
PZ +++ Nachrichten +++
25.08. Viagra: Weg ist frei für EU-Zulassung
dpa. Der ständige EU-Arzneimittelausschuß mit Experten der 15
Mitgliedsländer hat sich mit Mehrheit für eine Zulassung von
Sildenafil (Viagra®) ausgesprochen, teilte die EU-Kommission am
Dienstag in Brüssel mit. Damit kann das potenzsteigernde Präparat
in den kommenden Wochen in der Europäischen Union zugelassen
werden. Nach der positiven Stellungnahme des Ausschusses wird nun
bis Mitte September mit einer endgültigen Genehmigung gerechnet.
Wie es in EU-Kreisen hieß, stimmte Deutschland gegen eine
Zulassung, setzte aber eine bessere Information auf dem
Beipackzettel durch. So sollen Patienten deutlicher als bisher
vorgesehen vor unerwünschten Wirkungen gewarnt werden. Sobald die
neue Version in die elf offiziellen EU-Sprachen übersetzt ist,
kann der für Industrie zuständige Kommissar Martin Bangemann die
Genehmigung zur Vermarktung erteilen.
24.08. SPD: Gesundheitspolitik ist gescheitert
dpa. Die SPD hat einen Kurswechsel in der Gesundheitspolitik
gefordert. Die Politik der Bonner Koalition sei gescheitert,
erklärten der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion,
Rudolf Dreßler und der gesundheitspolitische Sprecher Klaus
Kirschner, auf einer Konferenz "Eckpunkte sozialdemokratischer
Gesundheitspolitik" am Montag in Bonn. Die Versicherten und vor
allem die Patienten würden immer mehr belastet und der Gedanke
der Solidarität ausgehöhlt. Die SPD-Politiker verwiesen auf die
Zuzahlungen der Patienten, die inzwischen rund 20 Milliarden Mark
betrügen. Die Zuzahlung werde systematisch als dritte
Finanzierungssäule ausgebaut. Die von Bundesgesundheitsminister
Horst Seehofer (CSU) beschlossene Stabilität der
Versicherungsbeiträge sei damit eine Scheinstabiliät: Statt
steigender Beiträge steigende Zuzahlungen. Das System der
gesetzlichen Krankenversicherung hat nach Auffassung Dreßlers
Reserven für die Finanzierung des medizinischen Fortschritts.
"Wenn wir sicherstellen, daß der Gesundheitsanteil am
Volkseinkommen in gleichem Umfang wachsen kann, wie das
Volkseinkommen selbst wächst, dann haben wir einen vernünftigen
Zielkorridor", sagte Dreßler.
24.08. VDAK will Balneo-Therapie bezahlen
dpa. Die Ersatzkassenverbände VDAK und AEV verlangen die
Übernahme einer neuen ambulanten Behandlung der Schuppenflechte
und Neurodermitis durch die gesetzlichen Krankenkassen. Wie der
Verband der Angestellten-Krankenkassen e.V. (VDAK) und der
Arbeiter-Ersatzkassenverband e.V. (AEV) am Montag in Bonn
erläuterten, handelt es sich dabei um eine kombinierte Bade- und
Lichttherapie, die sogenannte Balneo-Phototherapie. Deren
Wirksamkeit sei durch ein Modellprojekt der Ersatzkassen und der
Universitätshautklinik in Kiel bestätigt worden, erklärte Werner
Gerdelmann, Vorstandsmitglied von VdAK/AEV. Mit Hilfe der
Balneo-Phototherapie werde der Grundsatz "ambulant vor stationär"
umgesetzt. Lange Klinik- und Rehabilitationsaufenthalte könnten
vermieden werden. Zudem sei die Behandlung für den Patienten
"schonend und nebenwirkungsarm und im Vergleich zu anderen
Therapien kostengünstiger", sagte Gerdelmann. Er sprach sich
dafür aus, die ambulante Therapie nach Auslaufen der
Erprobungsphase im Februar 1999 nahtlos in die vertragsärtzliche
Versorgung zu integrieren.
