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| 25.03.2002 00:00 Uhr |
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Feuchtwarmes Eldorado für
Keime
25.03. PZ. In der Mundhöhle des
Menschen tummeln sich offenbar weit mehr Bakterienarten als bislang angenommen.
Zu diesem Ergebnis kamen Forscher aus Kalifornien, die den Belag auf den Zähnen
eines gesunden Nichtrauchers genauer untersuchten. Die zunächst sterile
Mundhöhle wird gleich nach der Geburt von Mikroorganismen bevölkert. Es
überleben jedoch nur Bakterienarten, die sich an Oberflächen anzuheften
vermögen. Die Bedingungen sind gut, gibt es doch mit der keratinisierten und
nicht keratinisierten Schleimhaut sowie dem Zahnschmelz unterschiedliche
Nistplätze. Zwar ist schon lange bekannt, dass die Mundhöhle des Menschen ein
Eldorado für die unterschiedlichsten Mikroorganismen ist. Doch zu den 500
bereits identifizierten Bakterien sind wohl noch fünf Dutzend hinzuzuzählen.
Nicht alle nachgewiesenen Keime sind ständige Bewohner der Mundhöhle. Die
Wissenschaftler vermuten, dass einige nur vorübergehend dort siedeln. So
könnte das Metall oxidierende Bakterium Thiobacillus cuprinus, das
normalerweise im Sediment von Seen vorkommt, durch Trinkwasser in den Mund
gelangt sein. Konsequente Zahnpflege hat einen wesentlichen Einfluss auf das
Leben im Mund. Nicht umsonst sind die Zähne die Kronzeugen gesunder Ernährung
und bewusster Pflege. Wer Wert auf das mehrmals tägliche Mundschaumbad legt,
bei dem tummeln sich nur tausend bis hunderttausend Bakterien auf einem Zahn. Im
Mund einer "Oralsau", wie Zahnmediziner sagen, drängeln sich dagegen
bis zu einer Milliarde Mikroben auf dem Zahn. Das leistet nicht nur der
Plaquebildung Vorschub, sondern auch andere Mundschleimhauterkrankungen wie Soor
oder Aphthen werden gefördert oder deren Abheilung behindert. (ew)
Rentnern winken niedrigere
Kassenbeiträge
25.03. dpa. Viele freiwillig
krankenversicherte Rentner können vom 1. April an mit niedrigeren
Kassenbeiträgen rechnen. Auf Grund eines Urteils des Verfassungsgerichts von
März 2000 werden sie pflichtversicherten Rentnern gleichgestellt und müssen
auf Zusatzeinkünfte wie Zins- und Mieterträge keine Beiträge mehr zahlen.
Allerdings wird betroffenen Rentnern die Möglichkeit eingeräumt, weiter als
freiwilliges Mitglied in den gesetzlichen Kassen zu bleiben, wenn das für sie
günstiger ist. Nach dem Bundestag billigte am Freitag in Berlin auch der
Bundesrat eine entsprechende Gesetzesänderung. Nach Angaben des
Gesundheitsministeriums wird die Mehrzahl der bisher freiwillig versicherten
Rentner durch den von Karlsruhe veranlassten Übergang in die
Pflichtversicherung entlastet. In bestimmten Fällen könne der Wechsel
allerdings auch zu höheren Belastungen führen. Dies gelte vor allem für
freiwillig versicherte Rentner, die neben der gesetzlichen Rente keine weiteren
Einnahmen haben. Diese sollen daher weiter als freiwilliges Mitglied in der
gesetzlichen Krankenversicherung bleiben dürfen. Dazu sei die Gesetzesänderung
nötig gewesen.
