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04.08. AOK zahlt Bonus an Brandenburger Ärzte
dpa. Brandenburgs Kassenärzte haben 1997 deutlich bei Rezepten
für Arzneimittel gespart und werden dafür jetzt von der AOK
belohnt. Da die rund 3.100 Ärzte bei der Verschreibung von
Medikamenten im Vergleich zu 1995 rund 30 Millionen Mark
eingespart hätten, seien über die Kassenärztliche Vereinigung
(KV) zwölf Millionen Mark ausgeschüttet worden, sagte
AOK-Sprecher Jörg Trinogga am Dienstag in Potsdam. Grundlage ist
ein spezieller Bonusvertrag, den die Allgemeinen
Ortskrankenkassen Brandenburg 1996 mit der KV hatten. "Allerdings
führt dieses System nicht automatisch zu einer Veränderung des
Verschreibungsverhaltens", betonte Trinogga. So sei in diesem
Jahr der Trend wieder steigend. Kritik seitens der
Pharmaindustrie durch das Bonussystem sei die Versorgung
gefährdet, wies Trinogga entschieden zurück.
03.08. Kassen übernehmen Viagra wohl nicht
dpa. Impotente Männer müssen die neue Potenzpille Viagra
voraussichtlich aus eigener Tasche zahlen. Das Erektionsmittel
soll es in Deutschland nicht auf Kosten der Krankenkassen geben.
Mit Blick auf das Wirtschaftlichkeitsgebot lehnte der
Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen am Montag in Köln ohne
Gegenstimmen eine Aufnahme von Viagra in den Kassenkatalog ab.
Der Vorsitzende des Ausschusses, Karl Jung, sprach von der bisher
"bedeutsamsten Entscheidung" des Gremiums. Das letzte Wort liegt
aber bei Gesundheitsminister Horst Seehofer (CSU). Auch die
Privatkassen Viagra wahrscheinlich "im Grundsatz' nicht bezahlen,
sie denken aber noch über medizinisch eng begrenzte Ausnahmefälle
nach. Der Bundesausschuß schätzt die Zahl der Männer, die an
krankheitsbedingter Impotenz leiden, auf 7,5 Millionen. Die
Entscheidung zu Viagra begründete Jung ausdrücklich weder mit dem
Preis noch Gesamtkosten. Ausschlaggebend sei, daß sich Mittel
gegen die krankheitsbedingte Impotenz dem
Wirtschaftlichkeitsgebot der gesetzlichen Krankenversicherung
entzögen. Der Ausschuß sehe sich nicht der Lage, zu entscheiden,
wie häufig impotenten Männern Sex auf Kassenkosten zustehe. Der
Bundesverband forschender Arzneimittelhersteller forderte
Seehofer auf, den Beschluß des Ausschusses zu korrigieren.
03.08. Die Abnehmpille kommt auf den Markt
vwd. Das Medikament zur Gewichtsreduktion Xenical ist in der EU
zugelassen worden. Wie der Schweizer Pharmakonzern Roche am
Freitag in Basel weiter mitteilte, wird das neue Mittel gegen
Fettleibigkeit in den kommenden Monaten in allen EU-Staaten auf
den Markt gebracht. Um die Zulassung von Xenical, auf das der
Basler Konzern große Gewinnerwartungen setzt, hatte es in den USA
ein zähes Ringen gegeben. Roche rechnet aber auch dort mit einer
definitiven Zulassung Anfang 1999. In mehreren Ländern
Lateinamerikas und des Fernen Ostens ist Xenical schon auf dem
Markt.
01.08. Neuer Wirkstoff gegen Thromben
PZ. Seit 15. Juli steht neben Acetylsalicylsäure (ASS) und
Ticlopidin ein weiterer Thrombozyten-Funktionshemmer zur
Verfügung. Clopidogrel (Iscover®, Plavix®) wurde von der
europäischen Arzneimittelagentur zugelassen zur
Sekundärprophylaxe bei Patienten mit symptomatischer
Artherosklerose, das heißt nach ischämischen Anfall, Herzinfarkt
oder bei nachgewiesener peripherer arterieller Verschlußkrankheit
(pAVK). Die Wirksamkeit wurde vor zwei Jahren in der
CAPRIE-Studie nachgewiesen, die 19.185 Patienten einschloß.
