PZ Nachrichten |
29.03.1999 00:00 Uhr |
29.03. Moderner Sonnenschutz vor
UV-A-Strahlen
PZ. Moderne Sonnenschutzmittel sollten auch vor UV-A-Strahlung
schützen. Dies gilt besonders für Zubereitungen mit einem Lichtschutzfaktor über 15, da
sie den Verbraucher verleiten, länger in der Sonne zu bleiben. Der Schweizer
Sonnenschutzexperte Dr. Bernard Gabard forderte bei der Jahrestagung der APV in Halle eine
Erweiterung des Schutzkonzeptes. Einen Schutz vor Infrarot-, also Wärmestrahlung hält er
dagegen nicht für sinnvoll. Problematisch sei die Quantifizierung des UV-A-Schutzes, da
noch keine allgemein gültige Meßmethode entwickelt ist. Daher sollte auch kein Faktor
angegeben werden. Zahlenwerte, die im IPD- oder PPD-Test erhoben wurden, erlauben keine
biologische Aussage und geben dem Verbraucher keine Anleitung für richtiges"
Sonnenbaden, kritisierte Gabard.
29.03. Budget für FDP nicht
akzeptabel
PZ. Arzneimittel-Positivliste und Budgetierungen widersprechen
den Erfordernissen einer modernen medizinischen Betreuung. Darin stimmen der Ärzteverband
Hartmannbund sowie die FDP-Gesundheitspolitiker Dieter Thomae und Detlef Parr überein. Im
Gegensatz dazu wird die geplante Liste erstattungsfähiger Präparate von der
Kassenärztliche Bundesvereinigung und der Bundesärztekammer befürwortet. Nach einem
Gespräch mit Vertretern des Hartmannbundes sprachen sich die FDP-Parlamentarier in Bonn
gegen überzogene Reglementierungen und Listenmedizin aus. Die Gesprächsteilnehmer waren
sich auch in der Ablehnung der Budgetierung einig. Sie sei eines der Haupthindernisse, das
qualitativ hochwertige Gesundheitswesen zu bewahren und zu verbessern. Das Arznei- und
Heilmittelbudget mit seiner Kollektivhaftung für Ärzte ungeachtet ihrer individuellen
Verordnungspraxis sei nicht akzeptabel, stellte die Gesprächsrunde fest. Statt dessen
plädieren der Ärzteverband und die Liberalen für praxisorientierte Richtgrößen.
29.03. Hautallergien auf dem
Vormarsch
PZ. Allergische Hauterkrankungen nehmen zu. Nach Studien in England und Dänemark
hat sich die Zahl des atopischen Ekzems (Neurodermitis) in den letzten drei Jahrzehnten
etwa verdoppelt. Professor Dr. Peter Elsner von der Hautklinik der
Friedrich-Schiller-Universität in Jena stellte während der APV-Jahrestagung in Halle
eine Befragung bei 130 Einwohnern der Stadt Jena vor. 47 Prozent gaben an, in den letzten
fünf Jahren an einer Dermatose gelitten zu haben. Jeder Zehnte berichtete über eine
Allergie, jeder 12. über eine Neurodermitis, Akne oder Infektion der Haut. Seltener
wurden Pigmentveränderungen, Erkrankungen der Haare und Nägel sowie Gefäßerkrankungen
genannt. Die in der Öffentlichkeit als Hautkrankheit par excellence angesehene Psoriasis
war mit 2,3 Prozent eher selten, erklärte Elsner vor der Presse. Die Zahlen seien
repräsentativ für die Allgemeinbevölkerung.
26.03. AVR ist "mangelhaft und
unkorrekt"
PZ. Der seit 1985 jährlich erscheinende
Arzneiverordnungsreport (AVR) ist "ein Musterbeispiel für fortgesetzte gravierende
wissenschaftliche Unredlichkeit und Täuschung der Fachwelt und der Öffentlichkeit".
Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Berliner Beratungsunternehmens W+D
Wissenschaft und Dokumentation. Als Handreichung für die Verordnungspraxis sei der AVR
ungeeignet, sagte in Bonn der Autor der Studie, W+D-Geschäftsführer Hans-Joachim Maes.
