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23.06. Aids-Patienten: Soziale Lage verschlechtert
PZ. Die soziale Lage der HIV- und AIDS-Infizierten hat sich
nach Angaben der Deutschen AIDS-Stiftung (DAS) nochmals
verschlechtert. Allein im ersten Quartal 1998 seien die
Hilfsanträge von Betroffenen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um
mehr als ein Drittel gestiegen. Damit setze sich der Trend zu
vermehrten Hilfsanfragen fort. Bereits 1997 habe die DAS eine
Antragszunahme um rund 22 Prozent verzeichnet. Die
Stiftungsarbeit werde jedoch aufgrund des nachlassenden
Interesses der Öffentlichkeit am Thema AIDS immer schwieriger,
beklagte Dr. Ulrich Heide vom Vorstand. Für Hilfen seien im Jahr
1997 rund 3,6 Millionen DM bereitgestellt worden. Doch nur 2,9
Millionen DM konnten aus Spenden gedeckt werden. Der anhaltende
Anstieg bei den Hilfsanfragen erkläre sich auch durch die
verbesserte medizinische Behandelbarkeit der
Immunschwächekrankheit, beispielsweise durch die
unterschiedlichen Kombinationstherapien. Diese medizinischen
Erfolge verbesserten die soziale Situation der Betroffenen jedoch
nur bedingt, so die Stiftung. Mit der steigenden Lebenserwartung
der Betroffenen wachse auch ihre finanzielle Bedürftigkeit. Im
Vergleich zu anderen chronisch kranken Menschen seien HIV- und
AIDS-Infizierte in der Regel jung und hätten deshalb nur eine
mangelnde oder gar keine soziale Absicherung. Fast die Hälfte der
Antragsteller lebe von der Sozialhilfe.
23.06. Richtiger Hautschutz spart Kosten
PZ. Nach Schätzungen von Gewerbedermatologen summieren sich die
Fehltage aufgrund beruflich bedingter Hauterkrankungen auf
mindestens eine Millionen Arbeitstage im Jahr. Die Kosten für die
Unternehmen und das Gesundheitswesen werden auf über eine
Milliarde DM jährlich geschätzt. Mehr als die Hälfte der
Erkrankungen entfallen auf zehn Berufe, darunter Friseur, Maurer
und Betonbauer, Krankenpfleger, Masseur, Chemiker, Dreher und
Fräser, berichtete Professor Dr. Uschi Backes-Gellner bei den 4.
Krefelder Hautschutztagen. Die Hautschäden entstehen durch
ungeschützten Umgang mit Schadstoffen, durch Einsatz falscher
oder minderwertiger Hautreinigungsmittel oder weil die
nachträgliche Hautpflege nicht beachtet wird. Nach einer
Interventionsstudie der Universität Erlangen ließe sich die
Häufigkeit der Hauterkrankungen bei einem optimalen
Hautschutzmanagement um 60 Prozent senken.
22.06. Ärzteteam entwickelt Selbstmord-Pille
dpa. Ein internationales Ärzteteam entwickelt Presseberichten
zufolge derzeit eine Pille, mit der unheilbar Kranke schmerzlos
Selbstmord begehen können. Die Pille könnte schon bald über das
Internet zu beziehen sein, schrieb die australische Zeitung "Sun
Herald" am Sonntag. Ein Mitglied der Forschungsgruppe, der
australische Arzt Philip Nitschke, nannte die Substanz eine
Alternative zur Legalisierung der Sterbehilfe. Die Australische
Medizinische Vereinigung (AMA) kritisierte allerdings, daß die
Pille eine große Gefahr für junge Menschen darstelle, die
vorübergehend an einer Depression leiden. Ein schnellwirkendes
"Todesmedikament" mache es den Ärzten unmöglich, Teenager nach
einem Selbstmordversuch noch zu retten, warnte der Präsident der
AMA, David Brand. Ein Verkauf über das Internet sei zudem völlig
ungeschützt.
