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19.10.1998 00:00 Uhr |
19.10 Regierung plant Positivliste für Jahr 2000
PZ. Das Gesundheitssystem soll nach den Plänen der rot-grünen
Koalition im Jahr 2000 einer Strukturreform unterzogen werden.
Das haben die Parteien der neuen Mehrheit am Sonntag in Bonn
berichtet. In einem ersten Schritt sollen noch in diesem Jahr
einige Korrekturen vorgenommen werden. Per Vorschaltgesetz sind
noch 1998 folgende Vorhaben geplant: Aufhebung des
Krankenhausnotopfers, eine vorläufige, sektorale
Ausgabenbegrenzung in der GKV, die Kostenerstattung für
Zahnersatzleistungen und der Ausschluß dieser Leistungen für nach
1978 Geborene wird kassiert; Elemente der privaten
Versicherungswirtschaft in der GKV wie Beitragsrückerstattung,
Kostenerstattung und Selbstbehalte werden abgeschafft; die
Krankenversicherungskarte wird modifiziert; der
Koppelungsmechanismus, nach dem Beitragssatzerhöhungen in der GKV
zu höheren Zuzahlungen der Patienten führen, wird ebenso
gestrichen, wie alle Regelungen, die höhere oder neue Zuzahlungen
vorsehen. Chronisch Kranke und ältere Patienten werden ab Anfang
1999 von Zuzahlungen entlastet. Die "Strukturreformen" will die
neue Koalition mit Wirkung zum 1. Januar 2000 in Kraft setzen. Zu
den notwendigen Reformen zählt darüber hinaus nach dem rot-grünen
Reformpaket die Einführung eines Globalbudgets. Der
Arzneimittelmarkt wird nach den Plänen der neuen Mehrheit neu
geregelt. Dazu gehört eine Liste der zu Lasten der GKV
verordnungsfähigen Arzneimittel (Positivliste) sowie die
Förderung von Re-Importen.
19.10. Gefahr einer Grippe-Pandemie
dpa. Vor der Gefahr einer neuen weltweiten Grippe-Epidemie hat
der Leiter des Berliner Robert-Koch-Instituts, Reinhard Kurth,
gewarnt. In bestimmten Abständen entwickle sich immer wieder ein
neues, bislang unbekanntes Grippe-Virus, sagte der Virologe am
Sonntag im Berliner Rundfunksender Hundert,6. Gegen dieses sei
dann noch kein Impfstoff entwickelt worden. International sei man
sich daher darüber einig, daß in absehbarer Zeit mit einer neuen
Pandemie - also einer weltweiten Epidemie - zu rechnen ist. In
Deutschland würden aus diesem Grund derzeit bereits alle
Seuchenpläne überprüft. Kurth erinnerte daran, daß bei der
Pandemie im Winter 1918/19 20 Millionen Menschen an einem
Influenza-Virus starben.
19.10. Diabeteswochen in Thüringer Apotheken
PZ. Unter dem Motto "Thüringer Diabeteswochen" widmen sich die
Thüringer Apotheker verstärkt der Früherkennung des Diabetes
mellitus. Von Oktober bis Dezember dieses Jahres findet in 43
Apotheken eine Screening-Aktion statt. Die Kollegen, die sich an
dieser von der Landesapothekerkammer Thüringen und der Firma
Bayer getragenen Pilotstudie beteiligen, messen den Blutzucker
und beantworten alle Fragen zum Thema Diabetes. Daneben können
die Kunden ihren Blutdruck und Gesamtcholesterolwert erfassen
sowie den Body-mass-Index errechnen lassen und
Informationsmaterial mitnehmen. Man wolle damit keineswegs in die
Kreise der Ärzte einbrechen, betonte Kammerpräsident Dr. Egon
Mannetstätter vor der Presse; vielmehr wolle das Screening die
Menschen auf die Diabetes-Erkrankung aufmerksam machen.
Mannetstätter: "Rund fünf Millionen Diabetiker gibt es in
Deutschland - Tendenz steigend. Experten schätzen, daß eine
weitere Million Menschen krank ist, ohne es zu wissen." Am
Weltdiabetestag, dem 14. November, steht Interessierten ein
Expertentelephon (0361/5667218) von 9 bis 13 Uhr zur Verfügung.
Die Ergebnisse der Pilotstudie sollen später von der LAK
veröffentlicht werden. Am Rande der Pressekonferenz hat die Firma
Bayer signalisiert, daß die Aktion auch über das Jahresende
hinaus fortgeführt werden könnte.
