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08.09. Diskussion um genetisch veränderten Mais
dpa. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat dem
Saatgut-Hersteller Novartis vorgeworfen, mit gentechnisch
verändertem Mais die Unwirksamkeit des Antibiotikums Ampicillin
zu fördern. Der sogenannte Bt-Mais der Firma werde zur Zeit in
Deutschland auf 350 Hektar angebaut, sagte Greenpeace-Sprecher
Jan van Aken am Dienstag in Berlin. Novartis-Sprecher Andreas
Seiter warf Greenpeace Desinformation vor. Sämtliche
Expertengremien in der Europäischen Union hätten den Bt-Mais für
gesundheitlich unbedenklich erklärt, sagte er in Berlin. Alles
genetische Material, das der Mensch täglich über Nahrung
aufnehme, werde vom Magen verdaut. Van Aken äußerte die
Befürchtung, das Bt-Gen werde nicht verdaut, sondern in
Darmbakterien eingebaut. Diese Bakterien würden dann gegen
Antibiotika-Gaben resistent werden, Seiter betonte hingegen,
diese Möglichkeit sei nach übereinstimmender Expertenmeinung
auszuschließen. Der Bt-Mais wird in den USA, Kanada und anderen
Staaten seit drei Jahren auf Millionen von Hektar angebaut.
Diesem Mais wird ein einziges Gen des Bazillus thuringiensis
eingebaut. Dieses Gen produziert in der Pflanze ein Eiweiß, das
für die Larve des Maiszünslers tödlich ist.
07.09. Deutsche Pharmafirmen haben aufgeholt
dpa. Die deutsche Arzneimittelforschung hat gegen die
internationale Konkurrenz in den vergangenen drei Jahren stark
aufgeholt, aber noch nicht zur Weltspitze aufschließen können.
Dies ist das Fazit einer Studie, den der Verband Forschender
Arzneimittelhersteller (VFA) am Montag in Bonn vorstellte. Die
deutschen Pharmafirmen hätten mit neuen Produkten auch "einen
positiven Beitrag zur Wirtschaftskraft Deutschlands" geleistet,
sagte der Autor der Studie Michael Steiner von The Boston
Consulting Group (BCG). Er hob "bedeutende Fortschritte bis hin
zu Durchbrüchen bei der Behandlung von Volkskrankheiten" hervor.
Damit hätten die Pharmafirmen die Gesundheitsversorgung "deutlich
verbessert". Nach Darstellung von VFA-Hauptgeschäftsführerin
Cornelia Yzer sei dank Gentechnologie auch künftig mit "neuen,
besseren Präparaten zu rechen". Derzeit befänden sich weltweit
mehr als 11.200 Wirkstoffe in Erprobung, davon stünden in
Deutschland mindestens 165 vor der Markteinführung.
07.09. Zuzahlung für Arztbesuch "Geldschneiderei"
dpa. Als "Geldschneiderei" haben die schleswig-holsteinischen
Ersatzkassen den Vorschlag der Ärzteorganisation NAV-Virchowbund
bezeichnet, wonach Patienten künftig für eine Facharztbehandlung
ohne Überweisung 100 Mark und für einen Hausbesuch 30 Mark
zusätzlich zahlen sollen. Der Vorschlag der Ärzteorganisation
führe lediglich zu Mehrausgaben der Krankenkassen, da für den
vorherigen Hausarztbesuch die übliche Ärztepauschale zusätzlich
anfalle, kritisierten die Ersatzkassenverbände am Montag in Kiel.
Bei einer Erkrankung müßten die Patienten die Gewähr haben, daß
sie auch ohne Zuzahlung zu Hause vernünftig behandelt werden,
hieß es in der Stellungnahme. Auch die AOK sprach sich gegen den
Vorschlag der Ärzteorganisation aus. Er beschneide die Rechte der
Patienten und habe offensichtlich eine Honorarverteilung zwischen
den einzelnen Arztgruppen zum Ziel. Kritik erntete der Vorschlag
des Virchowbundes auch beim schleswig-holsteinischen
Gesundheitsministerium: "Wir wollen die Zuzahlungsschraube auf
keinen Fall weiterdrehen", sagte eine Sprecherin des
SPD-geführten Ministeriums.
07.09. BVMed: Zusatzversicherung für Fortschritt
PZ. Der Bundesfachverband der Medizinprodukteindustrie (BVMed)
plädiert für eine Zusatzversicherung, über die innovative
Produkte vergütet werden, ohne die Gesetzliche
Krankenversicherung zu belasten. Auf einer Euroform-Konferenz am
7. September in Köln sagte BVMed-Geschäftsführer Joachim M.
Schmitt, eine solche Versicherung könne verhindern, daß der
medizinische Fortschritt in Deutschland durch die Einsparungen im
Gesundheitswesen blockiert werde. "Es wäre eine Pervertierung der
Medizin, innovative Entwicklungen in unserem Land zu stoppen, nur
weil damit Kosten auf das Gesundheitssystem zukommen." Das von
ihm als "Add-on-Versicherungssystem" bezeichnete Modell könne
nach einer Reform der Krankenhausvergütung beispielsweise dann
greifen, wenn ein Patient ein anspruchsvolles Medizinprodukt
wünsche, das über das medizinisch notwendige Maß hinausgehe.
