PZ Nachrichten |
02.11.1998 00:00 Uhr |
02.11. Vorschaltgesetz im Bundestag
PZ. Das Vorschaltgesetz zur Gesundheitsreform soll in den
nächsten zwei Wochen von den Fraktionen der SPD und Bündnis
90/Die Grünen in den Bundestag eingebracht werden. Das
Bundeskabinett wird sich damit nicht beschäftigen. Das hat heute
in Bonn Dr. Marita Völker-Albert, Pressereferentin im
Bundesgesundheitsministerium, angekündigt. Damit kann das Gesetz
voraussichtlich wie geplant zum 1. 1. 1999 in Kraft treten, wenn
der Bundesrat bei seiner Sitzung am 18. Dezember zustimmt. Ein
Unsicherheitsfaktor ist allerdings noch, ob der
Gesundheitsausschuß des Bundestages auf einer Anhörung besteht,
was zur Verzögerung führen könnte. Gerhard Schröders
Regierungserklärung ist für den 12. November vorgesehen. Nach
Angaben von Völker-Albert wird an dein Gesetzentwurf noch
gearbeitet. Die Grundlinien seien aber klar.
02.11. Biochemie übernimmt Fermentationsverbund
PZ. Die österreichische Biochemie, Kundl, hat den
Fermentationsverbund von Hoechst Marion Roussel Deutschland
erworben, hieß es in einer HMR-Pressemeldung. Über den
Verkaufspreis wurden keine Angaben gemacht. Arbeitsplätze seien
durch die Übernahme nicht gefährdet. Die Biochemie übernehme von
den ehemals knapp 450 Mitarbeitern in diesem und im folgenden
Jahr etwa 350 in die deutsche Tochtergesellschaft. Die restlichen
Mitarbeiter würden bei Hoechst Marion Roussel Deutschland
weiterbeschäftigt. Biochemie ist eine Tochtergesellschaft von
Novartis Basel. Das Unternehmen gehört zu den weltweit größten
Herstellern von Penicillinen und verfügt daher über Erfahrungen
im Fermentationsgeschäft.
02.11. Kundenbarometer: Apotheken ganz oben
dpa. Apotheken, Autoversicherungen und Tankstellen schneiden bei
der Kundenzufriedenheit in Deutschland am besten ab. Ganz unten
in der Verbrauchergunst rangieren dagegen Verwaltung, Polizei,
öffentlicher Nahverkehr und Deutsche Bahn. Zu diesem Ergebnis
kommt das Kundenbaromter 1998 des Deutschen Marketing-Verbandes.
Die häufigsten Defizite sind aus Sicht der Bürger ein schlechtes
Preis-Leistungs-Verhältnis, ungünstige Öffnungszeiten sowie
unverständliche Tarifsysteme, Rechnungen und
Bedienungsanleitungen. Deutschland sei aber gemessen am Ausland
keineswegs die oft behauptete Servicewüste, sagte
Verbandspräsident Klaus Goehrmann bei der Vorstellung der Studie
auf dem Deutschen Marketing-Tag am Freitag in München. Im
Ländervergleich liege Deutschland im Mittelfeld. Insgesamt halte
zudem der Aufwärtstrend bei der Zufriedenheit der Verbraucher an.
Für das mittlerweile siebte Kundenbarometer wurden von Mai bis
August mehr als 33.000 Verbraucher zu rund 1.000 Unternehmen und
Organisationen aus 35 Branchen befragt. Die Deutsche Post rief
die Studie ins Leben und fördert sie auch. Auf dem Marketing-Tag
vergab der Verband in Düsseldorf zudem seinen diesjährigen
Deutschen Marketing-Preis an die Deutschland-Tochter des
britischen Hygiene- und Pharmakonzern SmithKline Beecham, London.
Das Unternehmen habe erfolgreich gesundheitsorientierte
Markenartikel plaziert.
30.10. Robert-Koch-Preis geht an Tumorvirologen
PZ. Für die Entdeckung eines neuen menschlichen Tumorvirus
erhielten Professor Dr. Yuan Chang und Professor Dr. Patrick S.
