PZ Nachrichten |
07.12.1998 00:00 Uhr |
08.12. Inkontinenz: Anticholinergika
sinnvoll
PZ. Vier bis fünf Millionen
Menschen leiden in Deutschland an einer Harninkontinenz. Etwa die Hälfte könnte von
einem Anticholinergikum profitieren. Mit dieser Therapie könnten jährlich etwa 500
Millionen DM gespart werden, sagte Dr. Andreas Wiedemann vom Marienhospital in
Gelsenkirchen vor der Presse. In einer Anwendungsbeobachtung mit 2034 mobilen Patienten
wurden die Kosten für aufsaugende Hilfsmittel, Medikamente, Tees und Hautpflegemitteln
vor und nach vierwöchiger Therapie mit zweimal täglich 20mg Trospiumchlorid geschätzt.
Der Bedarf sank deutlich: 26 Prozent der Patienten konnten auf Vorlagen und Netzhosen
verzichten, 71 Prozent brauchten keine Hautpflegemittel mehr. Es ergab sich eine
Nettoeinsparung von 7,60 DM pro Patient und Woche. Ein ähnliches Ergebnis lieferte eine
Untersuchung mit 131 Patienten, die an Dranginkontinenz und Reizblasensymptomatik litten.
Hier betrug die Nettoeinsparung 6,1 0DM pro Patient und Woche.
07.12. Leichter Überschuß bei
GKV in Sicht
PZ. Die gesetzliche
Krankenversicherung (GKV) wird das laufende Jahr bei 250 Milliarden DM Gesamtausgaben mit
einem Überschuß von vermutlich zwei Milliarden DM abschließen. Das ergibt sich nach
übereinstimmender Einschätzung von Regierung und Opposition aus den jetzt vorliegenden
Rechnungsergebnissen der ersten drei Quartale 1998. Darin wird zwar noch ein Defizit von
0,9 Milliarden DM ausgewiesen. Im vierten Quartal ist aber aufgrund von Sonderzahlungen an
die GKV-Mitglieder zum Jahresende erfahrungsgemäß mit deutlich höheren
Beitragseinnahmen zu rechnen. Die GKV-Leistungsausgaben je Mitglied sind in den ersten
drei Quartalen 1998 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,1 Prozent gestiegen
(Westdeutschland: +1,4 Prozent, Ostdeutschland: -0,1 Prozent). Die beitragspflichtigen
Einnahmen nahmen um 1,6 Prozent zu (West +1,9 Prozent, Ost -0,3 Prozent). Die GKV-Ausgaben
für Arzneimittel expandierten nach den Angaben des Ministeriums je Mitglied bundesweit um
1,8 Prozent. Im Westen expandierten sie überdurchschnittlich um 2,7 Prozent, während sie
in den neuen Ländern um 1,8 Prozent zurückgingen.
07.12. BVMed hilft Kliniken bei
Jahr-2000
PZ. Mit eine Checkliste will der
Bundesfachverband Medizinprodukteindustrie Krankenhäuser davor bewahren, daß zum
Jahrtausendwechsel Aufzüge steckenbleiben oder EDV-gesteuerte Systeme auf
Intensivstationen ausfallen. Alle elektronisch gesteuerten Systeme in Krankenhäusern
könnten von dem Problem betroffen sein, teilte der Bundesfachverband (BVMed) in Wiesbaden
am Montag mit. Dazu gehörten Telefonanlagen, Heizungssysteme, aber auch
Überwachungseinrichtungen im OP. Der Wechsel ins Jahr 2000 kann ältere Computersysteme
zum Absturz bringen, deren interner Kalender die Jahreszahl nur zweistellig erfaßt.
Solche Systeme springen dann von 99 auf 00 um, was als 1900 interpretiert werden kann.
Krankenhäuser müßten bei dem Problem besonders sensibel sein.
07.12. EU-Ausschuß für Verbot
von Tierantibiotika
vwd. Ein Vorschlag von
EU-Agrarkommissar Franz Fischler zum Verbot von vier Antibiotika in Tierfutter ist
mehrheitlich von EU-Wissenschaftlern unterstützt worden. Aus der Umgebung von Fischler
verlautet am vergangenen Mittwoch, daß im Ständigen Ausschuß für Futtermittel bei der
Europäischen Kommission zehn Vertreter der EU-Staaten - darunter Deutschland - den
Vorschlag unterstützen, aus Gesundheitsgründen vier Antibiotika von der Liste
zugelassener Tierfutter-Zusatzstoffe zu streichen. Wie es hieß, will Fischler seinen
Vorschlag beim Rat am 14./15. Dezember einbringen. Für eine Annahme reiche eine einfache
Mehrheit. Demnach würden die Antibiotika Spiramycin, Virginiamycin, Tylosin-Phosphat und
Bacitracin-Zink von 1. Januar 1999 an auf den Index gesetzt.
