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06.10. Opiat-Verschreibungen vereinfachen
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) will die Verordnung von
Opiaten zur Schmerztherapie vereinfachen. Bislang schreibt die
Verschreibungsverordnung für Betäubungsmittel (BTM) vor,
Opiat-Rezepte etwa für Krebspatienten handschriftlich
auszufertigen. Nach dem Willen des Hauses Seehofer soll das
künftig auch per Computer möglich sein. Wie Professor Dr.
Elisabeth Rauterberg vom BMG bei einem Symposium der Techniker
Krankenkasse auf dem Petersberg bei Bonn erklärte, werde eine
entsprechende Novellierung der BTM-Verschreibungsverordnung
derzeit noch mit den Bundesländern beraten. Ein abgestimmter
Entwurf für eine neue Verordnung sei nicht vor Ende dieses
beziehungsweise Anfang nächsten Jahres zu erwarten.
06.10. Amt prüft Gehälter von Kassenvorsitzenden
Das Thema "überzogene Gehälter für Führungskräfte der
Krankenkassen" beschäftigt nicht mehr nur die bayerische
Sozialministerin Barbara Stamm und die AOK Bayern. Jetzt nimmt
auch das Bundesversicherungsamt (BVA) in Berlin Vorstandsverträge
bei zahlreichen bundesunmittelbaren Krankenkassen unter die Lupe.
Anlaß für die Kontrollen ist ein außerordentlicher
"Vergütungsvorsprung" eines bei den Innungskrankenkassen (IKK)
tätigen Vorstandsvorsitzenden. Dem Vernehmen nach soll er analog
von den Besoldungsstufen A15/A16 direkt in die Kategorien B8/B9
aufgestiegen sein - ein Gehaltszuwachs von mehreren tausen DM
netto von einem Tag auf den anderen. Möglichkwerweise wird es
wegen dieses Vorgangs sogar zu einem Prozeß zwischen dem BVA und
der betreffenden IKK kommen.
06.10. Mit Impfungen vor Infektionen schützen
Gemeinsam appellieren Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer,
Professor Walter Brandstädter, Vizepräsident der
Bundesärztekammer, und Ulrich Oesingmann, Vorstandsmitglied der
Kassenärztlichen Bundesvereinigung, an die Bundesbürger, sich
angesichts der von offenen Grenzen ausgehenden Gefahren von
Infektionskrankheiten besser zu schützen. Hierzulande forderten
allein Virusgrippen und Hepatitis B inklusive ihrer
Folgeerkrankungen bis zu 350 000 Todesopfer. Seehofer bekräftigte
die Absicht der Bonner Koalition, noch in dieser
Legislaturperiode ein neues Infektionsschutzgesetz zu
verabschieden. Dabei stünden eine verstärkte Prävention
übertragbarer Krankheiten sowie ein verbessertes
infektionsepidemiologisches Meldesystem im Mittelpunkt. Einen
staatlich verordneten Impfzwang lehnte Seehofer ab. Außerdem
sollten Vertragsmediziner künftig vermehrt fachübergreifend
impfen dürfen.
01.10. Schonende Tumorchirurgie
Werden Tumoren im Urogenitaltrakt wie Prostata- oder
Harnblasenkarzinom, Nieren- oder Hodentumoren frühzeitig
entdeckt, bevor sie die Organgrenze überschritten haben, kann
ihre radikale Entfernung den Patienten heilen. Erkauft wurde der
Erfolg oft mit erheblichen Nebenwirkungen und Schäden wie
Impotenz oder Inkontinenz. In vielen Fällen kann die
Tumorchirurgie heute schonender eingreifen, ohne die
Heilungschancen zu beeinträchtigen, erklärte Professor Dr.
