PZ Nachrichten |
30.11.1998 00:00 Uhr |
01.12. Erste Grippe-Erkrankungen gemeldet
dpa. Experten melden erste Grippefälle dieses Winters in
Deutschland. Die ersten Grippe-Erkrankungen dieses Winters hat
die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) gemeldet, "Wir haben
einige Fälle in Hessen und einen Fall in Bayern registriert, bei
denen das Influenza-Virus Typ A nachgewiesen wurde", sagte
AGI-Sprecher Michael Köllstadt am Montag der dpa in Marburg.
Nachdem nun auch die ersten Grippe-Viren isoliert worden seien,
rechne die AGI in den nächsten ein bis zwei Wochen mit
Grippewellen in einigen deutschen Regionen. Eine Grippe-Epidemie
deute sich aber nicht an. Immer noch sei es Zeit für
Risikogruppen, etwa immungeschwächte, ältere Menschen, sich gegen
die Virus-Grippe impfen zu lassen, sagte der Grippe-Experte.
30.11.Neuropeptid steuert die Lust auf Alkohol
dpa. Der eine neigt zu Alkoholismus, der andere kann Bier oder
Schnaps nicht einmal riechen: Wesentlichen Anteil daran hat
vermutlich das Neuropeptid Y. Das geht aus Tierversuchen hervor,
deren Ergebnisse Todd Thiele und seine Mitarbeiter von der
University of Washington in Seattle, USA, kürzlich in Nature
veröffentlichten. Bei ihren Untersuchungen verwendeten die
Wissenschaftler Mäuse, die kein Neuropeptid Y mehr besaßen. Ohne
unter äußeren Zwang gesetzt zu sein, tranken diese Mäuse doppelt
soviel Alkohol wie die Mäuse der gesunden Kontrollgruppe.
Außerdem brauchten sie viel weniger Schlaf, um sich von ihrem
Rausch zu erholen. Bei einem umgekehrten Versuch mit Mäusen, die
mehr als die normale Menge des Neuropeptids besaßen, trat das
Gegenteil ein. Sie hatten einen sehr viel geringeren Hang zum
Alkohol als Tiere der Kontrollgruppe, und sie brauchten länger,
um sich zu erholen. Wie das Neuropeptid die Lust auf Alkohol
steuert, ist allerdings noch unklar.
30.11. Mittelstand sieht sich vom GKV-SolG bedroht
PZ. Der pharmazeutische Mittelstand sieht sich ständig
existenz-bedrohenden Eingriffen durch die Gesundheitspolitik
ausgesetzt. Darauf hat heute in Bonn Peter Derwein vom
Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) hingewiesen.
Derwein sprach auf einer Pressekonferenz des "Aktionskreises
Mittelstand im Gesundheitswesen", der erstmals öffentlich
auftrat. Die Initiative von Verbänden der Ärzte, Zahnärzte und
Pharmaindustrie kritisiert das geplante Vorschaltgesetz zur
Gesundheitsreform. Apotheker sind in dem Aktionskreis noch nicht
mit von der Partie, jedoch sollen weitere Berufsgruppen zur
Mitarbeit angeregt werden. Durch die im
Solidaritatsstärkungsgesetz vorgesehenen Arzneibudgetierung seien
Rationierungen programmiert. Während große Unternehmen in andere
Bereiche - etwa den OTC-Markt - oder auf ausländische Märkte
ausweichen könnten, sei mittelständischen Herstellern das oft
nicht möglich. Sie seien häufig an den deutschen Markt und hier
nicht selten auf bestimmte Marktsegmente spezialisiert.
