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01.02.1999 00:00 Uhr |
01.02.
SPD rückt von Einkaufsmodellen ab
PZ. Im Zuge der Gesundheitsreform werden keine Einkaufsmodelle
zugunsten der gesetzlichen Krankenkassen eingeführt. Das haben übereinstimmend die
gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion Gudrun Schaich-Walch und die
bünd-nisgrüne Gesundheitspolitikerin Monika Knoche erklärt. "Wir werden die
Kassenärztlichen Vereinigungen nicht auflösen und wir werden keine Einkaufsmodelle
haben", sagte Schaich-Walch in einem Presseseminar des Freien Verbandes Deutscher
Zahnärzte am Samstag in Berlin. Knoche bestätigte auf Anfrage des dgd, daß dieses Thema
definitiv vom Tisch sei und nicht weiter verfolgt werde. Wie Schaich-Walch in Berlin
weiter sagte, will die Koalition die Eckpunkte und Leitlinien der Reform 2000 am 18. und
19. Februar auf einer Klausurtagung in Bonn diskutieren und verabschieden.
01.02. Knoll mit Start von Sibutramin zufrieden
dpa. Schon der erste Verkaufstag von Sibutramin (Reductil®)
gegen krankhaftes Übergewicht hat der Pharma-Sparte der BASF nach wenigen Stunden
Nachbestellungen von mehr als 800.000 Mark beschert. "Wenn das so weitergeht, sind
wir sehr zufrieden", sagte ein Sprecher der BASF-Tochter Knoll am Montag in
Ludwigshafen. Das neue verschreibungspflichtige Mittel erhöht nach Herstellerangaben die
Konzentration der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin und verstärkt so das
Sättigungsgefühl. Eine Kapsel soll etwa 4,70 Mark kosten und muß täglich eingenommen
werden.
01.02. Schimpansen brachten Aids-Virus
dpa. Westafrikanische Schimpansen sind einer deutschen Forscherin
zufolge die Quelle des Erregers HIV-1, dem Hauptverursacher der Aidspandemie. Beatrice
Hahn hat große Ähnlichkeiten in den Genen des Aids-Virus und des entsprechenden Erregers
in Schimpansen (SIV) entdeckt. Hahn und ihre Mitarbeiter von der Universität von Alabama
in Birmingham (USA) fanden bei der westafrikanischen Unterart der Schimpansen
Pantroglodytes troglodytes einen Stamm der Affen-Retroviren namens SIVcpzUS, der allen
bekannten Untergruppen des menschlichen HIV-1 stark ähnelt. Andere bei Schimpansen
gefundenen SIV-Typen unterscheiden sich dagegen so stark vom menschlichen Aids-Virus, daß
sie als Ursprung der Seuche kaum in Frage kommen. Die Forscher hoffen, daß mit der
Entdeckung des Ursprungs des Haupt-Aidsvirus neue Wege auf der Suche nach einem Impfstoff
gefunden werden könnten.
29.01. HIV als Genvektor bei Leukämie
dpa. Ausgerechnet den Aidserreger HIV haben sich Forscher in den USA
als Genvektor ausgesucht. Er soll helfen, schwere Erkrankungen des Blutsystems wie
Leukämie und die Sichelzellen-Anämie gentherapeutisch zu behandeln. Als Retrovirus
dringt HIV in eine fremde Zelle ein und kopiert sein genetisches Material in den Kern der
Gastgeberzelle. Hiroyuki Miyoshi vom Salk-Institut für biologische Studien in La Jolla
(Kalifornien) entnahmen dem HI-Virus alle Gene, die für die Aidsinfektion notwendig sind.