Nach seinen Angaben ist sein knapp 300seitiger Band und die CD-ROM mit Dokumenten im
Umfang von 3700 Seiten die erste zusammenfassende Darstellung aller AVR-Ausgaben
überhaupt. Das vernichtende Urteil richtet sich vor alllem gegen AVR-Herausgeber
Professor Dr. Ulrich Schwabe aus Heidelberg. Ihm wirft Maes unter anderem vor, vielfach
über Jahre Texte zu recyceln und neue Erkenntnisse nicht zu berücksichtigen. Der Begriff
"umstrittene Arzneimittel" werde häufig verwendet, aber nur höchst selten der
Nachweis angetreten, was dieser Einstufung zugrunde liege. Zudem seien fachliche
Darstellungen in vielen Fällen mangelhaft, unkorrekt oder auch verfälschend.
26.03. Besser schlafen mit Zaleplon
PZ. Seit Mitte März ist ein neues Schlafmittel zugelassen.
Sein Name: Zaleplon (Sonata®). Wie das Herstellerunternehmen Wyeth mitteilt, handele es
sich bei Zaleplon um den ersten Arzneistoff einer neuen Generation von
Non-Benzodiazepinen. Das Hypnotikum habe eine neuartige chemische Struktur, die keine
Ähnlichkeit mit Benzodiazepinen, Barbituraten oder anderen Medikamenten mit
schlaffördernden Eigenschaften hat. Zaleplon verfüge über eine kurze
Plasmahalbwertszeit von einer Stunde. Dadurch werden Nachwirkungen am nächsten Tag auf
ein Minimum reduziert. Außerdem zeichne sich Zaleplon durch eine selektive Bindung an den
GABA-Rezeptoren des Gehirns aus. Die Produkteinführung in Deutschland erfolgt in Kürze.
26.03. Dyspepsie ist ein Fall für
Simethicon
PZ. Eine Äquivalenzstudie weist nach, daß Simethicon bei Patienten mit
funktioneller Dyspepsie die Beschwerden effektiv lindert und mindestens ebenso wirksam ist
wie der Standardarzneistoff Cisaprid. In der randomisierten, doppelblinden Studie wurde
die Wirksamkeit von Simethicon versus Cisaprid bei Patienten mit nicht ulceröser
Dyspepsie geprüft. 177 Patienten in 17 nationalen Zentren nahmen an der Studie teil. Sie
nahmen über einen Zeitraum von 28 Tagen dreimal täglich 84 Milligramm Simethicon oder 10
Milligramm Cisaprid ein. Nach 14 Tagen und nach 28 Tagen beurteilten Arzt und Patient die
Wirksamkeit und Verträglichkeit. Sowohl im Arzt- als auch im Patientenurteil schnitt
Simethicon ebensogut und in einigen Kriterien sogar besser ab als Cisaprid. Über 80
Prozent der Patienten und Ärzte befanden die Wirkung als gut oder sehr gut, informiert
das Herstellerunternehmen. Pathophysiologisch wird für die Beschwerden der funktionellen
Dyspepsie häufig eine gestörte Motilität mit teilweise verzögerter Magenentleerung
sowie eine Hyperalgesie vermutet. Schon längere Zeit ist aus Literaturdaten bekannt, daß
Simethicon die gastrointestinale Motilität fördert und die intestinale motorische
Aktivität erhöht. Die vorliegenden Daten lassen erkennen, daß Simethicon das Potential
hat, bei weiteren gastrointestinalen Beschwerden wirksam zu sein. Neue Studien zum
Wirkmechanismus sind bereits in Planung.