Moore von der Columbia-Universität in New York, USA den mit
120.000 DM dotierten Robert-Koch-Preis. Professor Dr. George
Klein vom Microbiology and Tumor Biology Center des
Karolinska-Instituts in Stockholm, Schweden, erhielt die
Robert-Koch-Medaille in Gold. Die Preisträger Chang und Moore
hatten das menschliche Herpesvirus Typ 8 (HHV8) entdeckt, das
sehr wahrscheinlich das Kaposi-Sarkom auslöst, hieß es in einer
Pressemeldung des Robert-Koch-Instituts. Beim Kaposi-Sarkom
handelt es sich um einen Tumor, der die Haut und die inneren
Organe befällt. Die Erkrankung tritt besonders häufig bei
HIV-Patienten auf, kommt jedoch auch unabhängig von AIDS in
bestimmten Regionen Afrikas vor. Chang und Moore konnten das
Virus kultivieren und seine Erbinformation entschlüsseln, so das
Robert-Koch-Institut. Ihre Arbeit sei die Grundlage für eine neue
Forschungsrichtung gewesen, die sich speziell mit krebserregenden
Viren befaßt. Klein wurde für seine Arbeiten über das
Epstein-Barr-Virus ausgezeichnet. Das Virus gehört ebenfalls zur
Herpes-Familie und gilt als Auslöser verschiedener Krebsarten und
des Pfeifferschen Drüsenfiebers.
30.10. UN startet Anti-Malaria-Kampagne
dpa. Die Vereinten Nationen haben eine weltweite
Anti-Malaria-Kampagne gestartet, an der sich auch die
Pharmaindustrie und die Weltbank beteiligen. Bis zu 500 Millionen
Menschen werden jährlich von der Krankheit befallen. Für etwa
eine Million endet die Krankheit tödlich. Neben der Entwicklung
neuer Medikamente setze das Projekt vor allem auf die Verteilung
von Moskitonetzen in Afrika, teilten UN-Vertreter bei der
Vorstellung der Kampagne am 30. Oktober in New York mit. Die mit
einem Insektizid imprägnierten Netze könnten vor allem die
Infektionsrate bei Kleinkindern drastisch senken. Die Entwicklung
eines sicheren und preiswerten Malaria-Impfstoffs werde noch
mindestens sieben Jahre dauern, erläuterten UN-Vertreter. Die
Hauptinitiatorin der Kampagne, die Generaldirektorin der
Weltgesundheitsorganisation (WHO), Gro Harlem Brundtland, sagte,
die Pharmaindustrie werde mit finanzieller Unterstützung von
Regierungen und Spendenorganisationen künftig intensiver als
bisher an der Entwicklung von Medikamenten und möglichen
Impfstoffen gegen die Infektionskrankheit forschen. An der
Anti-Malaria-Kampagne beteiligen sich auch das UN-Kinderhilfswerk
(Unicef) und die UN-Organisation für Entwicklung (UNDP). Malaria
ist nach den Worten von Harvard-Professor Jeffrey Sachs ein
Haupthindernis für die wirtschaftliche Entwicklung. Studien
zeigten, daß Krankheit und bleibende Gesundheitsschäden das
Einkommen eines Menschen um bis zu zwölf Prozent schrumpfen
ließen.
30.10. Kampagne über Herzrhythmusstörungen
dpa. Mit einer bundesweiten Kampagne will die Herzstiftung im
November über Herzrhythmusstörungen aufklären und Ängste nehmen.
Unter dem Motto "Wenn das Herz aus dem Takt kommt" sind 500
Veranstaltungen geplant, wie der Sprecher der Stiftung, Martin
Vestweber, am 30. Oktober in Frankfurt mitteilte. Fast jedes Herz
schlage irgendwann einmal unregelmäßig. Diese Rhythmusstörungen
könnten jedoch völlig harmlos sein. Um eine schwere Erkrankung
auszuschließen, sollten Betroffene jedoch unbedingt einen Arzt
aufsuchen. "Die wichtigste Aufgabe ist es, zunächst die
Grundkrankheit, die die Herzrhythmusstörungen verursacht, zu
behandeln und andere Faktoren auszuschalten." Patienten, deren
Herzschlag aus dem Takt geraten ist, sollten auf Alkohol, Nikotin
und Kaffee verzichten, Streß meiden und ausreichend schlafen.
Eine Broschüre zum Thema "Herzrhythmusstörungen heute" kann bei
der Herzstiftung, Vogtstraße 50, 60322 Frankfurt am Main gegen
Einsendung von fünf Mark in Briefmarken angefordert werden.
29.10. Hoechst kooperiert mit Uni Frankfurt
dpa. Das Biozentrum der Goethe-Universität Frankfurt und die
Frankfurter Hoechst AG werden in der Grundlagenforschung zur
Entwicklung von neuen Medikamenten und Pflanzenschutzmitteln
künftig zusammenarbeiten. In einer vierjährigen
Forschungskooperation wird die Hoechst-Tochter Aventis Research &
Technology GmbH die Wissenschaftler der Universität auf einem
Spezialgebiet der Biochemie ("Nuclear Magnetic
Resonance"-Spektroskopie, NMR) mit elf Millionen Mark
unterstützen. Die NMR-Methode ermöglicht den Forschern, die
dreidimensionale Struktur von körpereigenen Proteinen zu
ergründen, die bei Krankheiten eine Rolle spielen. So können
Substanzen entwickelt werden, die direkt auf diese Eiweiße
wirken. "Die Frankfurter Universität gehört zu den weltweit
führenden Standorten der NMP-Forschung", sagte der Präsident der
Goethe-Universität, Werner Meißner. Mit der finanziellen
Unterstützung sei es nun möglich, diese Spitzenstellung weiter
auszubauen. Am 29. Oktober unterzeichneten Meißner und Ernst
Schadow vom Vorstand der Hoechst AG in Frankfurt den Vertrag für
die Zusammenarbeit. Die Universität wird noch eine zusätzliche
Professur für dieses Arbeitsgebiet einrichten.
