PZ Nachrichten |
15.03.1999 00:00 Uhr |
16.03. Zappelphilipp mit Stimulantien therapieren
PZ. Hyperkinetischen Kindern Stimulantien geben? Was zunächst paradox
klingt, hat seine Begründung in der Pathophysiologie des hyperkinetischen Syndroms.
Als Ursache des hyperkinetischen Syndroms diskutiert man Defizite in der
Reaktivität auf hemmende Selektionsprozesse der Aufmerksamkeit und der Motorik",
erklärte Professor Dr. Fritz Poustka, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des
Kindes- und Jugendalters am Zentrum der Psychiatrie der Universität Frankfurt auf einer
Fortbildungsveranstaltung der Landesapothekerkammer Hessen. Bei Zappelphilippen scheint
eine Störung im dopaminergen Stoffwechsel vorzuliegen; nach den Ausführungen Poustkas
ist der Dopamin D4-Rezeptor und der Dopamintransporter beteiligt. Durch die
Pharmakotherapie werden hemmende zentralnervöse Selektionsprozesse stimuliert. In der
Bundesrepublik sind vier Stimulantia im Einsatz, so Poustka. Davon unterliegen
Methylphenidat, Amfetamin und Fenetyllin der Betäubungsmittelverordnung, Pemolin nicht.
Stimulantien sind jedoch nicht in jedem Fall erfolgreich, informierte der Referent. Ist
das Kind hypermobil, unaufmerksam und hat Konzentrationsprobleme, seien Stimulantien eine
gute Lösung. Dagegen ist Impulsivität mit der Neigung zu überstürzten Handlungen
weniger gut mit den Arzneistoffen in Griff zu bekommen, sagte Poustka.
16.03. Eiweiß in Tränen und Speichel
hemmt HI-Virus
dpa. Ein Eiweiß in Tränen und im Speichel kann US-Forschern zufolge die
Vermehrung von Aids-Viren bremsen. Das sogenannte Lysozym komme auch im Urin schwangerer
Frauen vor, berichten Sylvia Lee-Huang von der New York Universität und Kollegen in den
"Proceedings of the National Academy of Sciences" vom Dienstag. Die Entdeckung
dürfte die Entwicklung neuer, gutverträglicher Medikamente gegen das HI-Virus
ermöglichen, hoffen die HIV-Forscher. Lysozym ist ein Enzym, das eine wichtige Rolle beim
Schutz des Körpers vor Krankheitserregern spielt. Es war erstmals 1922 von Alexander
Fleming, dem Entdecker des Penicillins, beschrieben worden. Schwangere Frauen produzieren
den Stoff im Überschuß. Lee-Huang und Kollegen glauben allerdings, daß Lysozym seine
HIV-bekämpfende Wirkung erst im Verbund mit einer Gruppe anderer Enzyme entwickelt, den
Ribonukleasen. Sollte sich ihre These bewahrheiten, hätten Lee-Huang und Kollegen den
bekannten Aidsforscher Robert Gallo ausgestochen, der seit vielen Jahren nach dem
HIV-bekämpfenden Stoff im Urin von Schwangeren sucht. Gallo ging jedoch davon aus, daß
der Anti-HIV-Effekt von dem menschlichen Schwangerschaftshormon Choriongonadotropin (HCG)
ausgeht, konnte es aber nicht schlüssig beweisen.
16.03. Leberkrebs-Risiko steigt
dpa. Die Fälle von Leberkrebs (hepatozelluläres Karzinom) nehmen
seit zwei bis drei Jahrzehnten in vielen Industrieländern zu. Ursache ist vor allem die
wachsende Zahl von Infektionen mit dem Hepatitis-B- und dem Hepatitis-C-Virus, stellt das
New England Journal of Medicine (Band 340, Nummer 10) in seiner jüngsten Ausgabe fest. In
Japan sind 70 Prozent aller hepatozellulären Karzinome auf das Hepatitis-C-Virus
zurückzuführen. In den USA trifft das bisher erst auf 30 bis 50 Prozent zu. Doch die
Tendenz ist stark steigend, und zunehmend sind jüngere Menschen betroffen. Eine Studie
der Universität von New Mexico zeigt, daß sich die Zahl der Opfer von primärem
Leberkrebs in den USA von 1991 bis 1995 um 41 Prozent erhöhte. Patienten mit chronischer
Hepatitis-C-Infektion und Leberzirrhose haben im Vergleich zu einer nicht infizierten
Person das hundertfache Risiko, an Leberkrebs zu erkranken. Dagegen wächst das Risiko
durch chronischen Alkoholmißbrauch - ohne Hepatitis-C-Infektion - nur um das Zwei- bis
Fünffache.
