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15.02.1999 00:00 Uhr |
15.02.
Angiogenesehemmung wird am Mensch getestet
dpa. Eiweißstoffe, die Tumoren die Blutzufuhr abschneiden indem sie
die Bildung von Blutgefäßen stoppen, sollen jetzt erstmals auch an Menschen erprobt
werden. Mit den Angiogenesehemmern Endostatin und Angiostatin verhindert der US-Forscher
Judah Folkman (Boston) bei Mäusen, daß sich neue Blutgefäße um den Tumor bilden und
ihn ernähren. Der Tumor verhungert, und am Ende ist keine Krebszelle mehr übrig. Doch
Folkmans Strategie versagte, wenn andere Krebsforscher sie in ihren eigenen Labors
nachzuvollziehen versuchten. Damit galt das aufsehenerregende Experiment acht Monate lang
als unbewiesen. Erst jetzt gelang es einem Team am Nationalen Krebsforschungsinstitut
(NCI) der USA in Bethesda (US-Staat Maryland), den Erfolg von Endostatin und dem zweiten
Stoff Angiostatin in Folkmans Labor am Kinderkrankenhaus in Boston nachzuvollziehen.
"Das ist der Startschuß für die klinische Testreihe", erklärte der
stellvertretende Leiter für die Entwicklung von Krebstherapien am NCI, Eduard Sausville,
der dpa am Freitag abend in Bethesda. "Wenn alles gut geht, können die ersten
Krebspatienten im dritten Quartal 1999 mit Endostatin behandelt werden". Sausville
rechnet damit, daß noch vier oder fünf Jahre vergehen könnten, bis die Substanz
tatsächlich zur Behandlung von festen Tumoren wie Brust- oder Darmkrebs freigegeben wird.
15.02. Reform 2000: Gefahr in Verzug
PZ. Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes, Hermann S.
Keller, sieht wenig Gutes in den Vorschlägen der Bundesregierung zur Gesundheitsreform.
Die pauschal formulierten, ideologisch angehauchten Vorstellungen für die
Gesundheitsstrukturreform 2000 seien mit äußerster Vorsicht zu bewerten, sagte Keller
auf der Delegiertenversammlung des Hessischen Apothekerverbandes. Zunächst ist das
Bundesgesundheitsministerium daran, ein Globalbudget, eine Positivliste, Hausarztmodelle
und Anbieter-Netzwerke einzuführen. Brisanz steckt nach den Ausführungen Kellers auch in
dem Vorhaben, daß die Gesetzliche und Private Krankenversicherung eigene ambulante und
stationäre Versorgungsangebote aufstellen dürfen. Damit wäre eine Situation wie in
Frankreich denkbar, wo Krankenkassen eigene Apotheken führen. "Das wäre der
Einstieg in den Fremd- und dann auch in den Mehrbesitz," warnte Keller.
15.02. Huesmann muß nicht zahlen
dpa. Seine "Schmähkritik" an einem angeblich unwirksamen
Präparat des bayerischen Unternehmens Medisana bleibt für den Marburger Apotheker Gregor
Huesmann ohne finanzielle Folgen. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat in einer am Montag
veröffentlichen Entscheidung die Behandlung eines Revisionsantrags der in Starnberg bei
München ansässigen Firma abgelehnt. Damit bestätigte das BGH ein Urteil des
Oberlandesgericht (OLG) München, das die Schadenersatzklage von Medisana zurückgewiesen
hatte. Medisana hatte den Apotheker wegen seiner öffentlichen Kritik an dem Mittel
"Haifit" zu einer Schadenersatzzahlung von 300.000 Mark verklagt. Huesmann hatte
1995 das Haiknorpel-Präpaparat in seinem Schaufenster als "Scheiß des Monats"
bezeichnet. "Der Gerichtsbeschluß ist ein Sieg des Verbraucherschutzes und stärkt
die Funktion des Apothekers, berechtigte Kritik an unsinnigen Produkten zu üben",
kommentierte Huesmann das BGH-Urteil. Der Apotheker kündigte zugleich eine Fortsetzung
seiner Informationskampagne an.
