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24.07.2000 00:00 Uhr |
Pakt für mehr Rechtssicherheit
04.10. dpa Einen umfassenden Pakt für mehr Rechtssicherheit haben Mediziner,
Klinikträger und Verbände der pharmazeutischen und der medizintechnischen Industrie
geschlossen. Ziel der Vereinbarung sei es, nach Jahren der Ungewissheit endlich
Rechtssicherheit zu schaffen, um Innovationen und den medizinischen Fortschritt zu
gewährleisten, erklärten die beteiligten Verbände am Mittwoch in Düsseldorf. Damit sei
ein wichtiger Grundstein für die "forschungs- und gesundheitspolitisch unabdingbare
Kooperation von Krankenhäusern, Ärzten und Industrie" gelegt. Geregelt werde
künftig die strafrechtliche Bewertung der Zusammenarbeit zwischen Industrie,
medizinischen Einrichtungen und deren Mitarbeitern etwa auf dem Gebiet der klinischen
Forschung oder bei der Unterstützung der Fort- und Weiterbildung von Ärzten.
Hypnose erleichtert medizinische
Eingriffe
04.10. dpa Hypnose kann die Angst vorm Zahnarzt nehmen und
Rauchern helfen, auf den Griff zum Glimmstängel zu verzichten. Darauf haben Experten in
München zum Auftakt des 15.Internationalen Kongresses für Hypnose hingewiesen. Hypnose
wird aber auch zunehmend als nicht-pharmakologische Hilfe bei schweren medizinischen
Eingriffen eingesetzt. Nach einer neueren Studie mit 241 Testpersonen nahm bei Patienten,
die ein Training in hypnotischer Entspannung bekommen hatten, die Angst im Verlauf der
Eingriffe schneller ab als bei Kranken ohne solches Training. Die Hypnose-Patienten litten
auch deutlich weniger unter Schmerzen, hieß es. Sie brauchten zudem nur halb so viele
Arzneimittel wie Kranke mit medizinischer Standardversorgung. Außerdem litten die
Hypnose-Patienten nach den schweren Eingriffen auffällig wenig unter Kreislaufproblemen.
Bei dem Kongress wurde betont, dass Hypnose nicht auf Einbildung beruhe. Mit speziellen
Verfahren zur Aktivitätsmessung des Gehirns sei nachgewiesen worden, dass Hypnose
vielmehr im Gehirn Veränderungen produziere, die dann von den Hypnotisierten als
veränderte Wahrnehmung geschildert würden. Allerdings wirke Hypnose nur bei 90 Prozent
der Menschen.
Essex gewinnt mit Infliximab PZ-Innovationspreis
02.10. PZ Mit ihrem Innovationspreis hat die Pharmazeutische Zeitung
in diesem Jahr das Unternehmen Essex Pharma ausgezeichnet. Gewinner ist der
TNF-alpha-Antagonist Infliximab, der unter dem Handelsnamen Remicade®
seit kurzem zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis und Fisteln bei Morbus Crohn zur
Verfügung steht. PZ-Chefredakteur Dr. Hartmut Morck überreichte die Auszeichnung am
Samstag zum Auftakt des Expopharm-Kongresses in Köln an Dr. Otto Schwarz und Dr. Wolfgang
Thriene von Essex Pharma, München. Die Jury unter Vorsitz des Heidelberger Pharmakologen
Professor Dr. Ulrich Schwabe habe es in diesem Jahr nicht leicht gehabt, sich zu
entscheiden, berichtete Morck. Denn insgesamt kamen in den vergangenen zwölf Monaten
immerhin 29 neue Arzneistoff auf den Markt, darunter zum Beispiel mit Etanercept,
Leflunomid und den COX-2-Hemmern auch andere echte Innovationen.