15.03. Schlechte Zähne - krankes Herz
dpa. Zahnfleisch- Entzündungen erhöhen das Risiko für
Herzinfarkte, Schlaganfälle und Frühgeburten. Die weitreichenden Folgen von Parodontose
werden nach Experten-Meinung in Deutschland unterschätzt, sagte der Präsident der
Deutschen Parodontose-Hilfe, Wolfgang Koch, in einem dpa-Gespräch in München. Die
Parodontose-Bakterien seien um einiges schädlicher als Rauchen, Übergewicht oder zu hohe
Cholesterol-Werte. Von ihrer Basis, dem Mundraum, aus verteile sich die Spezies im
gesamten Körper und könne unter anderem Herzkranzgefäße und den Muttermund angreifen.
Amerikanische Studien hätten gezeigt, daß sich das Risiko für einen Herzinfarkt dadurch
um das 2,2fache, für einen Schlaganfall sogar um das 2,7fache erhöhe, erklärte Koch.
"Was viele auch nicht wissen: Fast jede dritte Frühgeburt wird durch Parodontose
verursacht."
15.03. Kindliche Malignome besser
behandelbar
PZ. Bösartige Erkrankungen im Kindesalter gehören zu den bedrückendsten
Aufgaben des Kinderarztes. Dennoch: Kinder haben eine gute Chance", machte
Professor Dr. Peter Gutjahr von der Kinderklinik der Gutenberg-Universität, Mainz, Mut.
Die Ergebnisse durch die Chemotherapie im Kindesalter könne man sich für Erwachsene in
der Zukunft nur wünschen. Derzeit könnten 65 Prozent der Fälle auf Dauer geheilt
werden. Noch vor rund drei Jahrzehnten verliefen die meisten Tumorerkrankungen in der
pädiatrischen Onkologie überwiegend letal, informierte der Referent. Heute überlebten
vierzig bis siebzig Prozent der kleinen Patienten eine akute Leukämie. Drei Jahre nach
einer M. Hodgkin-Therapie leben heute 95 Prozent. Und Neuroblastome können heute in
zwanzig bis neunzig Prozent der Fälle erfolgreich angegangen werden. Wer meint, maligne
Tumoren träfen Kinder nur äußerst selten, der irrt. Zwölf von 100 000 Kindern
erkranken jedes Jahr an einem bösartigen Tumor; das sind jährlich immerhin 1500
Neuerkrankungen - bei der Chronizität des Leidens eine ganz beträchtliche Zahl. Oder
anders ausgedrückt: Jeweils eins von 600 Kindern unter 16 Jahren wird Krebs bekommen.
Gutjahr: Die jüngsten Patienten sind noch gar nicht geboren." Die Häufigkeit,
mit der eine Geschwulst bereits im Uterus diagnostiziert werde, nehme zu. Grund sei
ausgefeilteres technisches Gerät bei der Sonographie.
15.03. Sertralin als Alternative bei PMS
PZ. Bei der Behandlung von prämenstruellen Verstimmungen ist der
Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer Sertralin im Vergleich zu Placebo signifikant wirksamer.
Das besagt zumindest eine eine US-amerikanische Studie mit 243 Frauen zwischen 24 und 45
Jahren, die an prämenstrueller Dysphorie litten. Nach einem einfachblinden Zyklus mit
Placebo folgten drei randomisierte, doppelblind geführte und placebokontrollierte Zyklen.
Bei einer flexiblen Tagesdosis zwischen 50 und 150 mg Sertralin ging der durchschnittliche
Symptomen-Score in mehreren Testsystemen signifikant von 64±22 auf 44±19 im Vergleich zu
62±22 auf 54±24 unter Placebo zurück. Physische wie psychische Symptome besserten sich
signifikant, besonders depressive Verstimmungen, Ärger und erhöhte Reizbarkeit. In
beiden Behandlungsgruppen war die Nebenwirkungsrate relativ hoch (75 Prozent bei
Sertralin, 58 Prozent bei Placebo). Dieser hohe Anteil in beiden Gruppen zeigt die
Schwierigkeit, zwischen Krankheitseffekten und Nebenwirkungen der Therapie zu
unterscheiden, kommentieren die Autoren ihre Untersuchung. Zudem handelt es sich bei den
Probandinnen um Frauen mit erhöhter Neigung zur Selbstbeobachtung - ein Umstand, der für
die korrekte Dokumenation aber auch wünschenswert ist.
12.03. Richtlinien kommen definitiv
PZ. Die neuen Arzneimittel-Richtlinien können am 1. April 1999 in
Kraft treten. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat die vor zwei Monaten vom
Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen verabschiedete Neufassung nicht beanstandet.