25.03. Sommerzeit: Wechsel wirkt wie
Jetlag
dpa. Die Zeitumstellung im Frühjahr macht den Menschen nach Experten-Angaben mehr
zu schaffen als die Umstellung auf die Winterzeit. "An Montagen nach dem Wechsel auf
Sommerzeit weisen die Statistiken mehr Unfälle aus als an Montagen ohne
Zeitumstellung", erklärte Jürgen Zulley, Schlafmediziner von der Universität
Regensburg, in einem dpa-Gespräch. Im Herbst könnten dagegen nach der Zeitumstellung
weniger Blechschäden auf den Straßen registriert werden. "Selbst nur eine Stunde
Umstellung bringt unseren Körper aus dem Takt." Unter anderem seien
Konzentrationsschwächen die Folgen. Nach der Zeitumstellung brauche die innere Uhr, die
durch den Hormonhaushalt gesteuert werde, ein bis zwei Tage, um sich auf den neuen
Rhythmus umzustellen. "Das kennen Menschen, die Fernreisen mit dem Flugzeug machen,
in verstärkter Form als Jetlag", erklärt der Uniforscher. Wenn man mehrere
Zeitzonen durchreise und beispielsweise in New York lande, gebe es aber einen großen
Vorteil. "Dann ist ja auch die äußere Welt verändert, aber bei unserer
Zeitumstellung ändert sich die Umgebung ja nicht. Das erschwert die Anpassung des
Körpers." Besonders ältere Menschen hätten dabei Probleme. Im Winter, wenn die
Uhren zurückgedreht werden und der Körper so eine Stunde gewinnt, habe der Organismus
sogar einen Vorteil gegenüber den normalen Tagen. Der verlängerte Tag nach der
Winterzeitumstellung entspreche den natürlichen Bedürfnissen der Menschen. "Wir
würden, wenn uns niemand das anders vorschreiben würde, einen 25-Stunden-Tag
leben."
25.03. Krebspreis: Zwei Berliner
geehrt
PZ. Der mit insgesamt 30.000 DM dotierte Deutsche Krebspreis 1999
geht an zwei Wissenschaftler des Max-Delbrück-Zentrums in Berlin. Die Deutsche
Krebsgesellschaft zeichnete Professor Dr. Walter Birchmeier und Professor Dr. Peter Schlag
während des zehnten Symposiums der Arbeitsgemeinschaft Experimentelle Krebsforschung
(AEK) in Heidelberg aus. Der Zellbiologe Birchmeier erhielt den Preis für seine
experimentellen Arbeiten über E-Cadherine. Dabei handelt es sich um Adhäsionsproteine,
die für die Wechselwirkungen zwischen Zellen und extrazellulärer Matrix verantwortlich
sind. In Tumorzellen sind die Gene für diese Proteine oft defekt. Die Zellen können dann
ohne Kontakt zu ihren Nachbarzellen wachsen und sich aus dem Zellverband lösen. Tumore
können dadurch in angrenzende Gewebe vordringen und Metastasen bilden - beides besonders
bösartige Eigenschaften. Schlag erhielt den Preis für die Etablierung neuer
chirurgisch-onkologischer Konzepte, die auf Computer-gesteuerten Systemen beruhen. Die
neuen Operationsmethoden verbessern zum Beispiel die Überlebenschancen von Patienten mit
Dickdarmkrebs und können Amputationen bei Weichgewebstumoren verhindern.
24.03. Iodversorgung wird besser
PZ. Die Deutschen nehmen deutlich mehr Iod zu sich als früher.
Trotzdem besteht immer noch eine Unterversorgung. Das ist das Resümee einer Studie,
die vom Forschungsinstitut für Kinderernährung im Auftrag des Bundesministeriums für
Gesundheit durchgeführt und vom Arbeitskreis Jodmangel vorgestellt wurde. Die
Untersuchung ermittelte bei 2500 repräsentativ ausgewählten Judendlichen über 14 Jahren
und Erwachsenen die Iodaufnahme. Grundlage war eine Befragung über die
Ernährungsgewohnheiten. Hinzu kam die Erfassung der Iodausscheidung im Urin bei 772
Wehrpflichtigen, bei 898 Wöchnerinnen und ihren Neugeborenen sowie bei 566 Personen im
Alter von 50 bis 70 Jahren. Ergänzend wurden 72 Muttermilchproben sowie Trinkwasser aus
26 Regionen Deutschlands auf ihren Iodgehalt überprüft. Es stellte sich heraus, daß
Jugendliche und Erwachsene mit täglich durchschnittlich 119 Mikrogramm Iod immernoch
unter der von der WHO empfohlenen Mindestmenge von 150 Mikrogramm pro Tag liegen. Der
Mangel war allerdings noch vor einigen Jahren wesentlich größer. So betrug 1975 die
durchschnittliche täglich aufgenommene Iodmenge etwa 85 Mikrogramm. Die Verbesserung
führen Experten auf den Gebrauch von Iodsalz zurück.
