
PZ +++ Nachrichten +++
16.06. Keine Werbung in der Arztpraxis
dpa. Ärzte dürfen in ihrer Praxis keinerlei Werbung betreiben -
weder für sich selbst noch für Produkte anderer Unternehmen. Dies
hat das Verwaltungsgericht Münster in einem am Dienstag
bekanntgegebenen Urteil (Az. 6 K 3821/97 und 938/95)
klargestellt. Die 6. Kammer wies damit die Klagen von zwei Ärzten
aus Dortmund ab, die auf einem Bildschirm in ihrem Wartezimmer
Werbespots unter anderem von Versicherungen, Banken,
Autoherstellern, Reisebüros und Handwerksbetrieben einblenden
lassen wollten. Damit würden die Ärzte das Vertrauen der
Patienten für kommerzielle Zwecke mißbrauchen, entschied das
Gericht. Zur Urteilsbegründung hieß es, für viele Menschen "kenne
ein Arzt sich aus" und "wisse, was gut ist" - nicht nur im
medizinischen Bereich. Durch die Werbung entstehe der Eindruck,
die Ärzte stünden mit ihrer Fachkompetenz hinter den
angepriesenen Produkten. Dies sei berufsrechtlich nicht zulässig.
15.06. Trend zu innovativen Präparaten
PZ. Auf dem deutschen Arzneimittelmarkt setzt sich der Trend
zur Verordnung innovativer Arzneimittel im laufenden Jahr fort.
Von Januar bis einschließlich April ist der Apothekenmarkt im
Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,2 Prozent auf 8,9 Milliarden
DM gestiegen (gemessen an Herstellerabgabepreisen). Das hat heute
in Bonn der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA)
gemeldet. Gemessen an der Zahl der in Apotheken abgegebenen
Packungen sei der Absatz in diesem Zeitraum aber erneut gesunken,
und zwar um 3,1 Prozent. Bei laut VFA unveränderten Preisen ist
demnach das Umsatzplus nach wie vor ausschließlich auf die
Strukturkomponente zurückzuführen. Skeptisch hatte zuvor der
Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) in
Frankfurt/Main den Anstieg der Strukturkomponente von 6,2 Prozent
1997 auf 8, 3 Prozent kommentiert. BPI-Chef Professor Dr. Hans
Rüdiger Vogel befürchtet, die finanziellen Folgen könnten die
Kassen zur Forderung verleiten, nach bewährten älteren
Medikamenten nun auch den Einsatz von Innovationen zu begrenzen.
Einige Kassen hätten bereits eine Bedürfnisprüfung von Arzneien
als Voraussetzung zur Erstattung gefordert.
15.06. Aids: Resistenzen gegen Kombi-Therapie
dpa. Aids-Viren stellen sich schneller auf die bislang
erfolgreiche Kombinationstherapie ein als bisher angenommen.
Resistente Viren seien bereits bei Neuinfizierten nachgewiesen
worden, berichtete das chemotherapeutische Forschungsinstitut
"Georg-Speyer-Haus" am Montag in Frankfurt. Das habe alarmierende
Auswirkungen auf die Therapie von Neuinfizierten. Möglicherweise
würden sie mit Medikamenten behandelt, die gar nicht mehr heilend
wirken, aber schwerste Nebenwirkungen haben. Die
Kombinationstherapie bedeute für die Patienten schon wegen ihrer
minutengenauen Anweisungen und der schweren körperlichen
Nebenwirkungen eine erhebliche Belastung, die Neuinfizierten bei
zweifelhaften Erfolgsaussichten möglicherweise nicht zuzumuten
sei. Bereits geringe Abweichungen vom Behandlungsplan könnten zu
beschleunigter Resistenzbildung führen. Das Speyer-Haus werde in
künftigen Forschungen die Wirkungen gängiger Medikamente auf die
mutierten Aids-Viren Neuinfizierter untersuchen. Wenn sich die
bisherigen Ergebnisse bestätigen, müsse jeder Neuinfizierte vor
einer Therapie auf seine individuellen Resistenzen untersucht
werden, meinten die Wissenschaftler.
