Deutsche und etwa 35 Prozent Ausländer, die
allerdings zum größeren Teil schon länger in Deutschland lebten. Die Ausländer kämen
vor allem aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion, asiatischen Ländern und dem
ehemaligen Jugoslawien, 9,5 Prozent der Kranken waren Asylbewerber und 5,6 Prozent
Spätaussiedler. 8,4 Prozent der Erkrankten hätten eine Restistenz gegen gebräuchliche
Tuberkulose-Präparate entwickelt.
14.12. Vitamin E gentechnisch
angereichert
dpa. Amerikanische Forscher
sind bei ihrer Suche nach einer Möglichkeit fündig geworden, den Vitamin-E-Konsum der
Bevölkerung "natürlich" zu steigern. Vitamin E schützt nach den Ergebnissen
etlicher Studien vor Herz- und Kreislauferkrankungen, dazu vor bestimmten Krebsarten und
verlangsamt offenbar auch den Altersprozeß. Die Wirkung des Vitamins beruht vor allem auf
dessen Fähigkeit, den schädlichen Oxidationsprozeß in Körperzellen zu hemmen. David
Shintani und Dean DellaPenna von der Universität von Nevada in Reno isolierten das für
die Produktion von Tocopherol (Vitamin E) verantwortliche Gen Tocopherol-Methyltransferase
(TMT). Mit einem gentechnologischen Trick gelang es ihnen, die Aktivität des TMT-Gens in
Pflanzen mit natürlichem Vitamin-E-Anteil anzukurbeln. Durch das Verfahren wurde der
Gehalt des wichtigen Vitamins in den Samen der Pflanzen um das Neunfache gesteigert,
berichten die Forscher in der jüngsten Ausgabe von Science (Bd. 282, S. 2098). In
westlichen Ländern werden etwa 60 Prozent des Vitamin-E über pflanzliche Speiseöle wie
Sojabohnenöl und Maisöl aufgenommen. Sollte es gelingen, die TMT-Aktivität von Soja und
Mais durch einen Gentrick zu steigern, könnte die Bevölkerung die Aufnahme des
gesundheitsfördernden Vitamins auch ohne entsprechende Tabletten entscheidend steigern.
11.12. Änderung im
Kündigungsschutz ab 1999
PZ. Ab 1. Januar 1999 haben wieder alle
Arbeitnehmer Anspruch auf volle Lohnfortzahlung im Krankheitsfa11 und bei notwendigen
Kuren. Gleichzeitig entfällt die bislang mögliche Anrechnung von Krankheitstagen auf den
Urlaub. Bei der Bemessung der Entgeltfortzahlung werden jedoch Überstunden nicht mehr
berücksichtigt. Das hat der Deutsche Bundestag mit den Stimmen der Koalition in zweiter
und dritter Lesung beschlossen. Im verabschiedeten "Gesetz zu Korrekturen in der
Sozialversicherung und zur Sicherung der Arbeitnehmerrechte" ist außerdem der
Kündigungsschutz für Beschäftigte in kleinen Unternehmen ausgedehnt worden. Das
Kündigungsschutzgesetz gilt jetzt wieder für alle Betriebe, in denen mehr als fünf
Arbeitnehmer tätig sind. Die abgewählte Regierung hatte die Schwelle auf zehn
Beschäftigte angehoben. Bei der Feststellung der Arbeitnehmerzahl gibt es eine Änderung:
Künftig werden alle Beschäftigte, deren wöchentliche Arbeitszeit nicht mehr als 20
Stunden beträgt, einheitlich mit 0,5 berücksichtigt. Außerdem sind die Einschränkungen
der Sozialauswahl bei betriebsbedingten Kündigungen weitgehend zurückgenommen worden.
Aktuell gelten dabei nur drei Kriterien: Dauer der Betriebszugehörigkeit, Lebensalter und
Unterhaltspflichten des Arbeitnehmers. Künftig muß der Arbeitgeber wieder umfassend
soziale Gesichtspunkte berücksichtigen. Dazu gehören eine Berufskrankheit, ein im
Betrieb erlittener unverschuldeter Arbeitsunfall und eine Schwerbehinderung.