30.11.Aids-Epidemie weitgehend außer Kontrolle
dpa. Die Aids-Epidemie ist nach Einschätzung von Experten
weitgehend außer Kontrolle. "In diesem Jahr werden sich weltweit
5,8 Millionen Menschen mit dem Immunschwächevirus HIV infizieren
und 2,5 Millionen an Aids sterben", warnte der Leiter der
Aids-Arbeitsgruppe am Robert-Koch-Institut, Ulrich Marcus, am
Montag in Berlin. In Ländern des südlichen Afrika wie Botswana,
Namibia und Simbabwe seien 20 bis 26 Prozent der arbeitsfähigen
Bevölkerung infiziert. Ein weiterer Brennpunkt der Epidemie sei
Indien mit jetzt rund vier Millionen Infizierten. Relativ günstig
sehe die Situation in Deutschland aus, sagte Marcus anläßlich des
Welt-Aids-Tages am 1. Dezember. In der Bundesrepublik würden sich
jährlich 2000 bis 2500 Menschen neu anstecken. Dank besserer
Medikamente, die den Ausbruch von Aids hinausschieben, sei in den
vergangenen fünf Jahren die Zahl der Aids-Toten in Deutschland
von 2000 auf 800 jährlich gesunken. "Diese Zahl wird schon in den
nächsten zwei Jahren wieder steigen, weil die HI-Viren
Resistenzen gegen die Aids-Hemmer entwickeln", warnte Marcus.
Zufrieden äußerten sich Marcus und Etgeton über die
Präventionsarbeit in der Bundesrepublik. Die niedrigen Zahlen in
Deutschland seien ein Erfolg der gemeinsamen Anstrengungen von
Bundesregierung und Aids-Hilfe.
27.11. Scheurich Präparate nun von Strathmann
PZ. Die Strathmann-Gruppe hat gemäß eigenen Angaben die
Geschäftsanteile der E. Scheurich Pharma zum 15. November 1998
übernommen und das Unternehmen von Appenweier nach Hamburg
verlagert. Strathmann will sich durch den Erwerb im OTC-Vertrieb
neu orientieren, etwa durch eine Ausweitung des
Scheurich-Sortiments und Einrichtung eines kaufmännischen
Außendienstes zum 1. Januar 1999. Das Design der
Scheurich-Medikamente soll beibehalten bleiben, die
Bestelladresse ist nun aber dieselbe wie für die
Strathmann-Produkte. Für Scheurich Pharma in Appenweier bedeutet
dies das zweite Aus". Denn schon einmal, 1990, war das Schicksal
der deutschen Pharmafirma besiegelt. 1971 vom US-Konzern A. H.
Robins übernommen, geriet Scheurich in den Strudel dieses
bankrotten Unternehmens, das Anfang 1990 vom Konkurrenten
American Home übernommen wurde. Diesem Konzern wiederum gehörte
die Firma Much in Bad Soden an, die ihrerseits nun mit der
Aufgabe einer Integration von Scheurich Pharma und weiteren
Home-Töchtern in Deutschland - beispielsweise Wyeth Pharma,
Münster, und Efeka, Isenhagen, betraut war. Ein Umzug von
Scheurich nach Bad Soden sowie eine Fusion mit Much unter dem
Namen Much Pharma ab dem 1. Januar 1991 war bereits beschlossene
Sache. Es gelang jedoch dem Geschäftsführer von Scheurich,
Manfred Rübel, dies durch ein ManagementBuy zu verhindern.
Seitdem gehörte ihm das Unternehmen, das im 75. Jahr seines
Bestehens - 1987 - 220 Mitarbeiter in Appenweier beschäftigte.
Kurz vor der Übernahme durch Strathmann waren indes nur noch eine
Handvoll Mitarbeiter beschäftigt.
27.11. Vorschaltgesetz überflüssig
PZ. Der Entwurf des Solidaritätsstärkungsgesetzes ist nach
Einschätzung der Union überflüssig und sollte umgehend
zurückgezogen werden. Die vorgesehene Budgetierung gefährde die
Versorgungsqualität der Bevölkerung und zudem Tausende
Arbeitsplätze im Gesundheitswesen, sagte der
gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag,
Wolfgang Lohmannn, heute in Bonn. Das Gesetz sei nicht nötig, um
die Beitragssatzstabilität in der GKV 1999 zu gewährleisten,
betonte der Parlamentarier. Das hatten bei der Anhörung des
Gesundheitsausschusses in der vergangenen Woche die
Kassenvertreter übereinstimmend bestätigt. Das Vorschaltgesetz
ist demnach nur erforderlich, um rot-grüne Wahlversprechen
einzulösen. Nach den Ausführungen der Sachverständigen seien
diese "Geschenke" aber "zur Zeit nicht seriös und damit nicht
sicher gegenfinanziert". Die Finanzierungslücke bezifferte
Lohmann auf rund zwei Milliarden DM. So wisse zur Zeit niemand,
wieviel Geld den Kassen durch die Neuregelung der 620/520 DM-Jobs
zufließen werde, zumal die Neuregelung nun erst zum 1. April 1999
greifen solle. Zudem ist nach den Worten Lohmanns die vorgesehene
Entlastung der GKV-Arzneiausgaben in Höhe von 900 Millionen DM
durch die drastische Senkung der Festbeträge nicht realisierbar.