22.06. Schweiz läßt Viagra zu
dpa. Als erstes europäisches Land hat die Schweiz am Montag die
Potenzpille Viagra zugelassen. Die Interkantonale Kontrollstelle
für Heilmittel gab der US-Herstellerfirma Pfizer grünes Licht für
den Verkauf des Medikaments gegen Erektionsstörungen. Nach
Auskunft der Kontrollstelle ist das für die Behandlung der
Impotenz bestimmte Medikament aber nur gegen ärztliches Rezept
erhältlich. Die Hinweise des Beipackzettels auf
Vorsichtsmaßnahmen, Nebenwirkungen und Kontraindikationen seien
strikt einzuhalten, warnte die Kontrollstelle. Nur unter diesen
Voraussetzungen bestehe für Viagra ein positives
Nutzen-Risiko-Verhältnis. Ob Viagra von den Schweizer
Krankenkassen bezahlt wird, war zunächst noch unklar. Diese
Entscheidung liegt in der Kompetenz des Bundesamts für
Sozialversicherung (BSV). Die Schweizer Krankenkassen hatten -
wie auch die deutschen Kassen - vor einer Kostenlawine durch die
Potenzpille gewarnt.
22.06. Bayer ordnet Chemieaktivitäten neu
dpa. Der Bayer-Konzern (Leverkusen) hat seine Aktivitäten im
Chemie-Bereich neu geordnet. Vom kommenden Jahr an sollen in
einem neuen Geschäftsfeld Chemikalien die Basis- und Feinchemie
aus der Sparte Anorganische Industrieprodukte und Organische
Chemikalien zusammengefaßt werden, kündigte das Unternehmen am
Montag an. Der neue Bereich werde einen Umsatz von 2,1 Milliarden
DM haben und rund 5.500 Mitarbeiter beschäftigten. Neu geordnet
werden darüber hinaus die Sparte Spezialprodukte und der
Geschäftsbereich Lackrohstoffe, Farbmittel und Sondergebiete.
Durch noch bessere Nutzung von Synergien werde Bayer seine
Stellung als fahrendes integriertes chemisch-pharmazeutisches
Unternehmen weiter stärken, begründete das Unternehmen die
Neuorganisation.
20.06. Arzneihaftung wird nicht geändert
PZ. Mit Regierungsmehrheit wurde eine SPD-Initiative für einen
Entschädigungsfonds abgelehnt. Pläne der SPD-Bundestagsfraktion
und des CSU-Bundestagsabgeordneten Gerhard Scheu für eine Reform
des Arzneimittel-Haftungsrechts sind am Freitag vergangener Woche
im Parlament gescheitert. Mit knapper Mehrheit lehnte die
Regierungskoalition beide Initiativen ab. Die Sozialdemokraten
hatten sich unter anderem für die Einrichtung eines
Entschädigungsfonds eingesetzt, der aus Beiträgen der
pharmazeutischen Industrie finanziert werden sollte. Außerdem
sahen beide Anträge vor, die Position von Geschädigten bei
Schadensersatzprozessen zu verbessern.
19.06. Keine Beschränkung für Mikropille
dpa. Die Antibabypille der dritten Generation darf weiterhin an
Erstanwenderinnen verschrieben werden. Ein entsprechendes Urteil
des Verwaltungsgerichts Berlin teilte am Donnerstag abend der
Hersteller Schering AG mit. Das Unternehmen hatte mit zwei
weiteren Firmen gegen eine Zulassungsbeschränkung des
Bundesinstituts für Arzneimittel- und Medizinprodukte geklagt.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hatte als
Zulassungsbehörde im November 1995 unter Hinweis auf eine erhöhte
Thrombosegefahr bei Einnahme der niedrigdosierten Antibabypille
Anwendungsbeschränkungen verfügt. Mit dem Urteil des
Verwaltungsgerichts sei das Institut nun in der Hauptsache
gescheitert, erklärte Schering. Das Gericht habe die von Schering
stets vertretene Auffassung bestätigt. Die Beschränkung sollte
für Pillen mit den Wirkstoffen Desogestrel und Gestoden gelten,
Neben Schering hatten auch die Hersteller Organon und Nourypharma
aus Oberschleißheim bei München geklagt und laut Schering ebenso
Recht bekommen. In einer ersten Stellungnahme hat
derBerufsverband der Frauenärzte das Berliner Urteil begrüßt. Es
bringe Klarheit und bestätige die Position der Gynäkologen.