In Tierversuchen chauffierte das entschärfte HI-Virus Gene von menschlichen blutbildenden
Stammzellen (HSC) in das Knochenmark von Mäusen. Der Test war ein Erfolg, berichtet das
Wissenschaftsmagazin "Science" (Bd. 283, S. 682). Miyoshi und Kollegen fanden
die Gene der menschlichen Stammzellen später integriert im Knochenmark der Mäuse. Sie
unterstützten die Erzeugung neuer Blutzellen für die kranken Nager. Von einer
HIV-Infektion dagegen gab es keine Spur. Miyoshi plant längerfristig, den entschärften
Aidserreger bei Menschen mit Erkrankungen des Blutsystems einzusetzen. Die amerikanische
Gesundheitsbehörde FDA zögert noch, HIV als Genvektor in klinischen Versuchen an
Menschen zuzulassen. Die FDA befürchtet vor allem, daß sich das HI-Virus im Körper
eines schwerkranken Patienten mit einem anderen Erreger verschmelzen und eine neue,
tödliche Virusepidemie heraufbeschwören könnte.
29.01. Stada gründet Tochter in Thailand
vwd. Die Stada Arzneimittel AG, Bad Vilbel, hat in der thailändischen
Hauptstadt Bangkok die Tochtergesellschaft Stada Asiatic Ltd gegründet. Wie das
Unternehmen am Mittwoch mitteilte, wird die Gesellschaft Stada-Arzneimittel in Thailand
vertreiben. Außerdem übernehme sie den Vertrieb von Pharmazeutika der EAC - East Asiatic
Company, Bangkok, dem bisherigen Vertriebspartner in Thailand. Mittelfristig sei ein
Jahresumsatz von drei Millionen DM geplant.
29.01. Schwarz Pharma sucht Generika-Partner
vwd. Die Schwarz Pharma AG, Monheim, befindet sich derzeit auf
Partnersuche für ihr 151 Millionen DM umsatzstarkes Generikageschäft. Wie das
international tätige pharmazeutische Unternehmen am Mittwoch (27. Januar) mitteilte,
sollen mit dieser angestrebten Zusammenarbeit in den Bereichen Marketing und Vertrieb die
bestehenden Geschäftsbereiche optimiert, Synergien genutzt und der Nachschub neuer
Präparate sichergestellt werden. Zugleich werde mit diesem Schritt die Konzentration auf
Entwicklung und Vermarktung innovativer Arzneimittel fortgesetzt. Das Generikageschäft
ist bei den Töchtern Isis Pharma GmbH und Isis Puren GmbH & Co. KG. angesiedelt.
Beide Unternehmen vermarkten eine breite Palette von Generika in Deutschland mit dem
Schwerpunkt auf Herzkreislauf-Erkrankungen.
28.01. Autoclub fordert Warnhinweise auf Arznei
PZ. "Deutliche Warnhinweise" auf Medikamentenverpackungen
hat der Auto Club Europa (ACE) auf dem Verkehrsgerichtstag in Goslar gefordert. Der in
Stuttgart ansässige Verband begründete dies mit der Vermutung, die Aufklärung der
Öffentlichkeit über medikamentenbedingte Gefährdungen des Straßenverkehrs bewege sich
"auf einer Schmalspur". Der Gesetzgeber habe es bisher versäumt, diesen
Vorschlag aufzugreifen, obwohl er "schnell, wirkungsvoll und ohne großen Aufwand
umzusetzen wäre". Leider sei dieses Thema bei der Diskussion um Promillegrenzen und
Drogenabhängige am Steuer ausgeklammert worden. Notwendig sei die Initiative vor allem,
weil sich die Aufklärung durch die Pharmaindustrie bei einschlägigen Präparaten
"auf pauschale und versteckte Hinweise in Beipackzetteln" beschränke, so der
ACE.
28.01. AOK will Hausärzte als Lotsen
dpa. Für eine Einschränkung der freien Arztwahl und des häufigen
Arztwechsels hat sich der Bundesverband der Ortskrankenkassen, Bonn, ausgesprochen.