Boehringer zieht
US-Zulassungsantrag für Nevirapin zurück
25.03. dpa. Der
Pharmahersteller Boehringer Ingelheim hat seinen Zulassungsantrag für das
HIV-Medikament Viramune (Nevirapin) in den USA zurückgezogen. Das bestätigte
Sprecherin Julia Kleinmann am Montag in Ingelheim der dpa. Grund seien Probleme
mit einer Studie in Uganda. Darin sollte nachgewiesen werden, dass Nevirapin
wirksam die Übertragung des HI-Virus von einer infizierten Schwangeren auf ihr
Kind verhindert. "Die Ergebnisse der Studie sind nicht in Frage
gestellt", sagte Kleinmann. Nevirapin ist in Deutschland bereits
zugelassen. Die 1999 begonnene Untersuchung ist abgeschlossen, die Ergebnisse
wurden in der Fachzeitschrift "Lancet" publiziert. Bei der Prüfung
der Unterlagen habe die amerikanische Zulassungsbehörde nun aber
Unregelmäßigkeiten moniert, sagte Kleinmann. Es handle sich um "kleinere
Dokumentations- und Datensammlungsprobleme". Boehringer habe daraufhin den
Zulassungsantrag in den USA "einstweilen zurückgestellt", um den
Sachverhalt zu prüfen. Boehringer Ingelheim vertreibt das Medikament in Afrika
im Rahmen von zwei Hilfsprogrammen. Zum einen gibt die Firma Nevirapin fünf
Jahre lang kostenlos an schwangere Infizierte ab. Zum anderen beteiligt sich
Boehringer an einem Gemeinschaftsprojekt von sechs Pharmaunternehmen. Sie
stellen das Mittel zu einem reduzierten Preis zur Behandlung von Aids-Patienten
in Entwicklungsländern zur Verfügung. Dieses Projekt ist nicht auf Schwangere
beschränkt. Beide Aktionen sind von dem zurückgestellten Zulassungsantrag in
den USA nicht betroffen, da das Medikament in den afrikanischen Ländern bereits
zugelassen ist.
Apothekenschließungen
22.03. PZ. Obwohl die
Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenkassen im vergangenen Jahr um rund
10 Prozent gestiegen sind, ist die Zahl der öffentlichen Apotheken 2001 weiter
zurückgegangen. Die ABDA registrierte in 2001 23 Apothekenschließungen mehr
als Neu-Eröffnungen. Bezogen auf die Gesamtzahl der Apotheken macht dies zwar
nur einen geringen Prozentsatz aus, verstärkt aber den sich seit 1999
abzeichnenden Trend der permanenten zahlenmäßigen Abnahme öffentlicher
Apotheken. Der Trend wird sich nach Erwartungen der ABDA in diesem Jahr weiter
verstärken. Durch die im Arzneimittelausgaben-Begrenzungsgesetz (AABG)
festgeschriebene Erhöhung des Krankenkassenabschlages von 5 auf 6 Prozent
erwarten die Apotheker Eintragseinbußen in Höhe von etwa 10 Prozent.
ABDA-Präsident Hans-Günter Friese warnte eindringlich vor etwaigen drastischen
Eingriffen in die Struktur der Arzneimittelversorgung, wie zum Beispiel die
Erlaubnis eines Arzneimittel-Versandhandels. Durch solche Elemente wäre die
flächendeckende Rundumversorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln in
Deutschland massiv bedroht.
Preiswerte Aids-Medikamente
in Thailand
22.03. dpa. Im Kampf gegen Aids
möchte Thailand die weltweit günstigste Kombinationstherapie aus bekannten
Mitteln herstellen und im April auf den Markt bringen. Eine Tagesdosis werde gut
einen Dollar (rund ein Euro) kosten und damit die günstigste antivirale
Aidstherapie weltweit sein, teilte eine staatliche Arzneimittelorganisation nach
thailändischen Medienangaben mit. Das Mittel GPO-VIR werde von der Organisation
hergestellt und enthalte die auch in Deutschland zugelassenen Wirkstoffe
Stavudin, Lamivudin und Nevirapin. In Thailand seien nach Regierungsangaben
derzeit 695.000 Menschen infiziert oder bereits erkrankt, berichtete die Zeitung
"Bangkok Post" vom Freitag. Jedes Jahr kämen 29.000 neue Fälle
hinzu. Das Mittel werde in staatlichen Kliniken und Apotheken auf Rezept
verkauft. Die staatliche Arzneimittel-Organisation schätzt, dass in einem
halben Jahr monatlich drei Millionen Tabletten hergestellt werden, in einem Jahr
sogar doppelt so viele.
