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09.06. Auch Diabetiker müssen zuzahlen
dpa. Die rund 800.000 Diabetiker in Deutschland, die regelmäßig
Insulin spritzen, müssen sich auch in Zukunft an den Arzneikosten
beteiligen. Das Kasseler Bundessozialgericht wies am Dienstag die
Klage eines chronisch Zuckerkranken auf Befreiung von der
Zuzahlung ab (Az.: B 1 KR 17/96 R). Sinn der Zuzahlung sei es,
den Medikamentenverbrauch zu begrenzen. Diabetiker hätten aber
gar keine Wahl. Sie brauchten die Medikamente in der
verschriebenen Menge, um ihr Leben zu erhalten, meinte der
Kläger. Deshalb müsse für sie eine Ausnahme geschaffen werden.
Das Gericht folgte dieser Ansicht nicht. Eine Ausnahme nur für
chronische Diabetiker sei schon wegen der Gleichbehandlung mit
anderen schwer Kranken nicht zu rechtfertigen. Wenn man, was auch
schon vorgeschlagen wurde, alle chronisch oder alle besonders
schwer Kranken von der Zuzahlung ausschließe, werfe das mehr neue
Probleme auf als es löse, meinte der Vorsitzende Richter. Denn
darin stünden die Sozialträger vor der Frage, ab wann eine
Krankheit schwer genug sei, um die Zuzahlung aufzuheben.
07.06. Schmall: Labor ist unverzichtbar
PZ. Der Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), Dr. Hartmut
Schmall warnt seine Kollegen vor Überlegungen, das eigene Labor
abzuschaffen. Der Bundesrat habe 1994 zwar einer Änderung der
Betriebsordnung zugestimmt, und die Regierung aufgefordert, zu
prüfen, inwieweit die Ordnung von Detailregelungen befreit und
auf Rahmenvorgaben beschränkt werden könne. Nach Meinung Schmalls
gebe es wohl einige Kolleginnen und Kollegen, die in diesem
Zusammenhang an die Abschaffung des Labors denken. Das Labor
müsse aber immer in Verbindung mit der Rezeptur gesehen werden,
betonte Schmall in seiner Eröffnungsrede zum 36. Pharmakon am 7.
Juni in Meran. Im Durchschnitt fertige eine Apotheke jährlich
rund 1200 Rezepturen allein zu Lasten der GKV an. Die Abschaffung
des Labors bedeute zwangsläufig, daß diese nicht mehr angefertigt
werden dürften, da dann keine Prüfung der Ausgangsstoffe möglich
sei. Selbst wenn die Ärzte auf die Rezeptur verzichteten, würde
sich die Frage nach der Notwendigkeit eines Labors nicht von
selbst lösen, sagte Schmall. "Wie erklären wir denn unseren
Patienten, daß wir nicht 100g Brennessel- oder Kamillentee
abfüllen dürfen?" Für den BAK-Präsidenten ist es fragwürdig, wie
man seinen Kunden ausschließlich Fertigpräparate empfehlen kann,
wenn diese preiswerter im Supermarkt zu haben sind. "Wir stellen
uns ein schlechtes Zeugnis aus, wenn wir nicht unsere ureigenste
Aufgabe, die Arzneimittelversorgung vollumfänglich wahrnehmen",
sagte Schmall.
08.06. Roche nimmt Mibefradil vom Markt
PZ. Hoffmann-La Roche zieht freiwillig das Medikament Posicor®
(Wirkstoff: Mibefradil) zur Behandlung von Bluthochdruck und
Angina pectoris vom Markt zurück. Wie das Schweizer Unternehmen
Roche in einer Presseerklärung mitteilt, stützt sich der
Entscheid auf neue Erkenntnisse über mögliche Wechselwirkungen,
einige davon ernsthaft, die bei gleichzeitiger Einnahme von
Posicor mit einigen anderen Medikamenten auftreten können. Die
Entscheidung fiel nach der Auswertung einer 3-Jahres-Studie zur
Wirkung von Mibefradil bei chronischer Herzinsuffizienz. Diese
Langzeitstudie habe insgesamt keinen signifikanten Unterschied
zwischen der zusätzlichen Einnahme von Posicor und Placebo
ergeben, gleichzeitig jedoch zusätzliche Informationen über
Wechselwirkungen mit cholesterolsenkenden Mitteln gezeigt. Mit
entsprechenden Hinweisen in der Produktinformation könne
Wechselwirkungen zwar im allgemeinen begegnet werden. Im Fall von
Mibefradil vertritt Roche jedoch die Ansicht, daß die
erforderliche Produktinformation für die Umsetzung in der
täglichen Praxis zu komplex wäre.