21.08. BfArM verzögert Viagra-Zulassung
PZ. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
(BfArM) hat bei der EU-Kommission erneute Gespräche zum
Zulassungsverfahren für Sildenafil (Viagra®) beantragt. Die
europaweite Zulassung von Sildenafil war ursprünglich für Mitte
September geplant. Der deutsche Antrag hat zur Folge, daß die
ständige Kommission der europäischen Zulassungsbehörde erneut
einberufen werden muß, berichtet die britische Zeitschrift Scrip
in ihrer Ausgabe vom 7. August 1998. Dadurch könne die
Markteinführung von Sildenafil bis nach den Bundestagswahlen
verzögert werden, so das Magazin. In der Bundesrepublik herrscht
bisher noch Unklarheit über die Erstattungsfähigkeit der
Potenzpille. "Zu den Einzelheiten des laufenden
Zulassungsverfahren möchten wir keine Stellungnahme abgeben",
sagte eine Sprecherin des BfArM gegenüber der Pharmazeutischen
Zeitung. Auch der Hersteller Pfizer war nicht bereit, die
Beweggründe des BfArM-Antrages zu kommentieren. "Wir denken, daß
der Antrag auf das Zulassungsverfahren keinen Einfluß nehmen wird
und Viagra wie geplant Mitte bis Ende September auf den Markt
kommt", sagte eine Sprecherin des Unternehmens.
21.08. Phytos stark von Richtlinien betroffen
PZ. Die Gesellschaft für Phytotherapie kritisiert, daß im
Entwurf der neuen Arzneimittelrichtlinien (AMR) überproportional
viele pflanzliche Arzneimittel aus der Erstattungsfähigkeit
fallen sollen. In ihrer Stellungnahme im Rahmen des
Anhörungsverfahrens zum AMR-Entwurf lehnt die Gesellschaft die
geplanten "weiteren drastischen Einschränkungen" der
Kostenübernahme durch die GKV ab und fordert, das Papier
grundlegend zu überarbeiten. "Es ist nicht hinnehmbar, in welcher
pauschalen Weise der Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen
sich über die Anliegen von Ärzten und Patienten zur sachgerechten
und anerkannten Behandlung sowie Linderung von
Krankheitszuständen hinwegsetzt", erklärte Professor Dr. Fritz H.
Kemper. Kemper ist Vorsitzender der Gesellschaft und arbeitet an
der Universität Münster. Er sieht durch die Pläne den im
Sozialgesetzbuch niedergelegten Grundsatz "Arzneimittel der
besonderen Therapierichtung sind nicht ausgeschlossen" verletzt.
21.08. "Pharmaindustrie verschläft Wandel"
vwd. Die Pharmaindustrie ist auf die sich dramatisch ändernden
Marktbedingungen im Vertrieb "nur unzureichend" vorbereitet, so
das Ergebnis einer Studie des Beratungsunternehmens Mercuri
International. Insbesondere in puncto Service gelte es die
herkömmlichen Ärzteschulungen durch moderne Servicekonzepte zu
ergänzen. Die Rolle der Pharmareferenten müsse sich einschneidend
vom "reinen Arzneiverkäufer" hin zum Praxisberater wandeln. Der
Untersuchung von Mercuri nach werden sich die
Entscheidungsstrukturen auf dem deutschen Pharmamarkt in den
nächsten Jahren grundlegend ändern. Institutionen wie
Krankenkassen, Versicherungen und Patientenverbände gewinnen an
Einfluß und steigen zu den wichtigen, Gesprächs- und
Verhandlungspartnern der pharmazeutischen Industrie auf. Zum
Alltag werden der Studie zufolge bald schon Kooperationen
zwischen den verschiedenen Anbietern von Gesundheitsleistungen
und integrative Konzepte wie etwa vernetzte Praxen gehören. Auf
diese Veränderungen sei die Pharmaindustrie nur "ungenügend
eingestellt", ergab die Befragung von weit über 100 Ärzten und
Managern von über 35 pharmazeutischen Unternehmen.