04.09. Riechnerv: Der direkte Draht ins Hirn
dpa. US-Forscher wollen künftig mit Nasentropfen Wirkstoffe
gegen Alzheimer und andere Demenzerkrankungen ins Gehirn
schleusen. Bei Versuchen mit Mäusen konnten sie zeigen, daß
einige Wirkstoffe den Weg von der Nase zum Hirn viel leichter
finden als über die Blutbahn, wie das britische Fachjournal New
Scientist (Nr. 2150, S.6) berichtet. William Frey vom
Alzheimer-Forschungszentrum im Regions-Krankenhaus von St. Paul
(US-Staat Minnesota) behandelte zwölf Ratten mit dem
Nerven-Wachstumsfaktor NGF. Die eine Hälfte der Tiere erhielt den
Wirkstoff mittels Spritzen in die Blutbahn, die anderen über
Nasentropfen. Innerhalb einer Stunde war im Gehirn der mit
Nasentropfen behandelten Tiere erheblich mehr Wirkstoff als in
den Vergleichstieren, und das nicht nur in den Gehirnregionen,
die direkt mit den Riechnerven in Verbindung stehen. Das gleiche
Ergebnis konnten die Forscher mit einem Mittel gegen Schlaganfall
wiederholen, berichtet das Magazin.
04.09. Richtlinien für Arzneipflanzen
PZ. Die europäische Organisation der Anbauer von Arznei- und
Heilpflanzen Europam hat kürzlich ihre Empfehlungen zur guten
Anbaupraktik von Arzneipflanzen vorgelegt. Nach Meinung
internationaler Experten sind die Richtlinien dringend nötig, da
mehr als 150 europäische Heil- und Arzneipflanzen bedroht sind.
Zeitgleich wurde von der britischen Organisation Traffic eine
Studie zu Heilpflanzen präsentiert. Die Guidelines for Good
Agricultural Practice of Medicinal and aromatic Plants von
Europam haben lediglich Empfehlungscharakter und wurden
zwischenzeitlich der Ad-hoc-Arbeitsgruppe Pflanzliche
Arzneimittel der Europäischen Arzneimittelagentur (EMEA) in
London übergeben. Diese will sich im Hebst 1998 damit
beschäftigen. Unterstützt wird die Traffic-Studie vom Worldwide
Fund for Nature (WWF).Nach Angaben des WWF sind 150
Arzneipflanzen vom Aussterben bedroht. Wie in der Traffic-Studie
zu lesen ist, verwendet große Mehrheit der deutschen
Phyto-Hersteller Pflanzen aus eigenen Kulturen.
03.09. Neue Darreichung für Saquinavir
PZ. Die europäische Kommsion hat die Zulassung für Fortovase®,
einen galenisch weiterentwickelten HIV-Protease-Hemmer, erteilt.
Der Wirkstoff ist kein Unbekannter: Saquinavir. Fortovase ist die
neue, stärkere Darreichungsform des Wirkstoffs Saquinavir, dem
ersten Proteasehemmer. Seit etwa eineinhalb Jahren zur Behandlung
von HIV-Infektionen im Handel, hat Saquinavir seinen klinischen
Nutzen bei mehr als 200.000 Patienten bestätigt und ist dafür
beispielsweise mit dem letztjährigen PZ-Innovationspreis
ausgezeichnet worden. Fortovase präsentiert den Arzneistoff in
Weichgelatineform. Dadurch verbessere sich, so daß
Herstellerunternehmen, die Bioverfügbarkeit. Höhere Wirkspiegel
und eine damit verbundene stärkere antiretrovirale Aktivität
seien das Ergebnis. Fortovase ist zur HIV-Behandlung bei
erwachsenen Patienten in Kombination mit antiretroviralen
Medikamenten angezeigt, das können sowohl Dreier- als auch
Viererkombinationen sein. Bei der Vierfachtherapie habe sich der
Proteasehemmer Ritonavir besonders effektiv als
Kombinationspartner gezeigt, teilt Hoffrnann-La Roche mit.
