PZ Nachrichten |
26.10.1998 00:00 Uhr |
26.10. Vorerst keine neuen Arzneimittelrichtlinien
PZ. Die Berichte in Focus und Bild vom 26. Oktober, der
Bundesausschuß Ärzte und Krankenkassen habe über
Arzneimittelrichtlinien neu entschieden, sind nach Auskunft der
Geschäftsführung des Bundesausschusses falsch. Das Gremium habe
zwar am Freitag, dem 23. Oktober, getagt. Über
Arzneimittelrichtlinien sei jedoch nichts entschieden worden. Das
Ergebnis der Sitzung wird noch in dieser Woche bekanntgegeben.
Eine Entscheidung über die neuen Arzneimittelrichtlinien ist
wegen der Vielzahl der Einsprüche nicht vor Dezember möglich,
berichtete die Geschäftsstelle des Ausschusses weiter. Falsch sei
ferner die Meldung, nach der die Knochendichtemessung nun doch im
Kassenleistungskatalog bleibe. Auch darüber habe der
Bundesausschuß noch nicht entschieden.
26.10. Fraunhofer baut Biotechnologie aus
vwd. Die Fraunhofer-Gesellschaft baut in ihrem Institut für
Umweltchemie und Ökotoxikologie IUCT in Schmallenberg eine neue
Abteilung für Molekulare Biotechnologie unter der Leitung von Dr.
Rainer Fischer auf. Die Fraunhofer-Gesellschaft stellt hierfür
zunächst sieben Millionen DM bereit, nachdem das Land
Nordrhein-Westfalen eine weitere finanzielle Unterstützung
zugesagt hat. Die neue Abteilung soll nach einer dreijährigen
Anlaufphase bis auf Institutsgröße heranwachsen. Sie arbeitet an
der Herstellung rekombinanter Antikörper vorwiegend aus Pflanzen.
Die Fraunhofer-Gesellschaft setzt in den Ausbau der
Biotechnologie große Erwartungen. Fast alle führenden Chemie- und
Pharmazieunternehmen haben in letzter Zeit zweistellige
Millionen-Beträge in Kooperationen mit Forschungseinrichtungen
investiert, heißt es. Weltweit werden für die nächsten Jahrzehnte
hohe Wachstumsraten vorausgesagt - als besonders lukrativ werden
die Märkte für Pharma- und Agroprodukte bewertet. Über ein
Viertel aller auf dem Markt befindlichen Arzneimittel wird heute
bereits mit Hilfe der Biotechnologie hergestellt. Sie werden
meist aus gentechnisch veränderten Mikroorganismen oder
tierischen Zellkulturen gewonnen. Eine Alternative ist das
"Molekulare Pharming". Dabei werden die rekombinanten Proteine in
Pflanzen in großen Mengen und meist besserer Qualität
hergestellt.
26.10. Stammzelltransplantation auch für Ältere
dpa. Neue Entwicklungen bei der Verpflanzung von blutbildenden
Stammzellen geben älteren Patienten mit Blutkrebs bessere
Behandlungschancen. Das hob Professor Dr. Dieter Hoelzer
(Universitätsklinik Frankfurt) am Montag in einem Gespräch der
Deutschen Presse-Agentur hervor. Hoelzer ist Kongreßpräsident der
Jahrestagung der deutschen und österreichischen Gesellschaften
für Hämatologie und Onkologie. Die Tagung mit mehr als 2.000
Teilnehmern geht bis Mittwoch. Nach Darstellung Hoelzers konnte
die Stammzelltransplantation als wirkungsvolles Therapiekonzept
bisher nur bis zum Alter von etwa 60 Jahren eingesetzt werden. Da
das Leukämie-Risiko aber mit zunehmendem Lebensalter steige,
seien neue schonende Transplantationsverfahren entwickelt worden,
die bis zu einem Alter von 75 Jahren genutzt werden und den
Patienten weitaus bessere Überlebenschancen böten. Die
Stammzellübertragung habe in vielen Fällen die
Knochenmarktransplantation ersetzt, sagte Hoelzer. Sie könne
ambulant vorgenommen werden und sei billiger als herkömmliche
Verfahren. Sie werde deshalb nicht nur bei bösartigen Tumoren
zunehmend genutzt. Auch bei Autoimmunerkrankungen wie der
Multiplen Sklerose oder der Sklerodermie, deren Verlauf bisher
kaum beeinflußbar war, habe die Transplantation von Stammzellen
zu ersten Erfolgen geführt.