19.06. Amifostin: Studien belegen Zytoprotektion
PZ. Die Ergebnisse von zwei Studien bei Patienten mit
Kopf-Hals-Tumoren beziehungsweise Bronchialkarzinom, die auf der
Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) in
Los Angeles im Mai 1998 vorgestellt wurden, belegen, daß
Amifostin (Handelsname Ethyol) gesundes Gewebe weitgehend vor
toxischen Begleiterscheinungen der Therapie schützt. Vor allem
die hämatologischen Nebenwirkungen und die Xerostomie würden
durch die Gabe von Amifostin abgeschwächt, schreibt das
Herstellerunternehmen Essex Pharma, München, in einer
Pressemitteilung. So konnte in einer Studie von D. Brizel, North
Carolina, nachgewiesen werden, daß bei Patienten, die wegen eines
Kopf-Hals-Tumors bestrahlt wurden, statistisch signifikant
seltener akute Xerostomien auftraten, wenn sie 200mg/m2 Amifostin
behandelt wurden. Außerdem vertrugen diese Patienten eine höhere
kumulative Strahlendosis. In einer von H. Anderson, Manchester,
durchgeführten Studie an 45 Patienten mit Bronchialkarzinom
senkte Amifostin die hämatologischen Nebenwirkungen signifikant.
Der Wirkstoff zeigte eine protektive Wirkung auf Thrombozyten und
Neutrophile.
19.06. Fertilisation: Keine Auswahl bei Geschlecht
dpa. Die niederländische Regierung verbietet eine Privatklinik,
die Paare vor einer künstlichen Befruchtung das Geschlecht ihres
Kindes bestimmen läßt, Gesundheitsministerin Els Borst hält dies
für "ethisch unvertretbar". Eine Sprecherin der Ministerin sagte
am Freitag in Den Haag, ein neues "Gesetz zu besonderen
medizinischen Handlungen" biete die Grundlage für das Verbot. Die
Klinik in Utrecht hat seit über einem Jahr regen Zulauf. Nach
eigenen Angaben kann sie ihren Kunden "mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit" garantieren, daß sie ein Kind mit
dem Geschlecht ihrer Wahl bekommen. Der Klinikleiter will nun ins
Ausland ausweichen.
18.06. Zustimmung zur Gentechnik wird größer
PZ. Die Akzeptanz der Gentechnik in der Medizin steigt nach
einer vom Verband forschender Arzneimittelhersteller (VFA)
initiierten Emnid-Umfrage weiter an. Nahezu drei Viertel der
Bevölkerung erwarten nach der aktuellen Umfrage von der
Gentechnik große medizinische Fortschritte. Am größten ist die
Hoffnung bei Krebs (52,7 Prozent) und Aids (32,5 Prozent). Mit
56,9 Prozent ist die Zahl derer deutlich gestiegen, die ohne
größere Bedenken rekombinante Arzneimittel einnehmen würden
(1997: 50,3 Prozent, 1996: 49,3 Prozent). Gleichzeitig sank die
Quote derer, die auf keinen Fall derartige Mittel einnehmen
wurden von 14,3 Prozent 1996 auf nunmehr 10,5 Prozent. Wichtig
für die Entwicklung der Gentechnik in Deutschland sei auch, daß
neben dem therapeutischen Aspekt der ökonomische Aspekt dieser
Zukunftstechnologie in den Augen der Bevölkerung an Bedeutung
gewinne, kommentierte VFA-Hauptgeschäftführerin Cornelia Yzer das
Ergebnis. So würden es inzwischen nahezu zwei Drittel (62,1
Prozent) aller Befragten begrüßen, wenn Deutschland auf dem
Gebiet der Gentechnologie eine Spitzenstellung einnimmt. Vor
Jahresfrist wollten dies lediglich 55 Prozent.
17.06. Verbraucherverbände fordern Positivliste
PZ. Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände hat sich
erneut für eine verbindliche Arzneimittel-Positivliste
ausgesprochen. Die "Kieler Liste" sei ein Schritt in die richtige
Richtung, weil sie Ärzten und Patienten mehr Transparenz
verschaffe, erklärte Monika Ketterer, Geschäftsführerin der
baden-württembergischen Verbraucherzentrale, bei einer Fachtagung
in Bonn. "Patienten und Versicherte müssen qualifiziert und
unabhängig beraten werden, um ihre neue Rolle als Kunden im
Gesundheitssystem kompetent wahrnehmen zu können", machte
Anne-Lore Köhne, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der
Verbraucherverbände (AgV) deutlich. Dazu gehöre auch die
Information über Preise und Qualität von
Selbstmedikations-Arzneimitteln. Die Verbraucherverbände sehen
sich besonders in der Verantwortung, weil ihnen großes Vertrauen
entgegengebracht werde, so AgV-Chefin Köhne. Bei einer
Emnid-Umfrage "Welche Informationsquelle halten Sie in
Gesundheitsfragen für die glaubwürdigste?" rangierten die
Verbraucherzentralen 1994 auf Platz zwei, direkt hinter den
Ärzten. Apotheker und Krankenkassen folgten auf Rang drei und
vier.
