
PZ +++ Nachrichten +++
21.04. Neue AMPreisVO definitiv zum 1. Juli
Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt hat Ende vergangener
Woche die neue Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisVO)
unterzeichnet. Sie kann damit im Bundesanzeiger verkündet und wie
geplant zum 1. Juli dieses Jahres in Kraft treten. Der
Ressortchef erhofft sich von der neuen Vorschrift niedrigere
Distributionskosten für teure Medikamente. Langfristig
profitieren davon gesetzliche und private Krankenversicherungen.
20.04. Neues Interferon-beta 1a bei MS
PZ. In diesen Tagen erhält ein neues, in Säugetierzellen
gentechnisch produziertes Interferon-beta la die europäische
Zulassung für die Behandlung der schubförmigen Multiplen Sklerose
(MS). Die Interferon-Fertigspritzen sollen unter dem Namen Rebif®
(Serono Pharma GmbH) bereits im Mai auf den deutschen Markt
kommen. Die Effektivität des Interferons konnte in der bislang
größten kontrollierten Studie bei schubförmiger MS gezeigt
werden. 560 Patienten aus neun Ländern mit einem Behinderungsgrad
von 0 bis 5 (EDSS nach Kurtzke, mild bis stärker beeinträchtigt)
nahmen an der randomisierten, doppelblinden Studie teil, erklärte
Professor Dr. Hans-Peter Hartung, der die deutschen Teilnehmer in
Würzburg betreute. Sie erhielten über einen Zeitraum von zwei
Jahren dreimal wöchentlich subkutan entweder 22 µg (6 Millionen
IU), 44 µg (12 MIU) Interferon-beta 1a oder Placebo. Das
Interferon reduzierte signifikant Zahl und Schwere der Schübe und
erhöhte die Zahl der schubfreien Patienten sowie die Zeit bis zum
Auftreten des ersten Schubs unter Therapie. Die Progression der
Erkrankung und damit der Behinderung verzögerten sich deutlich.
Im Kernspintomogramm zeigte sich eine Reduktion der Läsionen. In
der höher dosierten Gruppe waren die Verminderung der
Krankheitsaktivität ausgeprägter und die Inzidenz
neutralisierender Antikörper deutlich niedriger. Beide
Dosierungen waren sicher und relativ gut verträglich.
20.04.Viele Ost-Kassenärzte vor dem Aus
dpa. Die Kassenärztlichen Vereinigungen der neuen Bundesländer
befürchten tausende Entlassungen im ambulanten Bereich
Ostdeutschlands. Bei den 20 000 niedergelassenen Ärzten müßten
möglicherweise 10 000 der rund 55 000 Stellen gestrichen werden,
sagte der Vorsitzende der KV Sachsen-Anhalts, Klaus Penndorf, am
Samstag zum Abschluß des ersten ostdeutschen Kassenärztetages in
Leipzig. Grund seien niedrigere Honorare als im Westen und
Regreßforderungen der Krankenkassen bei Überschreitungen des
Arzneimittelbudgets der Ärzte. Sachsens Gesundheitsminister Hans
Geisler hatte die Kassenärzte zudem aufgefordert, die Kosten
weiter zu dämpfen. Eine Studie der Betriebskrankenkassen habe
ergeben, daß in Sachsen 78,6 Prozent der Krankenhauspatienten und
damit etwa zehn Prozentpunkte mehr als im Bundesdurchschnitt von
niedergelassenen Ärzten eingewiesen würden. Es gehe nicht an, daß
Patienten für drei oder vier Tage vom Hausarzt zur Klärung von
Krankheitsursachen in eine Klinik eingewiesen würden. Diese
Kritik wies der Ärztetag zurück. Die Krankenhäuser seien per
Gesetz verpflichtet, zu prüfen, ob eine Behandlung in einer
Klinik notwendig sei.
20.04. 97 nahezu gleich viele Abtreibungen wie 96
PZ. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes
wurden im vierten Quartal 1997 in Deutschland 30 485
Schwangerschaftsabbrüche gemeldet, 1 750 weniger als im dritten
Quartal 1997 und 1 126 weniger als im vierten Quartal 1996. Nach
den vorläufigen Ergebnissen der Schwangerschaftsabbruchstatistik
sind im Jahr 1997 130 890 Abtreibungen gemeldet worden. Damit ist
die Zahl der gemeldeten Schwangerschaftsabbrüche gegenüber 1996
(130 899) nahezu gleich geblieben.