Allerdings müßten einzelne Punkte klargestellt werden, teilte das Ministerium am
heutigen Freitag in Bonn mit. Das Ministerium verlangt folgende Präzisierungen:
Auch künftig können registrierte homöopathische Medikamente zu Lasten der gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV) verordnet werden. Im Einzelfall erstattungsfähig bleiben auch
nicht verkehrsfähige oder nur als Einzelimport verkehrsfähige Präparate, wenn dies dem
aktuellen medizinischen Standard entspricht. Dasselbe gilt für die Verordnung von
zugelassenen Arzneimitteln in nicht zugelassenen Indikationen. Verordnungen in den beiden
zuletzt genanten Fällen erfordern allerdings die Zustimmung der Krankenkasse. Der
Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) soll eine Aufstellung erarbeiten über die
nach aktuellem medizinischen Standard sinnvollen Indikationen von Präparaten, die noch
nicht zugelassen sind oder die außerhalb der zugelassenen Indikationen eingesetzt werden
können. Damit werde für alle Beteiligten bei typischen Therapiekonstellationen Klarheit
geschaffen, hofft das BMG. Diese Regelung sei vor allem in der Krebs- und Aids-Therapie
sowie in der Kinderheilkunde bedeutsam.
12.03. HAART in der Schweiz erfolgreich
dpa. Schweizer Ärzte haben in einer umfangreichen Studie mit
Aidspatienten einen außergewöhnlichen Erfolg der Hochdosis- Kombinationstherapie HAART
nachgewiesen. Die Sterberate unter den 2.674 Patienten sei mit 1,3 Prozent pro Jahr so
niedrig wie in keiner anderen derart großen Studie gewesen, schreiben sie in der
jüngsten Ausgabe der britischen Medizinzeitschrift "Lancet" (Bd. 353, S.863).
Die Studie begann im September 1995 und umfaßte Patienten aus allen Teilen der Schweiz.
Verglichen mit der Zeit vor der Behandlung mit dieser Kombinationstherapie gingen in der
Patientengruppe Krankheiten, die sich normalerweise wegen des geschwächten Immunsystems
bei Aidspatienten leicht ausbreiten, um 80 Prozent zurück. Generell schafft es jedoch
auch diese Therapie nicht, die Viren vollständig zu unterdrücken. Die besten Ergebnisse
erzielten Bruno Ledergerber von der Universitätsklinik Zürich und Kollegen, wenn diese
Patienten auf eine Kombination aus drei Präparaten umgestellt wurden, die sie vorher noch
nicht erhalten hatten. Da die Zahl der Aidsmedikamente begrenzt ist, könnte es schwierig
werden, diese Patienten nach einigen Jahren noch erfolgreich zu behandeln. Die
Hochdosis-Behandlung HAART steht für Highly Active Anti-Retroviral Therapy.
12.03. AV Nordrhein: Mehrwertsteuer
senken
PZ. Der Apothekerverband (AV) Nordrhein fordert
erneut die Senkung der Mehrwertsteuer für Arzneimittel von derzeit 16 auf 7 Prozent.
Horst E. Nettesheim, Vorsitzender des Verbandes, verwies auf die Vorstellung von
Bundeswirtschaftsminister Werner Müller, der eine geringere Mehrwertsteuer für Hotels
und Gaststätten vorschlägt, um die Wettbewerbsfähigkeit dieser Branche in Europa zu
steigern. Durch eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel könnten die
Krankenkassen nach Auffassung des Verbandes, der rund 2500 Apothekerinnen und Apotheker
vertritt, Milliardenbeträge zugunsten des Gesundheitswesens einsparen, hieß es in
Düsseldorf. Überhaupt sei es unverständlich, daß Arzneimittel mit dem vollen
Steuersatz belegt würden. Medikamente seien eine besondere Ware und trügen in besonderer
Weise zur Wertschöpfung und Produktivität eines Staates bei. In fast allen EU-Staaten
werden Arzneimittel nur mit einem ermäßigten Steuersatz belastet. Auch deshalb sei eine
Anpassung unbedingt notwendig, meinte Nettesheim.