17.06. Knoblauch: Zweifel an der Choleterolsenkung
dpa. Knoblauchpräparate haben nach einer Untersuchung der
Bonner Universitätsklinik keine cholesterolsenkende Wirkung. Es
bestehe die Gefahr, daß Patienten mit hohen Cholesterolwerten
eine wirksame Therapie versäumten, weil sie sich durch die
Einnahme von Knoblauchpillen in falscher Sicherheit wögen, teilte
die Universität mit. Das Ergebnis der vom
Bundesforschungsministerium geförderten Studie ist im Journal der
Amerikanischen Ärztegesellschaft (JAMA, Bd.279, Nr.23, S.1900)
vom 17. Juni veröffentlicht. In dem Versuch an 25 Teilnehmern mit
hohen Cholesterol- und Triglyzeridwerten wurde bei keinem ein
Einfluß auf die verschiedenen Stoffwechselwege dieser Blutfette
im Körper festgestellt. Dabei nahmen einige Probanden die
Wirkstoffmenge von vier bis fünf Gramm frischer Knoblauchzehen
mit dem Präparat zu sich.
17.06. Kritik an Behandlung von Epileptikern
dpa. Etwa drei bis fünf Prozent der Bevölkerung erkranken im
Lauf ihres Lebens an Epilepsie - meist jedoch nur vorübergehend.
Rund 500.000 Menschen in Deutschland (0,6 Prozent) haben eine
aktive Epilepsie, teilte das Epilepsie-Kuratoriums am Mittwoch
vor Journalisten in Bonn mit. Die Behandlung der Patienten in
Deutschland bleibe deutlich hinter den Möglichkeiten zurück,
kritisierten Mitglieder des Kuratoriums. Bei der Vorlage ihres
Epilepsieberichts forderten sie einen Ausbau der Versorgung sowie
eine Langzeitstudie über die Verlaufsformen. Die meisten
Epilepsien sind heute nach Angaben von Medizinern mit
Medikamenten sowie chirurgischen Eingriffen gut zu behandeln.
Nach Auskunft des Kuratoriumsvorsitzenden Professor Dr. Peter
Wolf, Bethel, sind die Probleme der Krankheit in hohem Maße
sozialmedizinischer Art. Erkrankte seien Vorurteilen und teils
grotesken Vorstellungen ausgesetzt. Das Kuratorium, dem Ärzte,
Juristen und Betroffene angehören, forderte eine weitere
Professur für das Gebiet. Bislang gebe es nur in Bonn einen
Lehrstuhl für Diagnostik und Chirurgie der Epilepsie.
17.06. Madaus fördert Leipziger Apothekergarten
dpa. Das Pharmaunternehmen Madaus AG (Köln) und der Botanische
Garten der Universität Leipzig wollen künftig bei der Erforschung
von Naturheilpflanzen zusammenarbeiten. Bis Ende nächstes Jahres
soll direkt am Botanischen Garten ein etwa 3.000 Quadratmeter
großer Apothekergarten mit 300 Pflanzenarten aus aller Welt
entstehen, teilten beide Partner am Mittwoch in Leipzig mit. Die
Madaus AG unterstütze die Kooperation zunächst mit etwa 300.000
Mark. Nach Angaben des Leiters des Botanischen Gartens, Wilfried
Morawetz, werden bislang maximal ein bis zwei Promille aller
Pflanzenarten zu Heilzwecken genutzt. Der Forschungsschwerpunkt
des Wissenschaftlers liegt auf dem tropischen Regenwald. Madaus
erhofft sich von der Zusammenarbeit mit der Leipziger Einrichtung
neue Einblicke in die Pflanzenwelt des Urwalds und deren
therapeutischen Potential.
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