08.06. Mehr als 200.000 Krebstote pro Jahr
dpa. In Deutschland erkranken jährlich über 340.000 Menschen an
Krebs und mehr als 210.000 sterben daran. Damit nehmen
Tumorerkrankungen den Platz zwei in der Todesursachenstatistik
der Bundesrepublik ein, hieß es am Montag in Berlin zum Auftakt
des 23. Kongresses der Deutschen Krebsgesellschaft. Nur an Herz-
und Kreislauferkrankungen stürben hierzulande mehr Menschen.
Dennoch sei seit Beginn der 90er Jahre erstmals in diesem
Jahrhundert ein Rückgang der Sterblichkeit an Krebs zu
beobachten.
08.06. Fresenius übernimmt Infusionsgeschäft
vwd. Der Bad Homburger Pharma- und Medizintechnikhersteller
Fresenius übernimmt das internationale Infusionsgeschäft vom
schwedischen Konkurrenten Pharmacia&Upjohn. Nach der gerade erst
vollzogenen Integration des US-Unternehmens National Medical Care
in seine Dialyse-Sparte plant der Konzern damit eine deutliche
Stärkung auch seines Pharma-Standbeins. "Durch die Übernahme
verdoppelt Fresenius nahezu den Auslandsumsatz des
Unternehmensbereichs", teilte die Fresenius AG am Montag mit. Das
internationale Infusionsgeschäft von Pharmacia&Upjohn habe 1997
einen Umsatz von rund 540 Millionen DM erzielt. Die Schweden
sehen sich als weltweite Marktführer für Infusionslösungen zur
intravenösen Ernährung. Nach erfolgter Übernahme wird der
Unternehmensbereich Fresenius AG in Fresenius Kabi umbenannt. Das
deutsche Infufionsgeschäft von Pharmacia&Upjohn ist allerdings
nicht Teil der Transaktion."
05.06. Regierung will Sozialsystem schützen
PZ. Nun soll Bundeskanzler Helmut Kohl auf dem nächsten
Europäischen Gipfeltreffen dafür sorgen, daß das Sozialsystem in
Deutschland nicht durch den Europäische Gerichtshof in Luxemburg
ausgehebelt werden kann. Bis dahin sollen, trotz der
entgegenstehenden Urteile des Gerichtshof über den möglichen
freien Einkauf von Brillen und Zahnersatz in ganz Europa, der
Versicherte weiterhin Gesundheitsleistungen auf Kosten der
Krankenkassen nur in Deutschland einkaufen dürfen.
Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer kündigte heute an, daß
er eine nationale Arbeitsgruppe installieren will, in der alle
Beteiligten des Gesundheitswesens vertreten sind. Die soll die
möglichen und eventuell notwendigen Rechtsänderungen auf
europäischer Ebene fachlich begleiten. Seehofer befürchtet, daß
die gesamte Steuerungsmöglichkeit des deutschen Gesundheitswesens
auf dem Spiel stehe, wenn auch nur ein spaltbreit die Tür der
territorialen Leistungsgrenzen geöffnet würde. "Damit ist eine
globale Gefährdung unseres Sozialleistungssystems vorhanden",
argumentierte Seehofer. Bei einer solchen Gefährdung aber gelte
nicht europäisches Recht.
05.06. Fortschritte bei Weichgewebekrebs
dpa. Bei der Diagnose und Behandlung der seltenen aber sehr
gefährlichen Weichgewebe- und Knochentumoren hat die Medizin in
den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. "Was gutartig
und was bösartig ist, können wir jetzt viel besser differenzieren
und damit auch genauer operieren", sagte der Vorsitzende der
Deutschen Gesellschaft für Pathologie, Professor Dr. Detlef
Katenkamp (Jena), am Freitag in Kassel bei der Jahrestagung der
Gesellschaft. Bösartige Tumoren des Fettgewebes und Gefäßtumoren
würden dank der genauerer Klassifikation inzwischen oft
wesentlich zurückhaltender operiert, was dem Patienten
Radikalschnitte erspare. Der Weichgewebekrebs im Fettgewebe der
Muskulatur, den Nerven, Lympf- und Blutgefäßen gehöre aber weiter
zu den besonders gefährlichen Krebsarten, weil er in der Regel
keine Schmerzen verursache. Um so wichtiger sei es, daß bei
auffallenden Schwellungen am Bauch oder Armen und Beinen der
Hausarzt auch die recht seltene Diagnose Gewebekrebs in Betracht
ziehe. Bei Knochenkrebs, der früher oft als unabwendbares
Todesurteil galt, haben sich die Überlebenschancen wesentlich
verbessert, betonte Professor Dr. Albert Roessner (Magdeburg).
