PZ Nachrichten |
05.04.1999 00:00 Uhr |
02.04.
H.pylori fühlt sich in Leitungen wohl
dpa. Das Magenbakterium Helicobacter pylori kann auch in Trinkwasserleitungen
wachsen. Forscher der Robert Gordon Universität im schottischen Aberdeen züchteten im
Labor das Bakterium erfolgreich im Biofilm von Trinkwasserleitungen, berichtet die
Wissenschaftszeitschrift "New Scientist" (Nr. 2180, S. 14) in ihrer jüngsten
Ausgabe. Bislang konnte Helicobacter nur in Tieren und Menschen nachgewiesen werden. Es
steht in dem dringenden Verdacht, an der Entstehung von Magengeschwüren und -karzinomen
beteiligt zu sein. In Industrieländern tragen nach Angaben der Zeitschrift mehr als die
Hälfte der über 50jährigen das Bakterium in sich. In Entwicklungsländern liege der
Anteil weit darüber. "Überall wo es einen Biofilm gibt, kann auch Helicobacter
vorkommen", sagte der Forscher Donald Reid dem "New Scientist". Zwar würde
das zumeist chlorierte Trinkwasser der Industrieländer das Bakterium im Wasser abtöten,
sein Überleben im Biofilm aber nicht verhindern. Es könnte möglicherweise dann
bröckchenweise ausgeschwemmt werden und so ins Trinkwasser gelangen.
01.04. Arzneimittel-Richtlinien
gestoppt
PZ. Das Landgericht Hamburg hat am 31.
März per einstweiligen Verfügung die Arzneimittelrichtlinien (AMR) gestoppt. Sie können
nun nicht wie geplant zum 1. April in Kraft treten. Das Gericht gab damit den Anträgen
dreier Pharmaunternehmen statt, die dem Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI)
angehören. Der Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen kommentiert die Hamburger
Entscheidung bislang nicht. Die Urteilsbegründung liege noch nicht vor, teilte der
Ausschuß auf Anfrage mit. Ob gegen die Verfügung der Hamburger Richter Berufung
eingelegt wird, solle erst nach Ostern entschieden werden. Auch das Bundesministerium für
Gesundheit(BMG) will zunächst nicht handeln. Die Begründung der Hamburger Richter müsse
abgewartet werden, erklärte ein Sprecher des Ministeriums. Falls der Bundesausschuß
Berufung einlege, werde das Ministerium auch den Ausgang dieses Verfahrens abwarten. Gebe
auch die nächste Instanz den Pharmaunternehmen recht, so werde das BMG allerdings
Schritte unternehmen, um die Richtlinien rechtssicher zu machen. Das BMG werde dann alles
tun, um die AMR als Instrumentarium der Selbstverwaltung zu erhalten.
01.04. Schalk in Stirn, nicht im
Nacken
dpa. Der Schalk sitzt nicht im Nacken,
sondern hinter der rechten Stirnhälfte. Menschen mit Schäden im rechten Stirnlappen
können Ironie kaum erkennen und nicht darüber lachen. Sie bevorzugen einfache Komik,
schreiben Forscher des Rotman Research Instituts der kanadischen Universität von Toronto
in der Aprilausgabe des Wissenschaftsmagazins "Brain". Für ihre Studie
untersuchten die Wissenschaftler 42 Menschen im Alter zwischen 18 und 70 Jahren, von denen
die Hälfte unter den genannten Gehirnschäden litt. Dabei stellten sie fest, daß die
Testpersonen mit einem geschädigten rechten Stirnlappen ganz anders auf die Witze und
Karikaturen reagierten als die Gesunden. Bislang sei der rechte Stirnlappen als
"stille Gehirnregion" abgetan worden, berichteten die Forscher. Ihre
Untersuchung beweise nun seine besondere Rolle für die Persönlichkeit des Menschen. Um
Ironie zu verstehen, müsse das Gehirn Erinnerung, Erkenntnis und abstraktes Denken
koordinieren. Für die Erkrankten war dies offensichtlich zu schwer.