15.06. Kassenausgaben stabil
dpa. Nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer
liegen die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung für das
erste Quartal 1998 auf Vorjahresniveau. Trotz eines Defizites von
580 Millionen DM beurteilt der Minister die Entwicklung der
Kassenfinanzen optimistisch. Für das gesamte Jahr rechnet er mit
einem ausgeglichenen Ergebnis. Seine Zuversicht stützt Seehofer
auf die Entwicklung des Vorjahres. Nach einem Defizit von 2,5
Milliarden DM im ersten Quartal konnte bis zum Jahresende 1997
ein Überschuß von 1,1 Milliarden DM erwirtschaftet werden.
15.06. Viagra restriktiv verordnen
dpa. Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CDU) will bei
der Verordnung des Potenzmittels Viagra auf Krankenkassenkosten
nicht zu großzügig sein. "Ich möchte eine restriktive
Handhabung", sagte Seehofer am Montag vor Journalisten in Bonn.
"Wir reden hier nicht über Millionenkosten sondern über
Milliarden". Deswegen sei er für eine Verordnung auf Kassenkosten
lediglich in durch Krankheit begründeten Ausnahmefällen. Der
Minister rechnet damit, daß das Mittel bis September durch die
europäische Arzneimittel-Agentur für den europäischen Markt
zugelassen werden wird. Wieweit die Kosten in Deutschland von den
Krankenkassen erstattet werden sollen, müsse der für den
Leistungskatalog der Krankenkassen zuständige Bundesausschuß
Ärzte/Krankenkassen entscheiden. Der werde sich erstmals Ende
Juni damit befassen.
15.06. Bayer verstärkt Gesundheitsforschung
dpa. Der Bayer-Konzern will in den kommenden fünf Jahren mehr
als zehn Milliarden DM in die Forschung und Entwicklung neuer
Arznei- und Diagnosemittel investieren. Das sagte der
Forschungsvorstand der Bayer AG (Leverkusen), Pol Bamelis, am
Montag in Wuppertal. Mit einem Budget für Forschung und
Entwicklung von 4,1 Milliarden DM erreiche Bayer in diesem Jahr
einen Rekordwert 135jährigen Unternehmensgeschichte. Gut die
Hälfte des Budgets entfällt auf den Bereich Gesundheit. Das
Unternehmen will bis zum Jahr 2005 Pharma-Produkte auf den Markt
die im Erfolgsfall ein Umsatzpotential von rund zehn Milliarden
DM hätten.
12.06. Erster Dünndarm bei Kindern transplantiert
dpa. Chirurgen in Genf melden die weltweit erste erfolgreiche
Dünndarm-Transplantation zwischen zwei Kindern. Die Operation am
30. April habe 15 Stunden gedauert und sei ohne Komplikationen
verlaufen, teilte das Kantonspital heute in Genf mit. Spender und
Empfänger des Dünndarms waren rumänische Zwillige im Alter von 13
Jahren. Bei einem der Jungen waren nach einer Blinddarmoperation
in Rumänien Komplikationen aufgetreten. Deshalb mußte den Angaben
zufolge der ganze Dünndarm und ein Teil des Dickdarms entfernt
werden. Um dem Jungen das Leben zu retten, kam nur eine
Transplantation in Frage. Die rumänischen Ärzte wandten sich an
das Expertenteam in Genf. Weltweit sind nach Angaben des
Kantonspitals bisher rund 300 Dünndarm-Verpflanzungen vorgenommen
worden, jedoch noch nie zwischen Kindern. Nur in neun Fällen
stammte der verpflanzte Dünndarm von Erwachsenen. Die Operation
sei technisch schwierig, Abwehrreaktionen gegen das implantierte
Organ häufig. Fünf Wochen nach der Operation habe der junge
Rumäne wieder sechs von den elf Kilogramm zugenommen, die er
zuvor verloren hatte.