Dafür sei unter anderem die kombinierte Chemotherapie
verantwortlich, bei der der Knochenkrebs mit Bestrahlungen schon
vor der Operation verkleinert und stark attackiert werde. Der
Anteil der Patienten, die fünf Jahre nach der Behandlung
überleben sei so seit den späten 70er Jahren von damals zehn auf
heute 60 bis 70 Prozent gewachsen.
05.06. Junge Ärzte sollen Alternativen nutzen
dpa. Angesichts einer steigenden Arbeitslosigkeit von
Medizinern sollten angehende Ärzte verstärkt alternative
Berufsmöglichkeiten in ihren Zukunftsplänen berücksichtigen. Dazu
hat der Vorsitzende des Marburger Bundes, Frank Montgomery, den
Ärztenachwuchs aufgefordert. Auf dem Kongreß "Zukunftschancen für
junge Mediziner" am Freitag in Mannheim verwies der Vorsitzende
der Interessenvertretung der angestellten Ärzte darauf, daß
Anfang dieses Jahres 11.300 Mediziner arbeitslos gemeldet waren.
Für die Jahrtausendwende rechnet Montgomery mit einer
Ärztearbeitslosigkeit von bis zu 20 Prozent. Betroffen seien vor
allem Berufsanfänger und Frauen. Um neue Stellen zu schaffen,
müpten Über-stunden abgebaut, Arbeitszeitregelungen eingehalten
sowie Jobsharing und Auslandstätigkeiten von Medizinern gefördert
werden.
04.06. Erster großer Test mit Aids-Impfstoff
dpa. Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA hat den ersten
großangelegten Test eines Impfstoffs gegen den Aidserreger HIV
genehmigt. An der Studie sollen mehr als 5.000 gesunde Menschen
in den USA und Kanada teilnehmen sowie weitere 2.500 Menschen in
Thailand. Bereits in diesem Monat sollen in den USA vorwiegend
Homosexuelle und nicht infizierte Partner von Aidskranken geimpft
werden. Der Impfstoff Aidsvax wurde von der Firma Vaxgen Inc. in
South San Francisco (Kalifornien) entwickelt, bestätigte die FDA
am Donnerstag. Aidsvax wird aus einem Protein im äußeren Mantel
(gp120) des Aids-Virus hergestellt. Der Impfstoff erwies sich in
ersten Vorversuchen des Herstellers an 1.200 HIV-freien Menschen
als sicher und produzierte bei 99 Prozent der geimpften
Teilnehmer die erhofften Antikörper gegen das Virus. Dennoch
haben etliche Experten Zweifel. "Es ist unwahrscheinlich, daß der
Impfstoff komplett schützt", erklärte der Nobelpreisträger und
Leiter des staatlichen Beraterkomitees für Aids-Vakzine, David
Baltimore der "New York Times".
04.06. SPD für nationalen Diabates-Aktionsplan
PZ. Geht es nach dem Willen der Sozialdemokraten, so sollen
Diabetiker künftig "spürbar" von den Zuzahlungen für Arznei- und
Heilmittel entlastet werden. In einem Antrag fordert die
SPD-Bundestagsfraktion einen "Nationalen Aktionsplan Diabetes",
um Prophylaxe und Behandlung bei Zuckerkranken zu verbessern. Die
Bundesregierung soll zu der Selbstverpflichtung aufgerufen
werden, bis zum Jahr 2003 die Amputationen infolge von Diabetes
um die Hälfte und die diabetesbedingten Fälle von Erblindung und
Nierenversagen um jeweils ein Drittel zu reduzieren. Bis zum
Beginn des nächsten Jahres müsse dem Parlament ein
flächendeckender qualitätsgesicherter Versorgungsplan vorliegen.
