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10.11. Erfolgreiche Gentherapie bei Herzkranken
dpa. Mit gentherapeutischen Methoden kann offensichtlich
scheinbar unheilbar herzkranken Menschen geholfen werden. Eine
einzige Injektion mit dem VEGF-Gen ermöglichte den Patienten,
wieder ein normales Leben zu führen. Einige der neuen,
vielversprechenden Experimente wurden auf dem größten Herzkongreß
der Welt, den 71. Scientific Sessions des Amerikanischen
Kardiologenverbandes (AHA), in Dallas vorgestellt, der am
Mittwoch endet. AHA-Präsident Valentin Fuster (New York), nannte
sie "die aufregensten neuen Ansätze in der Behandlung von Herz-
und Kreislaufkrankheiten". Am weitesten fortgeschritten ist
offenbar die Arbeit von Jeffrey Isner von der Tufts Universität
in Cambridge (US-Staat Massachusetts). Isner spritzte das
VEGF-Gen über einen kleinen Einschnitt in der Brust direkt in den
Herzmuskel seiner ersten 16 Patienten. VEGF steht für Vascular
Endothelial Growth Factor, was so viel heißt wie Wachstumsfaktor
für Arterien. Das Gen ist im Durchschnitt zwei Wochen aktiv -
lang genug, um das unterversorgte Herz mit neuen Blutgefäßen
anzureichern, erläuterte Isner auf einer Pressekonferenz in
Dallas. Außer Isners Verfahren werden derzeit wenigstens vier
andere Gentherapien in den USA und Europa erprobt, Ronald Crystal
vom New York Presbyterian Hospital der Cornell Universität
benutzt ein Schnupfenvirus zum Transport in die kranke
Herzregion.
09.11. Arbeitsgruppe Biopharmazie gegründet
PZ. Seit 7. November gibt es unter dem Dach der Deutschen
Pharmazeutischen Gesellschaft eine weitere Arbeitsgemeinschaft.
Die Gruppe Bioverfügbarkeit/Biopharmazie wird sich
schwerpunktmäßig mit Qualitätsstandards für pflanzliche
Arzneimittel befassen. Dabei sei eine interdisziplinäre
Zusammenarbeit und mit Experten anderer Fachgesellschaften
äußerst wichtig, betonte Professor Dr. Henning Blume bei der
Gründungsversammlung im Rahmen des DPHG-Jahreskongresses in
Tübingen. Für eine einjährige lnterimsphase - bis zur
Mitgliederversammlung am 7. Oktober 1999 - wurde ein
geschäftsführender Vorstand legitimiert. Ihm gehören neben Blume
Dr. Barbara Schug, Dr. Frauke Gaedcke, Dr. Frank Runkel sowie die
Professoren Dr. Rüdiger Gröning, Dr. Adolf Nahrstedt, Dr. Theo
Dingermann und Dr. Hermann P. T. Ammon an. Bislang haben 35
Kollegen ihr Interesse bekundet.
09.11. Hormone senken Herzinfarkt-Risiko
dpa. Frauen mit sehr hohem Risiko für Herzkrankheiten
profitieren besonders stark von einer Hormontherapie in den
Wechseljahren. Das berichtete der Kardiologe Robert Superko vom
Lawrence Berkeley National Laboratory (Kalifornien) am Sonntag
auf dem weltgrößten Herzkongreß, den 71. Scientific Sessions des
Amerikanischen Kardiologenverbandes (AHA), in Dallas. Superko
bezog sich auf Studien, nach denen die kombinierte Einnahme von
Östrogen und Progestin ältere Frauen vor der Entstehung von
Herzkrankheiten schützen kann. Eine Veranlagung für
Herzkrankheiten läßt sich laut Superko unter anderem aus den
Anteilen verschiedener Cholesterin-Gruppen im Blut erkennen. Als
besonders schädlich gilt das LDL-Cholesterin (Low Density
Lipoprotein). Vor allem ein kleines, dichtes LDL-Molekül - Typ B
- erhöht Superko zufolge das Herzinfarktrisiko. Bei
Typ-B-Patienten bleiben 40 Prozent mehr LDL-Moleküle an den
Wänden der Blutgefäße haften als bei anderen, erläuterte Superko
in Dallas. Dadurch verstopfen sich ihre Arterien doppelt so
schnell wie von Menschen mit LDL-Typ A, die größere LDL-Moleküle
besitzen und ein normales Herzinfarktrisiko haben. Der Forscher
verglich den Effekt der Hormontherapie an 44 Frauen im Alter von
durchschnittlich 58 Jahren, die Hälfte vom Typ A und die andere
vom Typ B. Dabei fand er, daß das gefährliche LDL bei den
Risikopatientinnen vom Typ B in nur vier Monaten dreimal so
schnell sank wie bei den anderen Frauen. Gleichzeitig erhöhte
sich der Anteil des "guten" Cholesterins HDL bei Typ B-Frauen
stark. Die Hormontherapie empfiehlt sich laut Superko daher
besonders für Frauen vom Typ B.
