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15.09. Schmall:Risiken durch Online-Versand
Weder elektronische Medien noch der Beipackzettel sind ein
adäquater Ersatz für die Beratung und Dienstleistungen der
Apotheker rund um das Arzneimittel. Der Präsident der
Bundesapothekerkammer (BAK), Dr. Hartmut Schmall, hat in seiner
Eröffnungsrede zum Fortbildungskongreß in Westerland dazu
aufgefordert, durch spezifische apothekerliche Leistungen die
Menschen von der Unverzichtbarkeit des Apothekers zu überzeugen.
Der Vertrieb von Arzneimitteln über andere Kanäle als die
Apotheke bergen nach Schmalls Einschätzung erhebliche Gefahren
für den Patienten. So werden von einigen Anbietern im Internet
Medikamente für Indikationen offeriert, für die keine Zulassung
vorliege. Nach wie vor ein Dorn im Auge, sei auch die britische
Versandhandelsfirma Express Medical Sevice. Der BAK-Präsident
unterstrich, daß die Standesvertretung mit allen Mitteln gegen
diese Praktiken vorgehen werde. National bestehe auch ein
weitgehender Konsens, den Versandhandel mit Arzneimitteln zu
verbieten. Auf europäischer Ebene sei eine Einigung jedoch
weitaus schwieriger, da nicht einmal die europäischen Apotheker
eine einheitliche Position zum Versandhandel hätten. Schmall
warnte davor, Versandapotheken als lukratives Geschäft für
Apotheker anzusehen. Die Leistungen einer Versandapotheke könnte
auch ohne Apotheker erbracht werden. Langfristig sei deshalb dort
ein Pharmazeut überflüssig.
15.09. Einstweilige Verfügung gegen den AVR
Das Landgericht Hamburg hat eine einstweilige Verfügung gegen
den Arzneiverordnungs-Report (AVR) erlassen. Zwei
Arzneimittelhersteller hatten beim Landgericht Hamburg beantragt,
dem Verlag und den Spitzenverbänden der Krankenkassen, die als
"Projektträger" fungieren, die Verbreitung der Tabelle 46.5
"Substitution umstrittener Arzneimittel" im AVR zu untersagen.
Die Antragsteller hatten dargelegt, daß der Verlag seine
Sorgfaltspflicht vernachlässigt habe. Er hätte wissen müssen, daß
die Verbreitung der Liste der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
bereits durch einstweilige Verfügung untersagt worden ist. Die
Spitzenverbände der Krankenkassen seien passiv legitimiert, weil
sie maßgeblich Einfluß auf Gestaltung und Inhalt des AVR nähmen.
Die Entscheidung des Landgerichtes Hamburg erging ohne mündliche
Verhandlung, ist allerdings noch nicht rechtskräftig.
15.09. Australische Frauen zufrieden mit RU 486
Nach einer Studie mit der Abtreibungspille RU 486 hat sich in
Australien die Mehrheit der beteiligten Frauen positiv über das
umstrittene Medikament geäußert. Wie aus der am Sonntag im
"Medical Journal of Australia" veröffentlichten Untersuchung
hervorgeht, bezeichneten 90 Prozent der 38 Beteiligten die
Methode und die damit verbundenen Schmerzen als unproblematisch.
Sie sei außerdem sehr viel natürlicher als ein operativer
Eingriff. Als vorteilhaft werteten die Frauen auch, daß anders
als bei einer herkömmlichen Abtreibung keine Narkose notwendig
ist.
12.09. Kapitalerhöhung bei Fresenius Medical Care
Fresenius Medical Care AG (FMC) nutzt die gegenwärtig gute
Börsenverfassung zu einer Kapitalerhöhung. Der
Tochtergesellschaft des Pharma- und Medizintechnikkonzerns
Fresenius fließen durch diese Kapitalspritze etwa 260 Millionen
DM zu. Der Erlös soll zur Finanzierung neuer Dialysezentren in
den USA genutzt werden. Das teilte der Vorstand von FMC in Bad
Homburg mit. 2,75 Millionen neue Vorzugsaktien im Nennwert von je
fünf DM sollen plaziert werden.