Gezielter Einsatz von Benzodiazepinen gewünscht
02.10. PZ. Die Probleme in der Behandlung schlafloser Menschen
lägen nicht an einem Mangel an Arzneimitteln, sondern am wenig sachgerechtem Umgang
damit. So die Einschätzung von Professor Dr. Walter E. Müller, Direktor des
Pharmakologischen Instituts der Universität Frankfurt, auf einer Pressekonferenz von ICN
Pharmaceuticals Germany GmbH in Frankfurt. Innerhalb der Substanzklasse der Benzodiazepine
stünden eine Reihe von Präparaten mit unterschiedlichem Wirkprofil zur Verfügung. Es
hapere jedoch an ihrem gezielten Einsatz. Bei der Auswahl des geeigneten Benzodiazepins
sind nach den Ausführungen Müllers zwei Kriterien zu beachten: die Dosis und die
pharmakokinetischen Eigenschaften. Bei letzterem sind die Anflutung im Gehirn und die
Eliminationsgeschwindigkeit von Bedeutung. Sind die Schlafstörungen nur schwach
ausgeprägt und ist eine Tageswirkung nicht erwünscht, empfahl Müller kurz wirksame
Benzodiazepine wie Temazepam (zum Beispiel Remestan®) oder Lormetazepam (zum
Beispiel Loretam®), die in niedriger Dosierung zum Einsatz kommen sollten.
Temazepam und Lormetazepam bewirkten keinen Hangover. Diese Substanzen sind beispielsweise
auch indiziert bei älteren Patienten, die nachts häufiger auf Toilette müssen. Bekämen
sie Benzodiazepine, die länger wirken, liegt die Gefahr nahe, dass der Betroffene auf
Grund der Sedation gangunsicher wird und stürzt. Präparate mit langsamer
Eliminationshalbwertszeit und damit verbundener Kumulation sollte man nur verabreichen,
wenn ein gewisser Überhang der Benzodiazepinwirkung in den nächsten Tag erwünscht ist.
Dies kann beispielsweise bei psychiatrischen Patienten sinnvoll sein, um eine
angstlösende Wirkung und möglicherweise auch eine gewisse Sedation zu erreichen. Damit
verbundene Nachteile: Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit lassen nach. Nitrazepam
(zum Beispiel Mogadan®) ist beispielsweise ein Benzodiazepin, das "zu
mittlerer Kumulation neigt", informierte Müller. Dagegen ist Flurazepam (zum
Beispiel Dalmadorm®) auf Grund seiner wirksamen Metabolite eine Substanz, die
viel deutlicher und sehr ausgeprägt kumuliert.
Forscher erwartet Impfstoff gegen Marburg-Virus
02.10. dpa. Seuchen-Experten sind einem Impfstoff gegen das
hochgefährliche Marburg-Virus auf der Spur. Es zeichne sich ab, dass ein wirkungsvoller
Impfstoff gegen den Krankheitserreger gefunden werde, sagte der Direktor des Instituts
für Virologie, Hans-Dieter Klenk, in einem Gespräch der Deutschen Presse-Agentur (dpa)
in Marburg. Zudem hätten amerikanische Wissenschaftler neue Erkenntnisse über den
bislang unbekannten Ursprung des Marburg-Virus gewonnen. Klenk hält das Marburg-Virus
für "einen der gefährlichsten Krankheitserreger, den wir kennen". Zwischen 80
und 90 Prozent der infizierten Menschen würden an dem Virus sterben. Seit rund einem Jahr
sei in der Demokratischen Republik Kongo das Virus ausgebrochen. Es seien überwiegend
Bergleute in illegalen Goldminen befallen seien. "In den Minen muss der Ausgang der
Infektion zu finden sein", meinte Klenk. Als Träger des Erregers kämen Fledermäuse
oder Nagetiere in den Höhlen in Betracht. "Es wäre ein Durchbruch, diesen
natürlichen Wirt zu identifizieren", berichtet der Virologe. Dem Impfstoff gegen das
Marburg-Virus sind Mediziner mit Hilfe der Gentechnik auf der Spur. "Damit haben wir
ein Handwerkszeug, mit dem wir bestimmte Gene im Virus ausschalten können."
Anschließend könne festgestellt werden, ob der Erreger mit der veränderten Erbsubstanz
noch tödlich sei. Mit diesem Wissen sei die Entwicklung eines Impfstoffs möglich.