Preisvergleichsliste
fördert Billigstmedizin
22.03. PZ.
Die
Erstellung einer Preisvergleichsliste für Arzneimittel, wie sie das
Arzneimittel-Begrenzungsgesetz (AABG) vorschlägt, erfordert eine
wissenschaftliche Bewertung der aufzunehmenden Präparate. Diese Aufgabe könne
der Bundesausschuss Ärzte - Krankenkassen kaum leisten, sagte Wilhelm
Hollenhorst, Apotheker und Unternehmensberater aus Bonn, bei einem Symposium des
Aktionsbündnisses Bundesausschuss e. V. in München. In die Liste sollen
Produkte mit pharmakologisch vergleichbaren Wirkstoffen oder therapeutisch
vergleichbarer Wirkung aufgenommen und ihr therapeutischer Nutzen im Verhältnis
zum jeweiligen Apothekenabgabepreis dargestellt werden. Mit den Empfehlungen zur
Wirtschaftlichkeit einer Verordnung wolle der Gesetzgeber den Markt der
Analogpräparate in den Griff bekommen, sagte Hollenhorst. Er befürchtet einen
weiteren "Schub zu Gunsten der Billigstverordnungen". Für einen
begrenzten finanziellen Nutzen für die GKV werde ein beträchtlicher
volkswirtschaftlicher Schaden in Kauf genommen und der therapeutische
Fortschritt vernachlässigt. (bmg)
Niederlagen erhöhen
Risikofreude
21.03. dpa. Blitzschnelle,
unbewusste Vorgänge im Gehirn verführen Spieler zu immer höheren Risiken. Das
haben Psychologen der der US-Universität von Michigan in Ann Arbor jetzt
nachgewiesen. Demnach braucht das Hirn nur eine viertel Sekunde, um ein Ergebnis
am Spieltisch als Gewinn oder Verlust einzuordnen. Nur wenige Sekunden dauert
die Wahl des nächsten Zuges. Das ist nach einem Verlust automatisch fast immer
die Entscheidung für ein höheres Risiko, schreiben William Gehring und Adrian
Willoughby in "Science" (Bd. 295, S.2279) vom Freitag. "Nach
einem Verlust denkt das Gehirn, dass jetzt ein Gewinn fällig ist. Das führt
dazu, dass wir nach einer schnellen Entscheidung, die sich als falsch
herausstellt, zu einem größeren Risiko bereit sind als wenn die erste Wahl
richtig gewesen wäre", erläutert Gehring. Das Hirn wäge die Ergebnisse
ab und reagiere, "noch bevor wir uns überhaupt bewusst werden, was wir
tun", sagte der Psychologe weiter. Das bedeute, dass das menschliche Gehirn
in vielen Situationen übereilte Schlüsse ziehe und zu irrationalen
Entscheidungen verleite. Für ihre Studie untersuchten Gehring und Willoughby
elektrische Hirnströme, die als "event-related brain potentials" oder
ERPs (Reaktionsvermögen des Hirns auf bestimmte Ereignisse) bekannt sind. Sie
maßen die Hirnströme ihrer Studienteilnehmer über Elektroden, während diese
sich zwischen zwei Nummern entscheiden mussten, die einen mäßigen oder hohen
Einsatz beim Spiel repräsentierten. Nur eine Sekunde nach der ersten Wahl
signalisierte ihnen eine Farbe, ob sie gewonnen oder verloren hatten.
Unmittelbar danach mussten sie den nächsten Einsatz bestimmen. Insgesamt gab es
768 blitzschnelle Entscheidungen zu treffen. Die Analyse der ERPs ergab ein
charakteristisches Muster von Hirnströmen, die von der Mitte der vorderen
Hirnrinde ausging und nach etwa 265 Millisekunden den Höhepunkt erreichte.