Nach Berechnungen der Krankenkassen werde dieser Einspareffekt im
nächsten Jahr nur bescheidene 60 bis 80 Millionen DM betragen.
27.11. Feigwarzen übers Immunsystem angehen
PZ. Imiquimod ist der erste Repräsentant einer neuen
Wirkstoffklasse, der sogenannten Immune Response Modifier.
Imiquimod (Aldara®) ist seit kurzem zur topischen Behandlung von
Feigwarzen, zugelassen. Anders als herkömmliche
Behandlungsverfahren zielt Imiquimod nicht auf eine chemische
oder mechanische Beseitigung der Kondylome ab. Es aktiviert
vielmehr gezielt das Immunsystem, das dann die zugrunde liegende
Infektion, induziert durch Papillomaviren (HPV), bekämpft.
Imiquimod wirkt somit indirekt kausal. Es aktiviert topisch
appliziert das lokale kutane Immunsystem. Es stimuliert lokal die
Produktion von Interferon A beziehungsweise von Zytokinen. Bei
sachgerechter Anwendung treten als Ausdruck der lokalen
Zytokininduktion leichte bis mäßig starke Anzeichen einer lokalen
Entzündungsreaktion auf. Diese korrelieren eng mit der
Heilungstendenz und sind als Zeichen der pharmakologischen
Wirkung zu interpretieren. Die Rezidivrate liegt bei 10 bis 15
Prozent und damit deutlich niedriger als unter allen anderen
Therapien, vermutlich weil Imiquimod die Viruslast drastisch
vermindert.
26.11. ZL-Leiterin will Vertrauen zurückgewinnen
PZ. Die zukünftige Leiterin des Zentrallaboratoriums Deutscher
Apotheker (ZL), Professor Dr. Helga Möller, will das hohe Renomée
des Institutes möglichst schnell wieder herstellen. Auf der
ZL-Mitgliederversammlung am 26. November in Eschborn, sagte
Möller, sie werde alles tun, um das Vertrauen der Industrie
zurückzugewinnen. Die ZL-Chefin wird am 1. Januar 1999 das Amt
übernehmen. Im Vordergrund der vertrauensbildenden Maßnahmen
müsse ein Qualitätsmangementsystem stehen, das unter anderem die
Validität der vom ZL ermittelten Daten garantiere. In der
Industrie habe es in jüngster Zeit kritische Stimmen zur
Unabhängigkeit des Institutes gegeben, berichtete die neue
Leiterin, die bis zur Jahresmitte bei Hoechst tätig war.
26.11. Sorge um Arbeitsplätze in Bayern
PZ. Einige tausend Arbeits- und Ausbildungsplätze in
bayerischen Apotheken sind nach Einschätzung der bayerischen
Berufsorganisationen durch das Solidaritätsstärkungsgesetz
ernsthaft bedroht. "Vor allem Frauen und ältere Angestellte
fürchten um ihren Arbeitsplatz", sagte Jutta Rewitzer vom
Kammervorstand vor der Presse. Auch die Patienten werden
Einschränkungen spüren: Allein in Bayern dürfen die Ärzte 1999
Arzneimittel im Wert von rund 600 Millionen DM nicht mehr
verordnen, ergänzte Kammerpräsident Johannes Metzger. "Das ist
Rationierung." Als unmoralisch und unsauber bezeichnete
Verbandschef Gerhard Reichert die Bonusregelung für Ärzte. In
einer Resolution, die am Vorabend bei einer Protestveranstaltung
von über 500 Apothekern einstimmig verabschiedet wurde, wenden
sich die bayerischen Kollegen in scharfer Form gegen das Gesetz
und das zu niedrig angesetzte Budget.