04.12. Genvariante beschleunigt
Aidsausbruch
dpa. Wie schnell ein HIV-Infizierter
an Aids erkrankt, ist auch genetisch determiniert. Eine bestimmte Mutation führt schon in
der Hälfte der durchschnittlichen Zeit zur Erkrankung. Das haben Wissenschaftler in einer
Studie mit 2603 Aids-Patienten in fünf Kliniken der USA entdeckt. Die Forscher berichten
über die erste bisher bekannte Gen-Variante, die den Zusammenbruch des Immunsystems durch
HIV fördert, im US-Fachjournal "Science" (Bd. 282, S.1907). Die Variante CCR5P1
kommt überraschenderweise am selben Gen vor, das sich bisher einen Namen als Schutzengel
für HIV-Infizierte gemacht hatte. Bestimmte Varianten des CCR5-Gens wie auch des
verwandten CCR2-Gens können die Folgen der HIV-Infektion verzögern und die Entwicklung
von Aidssymptomen aufhalten. Bei denjenigen, die die ungünstige Variante von beiden
Eltern geerbt habe (CCR5P1/P1), die Immunschwächekrankheit Aids im Durchschnitt schon
nach dreieinhalb Jahren ein.
04.12. Ministerium warnt vor
Psorigon
PZ. Vor möglichen Gesundheitsschäden bei
der Anwendung bestimmter Chargen der Hautpflegeserie Psorigon hat das
schleswig-holsteinische Gesundheitsministerium gewarnt. Wie das Ministerium am Donnerstag
in Kiel mitteilte, enthalten die Präparate verschreibungspflichtiges Tretinoin. Tretinoin
kann die Haut stark reizen. Die Produkte dürfen keinesfalls in der Schwangerschaft
verwendet werden, da sie den Embryo schädigen können. Betroffen ist das Produkt Skin
Regenerator mit der Zusatzbezeichnung Skin Repair plus C (Ch.-B.: 85-201/05C). Ebenfalls
gewarnt wird vor den Präparaten Psorigon Skin Regenerator und Psorigon Body Lotion
(Ch.-B.: 88-201/07EU, 84-202/02, 87-202/03 EU und 080203). Das Ministerium fordert
Verbraucher auf, die gekauften Produkte zurückzugeben. Erst vor einigen Wochen wurden
Verbraucher vor anderen Chargen von Psorigon gewarnt.
04.12 BPI erwartet Änderung im
Vorschaltgesetz
PZ.Der Entwurf des Vorschaltgesetzes
zur Gesundheitsreform wird nach Einschätzung des Bundesverbandes der Pharmazeutischen
Industrie (BPI) noch modifiziert. Der Grund: Die neuen Bundesländern wollen nach
BPI-Informationen die am Mittwoch beschlossenen Änderungen beim Arzneimittelbudget nicht
mittragen. Das habe der Staatssekretär im brandenburgischen Gesundheitsministerium
Schirmer in einem Gespräch mit dem BPI gesagt. Demnach wollen die neuen Länder eine
getrennte Regelung für West- und Ostdeutschland durchsetzen. Hintergrund dieser
Marschrichtung ist, daß der Pro-Kopf-Verbrauch an Medikamenten im Osten höher als in den
alten Ländern ist. Eine Budgetregelung auf Basis gesamtdeutscher Durchschnittswerte
könnte deshalb in den neuen Ländern teilweise zu erheblichen Problemen bei der
Arzneiversorgung führen, wird befürchtet.
04.12. Arme Menschen sterben
früher
dpa. Arme Menschen ohne
soziale Absicherung haben nach Erkenntnissen der Berliner Ärztekammer eine sieben Jahre
geringere Lebenserwartung. Mittellose Personen kämen nicht in Genuß der gesundheitlichen
Leistungen und würden häufiger krank, sagte der Präsident der Ärztekammer Berlin,
Ellis Huber, am Freitag in Berlin zu Beginn des vierten bundesweiten Kongresses Armut und
Gesundheit. "In Deutschland leben bis zu 20 Prozent der Menschen in sozialer
Not", sagte Johannes Spatz, Sprecher des Vorstandes Gesundheit in Berlin. Dazu
gehörten Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, illegale Flüchtlinge, Obdachlose und
Menschen in Altersarmut.