Patienten sollten Fachärzte nur noch nach einer Überweisung des Arztes aufsuchen,
forderte der Verwaltungsratsvorsitzende des Verbandes, Peter Kirch, am Mittwoch abend in
Frankfurt. Patienten bräuchten mehr Hilfe bei der Auswahl des Arztes, und hierbei könne
besonders der Hausarzt eine Lotsenfunktion haben. Er solle eine Koordinierung der Wahl des
Arztes übernehmen.Auch der Verband der Angestelltenkrankenkassen sprach sich für eine
Erprobung eines solchen Modells aus, die Chipkarte habe dazu geführt, daß Patienten mehr
Fachärzte aufsuchten, sagte Abteilungsleiter Norbert Fischer. Nach der Vorstellung des
Berufsverbandes der Allgemeinärzte Hessens (BDA) sollen Patienten, die nur nach einer
Überweisung ihres Hausarztes einen Facharzt aufsuchten, einen günstigeren Beitragstarif
bei der Krankenkasse bekommen. Dagegen lehnte die Deutsche Gesellschaft für Versicherte
und Patienten (Hemsbach/Bergstraße) eine Einschränkung der freien Arztwahl rigoros ab.
Dies führe zu einer Gängelung der Patienten, kritisierte der Vorsitzende Ekkehard Bahlo.
27.01. Migräne erhöht Infarktrisiko bei Frauen
PZ. Junge Frauen, die unter Migräne leiden, bekommen
überdurchschnittlich häufig einen Infarkt. Vor allem Frauen, die Rauchen, unter
Bluthochdruck leiden oder hochdosierte orale Kontrazeptiva nehmen, sind gefährdet. Denn
die Kombination von Migräne mit weiteren Risikofaktoren hat einen mehr als additiven
Effekt auf das Infarktrisiko. Zu diesem Schluß kommt eine britische Studie, an der Frauen
im Alter von 20 bis 44 Jahren teilnahmen. Die Studie ergab, daß das Infarktrisiko bei
Frauen mit Migräne um den Faktor 3,5 höher liegt als bei beschwerdefreien Frauen. Am
stärksten waren Studienteilnehmerinnen mit einer familiären Migräne-Prädisposition.
Sie erleiden 5mal häufiger einen Infarkt als Frauen aus der Referenzgruppe. Besonders
häufig erleiden Migräne-Patientinnen einen ischämischen Infarkt. Hier stieg das Risiko
bei Frauen mit und ohne familiäre Prädisposition. Einen Anstieg bei den haemorrhagischen
Infarkten registrierten die Wissenschaftler dagegen nur Frauen mit familiärer
Prädisposition. Der überadditive Effekt weiterer Risikofaktoren war beim ischämischen
Infarkt stärker ausgeprägt als beim hämorrhagischen.
27.01. Neues Malariamittel von Novartis
dpa. Der Pharmakonzern Novartis hat für sein neues Malaria-Medikament
Riamet eine erste Marktzulassung erhalten. Wie das Unternehmen am Dienstag in Basel
mitteilte, genehmigten die Schweizer Gesundheitsbehörden als erste den Verkauf des
Präparats, das traditionelle chinesische Pflanzenheilkunde mit einem synthetischen
Wirkstoff kombiniert. Das Medikament soll in den von Malaria besonders betroffenen
Entwicklungsländern nach Angaben von Firmensprecherin Marguerite Mamane zu einem deutlich
niedrigeren Preis angeboten werden als in Industrieländern. "Wir wollen mit der
Weltgesundheitsorganisation und der Weltbank über eine Zusammenarbeit auf diesem Gebiet
diskutieren", sagte Mamane. Das nicht für die Malaria-Vorbeugung vorgesehene Riamet
besteht aus dem in China seit Jahrhunderten bekannten pflanzliche Heilmittel Artemether
und dem synthetischen Wirkstoff Lumefantrin. Das Medikament wurde von Novartis in
Zusammenarbeit mit chinesischen Wissenschaftlern entwickelt. Der Schweizer Pharmakonzern
besitzt die weltweiten Vermarktungsrechte - mit Ausnahme der Volksrepublik China. Laut
Novartis wird Riamet auch von Kindern gut vertragen.
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