12.02 Arztwechsel sollen begeschränkt
werden
dpa. Die Zahl der unnötigen Arztwechsel soll durch die geplante
Gesundheitsreform beschränkt werden. Die SPD-Position, dies durch Begrenzung der Zahl der
Ärzte zu tun, die auf Chipkarte pro Quartal besucht werden können, werde den Erfolg der
für nächste Woche geplanten Verhandlungen der rot-grünen Gesundheitspolitiker über die
Reform nicht gefährden, sagte der Sprecher des Bonner Gesundheitsministeriums am Freitag
vor Journalisten. Ministerin Andrea Fischer hatte sich bisher dafür ausgesprochen, das
Problem des "Doctor-Hopping" durch ein Bonus-System für die Patienten zu
lösen, die grundsätzlich zuerst den Hausarzt ansteuern. Die SPD will nach
Presseberichten künftig nur noch den Besuch von maximal zwei Hausärzten und einem
Facharzt pro Vierteljahr auf Chipkarte erlauben. Von der Facharztbeschränkung würden
bestimmte Spezialisten wie Augenärzte oder Gynäkologen ausgenommen. Die Chipkarte soll
dazu geändert werden. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) begrüßte die SPD-
Vorstellungen. Dagegen äußerten sich die bayerische Sozialministerin Barbara Stamm und
der CDU-Sozialpolitiker Hermann Kues ablehnend. Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) in
Bayern lehnte die Änderung der Chipkarten unter anderem wegen der Kosten ab.
12.02. Hanta-Virus-Subtyp in Berlin
gefunden
dpa. Berliner Mediziner haben erstmals in Deutschland den Virensubtyp
"Dobrava" der gefährlichen Hanta-Viren nachgewiesen. Ein 19jähriger aus einem
ländlichen Gebiet im Südosten Brandenburgs war bereits Anfang 1998 damit infiziert. Wie
das Berliner Universitätsklinikum Charite am Donnerstag mitteilte, gelang Medizinern um
Helga Meisel der Nachweis dieser in Deutschland bislang noch nicht aufgetauchten Variante,
die als gefährlicher als andere Stämme gelte. Der junge Mann, dessen Nieren im Verlauf
der schweren Erkrankung versagten, habe überlebt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO
stuft nach Charite-Angaben Hanta-Viren als zunehmende Bedrohung für den Menschen ein. Sie
seien ähnlich gefährlich wie Aids- und Ebola-Viren. Die Hanta-Viren können
Nierenversagen und Blutungen auslösen. Erstmals bekannt wurde die Virengruppe, als sie am
Fluß Hanta in Korea während des Krieges in den fünfziger Jahren mehr als 3 000 Soldaten
infizierte. Infektionen mit Typ Debrova, der vor allem in Südosteuropa durch die
Gelbhalsmaus verbreitet wird, verlaufen in etwa zehn Prozent der Fälle tödlich. Bei
anderen Hanta-Subtypen sterben bis zur Hälfte der Infizierten.
11.02. Studie: Lipidsenker bei
Schlaganfall
PZ. Eine Studie, an der 10.000 Menschen mit hohem Bluthochdruck und
hohen Cholesterolwerten teilnehmen, soll beweisen, daß diese Risikopatienten seltener
einen Schlaganfall erleiden, wenn die Lipidwerte abgesenkt werden. Beginnen wird die
von der Leverkusener Bayer AG unterstützte Studie in diesem Sommer. Der Abschlußbericht
ist für das Jahr 2005 angekündigt. Mittlerweile gilt es als erwiesen, daß die
Behandlung einer Hypercholesterolämie mit Statinen das Risiko einer koronaren
Herzkrankheit (KHK) senkt und auch in der Sekundärprävention bei Herzinfarkt- und
Schlaganfallpatienten sinnvoll ist. Daten, ob Lipidsenker auch für die Primärprävention
des Schlaganfalls taugen, fehlen dagegen. Die RESPECT-Studie (Risk Evaluation and Stroke
Prevention in the Elderly Cerivastatin Trial) soll diese Datenlücke schließen,
führte Professor Dr. Karl W. Lauterbach, Universität Köln, auf einer Pressekonferenz am
10. Februar in Köln aus. An der Untersuchung, die in Praxen niedergelassener Ärzte
stattfindet, sollen 10.000 Menschen im Alter zwischen 65 bis 80 Jahren mit einem
systolischen Blutdruck über 160 mmHG und LDL-Cholesterolwerten zwischen 130 und 199 mg/dl
teilnehmen. Aufgenommen werden weiterhin nur Personen, die weder einen Schlaganfall
erlitten haben noch unter diagnostizierter KHK leiden.
10.02. Cyclosporin A fördert Krebs
dpa. Das bei Organ-Transplantationen eingesetzte Immunsuppressivum
Cyclosporin A unterstützt die Entwicklung von Krebszellen. Das ist das
Ergebnis von Minoru Hojo und seinen Mitarbeitern von der Cornell University in Ithaca
(US-Staat New York). Schon lange war beobachtet worden, daß nach Organtransplantationen
die Krebsrate bei den mit Cyclosporin behandelten Patienten auffällig höher ist als im
Durchschnitt der Bevölkerung. Diese höchst gefährliche Nebenwirkung war auf die
allgemeine immunschwächende Wirkung zurückgeführt worden. Doch in der jüngsten Ausgabe
von Nature (Band 397, Seite 530) legen die Wissenschaftler Untersuchungen vor, die auf
eine direkte Krebsförderung des Cyclosporins hinweisen. Wie die Forscher darlegen,
beeinflußt das Medikament zwar nicht die Entstehung von Krebszellen, aber es fördert die
weitere Entartung bereits vorhandener Krebszellen, mit denen der Körper unter normalen
Umständen vielleicht noch fertig geworden wäre. Cyclosporin kurbelt die Produktion des
Wachstumsfaktors TGF-beta (transforming growth factor beta) an, der das Wachstum der
Krebszellen steigert. Trotz dieser Befunde haben Mediziner kaum eine andere Wahl, denn
nicht nur das Cyclosporin selbst hat die fatale Wirkung, sondern auch chemisch verwandte
Stoffe, die ebenfalls zur Dämpfung der Immunabwehr bei Transplantationen eingesetzt
werden.