Neben der Entlastung von Zuzahlungen wird in dem Antrag auch eine
professionelle Schulung für alle Zuckerkranken gefordert. Darüber
hinaus wollen die Sozialdemokraten mit ihrer Initiative
erreichen, daß eine Dokumentationspflicht eingeführt wird, um
eine externe Qualitätssicherung der Versorgung zu ermöglichen.
04.06. WHO senkt Grenzwert für Dioxin
dpa. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat nach neuen
Dioxin-Studien den Grenzwert für das Gift deutlich
heruntergesetzt. Experten einigten sich bei einer WHO-Konferenz
in Genf darauf, die Sicherheitsgrenze für die tägliche
Höchstbelastung des Menschen mit dem sogenannten Seveso-Gift von
zehn auf ein bis vier Piktogramm pro Kilogramm Körpergewicht
herabzusetzen. Ein Pikogramm ist ein Billionstel Gramm. Dioxin
fällt unter anderem als Nebenprodukt bei industriellen Prozessen
wie Müllverbrennung an und wird als eines der gefährlichsten
Gifte überhaupt angesehen. In Frankreich waren im Februar drei
Müllverbrennungsanlagen geschlossen worden, weil in der Umgebung
gefährlich hohe Dioxinwerte in der Milch entdeckt wurden.
Besonders in Industrieländern kann aufgrund einer höheren
Dioxin-Grundbelastung nach Auffassung der WHO-Experten auch schon
eine geringere zusätzliche Menge des Giftes zu einer
Gesundheitsgefährdung führen. Wie neuere Untersuchungen über
Dioxin-Belastung in der Muttermilch ergaben, haben Maßnahmen zur
Senkung der Dioxin-Belastung in mehreren Staaten bereits zu einer
starken Reduzierung geführt.
04.06. Behörde unterstützt Schulen für Heilberufe
dpa. Zur Schaffung neuer Ausbildungsplätze in Heil- und
Pflegeberufen fördert das Regierungspräsidium Darmstadt neun
entsprechende Fachschulen in Süd- und Mittelhessen mit 1,25
Millionen Mark. Wie die Behörde am Mittwoch mitteilte, kommt
davon rund ein Viertel der Lehranstalt für
pharmazeutisch-technische Assistenten, dem Collegium
Pharmazeutikum in Frankfurt zugute. 308.000 Mark erhalte die
Lehranstalt für pharmazeutisch-technische Assistenten an der
Martin-Behaim-Schule in Darmstadt und 129.000 Mark das
DGB-Berufbildungswerk in Gießen. Die Ausbildung von Masseuren
unterstützt die Behörde mit einem Zuschup in Höhe von 112.000
Mark zugunsten der Lehranstalt für Massage an den Städtischen
Kliniken Frankfurt, die Ausbildung von medizinisch-technischen
Assistenten mit 87.500 Mark zugunsten der Lobe-Schule in
Wiesbaden. Weitere Zuschüsse flossen an Fachschulen in Frankfurt
Darmstadt, Idstein und Mühltal (Kreis Darmstadt-Dieburg). Mit den
Geldern werde die Ausbildung von 318 jungen Menschen gefördert
betonte die Behörde.
03.06. Raucher hören schlechter
dpa. Eine US-Studie bestätigt, daß Rauchen den altersbedingten
Hörverlust verstärkt. Bei einem Vergleich von 3.753 Bewohnern der
Kleinstadt Beaver Dam (US-Staat Wisconsin) fanden Forscher bei
Rauchern 70 Prozent häufiger Probleme mit dem Gehör als bei
Nichtrauchern. Die Teilnehmer der Studie waren 48 bis 92 Jahre
alt. Nach einem Bericht im Journal der amerikanischen
Ärztegesellschaft (JAMA Bd. 279, Nr. 21, 5. 1715) vom Mittwoch
stieg der Hörverlust mit der Anzahl gerauchter Zigaretten. Selbst
die Familienangehörigen von starken Rauchers hörten schlechter
als die von Nichtrauchern. Das Team um Karen Cruickshanks von der
Universität von Wisconsin in Madison läßt in seinem Bericht
jedoch offen, welche Faktoren des Rauchens den Hörverlust
bedingen. Es sei möglich, daß sich die Oxidationsstoffe im
Zigarettenrauch schädigend auf das Gehör auswirken. Eine andere
Erklärung wäre, daß der Rauch die Blutzufuhr zu den Gehörnerven
beeinträchtige.
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