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03.11. Vielversprechende Ansätze bei MS
Rund 120.000 Menschen leiden in Deutschland an Multipler
Sklerose, kurz MS. Sie ist damit die häufigste zur Behinderung
führende Nervenerkrankung. Neue Behandlungsansätze diskutieren
europäische und amerikanische Forscher auf dem viertägigen
Multiple-Sklerose-Kongreß Ectrims. Einen ersten Erfolg brachte
die Substanz Interferon-beta, die entzündungsfördernde
Immunvorgänge unterdrückt. Als gentechnisch hergestelltes
Medikament Avonex und Betaferon auf dem Markt verzögert es zwar
den Krankheitsverlauf, kann aber nur von wenigen Erkrankten
genutzt werden. Es wird nur bei Patienten mit schubförmiger MS in
frühen Stadien eingesetzt. Der Erfolg habe eine Reihe von
vielversprechenden Forschungen mit ähnlichen Substanzen
ausgelöst, sagte Peter Rieckmann, Neurologe an der
Universitätsklinik Würzburg. So arbeiteten französische Forscher
derzeit an einer Kombinationstherapie aus dem Immunsuppressivum
Azathioprin und Interferon-beta. Andere Hoffnungen richten sich
auf bestimmte Botenstoffe des Abwehrsystems, die Immunglobuline.
Eine zweijährige Studie in Österreich hat Rieckmann zufolge
gezeigt, daß sich bei 31 Prozent die Symptome verbessert hätten.
Andere Forscher wollen die bei MS-Kranken überaktiven Immunzellen
daran hindern, die Blut-Hirn-Schranke zu passieren. Abwehrzellen,
die im Blut bleiben, können an den Nervenhüllen keinen Schaden
anrichten.
03.11. Boehringer Ingelheim stärkt US-Geschäft
Das Chemie-und Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim wird über
seine Tochter in den USA die Firmengruppe Ben Venue Laboratories
in Ohio übernehmen. Die Zustimmung der US-Kartellbehörde stehe
aber noch aus, teilte Boehringer Ingelheim am Wochenende mit.
Über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Die
US-Neuerwerbung ist nach Angaben von Boehringer der älteste und
erfahrenste amerikanische Entwicklungs- und Fertigungsbetrieb von
sterilen Pharmazeutika. Ben Venues zähle zudem zu den
Marktführern bei Injektionspräparaten. "Diese Akquisition stellt
eine äußerst wertvolle Bereicherung für das Humanpharmageschäft
dar", sagte der Sprecher der Unternehmensleitung von Boehringer
Ingelheim, Heribert Johann. Mit der neuen Tochtergesellschaft
könne die Präsenz auf dem wichtigen US-Pharmamarkt erheblich
erweitert werden.
03.11. Seehofer: Keine Beitragserhöhung
Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) hat
Spekulationen über höhere Beiträge zur gesetzlichen
Krankenversicherung zurückgewiesen. "Es gibt bis Ende 1998 keine
Beitragserhöhungen in den gesetzlichen Krankenkassen", sagte
Seehofer am Montag im Münchner Presse-Club. Der Sparkurs durch
die Gesundheitsreform müsse allerdings strikt eingehalten werden.
Seehofer wandte sich auch gegen eine Einschränkung der
kostenlosen Mitversicherung von Familienmitgliedern. Im Streit um
das Defizit der ostdeutschen Krankenkassen sprach sich der
Minister erneut gegen eine Steuerfinanzierung und für einen
Ausgleich der Krankenkassen untereinander aus. Am Wochenende
hatten bereits die Angestellten-Krankenkassen und die AOK
angekündigt, ihre Beitragssätze im kommenden Jahr stabil zu
halten. Den Versicherten der privaten Krankenkassen droht dagegen
im kommenden Jahr eine Beitragserhöhung um 5 Prozent.
03.11. Lob für Apothekenservice
Mehr als jeder dritte Deutsche klagt über die unfreundliche
Behandlung in Geschäften und Behörden. Der Service in Apotheken
wird aber gelobt. Nach einer Umfrage des Instituts für Demoskopie
Allensbach, bei der 2117 Deutsche befragt wurden, meinten 39
Prozent, daß sie in den meisten Geschäften unfreundlich behandelt
würden. 44 Prozent äußerten sich positiv über die Freundlichkeit
beim Service. Als ausgesprochen freundlich und flexibel wurde die
Bedienung in traditionellen Dienstleistungsbereichen wie
Apotheken, Bäckereien, Metzgereien und Friseurläden gelobt.