9.11. Verschlüsselte DIMDI-Recherche
PZ. Seit dem 20. Oktober können Nutzer der Datenbanken des
DIMDI - Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und
Information, Köln, ein verschlüsselte Übertragung wählen.
Verwendet wird laut DIMDI die neuesten weltweit akzeptierte
Verschlüsselung SSL3. Nutzer müssen dazu einen SSL3-fähigen
Browser einsetzen. Der chiffrierte, derzeit 40 bit lange
Schlüssel wird für jede Sitzung neu generiert.
06.11. Erstes Antisense-Medikament auf dem Markt
PZ. Für AIDS-Patienten mit Retinitis, die durch das
Cytomegalievirus (CMV) ausgelöst wird, hat die amerikanische
Zulassungsbehörde FDA das Medikament Fomivirsen (Vitravene)
zugelassen. Fomivirsen ist das erste
Antisense-Oligonukleotid-Medikament, das es bis zur Marktreife
gebracht hat. Fomivirsen kommt dann zum Einsatz, wenn übliche
Virustatika wie Ganciclovir, Foscarnet oder Cidofovir
kontraindiziert sind, wenn diese einen Teil ihrer
Maximalwirksamkeit eingebüßt haben oder wenn der Patient bereits
resistent geworden ist. Es wird unter lokaler Betäubung
intravitreal, also in den Glaskörper des Auges, injiziert. Die
Antisense-Technologie ist ein neuer Weg, um pharmazeutische
Wirkstoffe zu konzipieren. Antisense-Wirkstoffe hemmen die
Produktion dieser krankheitsauslösenden Proteine im
Syntheseschritt. Antisense-Oligonukleotide, kurze synthetische
Nukleinsäure-Ketten, binden an die komplementäre Sequenz der mRNA
des Zielproteins, wodurch die Bildung dieses Zielproteins
spezifisch gehemmt wird. Fomivirsen ist ein solches
Antisense-Oligonukleotid, das zielgerichtet an eine spezifische
mRNA des Cytomegalievirus bindet. Diese mRNA kodiert mehrere
Proteine, die für die Vermehrung des Virus notwendig sind. Die
Bindung von Fomivirsen an die Ziel-mRNA führt folglich zur
Hemmung der Proteinsynthese und somit zur Hemmung der
Virusreplikation. Fomivirsen erkennt spezifisch nur die
gewünschte Virus-RNA.
06.11. Hoffnung auf Aids-Impfstoff
dpa. Australische Forscher erhoffen sich von
langzeitüberlebenden HIV-Infizierten den Schlüssel für einen
Aids-Impfstoff. Sechs Patienten lebten bereits seit bis zu 17
Jahren unbeschadet mit einem ungewöhnlichen Aids-Virus,
berichtete der australische Wissenschaftler John Mills auf einem
Immunologenkongreß in Neu Delhi. Nach seinen Ausführungen sind
die Betroffenen Träger eines Stammes des Aids-Erregers, der die
Krankheit nicht auslöst. Dieser enthalte ein verändertes Gen, das
normalerweise eine wichtige Rolle beim Ausbruch von Aids spiele,
sagte der Wissenschaftler. Der Experte hofft, das Gen isolieren
und in andere Virem implantieren zu können. Bei den bekannten
Viren liegen durchschnittlich zehn Jahre zwischen Infektion und
Erkrankung.
06.11. Ruhelos und trotzdem depressiv
PZ. Nach der Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837 bis 1898)
haben Mediziner das "Sisi-Syndrom" benannt. Nach heutigen
Erkenntnissen litt Sisi unter einer Depression. Allerdings
reagierte sie auf die seelische Schieflage nicht mit Resignation,
Traurigkeit oder Weinerlichkeit. Im Gegenteil: Sisi suchte stets
nach Wegen, durch Aktivität ihre Probleme in den Griff zu
bekommen. Fluchtartige Reisen, strenge Diäten und der
Schönheitskult brachten ihr jedoch allenfalls Linderung, aber
keine Heilung. Dieses aktive Verhalten im Umgang mit einer
Depression bezeichnet man heute als Sisi-Syndrom. Experten
schätzen, daß heute etwa 2,5 Millionen Menschen unter dieser Art
der Depression leiden. Die Devise scheint "Aktion statt
Resignation" zu lauten. Damit liegen Betroffene eigentlich im
Trend, gelten doch Aktivität, Leistungsfähigkeit und körperliche
Fitneß gerade heute als Schlüssel zu Erfolg und Ansehen. Doch
auch hier kommt es auf das gesunde Maß an, und gerade das geht
durch das Sisi-Syndrom verloren. Heute weiß man, daß für das
"Sisi-Syndrom" eine Dysbalance des Serotoninstoffwechsels im
Gehirn mitverantwortlich ist. Dieser Stoffwechsel kann durch
Serotonin-Reuptakehemmer wie Paroxetinhydrochlorid (Seroxat)
reguliert werden.