Diensleistungen für eine optimale Versorgung
29.08. PZ. Die richtige Antwort auf die leidige
Vertriebswegediskussion sind pharmazeutische Leistungsangebote an Patienten, Ärzte und
Krankenkassen. Dr. Frank Diener, Geschäftsführer Wirtschaft und Soziales bei der ABDA,
sieht darin eine große Chance, die Arzneimitteltherapie im Rahmen des bestehenden Systems
zu verbessern. Im ersten Arbeitskreis des Apothekertages in Köln stellte er die Angebote
der Apotheker vor. Wie Diener ausführte, kommen die Mediziner bei der Verordnung von
Generika in immer größere Probleme. Obwohl die Kassenärzte unter großem Budgetdruck
stehen, schöpfen sie das Potenzial nur zu 69 Prozent aus. Wenn die Apotheker das Recht
zur Aut-idem-Abgabe erhiehlten, könnten sie den Ärzten durch ein professionelles
Generikamanagement helfen, sagte Diener. Der Vorteil: Die Ärzte müssten sich nicht mehr
um die Details des sich ständig ändernden Generikamarktes kümmern und die Patienten
erhielten immer das gleiche Präparat. Den zähen Datenfluss im Gesundheitswesen will die
ABDA beschleunigen, indem sie Ärzten und Krankenkassen gestattet, auf die Daten der
Apothekenrechenzentren zurückzugreifen. Dadurch könne die Dauer von der Verordnung beim
Arzt bis zur Übermittlung der Daten dieses Rezeptes an die Kassenärztliche Vereinigung
von ein bis zwei Jahren auf höchstens zwei Monate verkürzt werden.
Pharmazeutische Betreuung auf dem richtigen Weg
29.08 PZ. Zahlreiche Studien und Untersuchungen haben belegt: Die
Pharmazeutische Betreuung ist effektiv. Sie verbessert Gesundheitszustand,
Lebensqualität, Wissen, Einstellungen und Fertigkeiten der Patienten. Dies betonte Dr.
Martin Schulz von der ABDA im Arbeitskreis 2 bei der Hauptversammlung. "Wir sind auf
dem richtigen Weg", meinte auch BAK-Präsident Dr. Hartmut Schmall, der den
Arbeitskreis leitete. Jetzt müsse die Pharmazeutische Betreuung qualitätsgesichert in
die Praxis umgesetzt werden. Zertifizierte Schulung der Apotheker und ein bundesweites
Folgeprojekt zur Asthma-Studie in Hamburg sind vorgesehen. Doch Politik und Krankenkassen
erwarten jetzt den Beleg der gesundheitsökonomischen Effizienz dieser Maßnahmen.
Dringend nötig sei dabei die Zusammenarbeit mit Ärzten und Krankenkassen, unterstrich
Schulz. Ein entsprechender ABDA-Antrag wurde nach intensiver Diskussion angenommen. Zu den
Basiselementen der Pharmazeutischen Betreuung zählte Schulz Medikationsdatei und -profil,
das Erfassen therapierelevanter Patientenmerkmale und die Aufdeckung und Lösung
arzneimittelbezogener Probleme des Patienten. Die CAVE-Module der ABDA-Datenbank bieten
dabei wertvolle Hilfe. Ebenso gehören Anleitung zum Selbstmonitoring und Dokumentation
der apothekerlichen Leistung zum Basispaket der Betreuung.
Betriebskrankenkassen für Internet-Apotheken
29.08. dpa. Die Betriebskrankenkassen (BKK) haben sich für die
Zulassung des Arzneimittelhandels im Internet ausgesprochen. Dies könne erhebliche Kosten
bei Arzneien sparen. Für die Internet-Apotheken müssten aber die gleichen
Qualitätsstandards wie für normale Apotheken gelten, verlangte der BKK-Bundesverband am
Freitag in Berlin. So müssten für Medikamente, die nach Deutschland gehen, auch die
deutschen Zulassungs- und Abgaberegeln gelten. Zudem seien umfangreiche Bestimmungen zum
Datenschutz notwendig. Laut BKK- Bundesverband werden in den USA bereits rund 13 Prozent
aller Arzneimittel über das Internet vertrieben.
