PZ Nachrichten |
01.03.1999 00:00 Uhr |
01.03.
Estrogenähnliche Chemikalien unschädlich
PZ. Estrogenähnliche Industriechemikalien haben keine schädigende
Auswirkung auf die Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen. Dies geht aus einem
Forschungsprojekt im Auftrag des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI)hervor. Erste
Ergebnisse des an den Universitäten Dortmund, Kaiserslautern, Köln und Lübeck laufenden
Forschungsvorhabens stellte der VCI jetzt in Bonn vor. Untersucht wurden die Auswirkungen
der Chemikalien Nonyphenol, Octyphenol, Bisphenol A und DDT. Ihre Auswirkungen wurden mit
den Phytoestrogenen Daidzein und Genistein verglichen, die in vielen Lebensmitteln
enthalten sind. "Im Verhältnis zu den mit der Nahrung aufgenommenen Stoffen ist die
hormonelle Wirkung der industriell erzeugten Substanzen zu vernachlässigen. Im
Tierversuch mit Ratten betrug die estrogene Aktivität von Alkylphenolen maximal ein
Hundertstel der Aktivität des Nahrungsbestandteils Daidzein", erklärte
Projektleiter Professor Dr. Dr. Hermann Bolt, Direktor der Abteilung Toxikologie und
Arbeitsmedizin an der Universität Dortmund.
01.03. Keine absolute Sicherheit bei
Blutprodukten
PZ. Auch wenn sich die Testverfahren für Blutprodukte in den
vergangenen Jahren sukzessive verbessert haben, können die Präparate immer noch mit
Viren kontaminiert sein. Allein die PCR-Technik liefere eine sichere Information, ob eine
Blutspende durch Hepatitis-Viren belastet sei, sagt Dr. Johannes Löwer vom
Paul-Ehrlich-Institut in Langen. In den vergangenen Jahren habe es immer wieder einzelne
Virusinfektionen gegeben, die durch Blutprodukte übertragen worden waren, berichtete
Löwer auf einer Veranstaltung während der Jahrestagung der Gesellschaft für Thrombose-
und Hämostaseforschung am 26. Februar in Mannheim. Am häufigsten seien die Hepatitiden,
vor allem die Typen B und C; HIV-Infektionen seien dagegen extrem selten. Der Grund dafür
ist das diagnostische Fenster der bislang angewandten Antikörper-Screening-Methoden bei
Hepatitiden. In Untersuchungen habe sich gezeigt, daß diese Tests Hepatitis-C-Infektionen
erst zwei Monate später nachweisen können als die sensiblere PCR-Technik, bei der die
Virus-DNA zuerst vermehrt und dann nachgewiesen wird. Bis zum Frühjahr sei das Problem
gelöst, kündigte Löwer an. Ab dem 1. April 1999 müssen alle Produkte mit der
PCR-Technik getestet werden.
01.03. Frankreich verbietet
Quecksilberthermometer
dpa. Frankreich zieht Fieberthermometer mit Quecksilber aus dem
Verkehr. Der Verkauf ist seit diesem Montag verboten, teilten die Gesundheitsbehörden
mit. Austretendes Quecksilber beim Zerbrechen der Thermometer gefährde die Gesundheit und
die Umwelt. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, diese Thermometer in den Apotheken zum
Recycling abzugeben. In Deutschland sind die Thermometer weiterhin erhältlich. Ihr
Verkauf ist jedoch in den vergangenen Jahren zugunsten der batteriebetriebenen Thermometer
stark zurückgegangen.
26.02. Rekordverdächtiger Internet-Arzt
in Dänemark
dpa. Ein "Netzdoktor" ist in Dänemark zum größten Internet-Hit der
letzten zwölf Monate geworden. Das bekommt auch die etablierte Ärzteschaft zu spüren.
"Zu mir kommen laufend Patienten mit kiloweise ausgedruckten Unterlagen zu ihrem
Gebrechen aus dem Netzdoktor", berichtete ein Hausarzt im Kopenhagener Rundfunk. Mit
knapp 400.000 Besuchen pro Woche gehört "www.netdoktor.dk" nach eigenen Angaben
zur Spitzengruppe auf den dänischen Netz-Hitlisten. Über 400 Krankheiten wird dort in
leicht verständlicher Form informiert. 75 an dem Projekt beteiligte Mediziner beantworten
außerdem schriftliche Anfragen, Nutzer können in Gesundheits-Foren miteinander chatten,
und Patienten-Organisationen informieren über ihre Aktivitäten. Trotz des betont
seriösen Anstrichs ist die Meinung der Fachwelt über den Netzdoktor geteilt. Besonders
scharf kritisiert Torben Pedersen, Chef des dänischen Ärzteverbandes, daß die
Internet-Ärzte per E-Mail auch Ratschläge an psychisch Kranke und selbstmordgefährdete
Fragesteller geben. Gerade hier könne ein Internet-Doktor keine ähnlich qualifizierten
Diagnosen stellen wie sein Kollege nach einer persönlichen Begegnung. Herzspezialistin
Hanne Elming findet die komplette Finanzierung des Web-Dienstes durch Sponsoren und
Werbeeinnahmen aus der Pharmaindustrie problematisch. "So ist dem Patienten der Name
eines Unternehmens schon eingetrichtert, wenn er dann mit seinem Problem wirklich zum Arzt
geht", meint Elming.