12.06. Rituximab für Lymphdrüsenkrebs zugelassen
PZ. Rituximab (MabThera®) ist die erste Neuzulassung für die
Behandlung von Non-Hodgkin-Lymphomen seit vielen Jahren und
zeichnet sich durch einen gänzlich anderen Wirkungsmechanismus
aus. Anfang Juni hat die europäische Kommission die Zulassung für
den monoklonalen anti-CD20 Antikörper MabThera@ (Rituximab) zur
"Behandlung von Patienten mit follikulärem Lymphom im Stadium
III-IV, die gegen eine Chemotherapie resistent sind oder nach
einer solchen einen zweiten oder neuerlichen Rückfall haben"
erteilt. Rituximab entfaltet seine Wirkung infolge seiner Bindung
an ein spezifisches Protein, das CD20 Antigen, auf der Oberfläche
von reifen B-Zellen und B-Zell-Tumoren. Im Anschluß an diese
spezifische Bindung werden die malignen und die normalen reifen
B-Zellen infolge der Aktivierung des natürlichen menschlichen
Immunsystems abgetötet. Blutstammzellen und frühe Vorläuferzellen
der B-Zellen exprimieren das CD2O-Antigen nicht und werden
deshalb von diesem Antikörper auch nicht beeinflußt. In den
klinischen Studien konnte eine Wiederherstellung der normalen
B-Zellzahl sechs bis neun Monate nach Beendigung der Behandlung
nachgewiesen werden. Eine Erhöhung der Infektionshäufigkeit
infolge dieser B-Zell-Depletion wurde in diesem Zeitraum nicht
beobachtet.
12.06. Bereits 16 Todesfälle nach Viagra-Einnahme
dpa. Die Zahl von Todesfällen nach der Einnahme von Viagra
(Sildenfil) hat sich in den USA auf 16 erhöht. Sieben dieser
Männer starben während des Geschlechtsverkehrs oder unmittelbar
danch. Dennoch hält die Gesundheitsbehörde die Pille selbst nicht
für die Todesursache. Vielmehr seien manche Männer unvernünftig
und nehmen die Pille trotz der auf dem Beipackzettel genannten
Warnungen. Nach einem Bericht der Tageszeitung "USA Today" vom
Mittwoch hatten zwei der 16 Todesopfer zu der Pille gegriffen,
obwohl sie Nitroglyzerin-haltige Herzmittel einnahmen. Das
Herstellerunternehmen Pfizer warnt vor dieser Kombination. Neun
der 16 Viagra-Opfer litten nach FDA-Inforamtionen unter schweren
Herzproblemen. Die Todesopfer waren zwischen 48 und 80 Jahre alt,
die meisten in der 60er und 70er Jahren. Viagra soll
voraussichtlich noch in diesem Sommer auch in Deutschland
zugelassen werden.
10.06. Selbstmedikation steigt weiter
PZ. Die Selbstmedikation ist weiterhin auf dem Vormarsch. Dies
gelt sowohl für den Umsatz von 2,35 Milliarden DM mit einem
Wachstum von 5 Prozent wie auch bei den Packungseinheiten mit
einem Plus von 3 Prozent gegenüber dem 1. Quartal 1997, erklärte
der Bundesfachverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) ,mit
Bezug auf die vom Institut für Medizinische Statistik (IMS) für
das 1. Quartal 1998 vorgelegten Daten des rezeptfreien
Arzneimittelmarktes. Die Verordnungen rezeptfreier Arzneimittel
hingegen wiesen einen Umsatzrückgang um 4 Prozent auf und lagen
gemessen nach der Packungszahl um 7 Prozent unter dem Niveau des
1. Quartals 1997. Die Selbstmedikation, die nach Umsatz im
vergangenen Jahr erstmals die Verordnungen rezeptfreier
Arzneimittel übertraf, hat im 1. Quartal 1998 einen Umsatzanteil
von 56 Prozent und einen Anteil an den verkauften Packungen in
Höhe von 68 Prozent des rezeptfreien Arzneimittelmarktes
erreicht. In den neuen Bundesländern lag das Wachstum der
Selbstmedikation mit 6 Prozent nach Umsatz und 5 Prozent nach
Packungseinheiten sogar über dem Wachstum in den alten
Bundesländern. Die Tatsache, daß die Selbstmedikation als Teil
eines insgesamt stagnierenden rezeptfreien Marktes deutlich
gewachsen ist, zeige, daß die rückläufigen Verordnungszahlen
rezeptfreier Arzneimittel durch Selbstkäufe der Patienten
zunehmend kompensiert werde, so der BAH.
