
PZ +++ Nachrichten +++
11.08. Ärzte: "Aspirin ist kein Wundermittel"
Die deutschen Ärzte haben die Patienten zu einem
verantwortungsvollen Umgang mit dem Medikament Aspirin
aufgerufen. Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der
deutschen Ärzteschaft, Bruno Müller-Oerlinghausen, dämpfte am
Samstag in einem Interview mit dem Saarländischen Rundfunk allzu
hohe Erwartungen an das Medikament. "Das Wundermittel ist es
nicht", sagte er. Der in Aspirin enthaltene Wirkstoff
Acetylsalicylsäure sei zwar auch 100 Jahre nach seiner Entdeckung
eine der "wirksamsten Substanzen gegen Schmerzen und
Entzündungen". Die Gefahren von Aspirin lägen jedoch in seinen
Nebenwirkungen, besonders im Magen- und Darmtrakt, wo Aspirin zur
Bildung von Geschwüren oder zu Magenblutungen führen könne. Auch
Asthmatiker seien von den voraussagbaren Nebenwirkungen
betroffen. Sie riskierten einen Asthmaanfall. Jeder, der ab und
zu mal zum Aspirin greife, sollte sich bewußt sein, daß er ein
wirksames, aber auch mit Nebenwirkungen behaftetes Medikament zu
sich nehme.
11.08. Streit um Beitragsbonus geht weiter
Ein Beitragsbonus für Krankenversicherte bleibt umstritten. Der
Vorsitzende des Gesundheitsausschusses des Bundestages, Dieter
Thomae (FDP), forderte die gesetzlichen Krankenkassen am
Wochenende auf, nach dem Beispiel einiger Ortskrankenkassen einen
solche Vergünstigung für ihre Versicherten einzufahren, wenn sie
keine Leistungen in Anspruch genommen haben. Die Deutsche
Angestellten-Krankenkasse (DAK) wies dies entschieden zurück. Die
DAK drohte, angesichts der von den Ortskrankenkassen in Hamburg,
Berlin und Mecklenburg-Vorpommern beschlossenen Erstattung ihre
Zahlungen in den Risikostrukturausgleich einzustellen. Aus diesem
Fonds werden die ungleich auf die gesetzlichen Kassen verteilten
Risiken in ihrer Mitgliedschaft kompensiert. Thomae sagte der
"Bild"-Zeitung: "Seit dem 1. Juli haben alle gesetzlichen
Krankenkassen die Möglichkeit, Beiträge an Versicherte
zurückzuerstatten, die keine Leistungen in Anspruch genommen
haben. Davon sollten jetzt auch alle Krankenkassen Gebrauch
machen." Durch die Beitragserstattung werden nach Ansicht des
FDP-Politikers "erheblich weniger Mittel der Kassen für unnötige
medizinische Leistungen ausgegeben". Das Geld könne dann
"zielgerichteter für die Behandlung der echten Kranken
eingesetzt" werden.
11.08. Clinton verbietet Rauchen in Bundesgebäuden
US-Präsident Bill Clinton verbietet das Rauchen in fast allen
Gebäuden und Einrichtungen der Bundesregierung. Ausgenommen sind
nur besondere Räume, die eine eigene Entlüftung nach außen haben.
Auch Bundesgefängnisse, Wohnhäuser im Besitz des Bundes und
öffentlich geförderte Siedlungen sind nicht vom Verbot betroffen.
Clinton teilte am Sonnabend in seiner wöchentlichen
Rundfunkansprache mit, die Anordnung werde in einem Jahr in Kraft
treten. Geraucht werden darf dann auch nicht mehr im Freien,
sofern sich Luftschächte von Bundesgebäuden in der Nähe befinden.
08.08 Gehe: Keine Arznei aus dem Discounter
Mit der Kampagne "Arzneimittel kauft man in der Apotheke!" will
Gehe in Tageszeitungen und der Fachpresse für Arzneimittel aus
der Apotheke werben. Wenn es um die Gesundheit, das Wichtigste im
Leben gehe, gebe es nur einen Ort, in dem man gut beraten werde,
und das sei die Apotheke. Dies ist die Botschaft der Aktion, die
der Aufklärung der Bevölkerung dienen soll, wie Jürgen Ossenberg,
der Vorsitzende der Geschäftsführung, in Stuttgart sagte. Zwar
seien die Motive der Discounter wirtschaftlich verständlich, doch
würde damit in Deutschland ein neues Kapitel der Selbstmedikation
aufgeschlagen, das nicht ohne Gefahren für die Patienten sei. Der
freie Erwerb und unkontrollierte Konsum von Herz-Kreislauf-,
Nahrungsergänzungs- und Erkältungsmitteln könne zu einem
riskanten Arzneimittelcocktail führen. Dagegen helfe nur
Kompetenz in der Apotheke, wo die Beratung vor dem schnellen
Geschäft rangiere.