Deutliche Unterschiede gibt es nach Angaben des Instituts
zwischen Ost und West sowie den Bewohnern großer und kleiner
Städte. Während sich in Ostdeutschland nur 27 Prozent der
Befragten über Unfreundlichkeit beklagten, waren es im Westen 42
Prozent. Wer in einer Kleinstadt lebt, ärgert sich seltener über
unfreundliche Bedienung als die Menschen in Großstädten.
31.10. Hygiene-Preis verliehen
Der mit 30000 DM dotierte Hygiene-Preis der Kieler
Rudolf-Schülke-Stiftung geht in diesem Jahr an vier
Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und den USA. Die
Forscher haben sich durch hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet
der Mikrobiologie und Infektionsvorsorge verdient gemacht, teilte
die Kieler Stiftung mit. Die Österreicher Dr. Andrea Kurz und Dr.
Rainer Lenhardt aus Wien sowie Dr. Daniel I. Sessler von der
University of California aus San Francisco werden für ihre
Arbeiten zur Verhinderung von Wundinfektionen bei Operationen
ausgezeichnet. Ihren Untersuchungen zufolge vergrößern die
relativ niedrigen Raumtemperaturen in Operationssälen das Risiko
von Wundentzündungen. Dabei sinke die Körpertemperatur des
Patienten auf 34,7 Grad. Das wiederum schwäche das Immunsystem,
so daß Krankheitserreger leichter vordringen können. Die Forscher
konnten zeigen, daß mit Wärmedecken und vorgewärmten
Infusionslösungen zum Beispiel bei Darmeingriffen das
Infektionsrisiko von 19 auf 6 Prozent gesenkt werden kann. Dr.
Christian Bogdan von der Friedrich-Alexander-Universität in
Erlangen-Nürnberg klärte Mechanismen auf, mit denen der Mensch
Bakterien, die sich auch nach ausgeheilten Infektionen noch im
Körper befinden, inaktiv halten kann.
30.10. Phoenix bald auch in Münster
Der Pharmagroßhändler Phoenix Pharmahandel, Mannheim, wird in
Kürze in Münster/Westfalen eine Zweigniederlassung eröffnen. Mit
dieser Investition, so eine Pressemitteilung des Unternehmens,
will Phoenix den Kunden im Raum Münster zukünftig einen
schnelleren Liefer- und Dienstleistungsservice bieten. Bisher
wurden die Phoenix-Kunden im Münsterland durch die
Vertriebszentren in Oldenburg, Bielefeld und Herne beliefert.
Phoenix setze mit dieser Investition ein deutliches Zeichen zum
Erhalt der Individual-Apotheke, sagte der
Phoenix-Vorstandsvorsitzende, Dr. Bernd Scheifele. Die neue
Zweigniederlassung in Münster ermögliche es trotz schwieriger
gewordener verkehrstechnischer Rahmenbedingungen, die Kunden
schnell mit Arzneimitteln zu versorgen.
30.10. Transplantationsgesetz tritt nicht in Kraft
Das Transplantationsgesetz tritt überraschend nicht wie geplant
zum 1. November in Kraft. Als Grund für die Verzögerung gab das
Bundesgesundheitsministerium an, Bundespräsident Roman Herzog
habe seine Unterschrift aus zeitlichen Gründen noch nicht unter
den Gesetzestext setzen können. Das Ministerium geht davon aus,
daß die neue Regelung nun am 1. Dezember in Kraft treten kann.
Das Gesetz zur Regelung der Entnahme und Verpflanzung
menschlicher Organe war bereits vor der Sommerpause vom Bundestag
beschlossen und am 26. September vom Bundesrat abschließend
gebilligt worden. Für das rechtzeitige Inkrafttreten an diesem
Samstag hätte Herzog das Gesetz bis zum Mittwoch dieser Woche
unterzeichnen müssen.