02.09. Plötzlicher Kindstod geht zurück
dpa. Der plötzliche Kindstod
(Sudden-Infant-Death-Syndrom/SIDS) im Säuglingsalter ist in
Baden-Württemberg zurückgegangen. Nach Angaben des Statistischen
Landesamtes vom Mittwoch starben im vergangenen Jahr 62 Babys an
dieser ohne Vorwarnung auftretenden Todesart. Das entspricht 12,8
Prozent der insgesamt 1997 im ersten Lebensjahr gestorbenen 485
Säuglinge. Im vorangegangenen Jahr waren es noch 13,9 Prozent
gewesen. Nach einem stetigen Anstieg seit den 70er Jahren hatte
die Welle von SIDS mit 22,3 Prozent aller im Säuglingsalter
Gestorbenen 1991 ihren Höhepunkt erreicht. Die seitdem wieder
rückläufigen Zahlen führen die Statistiker auf eine 1993
begonnene Aufklärungskampagne zurück, in der unter anderem auf
die Risiken der sogenannten Bauchlage hin gewiesen worden war.
02.09. Starker Gewinnanstieg bei Stada
PZ. Nach einem deutlichen Umsatzplus von 18 Prozent im ersten
Halbjahr 1998 ist die Stada AG erstmals in die Gruppe der 30
größten deutschen Pharmaunternehmen vorgestoßen. Das Unternehmen
nehme mit einem Umsatz von fast 233 Millionen DM jetzt Platz 28
in der Umsatzrangliste der über 900 in Deutschland aktiven
Hersteller ein, sagte der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens,
Hartmut Retzlaff, auf einer Pressekonferenz am 2. September in
Bad Vilbel. Noch deutlicher stieg der Gewinn vor Steuern. 20,5
Millionen DM in den ersten sechs Monaten des Jahres bedeuten
einen Zuwachs von 70,5 Prozent im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum. Für das gesamte Geschäftsjahr 1998 erwartet
Stada einen Umsatz von 480 Millionen DM, wobei 20 Millionen DM
auf Akquisitionen entfallen. Der Gewinn vor Steuern soll am
Jahresende mindestens 40 Millionen DM betragen, der
Jahresüberschuß 22 Millionen DM. Die Aktionäre werden von dem
Gewinnanstieg profitieren. Schon jetzt kündigte Retzlaff eine
Dividenden-Erhöhung von Stamm- und Vorzugsaktien um jeweils 1 DM
auf 9,50 DM (Vorzüge) und 8,50 DM (Stämme) an.
02.09. Orlistat kommt am 10. September
dpa. Der neue Lipasehemmer Orlistat (Xenical®) kommt in
Deutschland bereits am 10. September auf den Markt. Das kündigte
der Sprecher der Herstellerfirma Hoffmann-La Roche, Hans-Ulrich
Jelitto, am Mittwoch in Hamburg an. Die Monatspackung Xenical
kostet seinen Angaben zufolge 198 Mark und muß von den Patienten
wahrscheinlich selbst bezahlt werden. Ob die Krankenkassen die
Kosten zumindest bei sehr starkem Übergewicht mit
Folgeerkrankungen übernehmen, ist noch offen. "Xenical ist keine
Wunderpille, die eine hemmungslose Völlerei ausgleicht", betonte
Jelitto. Es sei aber der erste Vertreter einer ganz neuen Klasse
von Medikamenten zur Therapie der Adipositas. Der Fett-Blocker
wirke ausschließlich im Magen-Darm-Trakt und nicht wie
Appetitzügler, die das zentrale Nervensystem beeinflußten. Der
Wirkstoff Orlistat verhindere, daß das Nahrungsfett komplett vom
Körper verdaut werde. Etwa 30 Prozent verließen den Organismus
wieder durch den Darm und fielen nicht als überschüssige Kalorien
zur Last.
02.09. Empfehlungen der PEG zu Fluorchinolonen
PZ. Die Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V. (PEG)
hat jetzt eine aktuelle Einteilung der Fluorchinolone
veröffentlicht, wonach diese in vier Gruppen unterteilt werden.
Als Kriterien für die Gruppierung dienten das antibakterielle
Spektrum, die Pharmakokinetik und die daraus resultierende
Indikation. Die älteren Chinolone wie das Norfloxacin und das
Pefloxacin werden aufgrund ihres Wirkspektrums im gramnegativen
Bereich im Wesentlichen für die Behandlung von
Harnwegsinfektionen eingesetzt. Die Vertreter der zweiten Gruppe
(Enoxacin, Fleroxacin, Ofloxacin und Ciprofloxacin) können
zusätzlich bedingt bei Atemwegserkrankungen eingesetzt werden.
Die Pneumokokken-Schwäche dieser Substanzen weisen die neueren
Fluorchinolone der dritten (Levofloxacin, Sparfloxacin,
Grepafloxacin) und insbesondere der vierten Kategorie
(Trovafloxacin, Gatifloxacin, Moxifloxacin, Clinafloxacin) nicht
mehr auf. Sie sind außerdem effektiver gegen atypische Erreger.
Die Vertreter der vierten Gruppe bekämpfen zusätzlich Anaerobier.
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