10.06. Regierung: Festbetragsanpassung war korrekt
PZ. Korrekturen bei den Arzneimittelfestbeträgen zum 1. Mai
vergangenen Jahres werden vom Bundesgesundheitsministerium nicht
beanstandet. Die Parlamentarische Staatssekretärin Sabine
Bergmann-Pohl zeigte sich jetzt gegenüber dem
FDP-Bundestagsabgeordneten Dieter Thomae überzeugt davon, daß die
Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenversicherung bei ihren
Entscheidungen alle rechtlich vorgegebenen Kriterien nach § 35,
Sozialgesetzbuch V, beachtet hätten. Die Anpassung der
Festbeträge zum damaligen Zeitpunkt sei nicht willkürlich
erfolgt. Energisch widersprach die Politikerin zugleich der
Ansicht, es gebe fundierte verfassungs- und kartellrechtliche
Bedenken gegen das Anpassungsverfahren. Von pharmazeutischen
Unternehmen vorgetragene Einwände gegen das Festbetragssystem
insgesamt habe die Bundesregierung bereits in verschiedenen
Stellungnahmen gegenüber dem Bundesverfassungsgericht und der
Kommission der Europäischen Union zurückgewiesen.
10.06. Hohe Arzneipreise in Lateinamerika
PZ. Eine Untersuchung des gesundheitspolitischen Netzwerks
Health Action International (HAI) ergab, daß Arzneimittel in der
Dritten Welt oftmals teurer sind als in Industrieländern. Im
jüngsten Pharma-Brief (Mai-Juni 1998) des deutschen HAI-Ablegers
BUKO Pharma-Kampagne, Bielefeld, werden zahlreiche Beispiele der
Studie angeführt. So kosten 100 Tabletten Amoxycillin in Spanien
3 Dollar und in Uruguay 57 Dollar. In Tansania zahlen Patienten
für einen Korb mit 13 wichtigen Präparaten 409 Dollar und in
Kanada 277 Dollar. In Lateinamerika seien die durchschnittlichen
Preise für Medikamente am höchsten, schreibt der Pharma-Brief.
HAI beklagt die Unbezahlbarkeit lebensrettender Mittel gerade in
den armen Staaten sowie die undurchsichtige Preispolitik der
pharmazeutischen Unternehmen. Die Organisation richtet daher die
dringende Forderung an die Weltgesundheitsorganisation, für mehr
Transparenz auf dem Arzneimittelmarkt zu sorgen.
10.06. TÜV warnt vor Luftbefeuchtern
dpa. Luftbefeuchter in Klimaanlagen begünstigen nach Ansicht
des Technischen Überwachungsvereins RWTÜV das Wachstum von
gefährlichen Legionellen-Bakterien. Da im Sommer bei höheren
Außentemperaturen die Luft im Freien feucht genug sei, rät der
TÜV in Essen deshalb, die Anlagen abzuschalten, die nach dem
Sprühwasserprinzip arbeiten. Aus hygienischen Gründen sollten die
Befeuchter während der warmen Jahreszeit stillstehen. Auch der
hygienische Zustand der gesamten Klimaanlage müsse regelmäßig
überprüft werden.
© 1997 GOVI-Verlag
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