11.12. Zeneca und Astra
fusionieren
vwd. In Europa entsteht ein
weiterer Pharmagigant. Wie erwartet haben am Mittwoch die Zeneca Group plc, London, und
die Astra AB, Södertälje, ihren Zusammenschluß bekanntgegeben. Die Transaktion werde
als "Merger-of-Equals" organisiert und solle drei Jahre nach Abschluß der
Fusion zu Einsparungen von 1,1 Milliarden Dollar führen, erklärten die Unternehmen. An
der neuen Gesellschaft sollen die Aktionäre von Zeneca mit 53,5 Prozent beteiligt werden,
diejenigen von Astra mit 46,5 Prozent. Die Marktkapitalisierung des fusionierten
Unternehmens werde bei 67 Milliarden Dollar liegen, hieß es. Der kombinierte
Pro-Forma-Umsatz wurde mit 15,9 Milliarden Dollar und der Gewinn vor Steuern mit 3,5
Milliarden Dollar. Die neue Gesellschaft firmiert als AstraZeneca. Sitz ist in London, die
Forschungs- und Entwicklungsarbeit wird zum größten Teil in Schweden geleistet. Das neue
Unternehmen wird seinen Schwerpunkt nach Angaben von Analysten im Bereich Onkologie sowie
Asthma- und Ulcustherapie legen.
10.12. Asthma weltweit auf dem
Vormarsch
dpa.Asthmatische Krankheiten breiten sich
nach Angaben von Experten immer stärker aus. Weltweit werden pro Jahr 150 Millionen
Fälle diagnostiziert, so Mediziner während einer ersten internationalen Asthma-Konferenz
in Barcelona. Am stärksten seien Großstädter in hochentwickelten Industriestaaten
betroffen. Ob die Zunahme der Atemwegserkrankung mit "westlichen Lebensstil"
korreliere, sei noch nicht erforscht. Nach einer Studie der US-Forscherin Sonia Buist
verdoppelte sich in EU-Staaten von 1966 bis 1971 die Zahl der Asthmatiker. Der belgische
Mediziner Paul Vermeire wies in Antwerpen nach, daß Bewohner der Innenstadt häufiger an
Asthma litten als die der Randgebiete.
10.12. Fischer: Festbeträge
Vorbild für Europa
PZ. Der deutsche Arzneimittelmarkt ist nach
Einschätzung des Bundesgesundheitsministeriums im internationalen Vergleich
"leistungsstark und versorgungsgerecht". Anläßlich des dritten "Bangemann
Round Tables" zur Pharmapolitik in Paris erklärte Andrea Fischer am Donnerstag in
Bonn, das deutsche Festbetragssystem finde im EU-Ausland zunehmend Anerkennung. Die
EU-Kommission habe in einer neuen Mitteilung den Mitgliedstaaten nahegelegt, schrittweise
auf staatliche Preisfestsetzungsmaßnahmen zu verzichten. Statt dessen plädiere die
Kommission für andere Steuerungsinstrumente, beispielsweise Festbeträge sowie Positiv-
und Negativlisten. Offensichtlich werde inzwischen verstanden, daß Festbeträge "ein
faires Regelungsinstrument sind", meint die Ministerin. Das Angebot an Generika in
der Bundesrepublik hat nach Einschätzung Fischers mit einem Anteil von knapp 40 Prozent
am GKV-Markt eine in der EU "einmalige Marktbreite". "Umfassende
Patientenversorgung zu tragbaren Preisen verbinden sich so in nahezu idealer Weise mit
marktwirtschaftlich orientierten Regelungen", findet die bündnisgrüne Politikerin.
09.12. Kombi-Augentropfen bei
Glaukom
PZ. Seit Mitte November steht ein neues
Kombinationspräparat zur Behandlung des Glaukoms zur Verfügung. Bei Patienten, die auf
eine Betablockertherapie nicht ausreichend ansprechen, kann der Augeninnendruck durch die
Kombination (Dorzolamid 20 mg plus Timolol 5 mg in 1 ml Lösung; Cosopt® nochmals um bis
zu 5,8 mmHg gesenkt werden. Der Carboanhydrase-II-Hemmer Dorzolamid verbessert die
okuläre Blutzirkulation und damit die Sauerstoffversorgung sowie das Gesichtsfeld
unabhängig von der Drucksenkung. Daß Dorzolamid tatsächlich am hinteren Augenpol
ankommt, wurde kürzlich am Schweineauge nachgewiesen, berichtete Dr. Karl-Heinz Datum vor
Apothekern und Journalisten. Nach Applikation des Wirkstoffs stieg die
Sauerstoffkonzentration am Sehnerv. Datum sieht die Kombi-Augentropfen vor allem bei
Patienten mit hohem intraokulären Druck und vaskulären Risikofaktoren indiziert.
© 1997 GOVI-Verlag
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