Clopidogrel (75mg täglich) reduzierte das relative Risiko um 8,7
Prozent über die für ASS (325mg täglich) anerkannten 25 Prozent
hinaus, resümierte Professor Dr. Curt Diehm, Heidelberg.
Clopidrogel, beziehungsweise sein aktiver Metabolit, hemmt über
eine Blockade von ADP-Rezeptoren auf der Thrombozytenmembran
deren Aggregation, die zur Thrombusbildung führt.
31.07. Kommune verkauft Krankenhaus an Privatfirma
dpa. In Rheinland-Pflaz werden erstmals kommunale Krankenhäuser
an eine Privatfirma verkauft. Angesichts großer Geldsorgen
beschloß der Kreistag des Landreises Germersheim gestern mit
großer Mehrheit, seine beiden Krankenhäuser in Kandel und
Germersheim mit insgesamt 320 Betten zum 1. August an die private
Krankenhausgesellschaft Asklepios abzugeben. Asklepios zahle für
die Anfang der 60er Jahre errichteten Häuser keinen Preis, teilte
der Kreis mit. Der bundesweit größte Krankenhausbetreiber
übernehme jedoch die Schulden in Höhe von 20 Millionen DM, den
Sanierungsbedarf von voraussichtlich vier Millionen Mark und die
Kosten für die auf bis zu 100 Millionen Mark geschätzte
Modernisierung. Zudem bestehe eine Übernahmegarantie für die rund
700 Mitarbeiter.
31.07. BPI sieht sich Preisdruck ausgesetzt
PZ. Nach Angaben des Bundesverbandes der Pharmazeutischen
Industrie (BPI) reduzierten sich die Preise erstattungsfähiger
Medikamente zwischen Juni 1997 und Juni diesen Jahres um 0,5
Prozent. Verantwortlich dafür, so BPI-Hauptgeschäftsführer
Wolfgang Weng, sei sowohl die Festbetragspolitik der
Krankenkassen als auch ein massiver Wettbewerb innerhalb der
Branche. Gleichzeitig seien rund 4,5 Prozent weniger
Arzneimittelpackungen verkauft worden. Dessen ungeachtet hat die
pharmazeutische Industrie auch positive Daten zu verzeichnen:
Durch neue Medikamente auf dem Markt konnte sich der
Apothekenumsatz im ersten Halbjahr 1998 gegenüber dem gleichen
Zeitraum des Vorjahres um 1,2 Prozent auf insgesamt 13,286
Milliarden DM steigern. Gleichzeitig boomt das Ausalndsgeschäft:
Es erhöhte sich im ersten Quartal dieses Jahres gegenüber den
ersten drei Monaten 1997 um 34,2 Prozent auf 6,335 Milliarden DM.
31.07. Hilfe für Farbenblinde naht
dpa. Forschern der Augenklinik der Universität Tübingen ist es
erstmals gelungen, das Gen zu identifizieren, das die
vollständige Farbenblindheit (Achromatopsie) verursacht. Wie der
Molekulargenetiker Bernd Wissinger und der Sinnesphysiologe
Professor Dr. Lidnsay T. Sharpe erklärten, verfügt die klinische
Praxis damit über ein "sicheres frühdiagnostisches
Nachweisverfahren". Der Test erlaube "eine verläßliche genetische
Beratung und Risikoermittlung in den betroffenen Familien".
Langfristig könnten Therapien entwickelt werden. Die völlige
Farbenblindheit ist von der Rot-Grün-Blindheit zu unterscheiden.
Diese schränkt die Sehfähigkeit nicht wesentlich ein, und die
meisten Menschen kommen trotz fehlender Therapie mit ihr zurecht.
Bei der vollständigen Farbblindheit beträgt die Sehfähigkeit
hingegen nur noch zehn Prozent. Außerdem leiden die Betroffenen
unter einer ausgeprägten Blendempfindlichkeit. Die Krankheit
kommt schätzungsweise etwa einmal unter 50000 Menschen vor.
30.07. BPI hält nichts von Arznei-Richtlinien
PZ. Der Bundesverband der pharmazeutischen Industrie (BPI) hält
die zur Zeit diskutierten Arzneimittel-Richtlinien nicht für
rechtskonform. Auf einer Pressekonferenz des Verbandes am 30.
Juli in Frankfurt kritisierte der Hauptgeschäftsführer Dr.