12.09. Kaum Chancen für die Pille für den Mann
Die Pille für den Mann scheitert nach Ansicht von Experten an
zu geringer Akzeptanz. Wissenschaftlich sei es kein großes
Problem mehr, dieses Verhütungsmittel herzustellen. Die
Pharmaindustrie habe jedoch wegen mangelnder Nachfrage in
Mitteleuropa kein Interesse an einer Serienentwicklung. Das
erklärte Wolfgang Weidner, Präsident der Deutschen Gesellschaft
für Andrologie, zu Beginn der Jahrestagung der Gesellschaft in
Lübeck. Eine vorübergehende hormonelle Unterdrückung der
Samenproduktion ist Thema der zweitägigen Konferenz, an der rund
200 Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen teilnehmen.
12.09. Budget-Streit beendet
Der Budget-Streit zwischen Krankenkassen und Kassenärzten in
Mecklenburg-Vorpommern ist beendet. Vertreter beider Seiten
unterzeichneten eine Vereinbarung, in der für den Zeitraum von
Juli 1997 bis Juni 1998 eine Orientierungssumme von 809 Millionen
DM für Arzneimittelausgaben festgeschrieben ist. Es gelten
arztgruppenspezifische Richtgrößen. Die Kassen nahmen
gleichzeitig ihre Regreßforderungen zurück.
10.09. Rezeptfälschungen über Anabolika
In Sachsen, Berlin und Hessen wurden Rezepte aus Arztpraxen
entwendet, gefälscht und gegen Anabolika in Apotheken eingelöst.
Die Rezepte in Sachsen und Berlin waren als Blanko-Rezepte aus
Arztpraxen entwendet worden. Anschließend wurden sie gefälscht.
Sowohl der angegebene Einlöser, als auch die Arztpraxen
existierten nicht. Überwiegend wurden die Fälschungen gegen
Anabolika wie Genotropin, Testoviron, Proviron, Primobolan S,
Thybon und Masteron eingetauscht. Die Medikamente hatten einen
Wert von bis zu 13000 DM. Weitere Rezepte, die aus einer
Arztpraxis in Großenhain gestohlen wurden, wurden in Limburg und
Frankfurt/Main eingelöst. Auch in Hessen, so eine Mitteilung des
Hessischen Apothekerverbandes, wurden Rezeptformulare aus einer
Arztpraxis gestohlen, professionell gefälscht und von Mai bis
Juli 1997 im Rhein-Main-Gebiet gegen Genotropin eingelöst. Der
wirtschaftliche Schaden beträgt allein für die AOK Hessen bisher
rund 36000 DM. Der Hessische Apothekerverband ruft daher seine
Mitglieder dazu auf, sich bei der Einlösung von Anabolikarezepten
zunächst von deren Echtheit zu überzeugen.
10.09. Neues Krebsgen p73 entdeckt
Wissenschaftler der Bostoner Harvard University haben ein neues
Krebsgen entdeckt, das vermutlich eine ähnliche Funktion wie p53
hat. Die Wissenschaftler nennen es p73. Das berichtet die
Zeitschrift "Nature". Das Gen liegt auf dem Endstück von
Chromosom eins, einer Stelle, die vielen Patienten mit einem
Neuroblastom fehlt. Das neue Gen ist offensichtlich an der
Überwachung wichtiger Zellfunktionen beteiligt. In seinem Aufbau
und seiner Funktion ähnelt es p53, kontrolliert aber nicht das
Erbgut, sondern p73 scheint die Entwicklung des Gehirns und die
Funktion des Immunsystems zu überwachen.
10.09. Merck verkauft sämtliche Anteile an Hermal
Die Merck KGaA, Darmstadt, wird den Großteil ihres Geschäftes
mit Dermatika für 500 Millionen DM an das britische Unternehmen
Boots Healthcare International (BHI) verkaufen. Das teilte der
Pharmahersteller in Darmstadt mit. BHI, das zur Boots Company PLC
gehört, wird sämtliche Anteile an der Hermal Kurt Herrmann oHG in
Reinbek bei Hamburg übernehmen und erhalte auch Markenrechte an
weiteren Dermatika, hieß es. Die Mitarbeiter von Hermal in
Deutschland, Österreich und der Schweiz sollen übernommen werden.
Merck selbst werde seine Pharmaaktivitäten in den Bereichen
Generika und Selbstmedikation verstärken.
© 1997 GOVI-Verlag
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