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22.02.1999 00:00 Uhr |
22.02.
Gute Noten für süddeutsche Apotheken
PZ. Die Verbraucher schätzen das Waren- und Dienstleistungsangebot
der baden-württembergischen Apotheken, im Detail könnten die Apothekenteams aber noch
spezifischer auf die Wünsche ihrer Kunden reagieren. So interpretierten Vertreter des LAV
Baden-Württemberg das Ergebnis einer Umfrage an knapp 13.000 Apothekenkunden und 640
Passanten in ihrem Bundesland auf einer Pressekonferenz am 22. Februar in Stuttgart.
"Für uns ist es wichtig, genau zu wissen, was die Kunden eigentlich genau erwarten,
wenn sie eine Apotheke betreten", betonte Christof Mühlschlegel, Vorstandsmitglied
des Apohekerverbands. Es gehe aber auch um die Frage, wo Patienten ihre
Gesundheitsprodukte kaufen und woher sie ihre Informationen dazu beziehen. Als wichtigste
Informationsquelle dienen Passanten und Kunden die Ärzte. An zweiter Stelle folgen bei
den Patienten der Rat des Apothekers (74 Prozent). Einen sehr hohen Stellenwert hatten
sowohl bei Passanten als auch bei Patienten Infos aus Apothekenkundenzeitschriften, sagte
Dr. Andreas Kaapke vom Institut für Handelsforschung. Beim Produkt- und
Dienstleistungsangebot sieht Kaapke noch Handlungsbedarf. Neben einem größeren Angebot
an Büchern, CDs oder Videos zum Thema Gesundheit, wünschten sich sowohl Passanten als
auch Kunden mehr Service in Sachen Ernährungs-, Umwelt- und Raucherentwöhnungsberatung.
22.02. Kammer kritisiert
Online-Arzneihandel
dpa. Arzneimittel eignen sich nicht für den "virtuellen
Wühltisch". Darauf hat am Freitag die Apothekenkammer Westfalen-Lippe aufmerksam
gemacht. Der Versand von verschreibungspflichtigen Medikamenten per Internet sei eine
besorgniserregende Entwicklung, sagte Sprecher Jürgen Blume. Den Anbietern gehe es allein
um den Profit, der Patient zahle im schlimmsten Fall mit seinem Leben. Nach Angaben der
Kammer ist der Versand von Arzneimitteln in Deutschland gesetzlich verboten. Dennoch
floriere der Medikamentenhandel im Internet, da rechtlich kaum wirkungsvoll vor allem
gegen ausländische Anbieter eingeschritten werden könne. Diagnose und Therapie sowie
pharmazeutische Beratung gebe es grundsätzlich nicht, so Blume. Über Anbieter im
Internet tauchten auch Medikamente auf, die ihre Zulassung in Deutschland verloren
hätten, weil sie als lebensgefährlich eingestuft worden seien. In diese Kategorie fällt
nach Darstellung der Kammer auch Tolcapon, das nach drei Todesfällen 1998 vom Markt
genommen worden sei. Trotzdem wird das Medikament laut Blume noch heute von einem Anbieter
im Internet zur Behandlung des Morbus Parkinson rezeptfrei angeboten.
22.02. Ersatzkasse berät Patienten
übers Internet
PZ. Während die Bundesgesundheitsministerin darüber nachdenkt,
wie Patienten künftig besser und unabhängig beraten werden könnten, meinen die
Krankassen, das müsse ihre Aufgabe sein. Ein nach eigenen Angaben bisher einzigartiges
Beratungskonzept erprobt die Gmünder Ersatzkasse (GEK - Schwäbisch Gmünd) seit
vergangenem Herbst. Dazu gehören ein für alle zugängliches Internetangebot sowie ein kostenloser, individueller
Informationsdienst für GEK-Versicherte und deren Angehörige. Internet-Themen sind bisher
Rückenschule, Mammographie, Kernspintomographie in der Diagnostik von weiblichem
Brustkrebs, Früherkennung von Prostatakrebs, Therapie gutartiger Prostatavergrößerung
sowie Knochendichtemessung. Weiter Themen werden vorbereitet. Im Januar wurden über
30.000 Zugriffe registriert. "Wir wollen unseren Versicherten Patienteninformationen
nach strengen Qualitätskriterien zur Verfügung stellen", erläuterte Dieter Hebbel,
Vorstandsvorsitzender der GEK, mit 1,4 Millionen Versicherten fünftgrößte Ersatzkasse.