07.08. Neuer Mitgliederrekord bei Ersatzkassen
Die baden-württembergischen Ersatzkassen verzeichnen einen
neuen Mitgliederrekord. 1996 stieg die Zahl der Versicherten um
etwa 21.400 auf rund 2,02 Millionen. Wie der Verband der
Angestellten-Krankenkassen (VDAK) am Donnerstag in Stuttgart
mitteilte, festigten die Ersatzkassen damit ihre Position als
zweitstärkste Kassenart nach den Allgemeinen Ortskrankenkassen
(AOK). Ihr Versichertenanteil beträgt jetzt über 30 Prozent.
07.08. Ammonium in Zigaretten macht süchtig
Das in Zigaretten enthaltene Ammonium macht Raucher schneller
vom Glimmstengel abhängig. Wie US-Forscher feststellten,
verstärkt die Stickstoffverbindung, aus der die meisten
Zigaretten zu etwa acht Prozent bestehen, die Wirkung des
Suchtstoffes Nikotin drastisch. Von Seiten der Tabakindustrie
hatte es bislang geheißen, Ammonium werde zum Senken des
Nikotingehalts verwendet. Die Resultate von James Pankow vom
Institut für Wissenschaft und Technik in Beaverton,
US-Bundesstaat Oregon, weisen jedoch in eine andere Richtung,
Nikotin, das in den Zigaretten als Salz vorliegt, werde erst
durch Reaktion mit Ammonium gasförmig und somit leichter
inhalierbar. Als freie Base gelange das Nikotin dann wesentlich
schneller in den Blutkreislauf des Rauchers, so der Forscher im
britischen Fachmagazin "New Scientist" (Nr. 294, S.11). Etwa 25
Prozent des Nikotins würden durch das beigemischte Ammonium in
diese Form überführt, schätzt Pankow. Damit entstehe 100mal mehr
gasförmiges Nikotin als in Zigaretten ohne Anmonium. Aber auch
den verbliebenen festen Partikeln erleichtere die
Stickstoffverbindung das Eindringen in den Körper durch die
Lunge.
07.08. Heidelberger Mediziner verpflanzen Lunge
Der erste Versuch einer Lungentransplantation an der
Chirurgischen Universitätsklinik in Heidelberg ist nach Angaben
der Mediziner vom Donnerstag erfolgreich verlaufen. Einer 54
Jahre alten Frau aus Karlsruhe, die seit Jahren an einem schweren
Lungenemphysem gelitten habe, seien bei einer fünfstündigen
Operation beide Lungenflügel entfernt und eine Spenderlunge
implantiert worden, teilte die Universität mit. Zwar sei die
Patientin bereits am 10. Juni operiert und drei Wochen später aus
der Klinik entlassen worden. Der Erfolg der Transplantation stehe
hingegen erst jetzt fest, hieß es. Derzeit sei das
Transplantationszentrum Heidelberg die einzige Einrichtung in
Baden-Württemberg, die auf dem Gebiet der Lungenverpflanzungen
aktiv sei.
06.08. Schwarz Pharma legte zu
Die Schwarz Pharma AG (Monheim/Rheinland) hat im ersten
Halbjahr 1997 bei Umsatz und Ergebnis deutlich zugelegt. Wie der
Arzneimittelproduzent am Mittwoch in Monheim bei Düsseldorf
mitteilte, stieg der Konzernumsatz um 7,6 Prozent auf 632,8
Millionen DM. 24,5 Millionen DM davon entfielen auf positive
Währungseffekte. Der Anteil des Auslandsgeschäfts am Gesamtumsatz
betrug 56,3 Prozent. Das Ergebnis nach Ertragssteuern wuchs um 31
Prozent auf 68,5 Millionen DM. Auch im zweiten Halbjahr wird nach
Angaben des Unternehmens das Auslandsgeschäft die eher schwache
Inlandsnachfrage kompensieren. Für das Gesamtjahr peilt Schwarz
Pharma eine Umsatzsteigerung von fünf Prozent an, 1996 erzielte
das Unternehmen mit 3.060 Mitarbeitern rund 1,2 Milliarden DM
Umsatz.