Pharmazeutisches Wissen muss allen nützen
29.08. PZ. Gesetzgeber, Bundesregierung und die Apothekerschaft
wollen das gleiche: Verbraucher- und Gesundheitsschutz in einem Gesundheitswesen, das auch
morgen noch bezahlbar ist. Das ist die politische Botschaft von ABDA-Präsident
Hans-Günter Friese, die er in seiner Grundsatzrede zur Eröffnung des Deutschen
Apothekertages 2000. Von grundsätzlicher Bedeutung für die Apothekerschaft sind das
Anforderungsprofil, das die Gesellschaft vom Berufsstand erwartet sowie die politischen
Rahmenbedingungen, die den Alltag bestimmen. Die Versicherten der Gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV) erwarten zu Recht eine optimale Arzneimittelversorgung im
Krankheitsfall, so der ABDA-Präsident. Eine verantwortungsvolle Politik und die
Selbstverwaltung müssen sich daran orientieren. Den Leistungsumfang der Gesundheits- und
Arzneimittelversorgung habe der Gesetzgeber im Sozialgesetzbuch V vorgegeben. "Das
ist für mich ein klarer Verweis auf Meinung und Ratschlag von Experten im
Gesundheitswesen", dem Arzt obliege Diagnose- und Therapiesicherheit, der Industrie
die Produktsicherheit und den Apothekern die Anwendungssicherheit. Gerade die
Anwendungssicherheit werde nach Frieses Auffassung in der gesundheitspolitischen
Diskussion aber noch vernachlässigt.
Keller: Budgets durch Richtgrößen ersetzen
28.09. PZ. Das Arzneimittelbudget verursacht immer größere
Verwirrung. Meldungen über seine Einhaltung oder Überschreitung wechseln sich in
schöner Regelmäßigkeit ab. Viele Zahlen, die in den Medien auftauchen, entsprechen
jedoch nicht den Daten der Apotheker. Auf der Eröffnung der Expopharm forderte deshalb
der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes, Hermann Stefan Keller, "das
bestehende System der Arznei und Heilmittelbudgets durch ein System budgetablösender
Richtgrößen zu ersetzen". Bei den Vertretern der pharmazeutischen Industrie und dem
Großhandel stieß sein Vorschlag auf viel Sympathie. Richtgrößen müssten ausnahmslos
alle ärztlich veranlassten Leistungen gleichförmig erfassen, sagte Keller. Eine
Diskriminierung einzelner Leistungsarten müsste in jedem Fall vermieden werden. In einem
solchen System würde sich die Arzneimitteltherapie als preisgünstigste Therapieform
durchsetzen. Alternativen Distributionsformen erteilte der DAV-Chef erneut eine Absage. An
eine Reduktion der Kosten durch Versand oder Kettenapotheken glaubt er nicht: "Es ist
keine empirische Evidenz dafür zu finden, dass Systeme mit Ketten- oder Versandapotheken
besser lägen."
Pieck: Zeitgeist tobt durch Gassen der Politik
28.09. PZ. Zusammenhalt und Solidarität sind mehr denn je gefragt - innerhalb des
Berufsstandes, zwischen den Mitgliedsorganisationen der ABDA und innerhalb der
ABDA-Gremien, erklärte Dr. iur. Johannes Pieck, Sprecher der ABDA-Geschäftsführung.
Pieck erstattete der Hauptversammlung der Deutschen Apotheker zum letzten Mal den
Geschäftsbericht. Im Januar 2001 geht der Verbandsjurist in den Ruhestand. Pieck, der
über 30 Jahre in den Diensten der ABDA steht, gab die Begründung für die Formulierung
"mehr denn". Dem System der Arzneimittelversorgung drohen von allen Seiten
Gefahren. Die Spitzenverbände der Krankenkassen wollen eine Aufhebung des Fremd- und
Mehrbesitzverbotes sowie die Zulassung des Versandhandels für Arzneimittel. Dem werde die
ABDA auch weiter mit ordnungspolitischen Argumenten und dem Nachweis der Effizienz des
geltenden Systems begegnen. Pieck konstatierte, dass sich die ABDA heute mit teilweise
diffusen politischen Tendenzen auseinandersetzen müsse, die sich mit dem Satz
"Soviel Freiheit und Wettbewerb wie möglich und so viel Reglementierung wie
nötig" nur unvollkommen beschreiben ließen. Er vermisse Stabilität und
Verlässlichkeit. "Der Geist weht, wo er will, aber was da manchmal durch die Gassen
der Gesundheitspolitik tobt, ist wohl eher der Zeitgeist", so Pieck.
