
PZ +++ Nachrichten +++
14.07. BSE-Forscher klagt: Arbeit behindert
dpa. Der umstrittene britische Mikrobiologe Harash Narang hat
britischen Beamten vorgeworfen, seine Forschung über Verbindungen
zwischen Rinderwahnsinn (BSE) und der bei Menschen tödlichen
Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (CJD) blockiert zu haben. Die
Verbindung zwischen der Tierseuche und der neuen CJD-Variante
hätte nach seiner Ansicht Jahre früher festgestellt werden
können, wenn man nicht seine Arbeit zerstört hätte. Dies
behauptete der frühere Mitarbeiter des staatlichen
Forschungsdienstes in einer gestern veröffentlichten Unterlage
für eine öffentliche Anhörung über die BSE-Entwicklung. Angriffe
Narangs auf die staatlichen Aktivitäten nach Ausbruch der
BSE-Krise sind in der Vergangenheit immer wieder zurückgewiesen
worden. Der Biologe verlor auch seine Anstellung im Staatsdienst.
Nach Angaben Narangs ist er bereits 1990 bei Forschungsarbeiten
in den Labors des staatlichen Gesundheitswesens (PHLS) auf erste
Hinweise für CJD-Fälle gestoßen, die durch BSE beeinflußt worden
waren. Trotz seiner Weigerung seien aber die Labortiere auf
Anweisung von Vorgesetzten vernichtet worden. PHLS-Sprecher haben
dies bestritten.
13.07. Mibefradil erst auswaschen
PZ. Der Wechsel von Mibefradil auf Calcium-Antagonisten vom
Dihydropyridin-Typ kann gefährlich sein. Wie die amerikanische
Fachzeitschrift JAMA berichtet, kam es bei vier Patienten, die
gleichzeitig Betablocker genommen hatten, unmittelbar nach dem
Wechsel des Präparates zum kardiogenen Schock. Ein Patient
verstarb, die drei anderen konnten nur durch intensivmedizinische
Betreuung gerettet werden. Wegen der langen Halbwertszeit (17 bis
25 Stunden) von Mibefradil sind bei der Umstellung auf andere
Medikamente Wartezeiten zu beachten. Wird auf Felodipin und
Timolol umgestellt, ist eine Auswaschphase von vierzehn Tagen zu
beachten, bei Umstellung auf die meisten Calcium-Antagonisten
oder Betablocker beträgt sie sieben Tage. Bei ACE-Hemmern,
Angiotensin-II-Antagonisten und Diuretika sind keine besonderen
Vorsichtsmaßnahmen zu beachten. Die Wechselwirkungen kommen über
Interaktionen mit Cytochrom P-450 (CYP 3A4) zustande.
13.07. Borreliose: Den Zecken den Garaus machen
dpa. Zur Behandlung der durch Zeckenbisse übertragenen
Lyme-Borreliose haben Wissenschaftler aus Heidelberg und Freiburg
eine neue Strategie entwickelt. Mit Hilfe gentechnisch
hergestellter Antikörper wollen sie dem bakteriellen Erreger den
Garaus machen, berichteten die Immunologen Michael Kramer und
Reinhard Wallich von der Universität Heidelberg sowie Markus
Simon vom Max-Planck-Institut für Immunbiologie in Freiburg. Die
trickreichen Krankheitsauslöser nisten sich in Geweben ein, in
denen sie nicht nur vor den Angriffen des Immunsystems, sondern
auch vor Antibiotika weitgehend geschützt sind. Mit den
Antikörpern könnten die Bakterien aber überlistet werden. Simon
wies auf erfolgreiche Tierversuche hin.
13.07. Testkauf: Apotheker beraten schlecht
dpa. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (VZ) hat den
Apotheken in Sachen Kundenberatung ein vernichtendes Zeugnis
ausgestellt. Statt fachgerecht zu beraten, gehe es vielen
Apothekern um den bloßen Verkauf von teilweise fragwürdigen
Präparaten, sagte die VZ-Sprecherin Angela Clausen. Drei Monate
lang hatten die Verbraucherschützer 225 Apotheken in 14 Städten
überprüft. Die Prüfer gaben sich als übergewichtig aus und
fragten nach einer Möglichkeit, wieder schlank zu werden. "Das
Ergebnis war nicht befriedigend", sagte Clausen. Nur rund jeder
sechste Apotheker habe den Testkunden nach möglichen falschen
Eßgewohnheiten gefragt; nur jeder zehnte nach der Häufigkeit von
Mahlzeiten, jeder zwanzigste nach möglichen Krankheiten. Fast 90
Prozent aller Pharmazeuten hätten sich nicht danach erkundigt, ob
der Kunde regelmäßig Sport treibe. Nur vier Apotheker stellten
den Diätwunsch der tatsächlich normalgewichtigen Testpersonen in
Frage.