Außerdem zeigte sich, dass die Entscheidungen für den jeweils nächsten
Einsatz von vorausgegangen Ergebnissen beeinflusst wurden. Nach einem Verlust
setzten die Teilnehmer weitaus häufiger einen hohen Einsatz und zeigten mehr
Aktivität in dem für die Entscheidung verantwortlichen Teil der vorderen
Hirnrinde.
Unseriöse Heilversprechen
im Internet
21.03. PZ. Die britische
Zulassungsbehörde Medicines Control Agency (MCA) will gegen unseriöse
Gesundheitsinformationen und Heilversprechen im Internet vorgehen. Britische
Apothekerorganisationen und Arzneimittelhersteller begrüßen diese Initiative.
Nach einer neuen Untersuchung sollen mehr als 170 britische Gesundheits-Websites
falsche Informationen enthalten. Ein Sprecher der britischen Wettbewerbsbehörde
(Office of Fair Trading, OFT) kritisierte gegenüber der PZ "teilweise
haarsträubende Heilversprechen und gesundheitsschädliche Tipps". So werde
ein Wundermittel angepriesen, das "alle Viren im Blut, inklusive HIV,
Hepatitis und Influenza", abtöte. Andere versprächen Heilung bei Krebs.
Zusammen mit der MCA und den örtlichen Gewerbeämtern will das OFT den dubiosen
Betreibern das Handwerk zu legen. Ähnliche Untersuchungen in 18 anderen
Ländern hätten Hunderte weitere Websites mit zweifelhaften Heilversprechen ans
Tageslicht befördert. Die Ergebnisse sind bei der australischen
Wettbewerbsbehörde unter www.accc.gov.au
einsehbar. (ast)
Kassen übernehmen nicht zugelassene
Medikamente
20.03. dpa.
Bei
schweren Krankheiten müssen die gesetzlichen Krankenkassen künftig in
Ausnahmefällen auch Medikamente bezahlen, die Heilung versprechen, aber zur
Behandlung dieser Krankheit nicht zugelassen sind. Dies hat das
Bundessozialgericht (BSG) in Kassel in einem Grundsatzurteil entschieden.
Voraussetzung sei, dass es zur Behandlung der Krankheit keine andere Therapie
gebe und das entsprechende Medikament Aussicht auf Erfolg verspreche. Wenn die
Wirksamkeit eines Medikamentes erwiesen sei, dürfe es den Versicherten nicht
vorenthalten werden, urteilte das BSG. In seiner Begründung rügte
BSG-Präsident Matthias von Wulffen die fehlende Bereitschaft der
Pharmaindustrie, sich um zusätzliche Zulassungen ihrer Medikamente zu bemühen.
Offenbar gebe es keinen wirtschaftlichen Anreiz, ein eingeführtes Medikament
auch zur Behandlung einer weiteren Krankheit zuzulassen. Im medizinischen Alltag
entstehe somit der Zwang zum zulassungsüberschreitenden Einsatz von Arzneien.
Dieser Problematik werde auch das Arzneimittelrecht nicht gerecht. Daher habe
das BSG sich für eine Erstattung der Medikamente unter strengen Auflagen
entschieden. Trotz der Grundsatzentscheidung wurde im konkret verhandelten Fall
die Klage eines an Multipler Sklerose erkrankten Mannes abgewiesen. Bei dem von
ihm verwendete Mittel Sandoglobulin gebe es keine hinreichenden Erkenntnisse
über die positive Wirkung, urteilten die Richter.
Tabakindustrie klärt auf
20.03. dpa. Die
deutsche Tabakindustrie will in den nächsten fünf Jahren 11,8 Millionen Euro
für eine Aufklärungskampagne zahlen, die gezielt Jugendliche vom Rauchen
abhalten soll. Einen entsprechenden Vertrag wollen Gesundheitsministerin Ulla
Schmidt (SPD) und die Zigarettenhersteller am Mittwochnachmittag bei einer
Pressekonferenz in Berlin unterschreiben. Dies bestätigte das
Gesundheitsministerium. Die Kampagne soll sich gezielt an Jugendliche und vor
allem junge Mädchen wenden. Sie soll von der Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung entwickelt werden. Die Tabakindustrie soll keinen
Einfluss auf die Inhalte nehmen. Die Zigarettenhersteller haben sich allerdings
ausbedungen, dass erwachsene Raucher nicht "verunglimpft" werden. Die
Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk (SPD), hatte gut ein
Jahr mit der Industrie über den Vertrag erhandelt.