17.04. Seehofer droht Zahnärzten
Der Streit um die zulässige Honorarhöhe bei Zahnersatz
verschärft sich. Gesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) droht
den Zahnärzten nun offen mit gesetzlichen Konsequenzen. Sollten
sie weiter überhöhte Honorare verlangen, "dann wird die
Kostenerstattung bei Zahnersatz rückgängig gemacht oder ähnliche
Schritte unternommen", sagte Seehofer der Tageszeitung "Die Welt"
(Samstagausgabe). "Wir werden in den nächsten Wochen sehr genau
beobachten, ob sich die Mehrheit der Zahnärzte an das Recht hält
oder nicht." Seehofer riet Patienten, "sich an solche Zahnärzte
zu wenden, die sich an das Recht halten". Nach einer Kontrolle
der Barmer Ersatzkasse von Kostenvoranschlägen verlangten
Zahnärzte in jedem zweiten Fall überhöhte Preise. Seit
Jahresanfang dürfen Zahnärzte über Brücken, Kronen und Gebisse
direkt mit Kassenpatienten abrechnen und zwar nach der privaten
Gebührenordnung. Zum Schutz der Patienten wurden dabei die
Honorarsätze für Kassenleistungen bis Ende 1999 auf den 1,7fachen
(Ost:1,86) Satz der Gebührenordnung begrenzt.
17.04. HI-Virus vermehrt sich im Magen-Darm-Trakt
Aidsforscher glauben, die erste Brutstätte des HI-Virus im
Körper eines Menschen identifiziert zu haben. Im Versuch mit
Makaken fanden die Wissenschaftler, daß das den HI-Virus
vergleichbare Affenvirus SIV zuerst den Magen-Darm-Trakt aufs
Korn nahm und sich dort vermehrte. Im US-Wissenschaftsmagazin
"Science" (Bd.280, Nr.5362, S.427) vom Freitag berichtet das Team
um Ronald Veazey von der Harvard Universität, daß die SI-Viren
sich bereits sieben Tage nach der Infektion kräftig im
Magen-Darm-Trakt ausgebreitet hatten. Beide Varianten des
Erregers, HIV und SIV, gedeihen prächtig in aktivierten
CD4-T-Zellen. Diese Immunzellen kommen zahlreich im
Magen-Darm-Trakt vor. Tatsächlich konnten Veazey und Kollegen bei
den Makaken nachweisen, daß diese Zellen im gleichen Tempo
schwanden, wie sich die SI-Viren in den Eingeweiden der Affen
vermehrten. Demnach hatte sich das Virus schon lange in den
Lymphzellen der Därme ausgebreitet, bevor es in anderen Teilen
des Körper feststellbar war.
17.04. Chipkarte für Dialysepatienten
Die elektronische Datenverarbeitung erobert immer neue Gebiete
der medizinischen Versorgung. Seit kurzem wird eine sogenannte
"Patient Data Card" auch in der Betreuung von Dialysepatienten
eingesetzt. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) fördert das
"QuaSiNiere"-Projekt, ein Modellprojekt zur Qualitätssicherung in
der Dialyse. Kernstück des QuaSiNiere-Projekts ist eine
Chipkarte. Gespeichert sind auf ihr unter anderem Notfalldaten
und Basisdaten zum Gesundheitszustand des Patienten.
Zugriffsberechtigte "Datentreuhänder" können mit Hilfe der Karte
darüber hinaus den Behandlungsverlauf und andere Informationen
aus einer Datenbank abrufen, Vor dem Zugriff unbefugter Personen
sind die Daten auf diese Weise geschätzt. Mittlerweile sind nach
Angaben des BMG nahezu alle Dialysepatienten in Deutschland, rund
50.000 Personen, damit ausgestattet.
16.04. Berlin-Chemie machte 1997 mehr Umsatz
Die Berlin-Chemie AG, Berlin, konnte ihren Umsatz 1997 um 51
Prozent auf 318 (210) Millionen DM ausweiten. Darin enthalten
seien rund 15 Millionen DM Lohnfertigung und etwa 35 Millionen DM
Erlöse aus Forschungsleistungen, die innerhalb der italienischen
Menarini-Gruppe, Florenz, für den Gesamtkonzern erbracht wurden,
erklärte Vorstandsvorsitzender Hansjürgen Nelde am Mittwoch in
Berlin. Nach einem negativen operativen Ergebnis 1996 sei im
vergangenen Geschäftsjahr ein Plus von mehr als zehn Millionen DM
erzielt worden. Die zur Verfügung stehenden Mittel würden in
größtmöglichem Umfang in den Markt investiert. Durch den Ausbau
des Vertriebs steigt die Beschäftigtenzahl der Gesellschaft
stetig an, von 1033 Ende 1995 auf 1274 Ende 1997. Für das
laufende Jahr ist eine weitere Aufstockung auf 1446 geplant.