16.10. Mehrheit der Deutschen für Zuzahlung
PZ. Lebensnotwendige Arzneimittel sollten künftig zuzahlungsfrei
sein, notwendige und wirksame Medikamente nur eine geringe
Zuzahlung erfordern und medizinisch zweifelhafte ganz von den
Patienten bezahlt werden. Diese Meinung vertreten 76 Prozent der
Bundesbürger, ergab eine repräsentative Umfrage des
Forsa-Instituts im Auftrag der Deutschen
Angestellten-Krankenkasse (DAK) in Hamburg. 29 Prozent plädieren
dafür, Arzneimittelzuzahlungen ganz zu streichen. Bei dieser
Frage gibt es deutliche Unterschiede zwischen West- und
Ostdeutschland: In den neuen Ländern sind 42 Prozent dieser
Meinung, in den alten Ländern nur 27 Prozent. Ferner sprechen
sich 69 Prozent der Bundesbürger dafür aus, eine Positivliste
erstattungsfähiger Präparate in der Gesetzlichen
Krankenversicherung einzuführen, in der "wirksame und preiswerte"
Arzneimittel aufgeführt sind.
16.10. PPARy2 macht dick
PZ. Nicht nur Mutationen des für den Leptin-Rezeptor codierenden
Gens können zu Adipositas führen, sondern auch solche am
PPARy2-Gen. Eine deutsch/amerikanischen Forschergruppe
untersuchte 358 Deutsche, von denen 121 einen Körpermassenindex
über 29 hatten und damit als fettsüchtig gelten. Die
Wissenschaftler fanden auf einem Gen, das für einen Rezeptor
codiert, der bei der Regulation der Adipozytendifferenzierung
eine Schlüsselrolle spielt. Die Mutation kommt offensichtlich nur
bei adipösen Menschen vor. Sie ist allerdings recht selten. Nur
vier von 121 Dicken wiesen die Mutation auf. Die Mutation bewirkt
eine beschleunigte Bildung von Adipozyten und eine starke
Anhäufung von Triglyceriden in den Zellen. Die Auswirkung der
Mutation sind allerdings dramatisch. Während der
durchschnittliche Körpermassenindex in der Adipositas-Gruppe bei
33,6 lag, wiesen die vier Träger der Mutation Werte zwischen 37,9
und 47,3 auf.
15.10. Illegaler Handel mit Viagra am Niederrhein
dpa. Einen illegalen Handel mit der Potenzpille Viagra hat die
Polizei in Wesel nach Hinweisen von Apothekern aufgedeckt. Eine
noch unbekannte Person biete das verschreibungspflichtige
Medikament offenbar ohne Rezept und zu überhöhten Preisen über
das Internet an, teilte ein Polizeisprecher am Donnerstag mit.
Dem Internet-Anschluß zufolge werde der Handel vom
niederrheinischen Rees aus organisiert. Ermittelt werde nun wegen
Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz. Bei der Apothekerkammer
Nordrhein sind in den vergangenen Wochen Dutzende Fälle
verbotenen Handels mit Viagra bekannt geworden. Über das
Internet, aber auch mit Annoncen in Zeitungen und Zeitschriften
würden Geschäftemacher probieren, die Pille zu vertreiben, sagte
die Sprecherin der Kammer, Christiane Reemann, in Düsseldorf. Den
illegalen Handel versuche die Apothekerkammer mit Hilfe der
Gesundheitsämter und der Zentrale gegen unlauteren Wettbewerb zu
unterbinden.
15.10. Regierung will Zuzahlung senken
PZ. Die Kassenpatienten werden Anfang nächsten Jahres von
Arzneimittelzuzahlungen entlastet. Darüber haben sich SPD und
Bündnis 90/Die Grünen, in Vorgesprächen zu den
Koalitionsverhandlungen geeinigt, bei denen am Freitag in Bonn
die Gesundheitspolitik auf der Taqesordnung steht. Über Höhe und
Struktur der Entlastung gibt es unterschiedliche Informationen.
Eine generelle Senkung der jetzt bei neun, elf und 13 DM
liegenden Selbstbeteiligung auf acht, neun und zehn DM sei
vorgesehen, heißt es einerseits. Das würde bei den gesetzlichen
Krankenversicherungen zu Einnahmeausfällen von 600 bis 800
Millionen DM jährlich führen. Nach anderen Berichten sollen nun
chronisch Kranke und ältere Patienten entlastet werden. Das hatte
auch die SPD in ihrem Wahlprogramm angekündigt. Daß Zahnersatz
wieder eine Sachleistung wird, in deren Genuß auch nach 1978
Geborene kommen werden, gilt als sicher. Außerdem wird der
Kopplungsmechanismus kassiert, nach dem Beitragssatzerhöhungen
automatisch zur Anhebung aller Zuzahlungen führen sollten. Diesen
ein Mechanismus hatte der scheidende Gesundheitsminister Horst
Seehofer bis Ende 1998 ausgesetzt.
15.10. Blutspenden ist gesund
PZ. Manchmal ist die Welt eben doch gerecht. Doch sind es nicht
immer materielle Anreize, die einem soziales Verhalten versüßen.