10.07. Nur mit Ohrstöpsel auf die Love Parade
PZ. Damit der spaßige Techno-Taumel nicht als nerviger
Tinnitus-Tumult endet, sollten Raver Gehörschutz benutzen und den
Ohren ab und zu Pausen gönnen. Bei extrem lauten Veranstaltungen
wie der Love Parade in Berlin kann man sich an einem Tag soviel
Lärm aussetzen, wie ein Arbeiter in der Schwerindustrie in drei
Monaten aufnimmt. Etliche Teilnehmer tragen von solchen
Veranstaltungen ein lästiges Fiepen im Ohr davon, das nicht
selten gar nicht mehr verschwindet. Sind Tinnitus-Beschwerden
nach 24 Stunden nicht verschwunden, ist der Besuch beim HNO-Arzt
angezeigt.
10.07. BKK Heilberufe gut gestartet
PZ. Die Betriebskrankenkasse (BKK) für Heilberufe existiert
seit dem 1. Juli 1996. Jetzt liegt der Bericht für 1997, dem
ersten vollständigen Geschäftsjahr, vor. Die Mitgliederzahlen
stiegen von anfänglich 10.000 auf knapp 30.000 an. Zum Ende des
ersten Quartals 1998 hat die Kasse weitere 30.000 Mitglieder
hinzugewonnen. Der weitaus größte Teil ist jünger als 45 Jahre.
Anfang des Jahres 1997 betreuten 20 Mitarbeiter die Kunden, zum
Ende des Jahres hatte die Kasse bereits 95 Angestellte. Die
Verwaltungskosten seien vergleichsweise gering, heißt es im
Geschäftsbericht. Während der Kassendurchschnitt bei fünf bis
sechs Prozent liege, habe die BKK für Heilberufe weniger als drei
Prozent für ihre Verwaltung ausgegeben. Die Einnahmenüberschüsse
betrugen 1997 rund 4,8 Millionen Mark. Der Trend habe sich zu
Beginn des Jahres 1998 verstärkt, so daß der Beitrag von 11,9
Prozent unverändert beibehalten werden könne. "Die Rechnung ist
voll aufgegangen", heißt es in einer Presseerklärung der BKK. Für
das Jahr 1999 rechnet die Kasse mit mehr als 100.000 Mitgliedern.
10.07. Viagra macht umsatzpotent
dpa. Das Potenzmittel Sildenafil (Viagra) trägt erste Früchte,
zumindest was den Konzernumsatz von Pfizer betrifft. Der Gewinn
für das zweite Quartal 1998 stieg um 38 Prozent auf 628 Millionen
Dollar (1,1 Milliarden DM), verglichen mit dem entsprechenden
Zeitraum des Vorjahres, meldet die Presseagentur dpa. Der
Quartalsumsatz legte um 25 Prozent auf 3,6 Milliarden Dollar zu.
Im ersten Halbjahr 1998 steigerte das Unternehmen seinen
Konzernumsatz um 18 Prozent auf 7 Milliarden Dollar. Der Gewinn
stieg um 25 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar. Mehr als 160 000
amerikanische Ärzte haben seit der Einführung von Sildenafil im
April 1998 insgesamt 2,7 Millionen Packungen verschrieben. Pfizer
erzielte mit dem Potenzmittel bis Ende Juni bereits einen Umsatz
von 411 Millionen Dollar. Nach der Darstellung von
US-Pharmafachleuten ist die Einführung die mit Abstand
erfolgreichste eines rezeptpflichtigen Medikaments auf dem
amerikanischen Markt, die es bisher je gegeben hat. Im Ausland
hat Pfizer bisher lediglich Sildenfil-Umsätze von zwei Millionen
Dollar verbucht.
09.07. Multimedica goes america
PZ. HOS multimedica, der Online-Dienst für Ärzte und Apotheker,
erweitert sein Angebot. Durch eine gestern gleichzeitig in Berlin
und New York bekanntgegebene Kooperation zwischen dem deutschen
Marktführer und dem größten amerikanischen Ärzte-Dienst
Physicians online (POL) können registrierte multimiedica-Nutzer
uneingeschränkt auf die Inhalte des amerikanischen
Internet-Angebots zugreifen. Auf der Startseite von multimedica
findet der Internet-Nutzer jetzt einen entsprechenden Link, eine
zweite Anmeldung ist nicht nötig. Etwa ein Viertel der in den USA
praktizierenden Ärzte sind bereits Mitglied bei Physicians
online. Die damit etwa 150 000 registrierten Nutzer des
kostenfreien, werbefinanzierten Dienstes erhalten umgekehrt die
Möglichkeit, multimedica-Inhalte abzurufen. POL-Kunden nutzen vor
allem die E-Mail-Funktion, die zahlreichen Diskussionsforen und
die Möglichkeit, in Datenbanken zu recherchieren. Viel beachtet
werden auch die zahlreichen interaktiven
Fortbildungsmöglichkeiten in Physicians online.