20.08. Erster Ärzteverband kritisiert Richtlinien
PZ. Der Hartmannbund hält den Entwurf der neuen
Arzneimittel-Richtlinien für "nicht genehmigungsfähig". Das vom
Bundesausschuß Ärzte/Krankenkassen vorgelegte Papier sei "allein
von wirtschaftlichen Überlegungen diktiert und läßt jeglichen
Einsatz für eine von der Sozialgesetzgebung ausdrücklich
geforderte humane und bedarfsgerechte Patientenversorgung
vermissen", erklärte der Gesamtvorstand des Ärzteverbandes in
Bonn. Man sei empört darüber, daß ärztlich-medizinische
Erfordernisse, insbesondere in der hausärztlichen Versorgung,
"lediglich zweitrangig berücksichtigt" werden. Der Vorrang
wirtschaftlicher Überlegungen werde insbesondere dadurch
deutlich, daß der bisherige Verordnungsgrundsatz "therapeutischer
Nutzen geht vor Kosten" in dem neuen Entwurf nicht mehr
festgeschrieben sei. Der therapeutische Handlungsspielraum der
Ärzte werde so nach Auffassung des Hartmannbundes "in
unerträglicher Weise" eingeengt. An Bundesgesundheitsminister
Seehofer appelliert der Verband deshalb, den Entwurf
zurückzuweisen und eine patientengerechte Version "zwingend
einzufordern".
19.08. Selen hilft wohl bei Prostatakrebs
dpa. Das Spurenelement Selen schützt vor einem Fortschreiten
von Prostatakrebs. Darauf lasse eine Studie von Wissenschaftlern
der Harvard Universität schließen, die im jüngsten "Journal of
the National Cancer Institute" veröffentlicht wurde, berichtete
die Tageszeitung "The New York Times" am Mittwoch. An der
Untersuchung hatten sich mehr als 33.000 Amerikaner beteiligt.
Teilnehmer mit dem höchsten Selen-Gehalt im Blut hatten deutlich
seltener fortgeschrittenen Prostatakrebs als Männer mit dem
niedrigsten Anteil, hieß es. Bereits vor zwei Jahren hatten
Forscher der Universität von Arizona dem Mineral Selen
krebsbekämpfende Wirkung zugesprochen. Die erste Studie fand, daß
Selen das Risiko von Prostatakrebs um 63 Prozent, von Darm- und
Rektalkrebs um 58 Prozent und das von Lungenkrebs um 45 Prozent
senken kann. Selen fördert die Elastizität von Gewebe und
unterstützt die Sauerstoffzufuhr zum Herz. Die Gründe für seine
tumorbremsende Wirkung sind bisher nicht bekannt.
19.08.Zahnersatz: Kassen warnen Seehofer
dpa. Die Angestellten-Krankenkassen haben
Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) davor gewarnt, die
Probleme bei der Honorierung von Zahnersatz durch "Herumkurieren
an Symptomen" beheben zu wollen. Der Vorstandsvorsitzende
Kassenverbandes, Herbert Rebscher, sagte der "Neuen Osnabrücker
Zeitung" (Mittwochsausgabe), die von Seehofer geplante vorherige
Genehmigung der Heil- und Kostenpläne durch die Kassen sei nur
eine "Flickschusterei mit fragwürdiger praktischer Wirkung".
Solange es wegen der Kostenerstattung ein privates
Vertragsverhältnis zwischen Zahnarzt und Versichertem gebe, seien
die Einflußmöglichkeiten der Kassen eingeschränkt. Seit
Jahresanfang müssen Patienten Kronen, Brücken und Gebisse direkt
mit dem Zahnarzt abrechnen. Eine Kassenstudie hatte ergeben, daß
mehr als 28 Prozent der Zahnarztrechnungen zu hoch sind. Rebscher
betonte, nach acht Monaten negativer Erfahrungen mit der
Kostenerstattung beim Zahnersatz könne die Konsequenz auch für
Minister Seehofer nur heißen, zum Sachleistungsprinzip
zurückzukehren. Nur auf diesem Wege könnten Politik und
Krankenkassen den Patienten Qualität und Wirtschaftlichkeit bei
angemessenen Kosten garantieren. Die Kostenerstattung habe sich
als Modell zur Optimierung der Einnahmen der Zahnärzte zu Lasten
der Versicherten erwiesen, sagte der Vorstandsvorsitzende der
Ersatzkassen.
© 1997 GOVI-Verlag
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