Wenige warme Worte von der Ministerin
28.09. PZ. Die Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer kam nicht
zum Apothekertag, um ihren Gastgebern Honig um den Bart zu schmieren. In den meisten
Punkten unterscheiden sich ihre Vorstellungen von den Reformen im Gesundheitswesen
erheblich von denen der Apotheker. Auf konkrete Aussagen, inwieweit sich die anstehenden
Veränderungen auf die Apotheker auswirken werden, wollte sich die Ministerin in ihrer
Rede zur Eröffnung des Deutschen Apothekertages nicht einlassen. Dies gilt auch für den
Handel mit Arzneimitteln über das Internet. Das neue Medium sei zu dynamisch, um heute
eine verlässliche Prognose über die Entwicklung des E-Commerce abzugeben, sagte Fischer.
Zurzeit sei der Vertrieb von Arzneimitteln über das Netz mit erheblichen Risiken
behaftet. Doch langfristig werden die Verbraucher entscheiden, ob sie Arzneimittel lieber
in einer Online-Apotheke bestellen wollen. Die Ministerin forderte die Apotheker auf, sich
mit eigenen Konzepten diesem Wettbewerb zu stellen. Prinzipiell sei der E-Commerce mit dem
Endverbraucher nicht ausgeschlossen. Sie lud die Apotheker ein, in einem gemeinsamem
Gespräch mit dem Bundesgesundheitsministerium über die Erfahrungen mit Versandhandel via
Internet in den angelsächsischen Ländern zu diskutieren.
Friese: Mit Kompetenz in die Zukunft
27.09. PZ. "Pharmazeutische Kompetenz ist eine tragende Säule
in unserem Gesundheitswesen", erklärte ABDA-Präsident Hans-Günter Friese in der
Auftakt-Pressekonferenz zum Deutschen Apothekertag 2000 in Köln. Als pharmazeutische
Leistungsgemeinschaft stelle sich der Berufsstand den Herausforderungen. Vom Apothekertag
sollen Signale für die Zukunftsarbeit ausgehen. Eine der größten Herausforderungen
seien eine Anzahl von Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen, so die bedrohliche Tendenz
zur Amerikanisierung der Versorgungsstrukturen. Auch das Arzneimittelbudget könne wieder
für einen heißen Herbst sorgen, wenn die Ärzte mit einem neuen Notprogramm ihre
Patienten verunsichern. Unseriösen Akteuren im Internet will die Apothekerschaft nach
Frieses Worten demnächst ein öffentliches Gesundheitsportal mit attraktiven
Informationsangeboten für Patienten und Verbraucher errichten. Eine ausreichende
Arzneimittelversorgung gehöre zu den Rechten der Patienten. Wenn gleichzeitig die
Arzneimittelkosten wirksam und patientengerecht gesteuert werden sollen, müsse das
Arzneimittelbudget abgeschafft und statt dessen auf pharmazeutische Beratung von Ärzten
und Patienten gesetzt werden. Der Berufsstand wolle an bewährten Strukturen festhalten
und notwendige Erneuerungen aktiv einbringen, so der ABDA-Präsident. "Das ist die
Integration, die wir brauchen." Der Deutsche Apothekertag 2000, der heute eröffnet
wird und bis zum 30. September dauert, steht unter dem Motto "Kompetenz zeigen,
Verantwortung tragen, Nutzen bieten".
Expopharm erstmals mit eigener Grünfläche
27.09. PZ. Zum ersten Mal ist ab heute Köln Gastgeber der internationalen
pharmazeutischen Fachmesse Expopharm. Insgesamt 459 Aussteller aus Deutschland, Europa und
Übersee präsentieren bis einschließlich Sonntag auf rund 19.500 qm Fläche ihr Angebot.
Fast ein neuer Rekord, betonte Gregor Ulrich, Cheforganisator und Geschäftsführer der
Werbe- und Vertriebsgesellschaft Deutscher Apotheker, zur PZ. Nur an der Expopharm in
München hätten sich bislang mehr Aussteller beteiligt. Die Expopharm wartet in diesem
Jahr mit einem anderen Highlight auf. In Halle 13/1 wurde auf über 200 qm ein kleiner
Apothekergarten angelegt. Hier können die Besucher nicht nur ihre Botanikkenntnisse
auffrischen und sich über die 100 wichtigsten Arzneipflanzen informieren, sondern auch
eine Verschnaufpause vom Messestress einlegen. Bereits zum vierten Mal gibt es auf der
Kölner Expopharm eine Jobbörse - das geeignete Forum für Unternehmen, die sich nach
einem neuen Mitarbeiter umschauen möchten. Die Schwerpunkte der Ausstellung liegen in
diesem Jahr erneut im Bereich Selbstmedikation, Apotheken-EDV, Einrichtungen und
Ergänzungssortiment. Auf Grund der günstigen Lage der Metropole am Rhein und den guten
Verkehrsanbindungen rechnen die Messeorganisatoren in diesem Jahr mit mehr als 20.000
Besuchern.