Nach den Ergebnissen einer finnischen Studie erleiden Blutspender
deutlich seltener einen Myokardinfarkt als Menschen, die kein
Blut spenden. Wissenschaftler von der Universität Kuopio in
Finnland beobachteten 2.862 Menschen, Blutspender und
Nichtspender, im Alter zwischen 42 und 60 über durchschnittlich
neun Jahre. Während von den 153 Blutspendern lediglich einer
einen Myokardinfarkt erlitt (0,7 Prozent), lag die Quote bei den
Nichtspendern bei 12,5 Prozent (316 von 2.529). Regelmäßiges
Blutspenden senke die Eisenkonzentration im Blut, so der Leiter
der Studie Professor Dr. Jukka T. Salonen. Eisen sei mit hoher
Wahrscheinlichkeit ein Risikofaktor für Herzinfarkte. Zum einen
katalysiert es die Bildung freier Radikale, zum anderen fördert
es die Lipidperoxidation. Salonen glaubt, daß der regelmäßige
Blutverlust von Frauen durch die Menstruation ebenfalls vor
Myokardinfarkt schützt. Es seien nicht allein die Estrogene, die
für die niedrigere Herzinfarktrate von Frauen gegenüber Männern
verantwortlich sind, so seine Überzeugung.
14.10. Andrea Fischer: Neue Gesundheitsministerin?
PZ. In Bonn verdichten sich die Anzeichen, daß Andrea Fischer
Bundesgesundheitsministerin der rot-grünen Koalition wird.
Bündnis 90/Die Grünen haben die 38jährige Sozialexpertin für
dieses Amt vorgeschlagen. Die gelernte Druckerin und studierte
Volkswirtin ist 1985 den Grünen beigetreten und seit 1994
Mitglied des Deutschen Bundestages. Fischer gehört dem
Landesvorstand Berlin der Bündnisgrünen an. Sie steht dem
realpolitischen Flügel der Partei nahe. Andrea Fischer hat als
wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Europaparlament, am
Wissenschaftszentrum Berlin und bei der
Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) in Berlin
gearbeitet.
14.10. Neues Medikament gegen Paradontose
PZ. Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA hat am 1.Oktober
Periostat zur Behandlung der Paradontose zugelassen.Für diese
Indikation gibt es weltweit kein anderes Präparat auf dem Markt,
heißt es in einer Information des Hersteller CollaGenex aus
Newtown im US-Staat Pennsylvania. Das Medikament soll in sechs
bis acht Wochen in den Saaten auf Rezept erhältlich sein.
Parodontose wir maßgeblich durch zwei Faktoren beeinflußt. Auf
den Bakterienbefall der Zähne und des Zahnfleischs reagiert der
Körper mit der Bildung von Collagenasen. Diese Enzyme zählen zur
Familie der Matrixproteasen und bauen das Collagen im
Zahnfleischgewebe ab. Das Gewebe bildet sich zurück und die Zähne
werden locker. Periostat hemme die Enzymaktivität, berichtet
CollaGenex. Klinische Untersuchungen hätten gezeigt, daß sich bei
Erwachsenen nach dreimonatiger Gabe des Arzneimittels befallenes
Zahnfleisch gut regeneriert und auch die Entzündung zurückgeht.
Auf regelmäßiges Zähneputzen dürften die Patienten jedoch nicht
verzichten.
14.10. Großhandel gegen Positivliste
dpa. Der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (PHAGRO)
hat die künftige rot-grüne Bundesregierung aufgefordert, auf eine
Positivliste für Arzneimittel und ein Globalbudget zu verzichten.
Eine Positivliste schränke die Therapiemöglichkeiten für
Patienten ein und verzerre den Wettbewerb unter den
Arzneimittelanbietern, betonte der Verbands-Vorsitzende Bernd
Scheifele am Mittwoch in Frankfurt. "Die neue Bundesregierung ist
gut beraten, wenn sie auf weitere bürokratische
Arzneimittelausschüsse verzichtet und statt dessen den Weg zu
einem stärker am Wettbewerb orientierten Gesundheitswesen
fortsetzt." Im PHAGRO sind nach eigenen Angaben alle 17
pharmazeutischen Grophandelsunternehmen zusammengeschlossen.Ein
Globalbudget setze falsche Anreize, weil damit erhebliche
Einsparungen bei den Arzneimitteln zur Aufrechterhaltung
ineffizienter Strukturen vor allem in Krankenhäusern mißbraucht
würden, betonte Scheifele. "Es ist ein Skandal, wenn schon heute
eingesparte Arzneimittelkosten in einigen Bundesländern aufgrund
sogenannter Bonusverträge mit den Krankenkassen direkt in die
Taschen der Ärzte fließen." Ein Globalbudget mache "solche
Verschiebebahnhöfe zum Regelfall".
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