11.03.Ausgezeichnete Konzepte
PZ. Für ihr Engagement im Gesundheitswesen haben drei Institutionen
den Janssen-Cilag-Zukunftspreis erhalten. Mit dem Projekt "Gastfamilien für
psychisch Kranke", Ende 1995 von Mitarbeitern der Psychiatrischen Klinik Völklingen
ins Leben gerufen, werden Patienten in ausgesuchte Familien eingegliedert. Dadurch würden
lange Krankenhausaufenthalte der Kranken vermieden und so ihre Lebensqualität verbessert,
so die Jury. Bereits 1980 wurde die "Psychosoziale Beratungsstelle für
Tumorpatienten" im Krankenhaus Berlin-Moabit gegründet. Seitdem betreut die Stelle
über 1000 Krebspatienten. Aber auch Ärzte, Pflegepersonal und Angehörige sind
einbezogen. Neben der Angehörigenbetreuung organisiert die Beratungsstelle
psychoonkologische Fortbildungen für Mediziner, Schwestern und Pfleger.Ziel des dritten
Preisträgers, der Arbeitsgemeinschaft Q-MED, ist die optimale Versorgung chronisch
Kranker durch systematisches Qualitätsmanagement. Dazu entwickelte die AG zunächst ein
Konzept für Typ-2-Diabetiker. Grundlage sind digitale Patientenakten und die
elektronische Vernetzung aller beteiligten Leistungsanbieter. Inzwischen arbeiten 70
Ärzte aus Wuppertal und 30 Mediziner aus Jena mit Q-MED.
10.03. Haus- und Kassenarztverbände im
Clinch
dpa. Zwischen der Spitze aller Kassenärzte und den Hausärzten
ist offener Streit um die Bonner Pläne für das Gesundheitswesen entbrannt. Der
Hausärzteverband BDA warf der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) am Mittwoch in
Köln vor, mit "frisierten Statistiken" die von Bonn geplante Stärkung der
Hausärzte torpedieren zu wollen. Das Verhalten der KBV sei "skrupellos" und ein
"Stück aus dem Tollhaus", erklärte der Berufsverband der Allgemeinärzte
(BDA). Der Hausärzteverband reagierte damit auf jüngste Aussagen des KBV- Vorsitzenden
Winfried Schorre zur Einkommenssituation. Nach Angaben Schorres verdienen die Hausärzte
nach Abzug der Praxiskosten im Schnitt mehr als die Fachärzte. Damit wandte sich Schorre
gegen Pläne der rot-grünen Koalition, den Hausärzten künftig einen festen Anteil an
den Honoraren der Krankenkassen zu garantieren. Der Hausärzteverband widersprach der
Behauptung Schorres. Alle bisherigen Statistiken der KBV zeigten, daß die Hausärzte
weniger verdienten als die Fachärzte. Hinter dem Vorstoß Schorres stehe der Versuch,
"Umverteilungsaggressionen" zu wecken und eine Stärkung der hausärztlichen
Versorgung zu verhindern, erklärte der BDA.
10.03. Infektionen schützen Kinder vor
Asthma
dpa. Infektionen im frühen Kindesalter schützen einer
umfangriechen Studie zufolge vor späteren Asthma-Erkrankungen. Auch vitaminreiche
Ernährung und viel Bewegung stärken die Abwehrkräfte und beugen so der krankhaften
Atemnot vor. Dies gab der Koordinator der "Internationalen Studie zu Asthma und
Allergien im Kindesalter", der Mediziner Stephan Weiland, am Mittwoch in Münster
bekannt. Nach der 1992 begonnenen Untersuchung von weltweit 460.000 Kindern im Alter von
13 und 14 Jahren liegt Deutschland bei der Asthmarate im Mittelfeld. In der Bundesrepublik
leiden 13,8 Prozent der Kinder unter der Krankheit, zählten die Forscher. Die niedrigsten
Asthma-Raten wurden in Indien und Albanien registriert, wo nur etwa zwei von hundert
Kindern erkrankt sind. In Schottland und Neuseeland leiden dagegen mehr als 30 Prozent
aller Kinder an Asthma. In einer zweiten Phase der Studie soll nun untersucht werden,
welche Rolle Lebensstil und -umstände als Asthma-Ursache spielen.
10.03. Roche mit Rekordergebnis
dpa. Der Basler Pharmakonzern Roche hat seinen Konzerngewinn
1998 um drei Prozent auf 4,4 Milliarden Franken (2,7 Milliarden Euro/5,28 Milliarden DM)
gesteigert und damit ein Rekordergebnis erzielt. Der Umsatz stieg um 31 Prozent auf 24,7
Milliarden Franken (15,4 Milliarden Euro), teilte die Hoffmann-La Roche AG (Basel) am
Dienstag abend nach Börsenschluß mit. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen nahm um 27
Prozent auf 6,4 Milliarden Franken zu. Die Division Diagnostics habe ihren Umsatz durch
die Übernahme von Boehringer Mannheim um 378 Prozent auf 4,6 Milliarden Franken
gesteigert. Vom Synergiepotential aus der Boehringer- Mannheim-Übernahme von einer
Milliarde Franken seien bisher rund 70 Prozent ausgeschöpft worden.
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