Projekt zur Demenzprävention gestartet
27.09. PZ. Auf acht Jahre ist ein Modellprojekt der AOK Bayern im
Landkreis Ebersberg angelegt, bei dem sich Ärzte, Apotheker, die TU München, die
Kreisklinik Ebersberg, die KV und der Verein Invade erstmals gemeinsam engagieren. In der
"Interventionsstudie zu vaskulären Hirnerkrankungen und Demenz im Landskreis
Ebersberg" sollen vaskuläre Risikofaktoren für Schlaganfall und Demenz konsequent
erfasst und behandelt werden. Ziel des von Ratiopharm und Bayer Vital unterstützten
Modells ist die Reduktion dieser Ereignisse, die allzu oft in die Pflegebedürftigkeit
führen. Ganz wesentlich sei der Einsatz von Leitlinien, sagte Robert Schurer,
stellvertretender Direktor der AOK Bayern, am 26. September vor der Presse. Leitlinien
trügen zur Qualitätssteigerung der medizinischen Versorgung bei und seien wichtiger
Bestandteil neuer integrierter Versorgungsformen. Die Apotheker erwarten, dass der
Modellversuch neue Wege der Pharmazeutischen Betreuung aufzeigen wird, sagte Thomas
Benkert, Vorstandsmitglied des Bayerischen Apothekerverbandes. Spezielle Rezepte und extra
gekennzeichnete Arzneimittelpackungen sollen den Patienten sensibilisieren und eine
optimale Dokumentation garantieren.
Selbstmedikation in Apotheken nimmt zu
26.09. PZ. "Die Selbstmedikation spielt im Markt rezeptfreier Arzneimittel
eine zunehmend wichtige Rolle". Dies stellt IMS Health in einer Pressemeldung fest,
in der sie das Ergebnis ihres OTC-Berichts für das erste Halbjahr 2000 vorstellt. Danach
wurde in allen Vertriebskanälen (Apotheken, Drogerie- und Verbrauchermärkte, Discounter)
ein Umsatzwachstum von 8,2 Prozent auf 4,1 Milliarden DM in den ersten sechs Monaten
erzielt. Nach Menge ergab sich ein Plus um 6,2 Prozent auf 345,4 Millionen Packungen. Der
Gesamtmarkt (einschließlich Verordnungen) stagnierte dagegen bei einem Umsatz von 7,1
Milliarden DM (minus 1,3 Prozent) zu Endverbraucherpreisen beziehungsweise einem Absatz
von 491,9 Millionen Packungen (plus 1,3 Prozent). Als Hauptursache nennt IMS den massiven
Verordnungsrückgang bei OTC-Präparaten um 11,4 Prozent auf 146,4 Millionen Packungen
beziehungsweise einen Umsatzrückgang von minus 11,8 Prozent auf 3 Milliarden DM. In den
Apotheken soll sich die Umsatzsteigerung im Gegensatz zu den vergangenen Jahren -
annähernd gleich hoch wie in den anderen Vetriebskanälen entwickelt haben. Als Grund
nennt IMS einen Rückgang der Verordnungen, der durch Selbstmedikation mit
apothekenpflichtigen Arzneimitteln weitgehend kompensiert wird.
AV Nordrhein für Senkung der Mehrwertsteuer
26.09. dpa. Die Senkung der Mehrwertsteuer für Arzneimittel - von derzeit 16 auf
sieben Prozent - fordert der Apothekerverband Nordrhein. Es sei nicht mehr hinzunehmen,
dass auf Medikamente höhere Steuern erhoben würden als zum Beispiel auf Blumen oder
Bücher, kritisierte der Verband am Dienstag in Düsseldorf. "Eine Absenkung auf
sieben Prozent bedeutet für die Krankenkassen Minderausgaben von knapp drei Milliarden
Mark pro Jahr", betonte der Geschäftsführer des Verbandes, Uwe Hüsgen. Der Staat
sollte sich nicht dem Vorwurf aussetzen, er verdiene mit der weit über dem europäischen
Niveau liegenden Mehrwertsteuer für Arzneimittel auch noch an den Krankheiten seiner
Bürger.