05.11. Fischer dementiert beschränkten Arztwechsel
dpa. Die Bundesregierung plant nach einem Bericht der
Bild-Zeitung, die Zahl der Arztbesuche pro Quartal für gesetzlich
Krankenversicherte einzuschränken. Es werde überlegt, auf der
Chipkarte künftig die Zahl der Arztbesuche des jeweiligen
Patienten zu speichern, berichtet die Zeitung heute.
Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer wies den Bericht
zurück: "Die Meldung ist falsch. Es gibt keinerlei
Entscheidungen, die über die Vereinbarung im Koalitionsvertrag
hinausgehen." Im Vertrag der Koalition von SPD und Bündnis 90/Die
Grünen steht lediglich, die neue Bundesregierung wolle - neben
einer Reihe anderer schnellerer Änderungen im Gesundheitsrecht -
per "Vorschaltgesetz" auch eine "Modifizierung der
Krankenversicherungskarte (Arztwechsel)" vornehmen. Über Details
dazu soll nach Fischers Angaben in den Bundestagsfraktionen von
SPD und Bündnis 90/Die Grünen gesprochen werden. "Alles andere
ist reine Spekulation."
04.11. HMR/Pfizer entwickeln inhalierbares Insulin
PZ. Hoechst Marion Roussel und Pfizer werden in einer Allianz
inhalierbares Insulin produzieren, entwickeln und vermarkten. Das
haben die beiden Unternehmen am 4. November bekanntgegeben, hieß
es in einer Pressemeldung von HMR. Inhalierbares Insulin, das
derzeit in Phase II der klinischen Entwicklung getestet wird,
biete einen neuen Ansatz bei der Behandlung von Typ-1- und
Typ-2-Diabetes, so HMR. Bei der neuen Behandlungsmethode
inhalieren die Patienten Insulin in trockener Form. Die beiden
Pharmaunternehmen wollen gemeinsam eine Produktionsanlage in
Frankfurt errichten, die weltweit die größte ihrer Art sein wird.
Bis zu deren Fertigstellung werde Hoechst Marion Roussel für die
Weiterentwicklung des Projekts biosynthetisches Humaninsulin aus
der eigenen Anlage zur Verfügung stellen. Pfizer bringe seine
Erfahrungen in der Entwicklung des inhalierbaren Insulins in das
Projekt ein. Das Unternehmen habe gemeinsam mit der Firma Inhale
Therapeutics Systems, San Carlo, Kalifornien, USA, einen
Inhalator entwickelt und die Formulierungstechnologie für die
Verabreichung von trockenem Insulin in Pulverform erarbeitet.
04.11. NSAR sind nicht immer erste Wahl
PZ. Je früher eine chronische Polyarthritis behandelt wird,
desto günstiger ist die Prognose, betonte Professor Dr. M.
Hammer, leitender Arzt am St. Josef-Stift in Sendenhorst, auf
einer Fortbildungsveranstaltung für Ärzte und Apotheker in
Münster. Gerade bei jungen Patienten könne eventuell der
progrediente Verlauf der Erkrankung gestoppt werden. Die NSAR
stünden zwar ganz oben auf der Liste der am häufigsten
verordneten Antirheumatika, seien jedoch nur bei lang anhaltenden
Schmerzen entzündlicher Genese indiziert, meinte Hammer. Oft
würden die Medikamente zu unkritisch eingesetzt. Eine Arthrose
sollte nicht zwangsläufig mit einem NSAR behandelt werden. In
einer Studie zu Medikament-bedingten Todesfällen unter Patienten
mit chronischer Polyarthritis seien 30 von 1666 Probanden an den
Nebenwirkungen der nichtsteroidalen Antirheumatika gestorben.
Wenn die NSAR eingesetzt werden, sollte bei Risikopatienten
deshalb immer ein Protonenpumpenhemmer zur Ulcus-Prophylaxe
gegeben werden. Hammer riet dem Auditorium außerdem, möglichst
auf eine Kombinationstherapie von NSAR mit Glucocorticoiden zu
verzichten. Bei einer akuten rheumatischen Entzündung empfahl
Hammer jedoch die Gabe von Corticoiden. Heute bekämen die
Patienten anfangs die stärksten Arzneimittel in relativ hoher
Dosierung, um schnell eine Wirkung zu erzielen. Anschließend
versuche man dann die Dosis langsam zu reduzieren.
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