06.08. Chefärzte: Keine unbezahlten Assistenten
Die deutschen Chefärzte haben sich entschieden gegen der
Vorwurf gewehrt, in Kliniken Assistenzärzte ohne Bezahlung zu
beschäftigen. Der Präsident des Verbandes der leitenden
Krankenhausärzte Deutschlands, Professor Dr Hermann Hoffmann,
sagte am Mittwoch im Saarländischen Rundfunk, "wir recherchieren
seit einiger Zeit und kennen bisher keinen einzigen Fall". Die
unentgeltliche Beschäftigung von Ärzten sei "Ausbeutung" und
werde von den Chefärzten verurteilt. Hoffmann räumte ein, daß es
Einzelfälle geben könne, die man dann ahnden müsse. Der Berliner
Ärztepräsident Ellis Huber hatte einen Tag zuvor betont, daß
immer mehr Assistenzärzte in Krankenhäusern ohne Entgelt
arbeiteten. Auch der Klinikärzteverband Marburger Bund (MB)
erklärte, es gebe zunehmend Fälle, in denen sich Assistenzärzte
wegen der Arbeitsmarktlage gezwungen sähen, für ihre
Facharztausbildung gratis zu arbeiten. Zugleich beklagte die
Ärzteorganisation eine wachsende Ausbeutung junger Klinikärzte.
Nach Schätzungen des MB wird bei mehr als 10.000 Assistenzärzten
sogar massiv gegen Tarif- und Arbeitsrecht verstoßen.
05.08. Infektionen nach Piercing
Auch für Piercing-Fans gilt: Wer schön sein will, muß häufig
leiden. Mit einem erhöhten Infektionsrisiko ist vor allem nach
dem Piercen an Zunge und Lippen zu rechnen. Der Keimreichtum der
Mundhöhle ist ein guter Nährboden für Entzündungen. Amerikanische
Zahnärzte haben bei Piercing-Fans häufig beobachtet, daß die
Zunge nach dem Eingriff oder später durch Infektionen stark
anschwillt, wodurch das Sprechen, Essen und sogar das Atmen
erheblich behindert werden können schreibt das Journal of the
American Dentist Association (Nr.128, S.1017). Wenn Ringe und
Metallkügelchen zudem ständig gegen die Zähne klicken, blieben
auf Dauer Schäden am Zahnschmelz nicht aus. Außerdem klagten
viele Zungenschmuck-Liebhaber nach Angaben des Fachblattes über
allergische Reaktionen. Und auch wer sich schließlich von seinem
Schmuckstück trennen will, hat das Ungemach nicht unbedingt
hinter sich, berichten die Zahnärzte: Häufig machten dicke Narben
im Mund den Ex-Gepiercten zu schaffen.
05.08. Neues Alzheimer-Medikament zugelassen
Als erstes Land hat die Schweiz nach einer
Fast-Track-Genehmigung der Interkantonalen Kontrollstelle für
Heilmittel (IKS) den Acetylcholinesterasehemmer Rivastigmin zur
Behandlung der Alzheimer-Demenz zugelassen. Von der europäischen
Zulassungsbehörde European Medicines Evaluation Agency (EMEA),
der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) werde
das Präparat derzeit geprüft, meldet der vwd-Chemie am 5. August.
Die in der Schweiz erteilte Zulassung stützt sich auf das bislang
größte klinische Alzheimer-Studienprogramm, an dem in Europa und
Nordamerika über 3330 Kranke mit schwacher bis mittelschwerer
Alzheimer-Demenz teilnahmen. Dabei hatte sich unter Exelon, so
der Handelsname des Rivastigminpräparates, ein positiver Einfluß
auf das Alltagsverhalten, die Wahrnehmung und die allgemeinen
Funktionen der Patienten gezeigt.