31.03. Hoechst-Insuline
mit neuem Namen
PZ. Ab sofort tragen alle Humaninsuline von Hoechst Marion Roussel die
einheitliche Bezeichnung insuman®. Die neue Produktreihe ersetzt damit alle nach
bisherigen Verfahren hergestellten Humaninsuline. Das Unternehmen will damit einen
weltweit identischen Markennamen für alle biotechnologisch hergestellten Produkte
etablieren. Bundesweiter Start für die neuen Präparate, deren Verpackung auch angepaßt
wurde, ist der 1. April 1999. Bis zum Jahresende plane man die Markteinführung auch in
den Niederlanden, Schweden, Österreich und der Schweiz. Langfristig erfolgt die
Umbennenung auch in Großbritannien und den USA. Nach Angaben des Unternehmens bleiben
jedoch die bisherigen Humaninsuline für eine Übergangszeit parallel im Handel. Die
Umbenennung sei nötig, da die biotechnologisch hergestellten Produkte von der
europäischen Arzneimittelbehörde EMEA neu zugelassen wurden, sagte Dr. Roman Nagel von
HMR am 31. März 1999 in Frankfurt. Außer dem Namen ändere sich für die Patienten
jedoch nichts. Die täglichen Insulineinheiten und das Therapieschema bleiben erhalten,
denn die einzelnen Zubereitungsformen wirken gleich wie die bisherigen semisynthetischen
Humaninsuline.
31.03. Krebsfragen online
dpa. Das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg bietet nun auch
im Internet umfassende und zugleich gut verständliche Informationen für Patienten und
Angehörige. Die Ursachen von Krebs werden ebenso angesprochen wie Vorbeugung, Erkennen,
Behandlungsarten und Nachsorge. Die neuen Internet-Seiten, die das Zentrum Anfang der
Woche in Bonn vorstellte, sind unter der Adresse http://www.krebsinformation.de
finden. Die Fachleute hoffen, damit den großen Wissenshunger über Krebs zu stillen.
Bisher hat der Krebsinformationsdienst (KID) des Krebsforschungszentrums unter der
Telefonnummer 06221/10121 Anfragen individuell beantwortet. Wegen der vielen Anrufer ist
die Leitung aber oft besetzt. In den vergangenen 13 Jahren wurden 150 000 Anfragen
gezählt. Die Online-Seite sei ein zusätzliches Angebot, erklärte Professor Dr. Harald
zur Hausen, der Wissenschaftliche Stiftungsvorstand des Krebsforschungszentrums. Themen
sind unter anderem Antworten auf die 100 häufigsten Fragen zu Krebs, Informationen über
mehr als 30 Krebsformen, die Erläuterung medizinischer Fachbegriffe, aber auch
belastender Symptome wie Schmerz und Fatigue, eine extreme Form der Erschöpfung, unter
der Patienten oft leiden. Das Bundesgesundheitsministerium fördert das Projekt.
31.03. Alle drei Monate
Zahnbürstentausch
PZ. Wenn es um eine neue Zahnbürste geht, sind die meisten äußerst
schlampig. Idealerweise sollten vier Zahnbürsten im Jahr gegeneinander ausgetauscht
werden. In Wirklichkeit wechselt der Großteil der Bevölkerung seine Bürste nur 1,6 mal.
Um die Zahn- und Mundhygiene ist es trotz aller Aufklärungsarbeit immer noch nicht gut
bestellt. Nach wie vor sind Karies und Parodontose in allen Altersgruppen weit verbreitet
und die Kosten für Zahnersatz und Zahnfleischbehandlungen steigen konstant (von 1994 bis
1997 um circa plus 13 Prozent). Zahnbürsten, die länger als drei Monate benutzt wurden
oder deren Borsten verborgen sind, gehören nicht mehr in den Zahnputzbecher. Sie können
die Bildung von Plaques, die die Ursache für Karies und parodontale Erkrankungen ist,
nicht mehr wirkungsvoll verhindern. Dies belegt eine wissenschaftliche US-amerikanische
Studie mit 74 Probanden und gesundem Zahnfleisch. Die Untersuchung belegt, daß neue
Zahnbürsten signifikant mehr Plaques wegwischen als die Drei-Monats-Zahnbürste. Die
Studie ergab eine 30,7 Prozent bessere Plaques-Entfernung für den gesamten Mundbereich.
© 1999 GOVI-Verlag
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