23.10. Tag der Knochengesundheit in München
PZ. "Wochen für gesunde Knochen" heißt das Motto der aktuellen
Kampagne des Deutschen Grünen Kreuzes in ganz Deutschland. Zum
Abschluß der Aktionswochen in Bayern findet am 24. Oktober (9 bis
16 Uhr) auf dem Münchner Marienplatz der"Tag für die
Knochengesundheit" statt. Er soll die Bevölkerung aufmerksam
machen auf die Osteoporose-Erkrankung, über Risikokfaktoren und
vor allem Präventionsmaßnahmen informieren. Gemeinsam mit vielen
Gruppen und Institutionen konnten bislang bayernweit über 250
Programmpunkte angeboten werden, berichtete Projektleiter Günter
Boncelet vor der Presse. Seine Erfahrung: "Der Beratungsbedarf
bei der Bevölkerung ist enorm." In München ist auch der
Bayerische Apothekerverband mit einem Stand vertreten. Hier gibt
es apothekerlichen, aber auch ärztlichen Rat zur Vorbeugung und
zum Umgang mit der Erkrankung.
23.10. UV-Dosimeter zur Hautkrebsprävention
PZ. Aufklärung und Bewußtseinsschärfung stehen im Mittelpunkt
eines neuen Gesundheitsprojektes, das die Vereinte
Krankenversicherung AG (VK) jetzt der Presse vorstellte. Es geht
um die Prävention des Hautkrebses, an dem jährlich rund 170.000
Menschen in Deutschland erkranken. Dazu gibt die Vereinte ihren
Kunden ein neuartiges Hilfsmittel an die Hand, das die
Sonnensättigung anzeigt, bevor ein Sonnenbrand entsteht. Das
UV-Dosimeter der Firma UV-Signal wird auf Haut oder Kleidung
geklebt, kann mit Sonnencreme eingecremt werden und zeigt durch
Farbänderung, wann ein bestimmter Belastungsgrad erreicht ist.
Wenn der Kunde seinen Hauttyp weiß, kann er durch Vergleich mit
einer Farbskala erkennen, wann er aus der Sonne gehen sollte. Im
Frühjahr 1999 wird die Versicherung 2,4 Millionen Dosimeter an
ihre Kunden verteilen, erläuterte Vorstandsmitglied Götz
Reichart. Im Herbst soll dann ein regionales Pilotprojekt
beginnen, in dessen Mittelpunkt ein jährlicher Hautcheck und eine
Befragung des Kunden stehen.
23.10. VK zufrieden mit dem Neugeschäft
PZ. Die Vereinte Krankenversicherung AG ist mit dem
Geschäftsverlauf der ersten neun Monate dieses Jahres zufrieden.
Das Neugeschäft stieg um 5,9 Prozent und erreichte fast 16
Millionen DM Monatssollbeiträge, erklärte der
Vorstandsvorsitzende Dr. Ulrich Rumm vor Journalisten in München.
Bis Ende des Quartals konnten mehr als 162.000 neue Kunden
akquiriert werden; die Zahl der Vollversicherten stieg um 6.000.
Damit hatte die VK 2,285 Millionen Versicherte, darunter 809.000
Vollversicherte, ergänzte Vorstandsmitglied Wilfried Johannßen.
Die Beitragseinnahmen wuchsen insgesamt um 4,4 Prozent. Zur
Bewertung von Gesundheitsrisiken bei der Antragsprüfung wende die
VK als erstes PKV-Unternehmen bundesweit eine neue Methode an,
sagte Johannßen. Durch die maschinelle Risikoprüfung (MRP) auf
Basis einer umfangreichen Datenbank zahle der einzelne
Versicherte mit einer Vorerkrankungen einen tatsächlich am
Krankheitsverlauf orientierten Risikozuschlag statt der bisher
üblichen prozentualen Aufschläge. Nach der MRP werden etwa zehn
Prozent der Anträge nicht angenommen, etwa 15 Prozent der
Versicherten zahlen laut Rumm Zuschläge von 15 bis 20 Prozent des
Normaltarifs.
22.10 EU-Abkommen mit Kanada tritt in Kraft
PZ. Am 1. November 1998 tritt das "Abkommen über die gegenseitige
Anerkennung" zwischen der Europäischen Union und Kanada in Kraft.
Darauf wies der Bundesfachverband Medizinprodukteindustrie
(BVMed) hin. Das Abkommen, das am 16. Oktober 1998 im
EG-Amtsblatt bekannt gemacht worden war, schließt auch die
gegenseitige Anerkennung der Konformitätsbewertungsverfahren für
Medizinprodukte ein. Der BVMed wertet das EU-Abkommen als einen
weiteren wichtigen Erfolg für die exportorientierte
Medizinprodukteindustrie. Vor zwei Monaten sind entsprechende
Abkommen der EU mit Australien und Neuseeland in Kraft getreten.
Die Verhandlungen mit den USA und Japan laufen derzeit noch.