Hartwig Huland vor der Fachpresse. Beispielsweise können kleine
Nierentumoren durch Heminephrektomie entfernt werden; das halbe
Organ und damit die Nierenfunktion werden erhalten. Dem Patienten
bleibt die Dialyse erspart. Auch die radikale Prostatektomie
wurde erheblich verfeinert. Die Inkontinenzrate ist in vielen
Zentren auf fünf Prozent oder weniger gesunken. Bei kleinen
Tumoren hat sich eine nerverhaltende Technik durchgesetzt, die
bei etwa einen Drittel der Patienten die Potenz erhält. Liegt der
Gehalt an Prostataspezifischem Antigen (PSA) nach Prostatektomie
über mehrere Jahre unter 0,4 ng/ml, gilt der Mann als geheilt,
bestätigte Huland. Auch beim Hodentumor ist heute eine
nerverhaltende Lymphknotenausräumung möglich. Über neunzig
Prozent der jungen Männer haben nach den Eingriff eine intakte
Ejakulation; die Fertilität bleibt trotz Tumorresektion erhalten.
Auch Frauen profitieren von neuen Operationsmethoden, wie der
Urologe am Beispiel des muskelinvasiven Harnblasentumors
erklärte. Muß die Harnblase entfernt werden, wird aus
Darmanteilen ein Ersatz gebildet. Kann der natürliche
Blasenverschluß erhalten und "angeschlossen" werden, so sorgt
dieser nach einer Trainingsphase für die Kontinenz der neuen
Ileumblase. Dies erspart den Frauen einen Dauerkatheter mit
Bauchbeutel.
01.10. Kündigung der Hilfstaxe
Der Deutsche Apothekerverband teilt mit, daß die
Spitzenverbände der Krankenkassen mit Wirkung zum 30. September
1997 die »Hilfstaxe« gekündigt haben. Hintergrund für diese
Kündigung sind die laufenden Verhandlungen über die
Preisberechnung für Zytostatika-Rezepturen. Die Spitzenverbände
der Krankenkassen hatten angekündigt, die Hilfstaxe zu kündigen,
falls die Vertragsverhandlungen bis 38. September nicht
abgeschlossen sind. Diese Ankündigung wurde nun trotz intensiver
Bemühungen des DAV, den Kündigungstermin im Interesse einer
sachgerechten Verhandlung zu verschieben, umgesetzt. Aus der
Kündigung folgt, daß ab 1. Oktober 1997 keine Vereinbarungen über
Apothekeneinkaufspreise mehr bestehen, die der Berechnung der
Apothekenabgabepreise für in der Apotheke hergestellte
Zubereitungen (§ 5 AMPreisV) und für in der Apotheke umgefüllte,
abgefüllte, abgepackte oder gekennzeichnete Stoffe (§ 4 AMPreisV)
zugrunde zu legen sind.
Aus der Kündigung dieser Vereinbarungen folgt nicht, daß die
Preisberechnung für Rezepturarzneimittel ab sofort der freien
Kalkulation der Apotheken unterläge. Vielmehr gelten insoweit die
allgemeinen Regelungen der Arzneimittelpreisverordnung (§§ 4 und
5 AMPreisV). Der Preisberechnung ist danach ab sofort nicht der
vereinbarte Apothekeneinkaufspreis zugrunde zu legen, sondern der
von der einzelnen Apotheke tatsächlich entrichtete
Apothekeneinkaufspreis. Zusätzlich ist wie bisher auch der
Rezepturzuschlag nach § 5 Abs. 3 AMPreisV zu erheben.
01.10. Zu wenig Blutspender in Deutschland
In Deutschland fehlen nach Einschätzung von Ärzten jährlich
rund 400.000 Liter Blutplasma für die industrielle Herstellung
von medizinischen Präparaten. Das entspreche 1,6 Millionen
Blutspenden, so Professor Dr. Volker Kretschmer vor Beginn einer
internationalen Expertentagung am 1. Oktober in Frankfurt am
Main. Besonders kritisch sei die Situation zu Urlaubszeiten, an
Feiertagen und bei großen Sportereignissen wie der
Fußballweltmeisterschaft oder den Olympischen Spielen. Dann kämen
Bürger kaum zum Spenden. Aufgeschreckt von dem Skandal um mit dem
HI-Virus belastetes Spenderblut, neigen die Deutschen nach
Kretschmers Ansicht zu Überreaktionen. Es gebe zu viele Gesetze,
Richtlinien und Verordnungen. Bei dem Kongreß für
Transfusionsmedizin, an dem circa 1500 Wissenschaftler aus 50
Ländern teilnehmen, ist die Sicherheit von Blut und Blutprodukten
ein Schwerpunktthema.
© 1997 GOVI-Verlag
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