29.10. BPI setzt auf Kooperation
"Die mittelständischen Pharmaunternehmen müssen künftig stärker
aufeinander zugehen; gemeinsam können sie mit den gegenwärtigen
und zu erwartenden Schwierigkeiten besser fertigwerden." Dieses
Fazit zog Volker Frerk, Leiter des Ressorts Vertrieb Ausland der
Madaus AG, am Dienstag in seinem Referat im Rahmen des
BPI-Informationstages "Gemeinsam stark - Unternehmenskooperation
als Zukunftssicherung in der mittelständischen Pharmaindustrie"
in Frankfurt am Main. Frerk wies darauf hin, daß im Pharmabereich
der "geschützte Markt, verbunden mit hohen Wachstumsraten" der
Vergangenheit angehöre. Die Gegenwart sei auch durch einen sich
dramatisch verschärfenden Wettbewerb, sich verändernde
Rahmenbedingungen und eine zunehmende Internationalisierung
geprägt. Die meisten mittelständischen Firmen könnten die
notwendige Neupositionierung nicht im Alleingang schaffen.
29.10. Transfusionsgesetz verabschiedet
Das Bundeskabinett hat am Mittwoch den Gesetzentwurf zur
Regelung des Transfusionswesens verabschiedet. Damit soll zum
ersten Mal in Deutschland die Entnahme und Übertragung von Blut
und Blutplasma auf eine gesetzliche Grundlage gestellt werden.
Der Bundestag hatte als Konsequenz aus den Erfahrungen der
Transfusionskatastrophe mit Aids-infiziertem Spenderblut Anfang
der 80er Jahre eine gesetzliche Regelung des Transfusionswesens
gefordert.Das neue Transfusionsgesetz sieht nach Darstellung des
Bundesgesundheitsministeriums vor, daß Blut und Plasma nur solche
Personen spenden dürfen, die nach dem Stand der medizinischen
Wissenschaft dazu geeignet sind. Die Spenden dürfen nur
freigegeben werden, wenn sie zuvor auf HIV und Hepatitis B und C
untersucht worden sind. Ein Verstoß gegen das Gebot der
Spenden-Untersuchung kann mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr
oder Geldbuße bis zu 50 000 Mark geahndet werden.
29.10. Seehofer rüffelt AOK Bayern
Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) hat die
Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) Bayern zurechtgewiesen, Die
Krankenkasse hatte den Abbau des Drei-Milliarden-DM-Defizits im
ostdeutschen Gesundheitswesen als Aufgabe der Bundes- und
Landespolitiker bezeichnet, wofür Steuergelder einzusetzen seien.
Die Mitgliederbeiträge der West-Kassen dürften nicht dazu
verwendet werden. Seehofer wies die bayerische AOK am Mittwoch in
Bonn darauf hin, daß sie selbst von der solidarischen Hilfe
anderer Kassen profitiert und aus dem Risikostrukturausgleich 1,7
Milliarden Mark erhalten habe. Der Gesundheitsminister warf den
Verantwortlichen der AOK Bayern vor, nicht mehr zu früheren
Absprachen zu stehen. So hätten sich der AOK-Bundesverband noch
im Oktober gemeinsam mit den Gesundheitsministern der neuen
Bundesländer übereinstimmend mit ihm für eine solidarische Hilfe
zugunsten der gesetzlichen Kassen in Ostdeutschland
ausgesprochen.
29.10. Neuartige Strahlentherapie gegen Krebs
Im Kampf gegen den Krebs erproben Ärzte derzeit eine neuartige
Behandlungsmethode mit Alphastrahlern. Die sogenannte
Alpha-Immunotherapie setzt auf die gezielte Behandlung der
Krebszellen durch ein an einen Antikörper gekoppeltes Atom, das
Alphastrahlen aussendet. Das Verfahren wird seit acht Monaten am
New Yorker Memorial Sloan-Kettering Krebszentrum an akut
leukämieerkrankten Patienten getestet. Das berichteten Experten
am Dienstag abend auf einem von der Europäischen Kommission
veranstalteten Fachsymposium "Alpha-Immuno '97" in Karlsruhe.
Nach Angaben des Leiters der Leukämieabteilung der Klinik, Dr.
David Scheinberg, haben die noch nicht abgeschlossenen
Forschungen ,ermutigende Ergebnisse" ergeben. Danach wird der
Alphastrahler, das Radioisotop Bismut 213 (Bi-213), gezielt von
Knochenmark, Leber und Milz aufgenommen. Ein bis zwei
Bi-213-Atome reichen aus, um eine Tumorzelle abzutöten. Bei dem
Verfahren wird der Antikörper mit dem Strahler in die Vene
gespritzt. Auch an der Poliklinik in Heidelberg soll das neue
Strahlenverfahren in Zusammenarbeit mit dem Deutschen
Krebsforschungszentrum erprobt werden.
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