03.12 Die aktuellen Änderungen
im SolG
PZ. Nach heftigen Auseinandersetzungen
zwischen SPD-Fraktion und dem Bundesgesundheitsministerium in einer internen Sitzung des
Gesundheitsausschusses des Bundestages gab es doch noch Einigung. Und dabei änderten
insbesondere die SPD einige wichtige Änderungsvorschläge zum Entwurf des
Solidaritätsstärkungsgesetzes (SolG). Die Entscheidungen im Arzneimittelbereich: Es gilt
das Arzneimittelbudget von 1996 plus einem Zuschlag von 7,5 Prozent. Wenn Kassenärztliche
Vereinigungen zur damaligen Zeit kein Budget hatten, legt die zuständige
Aufsichtsbehörde das Budget fest. Sie kann dann auch die in den Vorjahren nicht
vorgenommenen Budgetanpassungen nachholen, um eine Benachteiligung der Ärzte in diesen
Regionen zu vermeiden. Das Aufsichtsamt ist zu einem Teil auf Schätzungen angewiesen, die
eventuell Rechtsstreitigkeiten nach sich ziehen. Darum wird festgelegt, daß eine Klage
keine aufschiebende Wirkung hat. Nach vorläufigen Berechnungen dürfte das
Arzneimittelbudget bei insgesamt 38,6 Milliarden DM liegen. Im ersten Entwurf des Gesetzes
war festgelegt worden, die Festbeträge der Stufe I im unteren Drittel der Produktepreise
anzusiedeln. Nun ist daraus eine Kannbestimmung geworden, allerdings für alle drei
Festbetragsstufen. Die Zuzahlungen für Arzneimittel bleiben bei 8, 9 und 10 DM je
Packungsgröße.
02.12. Geringes Risiko bei
Narkosen
dpa. Das Risiko einer tödlich
verlaufenden Narkose nimmt in Deutschland stark ab. Wie Professor Dr. Hugo Van Aken am
Mittwoch beim 30. Münsteraner Anästhesie-Symposium mitteilte, starb im vergangenen Jahr
nur noch einer von 250.000 Patienten an den Folgen einer Narkose. 1985 war die Zahl nach
Angaben des Wissenschaftlers noch 25mal so hoch. Die Fortschritte seien vor allem auf die
verbesserte Ausbildung der Anästhesieärzte zurückzuführen. "Wenn Krankenhäuser
jetzt versuchen, in diesem Bereich Personalkosten einzusparen, wird das Risiko aber wieder
steigen", warnte Van Aken. 80 Prozent der Zwischenfälle seien auf menschliches
Versagen zurückzuführen. In ganz Deutschland werden jährlich rund sieben Millionen
Anästhesien angewandt.
02.12 Gute Noten für Beratung
in Apotheken
PZ. Für die meisten Menschen
ist die Apotheke weit mehr als eine Rezept-Einlöse-Stelle. Rund zwei Drittel der
Deutschen kaufen auch ohne ärztliche Verordnung Produkte in einer Apotheke. Das ist das
Ergebnis einer repräsentativen bundesweiten Umfrage, die der Deutsche Apothekerverband am
1. Dezember in Düsseldorf vorstellte. Fast jeder zweite Befragte habe die Apotheke als
wichtige Informationsquelle für Gesundheitsprodukte genannt, sagte Dr. Andreas Kaapke vom
Kölner Institut für Handelsforschung, das die Studie im Auftrag des DAV ausgeführt
hatte. Insgesamt wurden 7575 Menschen in der gesamten Bundesrepublik befragt. Besonders
gut schnitten die Pharmazeuten bei der Beratung ab. Auf einer Skala von 0 (schlechte
Beratung) bis 5 erhielten sie durchschnittlich den Wert 4,7. Nach den Aussagen der
Befragten sei die Qualität der Beratung auch das wichtigste Kriterium für die Auswahl
einer Apotheke.
02.12 Verstopfung durch Arzneimittel
PZ. Viele Arzneistoffgruppen haben
obstipierende Begleiteffekte: Daran sollte man im Offizinalltag denken und die wichtigsten
"Verdauungshemmer" gedanklich parat haben, um Nebenwirkungen aufzudecken. Eine
Eselsbrücke: Grundsätzlich können alle Arzneistoffgruppen, die mit der Silbe
"An" beginnen, obstipierend wirken. Das sind beispielsweise Analgetika,
Anticholinergika, Antidepressiva (besonders trizyklische) ; Antikonvulsiva,
Antiepileptika, Antacida, Antiarrhythmika, Anionenaustauscher wie Colestyramin
Antihypertonika (besonders Clonidin, Verapramil), Antiparkinson-Mittel, (anticholinerge,
antidopaminerqe), außerdem Codein oder Opiat-haltige Husten- und Schmerzmittel sowie
Diuretika. Lösen Medikamente Verdauungsprobleme bei geriatrischen Patienten aus, wird man
in den meisten Fällen um ein Abführmittel nicht umhinkommen.
© 1997 GOVI-Verlag
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