25.11. Hoechst: Fusion mit Rhone-Poulenc
dpa. Der Frankfurter Chemieriese Hoechst und die französische
Rhone-Poulenc wollen einen der weltweit größten Pharmahersteller
schmieden. Nach wochenlangen Spekulationen bestätigte die Hoechst
AG am Mittwoch, daß mit den Franzosen Verhandlungen über eine
Fusion des Gesundheits-, Ernährungs- und Agrarchemiegeschäftes
beider Unternehmen (Life Sciences) geführt werden. Zuvor hatte
Hoechst nach dpa-Informationen auch mit anderen Branchengrößen
einen möglichen Zusammenschluß sondiert. Über diesen eher
unverbindlichen Status sind die Kontakte mit Rhone-Poulenc aber
jetzt hinausgetreten. Als mögliches Modell gilt der
Zusammenschluß der Schweizer Chemiegiganten Ciba und Sandoz zu
einem Konzern unter dem Namen Novartis. Nach Informationen des
"Wall Street Journal" soll der Zusammenschluß bereits in der
kommenden Woche bekanntgegeben werden. Unter Berufung auf
Verhandlungskreise schreibt das US-Blatt, das Pharma- und
Agrarchemiegeschäft beider Konzerne werde in ein neues
Unternehmen eingebracht, das Hoechst und Rhone-Poulenc zu
gleichen Teilen gehören solle.
25.11. Neues Immunsuppressivum Basiliximab
PZ. Ein monoklonaler Antikörper, der den Interleukin-2-Rezeptor
blockiert, soll bei frisch Transplantierten die
Abstoßungsreaktion gegen das neue Organ unterdrücken. Seit
November ist der Wirkstoff Basiliximab (Simulect®, Novartis) zur
Behandlung von Menschen nach Nierentransplantationen zugelassen.
Mit der Zulassung für Herz- und Lebertransplantationen rechnet
der Basler Konzern im nächsten Jahr. Der chimäre monoklonale
Antikörper, der an die alpha-Kette des Interleukin-2-Rezeptors
bindet, habe sich in zwei Phase-III-Studien mit insgesamt 722
nierentransplantierten Patienten als effektiv erwiesen, sagte Dr.
Björn Nashan von der medizinischen Hochschule Hannover auf einer
Pressekonferenz des Herstellerunternehmens Novartis am 20
November in Freiburg. Die Patienten erhielten 40 mg Basiliximab
(je 20 mg am Tag 0 und 4) zusätzlich zur Standardtherapie mit
Ciclosporin und Steroiden. Bei den 363 Patienten aus der
Verumgruppe lag die Häufigkeit akuter Abstoßungen ein halbes Jahr
nach der Transplantation um 33 Prozent unter der Inzidenz der
Placebogruppe. Diese hatten lediglich die Standardtherapie aus
Ciclosporin und Steroiden erhalten, bilanzierte Nashan. Die
Verum-Patienten hätten zudem signifikant weniger Steroide
eingenommen. Nebenwirkungen und Infektionen unterschieden sich in
beiden Gruppen nicht.
25.11. Ungewöhnlich viele Lungenentzündungen
dpa. In Deutschland erkranken mehr Menschen als im November
üblich an einer Lungenentzündung. "In den vergangenen zwei Wochen
beobachten wir, daß die Zahl stark zugenommen hat", sagte der
Leiter der Arbeitsgemeinschaft Influenza, Helmut Uphoff am
Mittwoch in Marburg. Es handele sich dabei um die
Mykoplasma-Pneumonie, die alle vier Jahre verstärkt auftrete. Bei
jungen Menschen sei zudem eine grippeähnliche Atemwegserkrankung
beobachtet worden, bei der man noch nicht wisse, welcher Erreger
dahinterstehe. Von einer Grippewelle bleibe Deutschland jedoch
bislang verschont. Im vergangenen Jahr sind Uphoff zufolge 17 000
Menschen in Deutschland an einer Lungenentzündung gestorben.
Genaue Zahlen zur derzeitigen Krankheitswelle gebe es nicht. Die
Arbeitsgemeinschaft steht ständig in Verbindung mit rund 600
praktischen Ärzten, die ihr auffällige Krankheiten melden. Trotz
der kalten Witterung sind in diesem Herbst in Deutschland noch
keine Grippeviren registriert worden. Es sei auch keine Epidemie
in Sicht, sagt der Leiter des Nationalen Referenzzentrums für
Influenza, Rolf Heckler, in Hannover.
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