Wolfgang Weng, daß der Bundesausschuß Ärzte und Krankenkassen für
sich in Anspruch nehme, verbindliche Richtlinien für die
Erstattungsfähigkeit aufzustellen. Dies sei Aufgabe des
Gesetzgebers. Bis zum Gesundheitsstrukturgesetz waren die
Arzneimittel-Richtlinien lediglich Empfehlungen. Die Richtlinien
legen fest, welche Arzneimittel nicht zu Lasten der Gesetzlichen
Krankenversicherung verordnet werden dürfen. Beim
Bundesverfassungsgericht seien seit 1994 zwei Verfahren anhängig,
in denen die Kompetenz des Ausschusses geklärt werden soll. Bis
zu einer Entscheidung des Gerichtes sollte auf eine Neufassung
der Richtlinien verzichtet werden, forderte Weng. Ansonsten sei
der entstehende Schaden nicht mehr gut zu machen.
29.07. Fun-Linsen: Den Durchblick behalten
PZ. Seitdem der Sprinter Linford Christie bei den Olympischen
Spielen in Atlanta 1996 mit "Puma-Augen" auftrat, ist das
Interesse an Kontaktlinsen mit Motivaufdrucken beim Verbraucher
explosionsartig gewachsen. Kontaktlinsen werden heute mit
unzähligen Motivaufdrucken angeboten. Diese Angebote richten sich
primär an Menschen, die weder Brille noch Kontaktlinsen
benötigen. Kontaktlinsen mit aufgedruckten Motiven, sogenannte
Fun- oder Party-Linsen, unterscheiden sich erheblich von normalen
oder farbigen Kontaktlinsen - sowohl in ihren Auswirkungen auf
die Sehleistung als auch in ihrem Einfluß auf die Physiologie der
Hornhaut. So muß sichergestellt werden, daß der Sauerstoffbedarf
der Hornhaut unter der Kontaktlinse gewährleistet ist. Durch die
Farbschicht, mit der Party-Linsen bedruckt sind, wird die
Sauerstoffdurchlässigkeit des Materials vermindert. Sogar bei
relativ kurzen Tragezeiten können sie Hornhautschäden
verursachen. Bei nächtlichen Auto- und Motorradfahrten sind sie
sogar lebensgefährlich, denn dann schieben sich die
sichtbehindernden Bilder vor die Pupille, da diese sich bei
Dunkelheit erweitert, um den Lichteinfall zu erhöhen.
29.07. Orphan Drugs sollen bezuschußt werden
dpa. Entwicklung und Vertrieb von Arzneimitteln für seltene
Krankheiten sollen nach dem Willen der EU-Kommission begünstigt
werden. Die Hersteller solcher Mittel, auch Orphan Drugs genannt,
können nach dem Vorschlag der Kommission ein zehnjähriges
Alleinvertriebsrecht in der gesamten EU erhalten. Außerdem sollen
die Gebühren für das Anerkennungsverfahren ganz oder teilweise
erlassen werden. Die Mitgliedsstaaten könnten zusätzliche Anreize
beschließen, hieß es. Als selten gelten Krankheiten, wenn
höchsten fünf von 10 000 Menschen daran leiden. Weltweit gibt es
den Angaben zufolge etwa 5 000 solcher Krankheiten. Da die
Entwicklung entsprechender Mittel teuer und die zu behandelnde
Patientenzahl gering ist, können die Arneimittelunternehmen nur
schwer ihre Kosten für Forschung, Entwicklung, Zulassung und
Vermarktung decken.
29.07. Depression: Serotonin contra Noradrenalin
PZ. In den letzten zehn Jahren dominierte das Interesse an
Serotonin bei der Entstehung von Depressionen. Untersuchungen zu
Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (NARI), einer Klasse von
Antidepressiva mit selektiver Wirkung auf das noradrenerge
System, könnten diese Sicht ändern. NARI, zu denen beispielsweise
der Arzneistoff Reboxetin gehört, weisen keine Bindung an
muskarinischen, histaminergen, dopaminergen oder adrenergen
Rezeptoren auf. Dadurch wird es möglich, erstmals die
Noradrenalin-Konzentration im Gehirn zu erhöhen, ohne die
möglichen Nebenwirkungen trizyklischer Antidepressiva in Kauf
nehmen zu müssen, schreibt das Reboxetin-Herstellerunternehmen
Pharmacia & Upjohn in einer Presseinformation. Bis die Substanz
zugelassen wird, werden aber noch einige Jahre ins Land gehen.
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