Ziel ist neben der Befriedigung von Informationsbedürfnisse mittel- und langfristig auch
ein Beitrag zur Kostendämpfung.
19.02. Koalition einigt sich über Teile
der Reform
dpa. Für Hausärzte soll es künftig einen eigenen Honorartopf geben.
Außerdem soll die starre Abgrenzung zwischen Arztpraxen und Krankenhäusern bei
ambulanter Behandlung mit kurzem stationären Aufenthalt gelockert werden. Darauf
verständigten sich SPD und Grüne am Freitag bei ihrer zweiten Beratungsrunde zur
Gesundheitsreform. In einer noch nicht terminierten dritten Runde sollen unter anderem
Einzelheiten für Zuzahlungsregeln bei Arzneimitteln, zur zahnmedizinischen Versorgung,
Prävention und Kuren vereinbart werden, teilten Gesundheitsministerin Andrea Fischer
(Grüne) und der SPD-Gesundheitsexperte Rudolf Dreßler in Bonn mit. Die Verantwortung
für die Budgets der Krankenversicherung sollen künftig von den Leistungsanbietern auf
die Krankenkassen übergehen, sagte Dreßler. Die Gesundheitspolitiker wollen noch
prüfen, wie über die verbesserte Vergütung der Hausärzte hinaus Anreize geschaffen
werden können, damit Patienten zuerst zum Hausarzt als einem "Lotsen" durch das
Gesundheitswesen gehen und sich gegebenfalls erst von diesem zu einem Facharzt überweisen
lassen. Fischer geht davon aus, daß auch ihr Vorschlag eines finanziellen Bonus für die
Versicherten noch nicht völlig vom Tisch ist. Dreßler setzte dagegen weiterhin auf eine
Kontrolle via Chipkarte.
19.02. Verordnungsmarkt stieg um 6,9
Prozent
PZ.Der Verordnungsmarkt für Arzneimittel
in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) lag nach Hochrechnungen der
Betriebskrankenkassen (BKK) 1998 bei 38,9 Milliarden DM. Im Vergleich zum Vorjahr (36,4
Milliarden DM) entsprach dies einem Zuwachs um 6,9 Prozent. Das berichtete heute in Bonn
der BKK-Bundesverband. In diesen Zahlen sind die Zuzahlungen der Patienten enthalten, die
von 4,4 Milliarden DM 1997 auf etwa 5,4 Milliarden DM 1998 emporschnellten. Das waren rund
14 Prozent der Arzneimittelausgaben. Die GKV-Arzneimittelausgaben expandierten in
Westdeutschland um mehr als fünf Prozent auf zirka 27,2 Milliarden und im Osten um rund
ein Prozent auf etwa 6,3 Milliarden DM. Die Arzneimittelpreise, die im Jahr zuvor noch um
0,8 Prozent gesunken waren, zogen 1998 um etwa 0,4 Prozent an. Die Zahl der ausgestellten
Verordnungen für GKV-Versicherte ging nach ersten Erhebungen des BKK-Bundesverbandes um
rund 3,5 Prozent zurück (1997: minus 11,3 Prozent).
18.02. Ersatzkassen wollen
Einzelverträge
PZ. Nachdem gestern die Spitzenverbände der gesetzlichen
Krankenversicherung das Fremd- und Mehrbesitzverbot für Apotheker in Frage gestellt
haben, legen jetzt die Ersatzkassen nach. Sie wollen außerdem die Möglichkeit
eingeräumt bekommen, "mit lieferberechtigten Apotheken oder Gruppen von Apotheken
Verträge über Leistungen zu schließen". So steht es in den "Forderungen der
Ersatzkassen zur Strukturreform im Gesundheitswesen", die heute auf einer
Pressekonferenz in Bonn von den Ersatzkassenverbänden VdAK/AEV präsentiert worden sind.