29.10. Stechapfel in Hexensalben und Zaubertrank
dpa. Der Stechapfel kann Verwirrtheit, Delirium und
Gedächtnisschwund hervorrufen und im Extremfall sogar bleibende
Hirnschäden. Seine Wirkstoffe, unter anderem Scopolamin,
beschleunigen zudem den Herzschlag, trüben das Sichtfeld,
erweitern die Pupillen, erhöhen die Körpertemperatur und führen
zu Mundtrockenheit. "Der Stechapfel führt normalerweise nicht zu
lebensbedrohlichen Vergiftungen", sagte Professor Dr. Michael
Lentze von der Informationszentrale gegen Vergiftungen des Landes
Nordrhein-Westfalen an der Universitätskinderklinik Bonn. Bei
hohen Dosierungen könne das Gift aber epileptische Krämpfe
verursachen. Als Folge seien Sauerstoffmangel im Gehirn und damit
bleibende Hirnschäden möglich. Der Stechapfel war in Europa
wichtiger Bestandteil in sogenannten Hexensalben sowie Zauber-
und Liebestränken. Bei den Inkas und im alten Indien spielte er
als Götterdroge eine wichtige Rolle, war aber nur Eingeweihten
vorbehalten. Aufgrund seiner starken Giftigkeit wurde er in der
Medizin zunächst wenig genutzt. Er diente später als
krampflösendes Mittel bei Asthma und Keuchhusten. Der Stechapfel
(Datura stramonium) ist ein Nachtschattengewächs mit großen
hängenden Blüten in weiß, gelb, rosa oder orangerot und
stacheligen Früchten. Er wächst mit mehr als 20 Arten in
gemäßigten, subtropischen und tropischen Zonen. Die bekannteste
Art ist die aus Mexiko stammende Engelstrompete.
28.10. Andrea Fischer will sparen statt kürzen
PZ. Die neue Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer wird
zumindest nicht in naher Zukunft den Leistungskatalog der
gesetzlichen Krankenversicherung kürzen. Vielmehr seien
Sparpotentiale im System auszuschöpfen, betonte sie am 28.
Oktober bei ihrer Amtseinführung in Bonn. Unbestritten sei, daß
das deutsche Gesundheitswesen eine hohe Qualität aufweise. Aber
ob das "zu diesen Preisen sein muß", stellte die Ministerin in
Frage. Das Bundesgesundheitsministerium erhält die Zuständigkeit
für die Pflegeversicherung, die aus dem Arbeitsministerium
ausgegliedert wird. Wie die neue Gesundheitsministerin Andrea
Fischer erklärte, gibt ihr Ministerium dafür die Zuständigkeit
für die Sozialhilfe ab. Noch nicht entschieden ist, ob auch die
Abteilung Rehabilitation aus dem Arbeits- in das
Gesundheitsministerium übersiedelt.
28.10.Interferon beta-1b bei fortgeschrittener MS
PZ. Das Committee for Proprietary Medicinal Products (CPMP) hat
sich für eine Zulassungserweiterung von Interferon beta-1b
(Betaferon®) ausgesprochen. Nach dem endgültigen O.K. durch die
EMEA kann das Interferon künftig auch bei Patienten mit sekundär
progredienter Multipler Sklerose eingesetzt werden, um den
Krankheitsverlauf zu verzögern und die Schubfrequenz zu
vermindern. Der Hersteller Schering rechnet mit der Zulassung im
ersten Quartal 1999. Bei etwa der Hälfte aller Patienten, bei
denen zunächst eine schubförmige MS diagnostiziert wird,
schreitet mit der Zeit die Erkrankung zur sekundär progredienten
Form fort. Der Antrag auf Zulassungserweiterung beruht auf den
Ergebnissen einer klinischen Studie an 718 Patienten, die
mindestens zwei Jahre lang behandelt wurden, heißt es in einer
Presseinformation von Schering. Für dieses Krankheitsbild wurde
weltweit noch keine medikamentöse Behandlung zugelassen.
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