Antibaby-Pille bei Raucherinnen unzuverlässig
26.09. dpa. Die Antibaby-Pille wirkt bei Raucherinnen einer
dänischen Studie zufolge wesentlich unzuverlässiger als bei Nichtraucherinnen. Wie die
Kopenhagener Zeitung "Politiken" am Dienstag meldete, ergab eine Testreihe mit
800 Frauen, die trotz Einnahme der Pille schwanger geworden waren, dass Raucherinnen
"markant überrepräsentiert" waren. Der für die Untersuchung zuständige
Oberarzt Erling E. Andreasen vom Krankenhaus Kolding meinte, es sei eindeutig, dass
Raucherinnen ein deutlich höheres Risiko für unerwünschte Schwangerschaften hätten.
Als Grund gab er an, dass das Nikotin wahrscheinlich zum Abbau der Hormone beitrage und so
die Wirkung der Pille reduziere. Bei der Studie wurde darauf geachtet, dass Frauen beider
Gruppen die Pille gleichermaßen regelmäßig eingenommen hatten.
PZ-Online erhält neues Outfit
25.09. PZ. Stillstand ist Rückschritt. Bei der Pharmazeutischen
Zeitung im Netz geht es voran. Den nächsten Schritt erleben Sie am morgigen Dienstag: Der
Internetauftritt der Pharmazeutischen Zeitung erhält ein neues Outfit. Ein moderneres
Erscheinungsbild erwartet Sie. Und mehr! Wir wollten uns nicht auf Äußerlichkeiten
beschränken. Eine übersichtlichere Gestaltung der Seiten, eine verbesserte Navigation
und vor allem eine völlig neugestaltete Startseite. Dies alles soll Ihnen die Nutzung
unseres Angebotes erleichtern. Umbau- und Renovierungsarbeiten erfordern Geduld. Und um
diese, liebe Leser, möchten wir auch Sie bitten. Vorsorglich, für den Fall, dass nicht
gleich alles auf Anhieb funktionieren sollte. Im Übrigen sind wir gespannt auf Ihre
Reaktionen.
Studie untersucht Krebsrisiko von Piloten
25.09. dpa. Piloten und Stewardessen könnten ein leicht erhöhtes
Krebsrisiko haben. Es gebe Hinweise darauf, dass eine lang anhaltende, niedrige
Strahlendosis wie sie etwa bei häufigen Interkontinentalflügen herrsche, im Laufe eines
Berufslebens das Krebsrisiko geringfügig steigern könnte, sagte der Leitende Arzt der
Deutschen Lufthansa, Lutz Bergau, zum Abschluss des Kongresses "Medizin und
Mobilität" in Berlin. Die Gesundheitsbeeinträchtigung werde derzeit als gering
eingeschätzt, Klarheit solle aber eine groß angelegte internationale Studie schaffen. In
einer Flughöhe von 12 000 Metern sei die Belastung durch die Kosmische Strahlung 150 bis
180 Mal höher als am Erdboden, erläuterte Bergau. Dazu trage unter anderem die besonders
durchdringende und damit gefährliche Neutronenstrahlung bei, deren Anteil von etwa einem
Prozent am Erdboden auf rund 60 Prozent in großen Flughöhen steige. Nach Angaben des
Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg können Piloten und Stewardessen mehr als
das Doppelte der Jahresdosis ansammeln, der die Menschen in Deutschland durch natürliche
Strahlungsquellen durchschnittlich ausgesetzt sind. Um den Einfluss der erhöhten
Strahlenbelastung statistisch gesichert zu klären, koordiniert die Bielefelder
Gesundheitswissenschaftlerin Professor Dr. Maria Blettner derzeit eine internationale
Studie, an der etwa 35 000 Flugbegleiter und Piloten teilnehmen sollen.