An der Arzneimittel-Preisspannenverordnung wollen die Ersatzkassen nochmals drehen,
natürlich zum eigenen Vorteil. Auch die neue Verordnung wirke "preistreibend"
und sollte geändert werden, heißt es. So sei eine Kostenreduktion "durch Vergütung
der Apotheken nach einem System von Fixzuschlägen" zu erreichen. Außerdem
plädieren die Ersatzkassen dafür, daß Versandapotheken zugelassen werden. Zur
Begründung wird angeführt, insbesondere chronisch Kranke und pflegebedürftige Patienten
könnten davon profitieren. Die Mehrwertsteuer für Arzneimittel sollte nach Auffassung
der Ersatzkassen auf den ermäßigten Satz reduziert werden.
17.02. Kassen attackieren erneut
Mehrbesitzverbot
PZ. Die Krankenkassen wollen wieder einmal "auch im
Apothekenbereich kostentreibende Angebotsstrukturen" modernisieren. Das deutsche
Distributionssystem für Arzneimittel müsse deshalb von "überkommenen
Standesschranken befreit werden". Das fordern die Spitzenverbände der gesetzlichen
Krankenversicherung (GKV) in einem gemeinsamen Positionspapier zur Gesundheitsreform 2000.
Insbesondere müsse das Fremd- und Mehrbesitzverbot der Apotheker in Frage gestellt
werden, "das eine ineffiziente und atomistische Struktur im Arzneimittelhandel
konserviert". Außerdem sprechen sich die GKV-Spitzenverbände dafür aus,
Krankenhausapotheken das Recht einzuräumen, Patienten in besonderen Fällen, z.B. mit
Zytostatikazubereitungen, auch nachstationär versorgen zu dürfen. Der
Krankenkassenrabatt müsse sich nach Umsatzgrößenklassen richten. Eine "bessere und
preiswertere Arzneiversorgung" versprechen sich die Kassen ferner von einer
"permanente Revision der verordnungsfähigen Arzneimittel" durch eine
Positivliste und deren Konkretisierung in den Arzneimittel-Richtlinien sowie durch ein
gesetzliches Re-Import-Gebot.
17.02. FDA fordert Nachbesserung bei
Metrifonat
PZ. Die Food and Drug Administration (FDA) hat die Bayer AG, Leverkusen, im
Rahmen des US-Zulassungsverfahrens für das Alzheimer-Medikament "Metrifonat" zu
Nachbesserungen aufgefordert. Es handele sich dabei um einen ganz üblichen Vorgang, sagte
ein Bayer-Sprecher am Dienstag gegenüber dem Branchendienst vwd. Im einzelnen fordere die
US-Behörde in ihrem "Action Letter" Bayer auf, noch einmal beim
Herstellungsverfahren und der Pharmakologie (Wirkungen) nachzubessern. Bayer gehe jedoch
nach wie vor davon aus, daß die eingereichten Unterlagen für Metrifonat eine
US-Zulassung ermöglichen. Die Zulassungsunterlagen hat Bayer nach eigenen Angaben Ende
1997 bei der FDA und anderen internationalen Behörden eingereicht. In der Europäischen
Union seien sie kürzlich zurückgezogen worden, um noch neue, ergänzende
Studienergebnisse hinzufügen zu können. Bayer peile mit dem neuen Medikament einen
Jahresumsatz von bis zu 900 Millionen DM an.
17.02. Jugendliche bei schlechter
Gesundheit
dpa. Der Gesundheitszustand vieler junger Menschen ist nach Darstellung des
Ärzteverbandes Hartmannbund besorgniserregend. Nach neuen Zahlen vom Zentralinstitut für
die kassenärztliche Versorgung (ZI) habe jeder sechste junge Mensch deutliches
Übergewicht, teilte der niedersächsisch Vorstandsvorsitzende Kuno Winn mit. Beim
Zigarettenkonsum stünden deutsche Jugendliche im internationalen Bereich an dritter
Stelle hinter Österreich und Finnland. "Die jungen Leute kommen von sich aus nicht
in die Praxis, also müssen wir zu ihnen in die Schule gehen, um im Rahmen des
Unterrichtes Angebote für eine frühzeitige und umfassende ärztliche Versorgung zu
machen", sagte Winn. Er appellierte an seine Kollegen, durch Aufklärung und aktuelle
Therapieangebote für Lehrer und Schüler zu helfen, die besorgniserregende Entwicklung zu
stoppen. "Ein kranker Jugendlicher wird fast ausnahmslos ein kranker Erwachsener, der
in seiner Karriere, bei Studium, Lehre und Ausbildung empfindlich behindert ist."
© 1999 GOVI-Verlag
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