26.02. CDU/CSU fordert Senkung des
Arztbudgets
PZ. Die Gesundheitspolitik der rot-grünen Koalition ist ein Weg in
die Staats- und Listenmedizin. Das hat der gesundheitspolitische Sprecher der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Lohmann, in der Haushaltsdebatte des Bundestages
kritisiert. "Sie wenden sich von der dringend erforderlichen Eigenverantwortung ab
und bewegen sich in Richtung Überforderung des Solidaritätsgedankens, sie schaffen noch
mehr Bürokratie- und Kontrollvorschriften, sie schüren alte Neidkampagnen gegen
Leistungserbringer, die nach Ihrer Auffassung eigentlich alle zu viel verdienen",
sagte Lohmann. Mit der geplanten Positivliste für erstattungsfähige Arzneimittel ist
nach Auffassung Lohmanns kein Geld zu sparen. Ob 30 Milliarden DM für einen Markt mit
50.000 Arzneimitteln oder für einen mit 8000 Präparaten ausgegeben werde, sei letztlich
einerlei. Helfen würde da nur ein Substitutionsverbot für den Arzt, verbunden mit einer
Absenkung des Arzneibudgets von beispielsweise zwei Milliarden DM. Ansonsten sei das ein
Weg in die Listenmedizin, der die Therapiefreiheit einschränke, gab der Parlamentarier zu
bedenken.
26.02. Resistente Bakterien aus dem
Tierfutter
dpa. Amerikanische Wissenschafter haben Antibiotika-resistente
Darmbakterien in Hühnerfutter nachgewiesen. Ihre Forschungsergebnisse weisen darauf hin,
daß die Enterokokken über Tiere auf den Menschen gelangen können. Nach der am Freitag
in der britischen Fachzeitschrift The Lancet (Band 353, Seite 722) veröffentlichten
Studie fanden die Forscher von der Maryland School of Medicine in den USA Enterokokken,
die mit gängigen Antibiotika nicht abgetötet werden konnten. Resistente Enterokokken
sind in Europa und den USA eine der Hauptursachen für Infektionen im Krankenhaus. Einer
der beteiligten Wissenschaftler, Richard Schwalbe, schreibt im Lancet: "Die
Identifizierung äußerst resistenter Enterokokken in Tierfutter wirft beunruhigende
Fragen über den möglichen Befall von Nahrungstierpopulationen in den USA und die Risiken
für Menschen auf."
26.02. Männer greifen häufiger zu
Medikamenten
dpa. Zumindest bei Erkältungen sind Deutschlands Männer tatsächlich
wehleidiger als Frauen: Deutlich mehr Vertreter des anscheinend gar nicht so starken
Geschlechts greifen regelmäßig zu Vitamintabletten sowie zu Mitteln gegen Husten,
Schnupfen und Halsschmerzen, ergab eine am Freitag in München veröffentlichte Umfrage im
Auftrag der Zeitschrift "Meine Familie & ich". Bei der repräsentativen
Umfrage wurden mehr als 20.000 Bundesbürger befragt. Fast elf Millionen deutsche Männer
nehmen demnach Vitamintabletten, bei den Frauen sind es gerade 7,3 Millionen. Auch beim
Verbrauch von Halsschmerzmitteln sowie bei Mitteln gegen Husten und Schnupfen liegen die
Männer deutlich vor den Frauen. Selbst bei Mitteln gegen Kopfschmerzen sind die Männer
eindeutig in der Überzahl: Fast jeder zweite von ihnen (47 Prozent) schluckt Tabletten,
bei den Frauen sind es nur 35 Prozent.
25.02. Grippewelle auf neuem Höchststand
dpa. Die Grippewelle ist in der vergangenen
Woche sprunghaft gestiegen und hat nach Karneval einen weiteren Höchststand erreicht. Das
meldet die Arbeitsgemeinschaft Influenza in Marburg am Mittwoch, die wöchentlich
Krankheitsfälle von 600 Arztpraxen auswertet. Der Anteil der hustenden und schniefenden
Patienten in den Praxen sprang innerhalb einer Woche im Bundesschnitt von 15,4 auf 18
Prozent. Ein Großteil der Erkrankungen sei auf Grippe zurückzuführen, sagte der Leiter
der Arbeitsgemeinschaft, Helmut Uphoff. Ein Anstieg nach Karneval sei erwartet worden. Ein
besonders starker Anstieg der Atemwegserkrankten von 15 auf 20 Prozent der Arztbesucher
sei in Nordrhein-Westfalen registriert worden. Im Süden Deutschlands bleibe die
Grippewelle auf hohem Stand konstant: Die meisten Menschen Infekte wurden mit 22,6 Prozent
der Praxisbesuche in Baden-Württemberg registriert. Im bislang weniger betroffenen Norden
breiten sich die Erreger nun auch weiter aus. Die neuen Bundesländer seien mit rund 15
Prozent weniger stark betroffen. In Sachsen gingen die Erkrankungsfälle in Praxen von
18,8 auf 14,5 Prozent zurück.