24.03. RKI warnt Afrika-Reisende
vor Cholera
PZ. Nach größeren Cholera Ausbrüchen 1998 sind Anfang dieses
Jahres erneut mehrere Cholerafälle im mittleren und südlichen Afrika aufgetreten.
Bestätigte Meldungen über größere Ausbrüche der Krankheit betreffen Burundi, die
Demokratische Republik Kongo, Ghana, Kenia (hier auch Mombasa und andere touristische
Gebiete), die Komoren, die Republik Kongo, Mosambik, Ruanda, Sambia, Sierra Leone,
Simbabwe, Somalia, Tansania und Uganda. Professor Reinhard Kurth, Leiter des
Robert-Koch-Instituts, mahnt Reisende nach Afrika, sich reisemedizinisch beraten zu
lassen: "Das Risiko ist minimal, wenn die Grundregeln beachtet werden." Es sei
vor allem wichtig, auf einwandfreies Trinkwasser und unbedenkliche Nahrungsmittel zu
achten sowie bei beginnendem Durchfall umgehend medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Wegen mangelnder Wirksamkeit wird eine Cholera-Impfung für Reisende von der WHO nur noch
in Ausnahmefällen oder als Ergänzung empfohlen. Dennoch wird eine solche Impfung
zuweilen noch von einigen Transitländern verlangt.
23.03. Linezolid gegen grampositive
Bakterien
PZ. Eine Phase-II-Studie bestätigt, daß Linezolid
(Zyvox®), ein Antibiotikum der Oxazolidinongruppe, gegen grampositive Bakterien wirkt.
Die Ergebnisse der Studie wurden auf dem Europäischen Kongresses für Klinische
Mikrobiologie(ECCMID) vorgestellt. Das von Pharmacia und Upjohn entwickelte Präparat
eignet sich besonders zur Behandlung von durch grampositive Bakterien verursachte Haut-
und Weichteilinfektionen sowie nicht-nosokomialer Pneumonien, so das
Herstellerunternehmen. In einer ersten Studie wurde die intravenöse und orale Wirksamkeit
von Linezolid an 273 Personen mit komplizierten und unkomplizierten Haut- und
Weichteilinfektionen untersucht. Der am häufigsten isolierte Erreger war Staphylococcus
aureus. Den Patienten wurde Linezolid für mindestens drei Tage entweder in geringer
(dreimal 250mg oder zweimal 375mg täglich) oder in hoher Dosis (täglich dreimal 375mg
oder zweimal 625mg) intravenös verabreicht. Im weiteren Therapieverlauf wurde dann zur
oralen Behandlung übergegangen. Es ergab sich eine klinische Erfolgsrate von 93,2
Prozent, wobei diese auf den kombinierten Heilungs- und Verbesserungsraten für beide
Dosierungen unter Ausschluß nicht determinierter und nicht angezeigter Ereignisse
basiert. Vorläufige Ergebnisse einer zweiten Studie, in der Personen mit Verdacht auf
nicht-nosokomiale Pneumonie aufgrund von Streptococcus pneumoniae Linezolid in gleichen
Dosierungen wie oben erhielten, zeigten eine klinische Erfolgsrate von 94,8 Prozent.
"Die Phase II-Ergebnisse sind ermutigend" bilanziert Dr. Richard Wise, Professor
der Abteilung für Medizinische Mikrobiologie am Birmingham City
Hospital,Birmingham,England. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählten Kopfschmerz,
Übelkeit und Durchfall. In einer Phase III-Studie wird Linezolid derzeit in der Therapie
verschiedener, durch grampositive Keime verursachte Infektionen erprobt. Unter den
Testkeimen befinden sich auch der Methicillin-resistente Staphylococcus aureus und
Vancomycin-resistente Enterokokken.
© 1999 GOVI-Verlag
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