10.02. Prix Galien für Proteasehemmer
PZ. Die Proteasehemmer Saquinavir (Invirase® von
Hoffmann-La Roche), Ritonavir (Norvir® von Abott) und Indinavir (Crixivan®
von MSD) erhalten den Prix Galien International 1998. Der Preis wurde am 10. Februar in
Paris verliehen und zählt international zu den angesehensten Auszeichnungen für
Arzneimittel. Saquinavir gilt als erster Vertreter der Substanzklasse der Proteasehemmer.
Inzwischen ist die Kombinationstherapie mit Proteasehemmern bei HIV-Infizierten gut
etabliert. Eine Analyse der schweizerischen HIV-Kohortenstudie hat gezeigt, daß mit
Proteasehemmern die Sterblichkeit von HIV-Infizierten deutlich gesenkt werden kann. In der
Preisverleihungskommission für den Prix Galien International sind acht europäische
Länder und Kanada vertreten. Sie zeichnen im Turnus von zwei Jahren ein innovatives
pharmazeutisches Produkt aus, um seine Bedeutung in der modernen Therapie anzuerkennen.
Saquinavir erhielt bereits 1997 den PZ-Innovationspreis.
10.02. Arzneimittelumsätze um 6,1 Prozent gestiegen PZ. Die Arzneimittelumsätze im deutschen Apothekenmarkt sind 1998 im Vergleich zum Vorjahr um 6,1 Prozent auf 27,13 Milliarden DM gestiegen. Dies war vor allem auf ein 6,8prozentiges Plus in Westdeutschland zurückzuführen. Im Osten betrug das Wachstum dagegen nur 3,3 Prozent. Diese Angaben des Instituts für Medizinische Statistik (IMS) in Frankfurt beziehen sich auf die Abgabepreise der Hersteller, nicht auf die Apothekenabgabepreise. Trotz der kräftigen Umsatzsteigerung ist 1998 die Menge der abgegebenen Medikamente um 1,5 Prozent gesunken. Das Umsatzwachstum war vor allem durch einen 8,8prozentigen Zuwachs bei rezeptpflichtigen Präparaten geprägt, wobei auch die Menge noch leicht um 0,3 Prozent zunahm. Der Trend zu teureren Innovationen hielt weiter an. In einigen Gruppen stieg der Umsatz sogar um zweistellige Prozentsätze. Dazu gehörten Lipidsenker (plus 24,2 Prozent), Ulcustherapeutika (plus 19,1 Prozent), Parkinsonmittel (plus 17,6 Prozent) und Antidepressiva (plus 17,3 Prozent). Dagegen stagnierte 1998 der Umsatz rezeptfreier Arzneien (plus 0,1 Prozent), deren Menge sogar um 2,7 Prozent zurückging. Bei den Rezeptfreien konnte also der starke Verordnungsrückgang mengenmäßig nicht vollständig durch gestiegene Selbstmedikation in den Apotheken kompensiert werden. Zuwächse in diesem Markt verbuchten dagegen Vertriebskanäle außerhalb der Apotheke, berichtet IMS weiter.
10.02. Stada expandiert in Spanien
dpa. Wie die Stada Arzeimittel AG (Bad Vilbel bei Frankfurt am Main) am
Mittwoch mitteilte, wurde eine 50prozentige Beteiligung an einem pharmazeutischen
Unternehmen erworben. Die neue Tochter auf der iberischen Halbinsel solle Ciclum rma S.A.
heißen. Insbesondere der Markt für Generika, die entscheidend zur Kostensenkung im
Gesundheitswesen beitrügen, werde in Spanien in den nächsten Jahren stark wachsen.
Generika seien dort mit einem Marktanteil von zwei bis drei Prozent noch stark
unterrepräsentiert. In Deutschland betrage der Anteil rund 42 Prozent. Stada verfüge in
Spanien bereits über einige Zulassungsgenehmigungen ihrer Produkte, so daß die ersten
sechs Produkte noch in diesem Jahr eingeführt werden könnten, hieß es.
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