24.02. Schmerzexperten kritisieren
Politik
PZ. Bessere Therapiekonzepte bei Schmerzpatienten scheitern nach Meinung von
Experten an einer kontraproduktiven Gesundheitspolitik. Nur 3,6 Prozent aller Patienten,
die starke Opioide brauchen, erhalten die erforderliche Behandlung, beklagte Dr. Gerhard
Müller-Schwefe, zum Auftakt des 10. Deutschen Schmerztages am 24. Februar in Frankfurt.
Zwar habe der Morphinverbrauch in Deutschland von 1996 bis 1998 um 30 Prozent zugenommen.
Die Bundesrepublik sei aber noch lange nicht auf dem Niveau anderer europäischer Staaten
angelangt. "Nur jeder dreißigste, der die Substanz braucht, bekommt sie auch",
sagte Müller-Schwefe, Präsident des 10. Deutschen Schmerztages. Trotzdem sehe die
Regierung keinen Handlungsbedarf. Die Versorgung chronisch schmerzkranker Menschen wird
bei uns nicht nur behindert, sondern vielfach verhindert", kritisierte auch der
Hamburger Schmerztherapeut Dr. Dietrich Jungck. Bei den Berechnungen der
Arzneimittelbudgets blieben teure aber unverzichtbare Medikamente oft unberücksichtigt.
Die Schmerzspezialisten forderten in Frankfurt deshalb, die Verordnungskosten für
chronisch Schmerzkranke aus dem Budget auszuklammern und den Mehrwertsteuersatz für
Arzneimittel zu senken.
24.02. Wachstumsmarkt
Klinikapotheken
PZ. Einen erheblichen Wachstumsmarkt für den pharmazeutischen Großhandel
sieht der Vorstandsvorsitzende der Sanacorp Pharmahandel AG, Dr. Jürgen Brink, in der
Belieferung von Krankenhausapotheken. Hier könne der Großhandel wesentlich zur
Optimierung der Arzneimittelversorgung beitragen. Sanacorp will diesen Marktanteil
konsequent ausbauen, sagte Brink bei der Halbjahrespressekonferenz am 23. Februar in
München. Mit Widerstand der Pharmaindustrie, die die Klinikapotheken derzeit weitgehend
direkt beliefert, rechne er nicht. Den Rationalisierungsvorteil für die Apotheke sieht
der Volkswirt in der häufigeren Lieferfrequenz des Großhandels. Im laufenden
Geschäftsjahr 1998/99 erwartet die Sanacorp einen Umsatz mit Krankenhausapotheken
"im unteren zweistelligen Millionenbereich"; in den Folgejahren soll ein
Umsatzzugewinn von rund 300 Millionen DM realisiert werden. Das entspräche einem
Marktanteil von dreißig Prozent bei der Belieferung von Krankenhausapotheken. Insgesamt
legte Brink einen recht optimistischen Zwischenbericht des ersten Geschäftshalbjahres -
vom 1. Juli bis 31. Dezember 1998 - vor. Umsatz und Ertrag seien gegenüber den
Vorjahreswerten deutlich gestiegen. Mit 12,3 Prozent Umsatzplus liegt die Sanacorp über
dem Gesamtmarkt, der ein Plus von 11 Prozent erzielte. Erstmals konnte ein Bruttoumsatz
über 2 Milliarden DM erreicht werden.
24.02. Kombination senkt Todesrate bei
Zervixkrebs
dpa. Patientinnen mit Tumoren am Gebärmutterhals (Zervixkarzinom) haben
weitaus bessere Überlebenschancen, wenn sie außer mit Strahlen auch mit
chemotherapeutischen Mitteln behandelt werden. Diese Erkenntnis, die auf fünf neuen
Studien basiert, übermittelt das Nationale Krebsinstitut der USA in Bethesda (Maryland,
USA) derzeit an 20.000 Onkologen weltweit. Nach einem Bericht der New York Times vom
Dienstag hat das Institut in den vergangenen zehn Jahren erst dreimal zuvor eine ähnliche
dringende Empfehlung veröffentlicht. Ärzte können derzeit nur jede dritte Patientin
retten, deren Tumorzellen vom Gebärmutterhals bereits zu nahegelegenen Lymphknoten oder
anderem Gewebe in der Beckenregion gewandert sind. Mit der Kombination von Strahlen- und
Chemotherapie überlebt jede zweite Frau mit invasivem Zervixkarzinom, ergaben die
Studien, deren Ergebnis das New England Journal of Medicine derzeit auf seiner Web-Seite
vorstellt.
© 1999 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de