04.08. Elektrische Felder unbedenklich
Nach Ansicht der Bundesregierung gehen von deutschen Rundfunk-
und Mobilfunk-Sendern keine nennenswerten Gefahren für die
menschliche Gesundheit aus. In seiner Antwort auf eine Kleine
Anfrage der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen
begründet das Bonner Umweltministerium diese Aussage mit
fehlenden wissenschaftlichen Erkenntnissen. Hochfrequente
elektromagnetische Felder hätten eine zu geringe Photonenenergie,
um menschliches Erbgut zu verändern. Nach bisherigen Thesen
gingen einer Krebserkrankung stets DNA-Veränderungen voran. Eine
tumorindizierende Wirkung hochfrequenter elektromagnetischer
Felder sei nicht nachgewiesen. Epidemiologische Studien
untersuchten derzeit, ob es einen Zusammenhang zwischen der von
ihnen ausgehenden Strahlenexposition und dem Auftreten bestimmter
Krankheiten gebe. Bisher habe sich kein Beleg für eine
"biologische Wirksamkeit" entsprechender elektromagnetischer
Felder gefunden. Einige Forschungsergebnisse, so räumt das
Ministerium ein, würden allerdings bisher auch nicht vollständig
verstanden.
03.08. 3500 Menschen an Oder geimpft
Rund 3500 Menschen haben sich im Landkreis Oder-Spree
vorsorglich gegen Hepatitis A und Typhus impfen lassen. Bislang
habe es in dem Hochwassergebiet keinen Erkrankungsfall gegeben,
sagte Amtsärztin Sigrid Richter zum Abschluß der
Massen-Impfaktion am Sonntag. Das Gesundheitsamt des Kreises
hatte am Donnerstag in Brieskow-Finkenheerd, Ratzdorf und
Eisenhüttenstadt provisorische Impfstellen eingerichtet. Das
brandenburgische Gesundheitsministerium hatte Menschen, die mit
dem schmutzigen Hochwasser direkt in Berührung gekommen sind, die
vorsorgliche Impfung empfohlen. Die Impfung, die kostenlos und
freiwillig ist, wird von Montag an nur mehr, in der Nebenstelle
des Gesundheitsamtes in Eisenhüttenstadt angeboten. Der Zustand
des Wassers in der weitgehend überfluteten Ziltendorfer Niederung
habe sich in den vergangenen Tagen nicht grundlegend
verschlechtert, sagte Richter. Eine Seuchengefahr bestehe bislang
nicht, betonte sie.
03.08. Klinikärzte: Zuzahlungsmechanismus sinnlos
Der Klinikärzteverband Marburger Bund hat die neue Koppelung
von Zuzahlungen und Beitragserhöhungen als völlig sinnlos
kritisiert und gefordert, die "Strafsteuer für Kranke"
abzuschaffen. Die Koppelung biete nicht einmal mehr den von Bonn
beabsichtigten "Erziehungseffekt für verschwenderische Kassen",
da die Zuzahlungsregelung erst Monate später greife, erklärte der
Verbandsvorsitzende Frank Ulrich Montgomery am Montag in Köln. Er
reagierte damit auf die Entscheidung von Gesundheitsminister
Horst Seehofer (CSU), daß erst nach Vorlage der Daten zum
Risikostrukturausgleich Anfang 1998 über Zuzahlungserhöhungen
aufgrund von Beitragsanhebungen befunden wird. Der zeitliche
Zusammenhang zwischen "strafbarer Handlung" (Beitragserhöhung)
und der "Strafe" (Zuzahlungserhöhung) sei nicht mehr gegeben,
sagte Montgomery. Damit sei der ohnehin vom Marburger Bund
abgelehnte Zuzahlungsmechanismus völlig sinnlos geworden. Nach
den jüngsten Gesetzesänderungen müssen Kassen die Zuzahlungen
erhöhen, wenn sie ihre Beitragssätze anheben. Dies gilt jedoch
nicht für Beitragserhöhungen, die durch die gesetzlich
vorgeschriebenen Ausgleichszahlungen von reichen an ärmere Kassen
(Risikostrukturausgleich) bedingt sind.
01.08. Impfstoff gegen Lyme-Borreliose
Wissenschaftler am Freiburger Max-Planck-Institut für
Immunbiologie und der Universität Heidelberg entwickelten jetzt
einen Impfstoff gegen Lyme-Borreliose. Die Vakzine steht in den
USA nach einem erfolgreichen Test an 11 000 Personen unmittelbar
vor der Zulassung. Für den Einsatz in Europa muß der Impfstoff
allerdings noch erweitert werden.
31.07. Auch Kinder nehmen Schmerztabletten
Fast die Hälfte aller Kinder im Alter zwischen 12 und 14 Jahren
nehmen Kopfschmerztabletten. Bei einer repräsentativen Umfrage
des Münchner Meinungsforschungsinstituts iconkids & youth gaben
44 Prozent der Befragten dieser Altersgruppe an, daß sie im
vergangenen halben Jahr Schmerztabletten genommen haben.
© 1997 GOVI-Verlag
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