15.04. Hunderttausende sterben an Nebenwirkungen
dpa. Viele hunderttausend Menschen sterben jedes Jahr an
unerwarteten Wirkungen eines Medikamentes Allein in
US-Krankenhäusern töten unerwartete Arzneimittelnebenwirkungen
verschiedener Art jährlich mehr als 106.000 Patienten. Nach einem
Bericht im Journal der Amerikanischen Ärztegesellschaft (JAMA)
vom Mittwoch machten derartige Reaktionen auf Medikamente 1994 in
den USA etwa 4,6 Prozent aller erfaßten Todesfälle aus. Sie
zählten dort nach Herz- und Kreislauferkrankungen, Krebs und
Schlaganfällen zu den häufigsten Todesurachen. Das Ergebnis
stützt sich auf eine Analyse von Bruce Pomeranz und Kollegen von
der Universität von Toronto (Kanada). Das Team wertete insgesamt
39 Studien über die Folgen der Nebenwirkungen von Medikamenten
aus.
15.04. Studienteilnehmer keine Versuchskaninchen
PZ. Die forschende pharmazeutische Industrie ist unzufrieden
mit dem Stellenwert der klinischen Forschung in der
Bundesrepublik. Eberhard Baumbauer, Geschäftsführer des Verbandes
Forschender Arzneimittelhersteller (VFA), kritisierte dabei
Öffentlichkeit und wissenschaftlich arbeitende Mediziner
gleichermaßen. Auf einem Symposion der Deutschen Gesellschaft für
Chirurgie in Bonn monierte Baumbauer, daß an klinischen
Medikamentenprüfungen teilnehmende Patienten nach wie vor als
Versuchskaninchen angesehen würden. Vielfach werde übersehen,
welcher Fortschritt für die innovative Arzneimitteltherapie damit
einhergehe. Gleichzeitig seien viele Hochschulmediziner nicht
bereit, mit ihrer Teilnahme an klinischen Prüfungen in
"unangemessene, industriedominierte Niederungen" hinabzusteigen.
Nach Angaben des VFA-Sprechers geben die Mitglieder des Verbandes
derzeit 1,5 Milliarden DM per anno für externe klinische
Arzneimittelprüfungen aller Phasen aus. Die Summe habe sich in
den letzten beiden Jahren spürbar reduziert.
15.04. Neuer Test erkennt Leberkrebs früher
dpa. Berliner Biochemiker haben ein neues Testverfahren zur
Früherkennung von Leberkrebs entwickelt. Der zum Patent
angemeldete Test soll ab Jahresende weltweit vermarktet werden,
sagte der Geschäftsführer des Berliner Forschungsunternehmens
BioGenes, Alexander Knoll, am Mittwoch vor Journalisten. In
Deutschland erkranken jährlich 2000 Menschen an Leberkarzinom,
das im fortgeschrittenen Stadium schwer bis gar nicht zu heilen
ist. Der Test erkennt einen bestimmten Signalstoff im Blut, der
vom Leberkrebs selbst gebildet wird, erläuterte Knoll. Die
Biochemiker und die mit ihnen zusammenarbeitenden Mediziner der
Berliner Charité und des Universitätsklinikums München-Großhadern
versprechen sich davon größere Überlebenschancen für
Leberkrebspatienten. "Wenn der Krebs nicht metastasiert ist, ist
er operabel", sagte Professor Dr. Falk Hiepe von der Berliner
Charite. Der neue Test eignet sich für Vorsorgeuntersuchungen bei
Risikopatienten mit Gelbsucht oder Leberzirrhose, sagte Knoll.
Der Test sei einfacher zu handhaben und wesentlich preisgünstiger
als ein japanisches Konkurrenzprodukt.
15.04. Viele Freizeitsportler nehmen Dopingmittel
dpa. Doping ist auch bei Freizeitsportlern verbreiteter als
vielfach angenommen. Dies ergab eine anonyme Umfrage, die Ärzte
der medizinischen Universität Lübeck erstellten, bei 255
Kraftsportlern in 24 norddeutschen Fitneßstudios. Danach nahm
fast jeder vierte befragte Mann Anabolika oder andere
leistungssteigernde Substanzen, berichtete das Deutsche
Ärzteblatt (Köln) in seiner jüngsten Ausgabe. Nach Ansicht der
Autoren spiegeln die Ergebnisse die Situation realistisch wieder.
24 Prozent der Männer und acht Prozent der Frauen gaben an,
Mittel zum Aufbau von Muskelmasse oder Kraft zu nehmen. In 94
Prozent der Fälle handelte es sich laut Studie um Substanzen, die
die Leber schädigen können. Diese würden meist auf dem
Schwarzmarkt besorgt, in 14 Prozent der Fälle wurden sie jedoch
auch von Ärzten verschrieben. "Für Ärzte ist dies ein klarer
Verstoß gegen die ärztliche Berufsordnung, eine Verschreibung auf
Kassenrezept ist sogar Betrug. Für die Verschreibung von
Anabolika und anderen leistungssteigernden Substanzen an Gesunde
besteht keine Indikation", heißt es im Ärzteblatt. Nach der
Studie wogen die Sportler, die Dopingmittel nahmen, im Schnitt
rund elf Kilo mehr als die medikamentenfreien Fitneßfans.
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