BVMed-Geschäftsführer Joachim M. Schmitt: "Die Abkommen tragen
zur Entbürokratisierung und zur Erleichterung des jeweiligen
Marktzugangs bei. Für die deutschen Medizinproduktehersteller
bedeutet dies: Künftig können Prüfstellen in Deutschland über
Konformitätsbewertungsverfahren die Übereinstimmung der Produkte
mit den kanadischen Importvorschriften bescheinigen."
22.10. Warum Diäten nicht wirken
dpa. Leptin ist keine Wunderdroge zum Abnehmen. Der vor einigen
Jahren gefundene Stoff könnte aber neue Wege zur Behandlung
krankhafter Fettleibigkeit zeigen, berichten Jeffrey Friedman und
Jeffrey Halaas von der Rockefeller Universität in New York in
einem Übersichtsartikel der britischen Zeitschrift Nature
(Ausgabe 395, S. 763). Leptin wird von Fettzellen gebildet und
ist im Blut um so höher konzentriert, je fetter der Körper ist.
Erhöht sich der Leptingehalt aber über ein gewisses Maß, so essen
Tiere weniger und das Körperfett pendelt sich auf einen
Normalwert ein, Leptin könnte daher ein "Sättigungszeiger" des
Körpers sein. Der Rückkopplungseffekt des Hormons könne erklären,
warum Diäten meist nicht dauerhaft zum Erfolg führen: Eine Diät
bewirkt zunächst einen Abfall der Leptin-Konzentration und
folglich mehr Hunger. Damit sorge der Stoff letztlich dafür, daß
sich das Körperfett langfristig wieder auf den voreingestellten
Wert einpendele. Eine künstliche schwache Erhöhung des Leptin
bewirke dagegen, daß sich das Fettgewebe abbaue, und nicht wie
bei Diäten gleichzeitig auch das Muskelgewebe. In diesen Erfolgen
sehen die Wissenschaftler die Hoffnung, bei krankhaft
Fettleibigen in die Steuerungsmechanismen einzugreifen. Die
bisherigen Ergebnisse seien aber individuell so verschieden, daß
man noch lange nicht an eine derartige "Schlankheitspille" denken
könne.
21.10.Zink stimuliert das Immunsystem
PZ. Seit langem ist bekannt, daß Zinkmangel das Immunsystem
schwächt. Eine tägliche Substitution des Kations kann die
Inzidenz von Infektionen der unteren Atemwege deutlich senken.
Dies gilt zumindest für Kinder in Entwicklungsländern, wie eine
doppelblinde randomisierte Studie in Indien zeigte (Pediatrics
Vol. 102; No. 1, 1998). 609 Kinder im Alter von 6 bis 35 Monaten
erhielten ein halbes Jahr lang entweder 10 mg Zink täglich oder
Placebo. In der Verumgruppe erlitten die Kinder 0,19 akute
Atemwegsinfekte pro Kind und Jahr, in der Placebogruppe 0,35.
Damit konnte die Supplementation die Infektionsrate um 45 Prozent
senken. Doch auch in Industrieländern wird ein positiver Effekt
postuliert. Apotheker Ernst-Albert Meyer empfahl vor Journalisten
und Apothekern die Einnahme von 20 bis 30 mg Zink über ein bis
zwei Monate zur Stimulierung der Immunabwehr. Bei häufigen
Herpes-labialis-Rezidiven soll die tägliche Einnahme von 20 mg
Zink über ein halbes Jahr die Lippenbläschen verhüten oder
abmildern. Organische Zinksalze wie Orotat, Aspartat und Gluconat
seien besser verträglich als Sulfat, sagte der Referent.
21.10. Neue Wege in der Suchttherapie
PZ. Für die Drogenpolitik der Bundesregierung wird künftig nicht
mehr das Innen-, sondern das Bundesgesundheitsministerium (BMG)
zuständig sein. Das hat Gerhard Schröder den Bündnisgrünen
zugestanden, deren Sozialexpertin Andrea Fischer das Erbe Horst
Seehofers antritt. Die designierte Parlamentarische
Staatssekretärin Christa Nickels (Bündnis 90/Die Grünen) soll
sich im BMG um dieses Thema kümmern. Die Entscheidung entspricht
auch der Koalitionsvereinbarung, in der es heißt, "Sucht ist eine
Krankheit". Das Betäubungsmittelgesetz soll mit dem Ziel
überarbeitet werden, Fixerstubenmodelle wie in Hamburg oder
Frankfurt am Main rechtlich abzusichern. Der Koalitionsvertrag
sieht ferner vor, Initiativen des Bundesrates für Modellversuche
mit ärztlich kontrollierter "Originalstoffvergabe", wie zum
Beispiel Heroin, nach Schweizer Vorbild "aufzugreifen". Zudem
soll die Substitution mit Methadon oder Codein unterstützt
werden.
© 1997 GOVI-Verlag
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