VFA gegen Budget-Diktat
25.09. Ein Festhalten an den regionalen Arzneimittelbudgets führt zur Rationierung
und zementiert die Zwei-Klassen-Medizin. Auf diese Gefahr hat am Montag in Berlin erneut
der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) hingewiesen. Im Vorfeld der
Experten-Anhörung des Bundestags-Gesundheitsausschusses am kommenden Mittwoch
bekräftigte VFA-Hauptgeschäftsführerin Cornelia Yzer die Forderung ihres Verbandes, die
Arzneibudgets abzuschaffen. "Die Arzneimittelbudgets erweisen sich immer mehr als
Bremse des therapeutischen Fortschritts", erklärte Yzer. Die
VFA-Hauptgeschäftsführerin zeigte sich überzeugt, dass die Arzneiversorgung in der
Bundesrepublik "auf vielen Gebieten nicht mehr dem neuesten Stand der medizinischen
Erkenntnisse" entspreche. Versorgungsdefizite seien "nicht mehr zu
übersehen". Ärzte wollte die optimale Therapie bieten und die Patienten brauchten
sie, so Yzer. Doch zunehmend müsste sich das Verordnungsverhalten dem
"Budgetdiktat" beugen.
Internet: Qualitätssiegel muss her
22.09. PZ. Patienten, die für ihre Gesundheit selbst Verantwortung
übernehmen wollen, müssen gut informiert sein. Eine Quelle für medizinische
Informationen ist das Internet. Doch viele Seiten im weltweiten Computernetz sind von
zweifelhafter Qualität. "Wir brauchen ein unabhängiges nicht kommerzielles
Gütesiegel", sagte Dr. Gustav Quade, Universitätsklinik Bonn, auf einer
Veranstaltung der Techniker Krankenkasse (TK) Baden-Württemberg am 21. September in
Stuttgart. Das Netz könnte ein wichtiges medizinisches Medium für Laien werden, wenn die
Informationen einer Seite auf einen Blick als zuverlässig oder fragwürdig identifiziert
werden können. Ein Weg, auf dem das Ziel erreicht werden kann, ist ein geschütztes Logo
als Qualitätssiegel. Zuständig für die Vergabe des Siegels sollte ein unabhängiges
Expertengremium sein, sagte Quade. Die Alternative zum Gütesiegel wäre eine Linkliste
auf den Internetseiten einer unabhängigen und anerkannten Institution, etwa der WHO. In
dieser Linksammlung könnten seriöse Anbieter medizinischer Informationen gelistet
werden, erläuterte Quade. Die Linkliste wäre wohl sicherer als ein Qualitätssiegel, da
dieses auch gefälscht oder nicht autorisiert genutzt werden könnte.
Kanada: Grusel gegen Rauchen
22.09. dpa. Gruselige Farbfotos von Raucherlungen und
Krebsgeschwüren müssen künftig in Kanada Zigarettenschachteln "zieren".
Zusammen mit schriftlichen Warnungen müssen sie mindestens die Hälfte der Schachtel
bedecken und sollen möglichst viele potenzielle Raucher vom Zigarettenkauf abschrecken.
Ein Gericht in Montreal hat jetzt Einsprüche der Tabakindustrie gegen entsprechende
gesetzliche Vorschriften zurückgewiesen, berichtete am Donnerstag der kanadische
Rundfunk. Vom 23. Dezember an dürfen in Kanada keine Zigaretten ohne die drastischen
Warnhinweise zum Verkauf angeboten werden. Nach dem Urteilsspruch muss die Tabakbranche
mögliche finanzielle Einbußen hinnehmen - die Gesundheit der Bevölkerung habe
schließlich Vorrang.
Einschränkung für Isotretionin
22.09. vwd. Ein beratender Ausschuss der US-amerikanischen
Zulassungsbehörde FDA hat empfohlen, die Verschreibungsrechte für das Akne-Therapeutikum
Isotretionin einzuschränken. Das vom Pharmakonzern Roche vertriebene Medikament war ins
Gerede gekommen, weil mehrere schwangere Frauen nach dessen Einnahme eine Fehlgeburt
erlitten hatten. Zwar warnt sogar ein Piktogramm auf der Verpackung vor den
Nebenwirkungen. Da dies aber die Frauen anscheinend nicht in ausreichendem Maße
registriert hätten, schlägt der Ausschuss nun Einschränkungen bei den
Verschreibungsrechten vor.
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