Ulla Schmidt für
Versandhandel
20.03. dpa.
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hat ihre Pläne zur Einführung
des Arzneimittelhandels im Internet laut einem Zeitungsbericht bekräftigt.
"Voraussetzung ist die Sicherstellung des Verbraucherschutzes und weiterhin
eine wohnortnahe Arzneimittelversorgung durch die Apotheken einschließlich des
Nacht- und Not-Dienstes", sagte sie der in Bonn erscheinenden Wochenzeitung
"Rheinischer Merkur". Schmidt hatte sich im vergangenen Herbst dafür
ausgesprochen, den Versandhandel mit Medikamenten freizugeben. Der
gesundheitspolitische Sprecher der Union, Wolfgang Lohmann, sprach sich in dem
Blatt gegen den Online-Handel aus. "Arzneimittelsicherheit und
Arzneimittelqualität sind nur durch den approbierten Apotheker
gewährleistet", sagte er. Zudem sei eine Notfallversorgung über das
Internet nicht möglich.
Immunzellen töten mit
Kalium
19.03. PZ. Einige weiße
Blutzellen töten Eindringlinge ganz anders ab als Immunologen bislang glaubten.
Nach Lehrbuchmeinung zerstören neutrophile Granulozyten infektiöse Partikel,
indem sie sie in Vesikel aufnehmen und toxische Sauerstoffradikale darin
freisetzen. Eine neue Studie, veröffentlicht von Anthony W. Segal vom
University College in London und seinen Kollegen in der aktuellen Ausgabe von
Nature (Vol. 416, vom 21. März, Seite 291), macht dafür jetzt Kaliumionen
verantwortlich. Neben den Sauerstoffradikalen pumpen die Zellen nämlich große
Mengen davon in die Vesikel und schaffen dadurch ein alkalisches Milieu. Ein
basischer pH-Wert aktiviert aus den Granula eiweißabbauende Enzyme, mit denen
die Zellen die Mikroben letztlich zerstören. (uw)
Fortschritte im Kampf gegen
Malaria
19.03. dpa.
Infektionskrankheiten wie Malaria könnten bald einen Teil ihres Schreckens
verlieren. Neue Forschungsergebnisse eröffnen die Chance, ihre Erreger im
Körper schachmatt zu setzen, bevor sie richtig tätig werden können. Die
Ergebnisse wurden jetzt auf dem Internationalen Physiologenkongress an der
Universität Tübingen vorgestellt. Bei vielen Infektionskrankheiten halten sich
die Erreger in den Körperzellen auf. Damit es allerdings zur Erkrankung kommt,
müssen diese Zellen mitspielen. Ohne diese Zusammenarbeit gibt es also zum
Beispiel keine Malaria, an der weltweit jedes Jahr rund drei Millionen Menschen
sterben. Stefan Huber vom Tübinger Institut für Physiologie hat den
Mechanismus der Interaktion zwischen Wirtszelle und Infektionserreger untersucht
- im Rahmen eines interdisziplinären EU-Trainingscenters unter Leitung von
Professor Dr. Florian Lang. Dabei geht es um einen Weg, nicht den Erreger,
sondern die Wirtszelle medikamentös anzugreifen und so die Kooperation zu
boykottieren. Lang sagte: "Anders als die Erreger, die sich dem
pharmakologischen Angriff durch Resistenzentwicklung entziehen können,
verändern die Wirtszellen ihre Eigenschaften nicht." Huber fand heraus,
dass die Erreger die Oberfläche der roten Blutkörperchen oxidieren. Daraus
folge: Wenn man diese Oxidation verhindern oder die Kanäle blockieren kann, die
durch die Oxidation geöffnet werden, habe der Erreger keine Chance mehr. Und
das sei jetzt auch der nächste Schritt: Hemmstoffe für die Kanäle zu finden.
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