09.07. Hermann-Vogel-Medaille erstmals verliehen
PZ. 24 Jahre stand Dr. Hermann Vogel als Präsident der
Bayerischen Landesapothekerkammer der Berufsvertretung der
Apotheker im Freistaat vor; in zahlreiche weitere hohe Ehrenämter
wurde er berufen und wiederholt darin bestätigt. Diese
herausragende Lebensleistungen würdigten die bayerischen
Berufsorganisationen am 8. Juli in München mit der Verleihung der
neu geschaffenen Hermann-Vogel-Medaille. Sein Nachfolger im Amt
des Kammerpräsidenten, Johannes Metzger, ehrte Vogel als
"Generalisten, der im Ganzen dem Ganzen dienste". Die Ehrung fand
im Rahmen der Feier zum 50. Jahrestag der Wiederbegründung des
BAV nach dem Krieg statt.
08.07. Sensor überwacht Schlaganfallpatienten
dpa. Der Kranke der Zukunft braucht nicht mehr ständig in eine
Arztpraxis oder teure Klinik zu gehen, stattdessen wird er zu
Hause mit Hilfe von winzigen Sensoren, Computer- und Videoanlagen
medizinisch überwacht. Was für manche noch wie eine Vision im
dritten Jahrtausend klingt, nimmt am Fraunhofer-Institut für
Biomedizinische Technik in St. Ingbert/Saar bereits konkrete
Formen an. In etwa einem halben Jahr will das Forschungsinstitut
in Zusammenarbeit mit Ärzten und Pflegern ein erstes
Telematik-Modellprojekt zur besseren Versorgung von
Schlaganfall-Patienten starten. Das Projekt sieht vor, daß 20
gerade erst aus dem Krankenhaus entlassene Schlaganfall-Patienten
einen Ultraschall-Blutdrucksensor am Arm erhalten sowie einen
sogenannten Sturzsensor unter die Haut implantiert bekommen. Per
Funk werden die medizinischen Sensor-Daten samt Gewicht und
Herzfrequenz dem Arzt und der Klinik übermittelt. Würde ein
Patient zu Hause plötzlich umkippen, könnte der Sensor Alarm
schlagen. Video- und Bildtelefonanlagen ergänzen das System. Fünf
Ärzte und eine Klinik in Saarbrücken sollen an das Projekt
angeschlossen werden.
08.07. Ohne Hg-Verbot kein Batterie-Recycling
vwd. Ohne ein EU-weites Verbot von Quecksilber in
Gerätebatterien kann es kein umfassendes Recycling gebrauchter
Batterien geben. Darauf wiesen Experten beim 4. Internationalen
Batterie-Recycling-Kongreß in Hamburg hin. Jürgen Fricke,
Vorsitzender der Stiftung Gemeinsames Rücknahmesystem (GRS)
Batterien, Hamburg, hofft, daß die EU-Kommission ein Verbot ab 1.
Januar 1999 erlassen werde. Es sei entscheidend, daß der Anteil
des Quecksilbers in der Gesamtmenge der gesammelten Altbatterien
auf 5 parts per million zurückgehe. Erst dann könne auf
ökonomisch vernünftige Weise recycelt werden. Trete das Verbot ab
1999 in Kraft, könne in Deutschland ab 2003 die gesamte
gesammelte Menge an Batterien wiederverwertet werden.
Altbatterien könnten dann zum Beispiel im Bereich der
Stahlerzeugung Einsatz finden.
08.07. ABC-Schützen haben Impflücken
dpa. Der Kreis Fulda hat im Anschluß an die Untersuchungen von
2650 Schulanfängern eine mangelnde Gesundheitsvorsorge der Eltern
beklagt. Nur rund die Hälfte der Kinder hatte an allen
empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen teilgenommen, berichtete
Gesundheitsdezernent Gerhard Möller. Bei rund einem Drittel waren
die Vorsorgehefte unvollständig, rund 15 Prozent konnten gar kein
Heft vorlegen. Fast alle Kinder (96 Prozent) waren zwar als
Kleinkinder gegen Kinderlähmung, Diphtherie und Tetanus geimpft
worden. Gegen Röteln, Mumps und Masern waren aber nur drei
Viertel der Kinder immunisiert.
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