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11.01.1999 00:00 Uhr |
11.01 Gericht hat Bedenken gegen Festbeträge
PZ. Die Festbetragsfestsetzung verletzt europäisches Kartellrecht.
Das hat das Landgericht Düsseldorf in einer Entscheidung vom 6. Januar 1999 festgestellt
(Az.: 34 O (Kart) 182/98 Q). Der Bundesfachverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH)
appellierte daraufhin an die Spitzenverbände der Krankenkassen und den Gesetzgeber, das
Verfahren der Festbetragsfestsetzung zu überprüfen und so zu gestalten, daß es den
Bedenken des Gerichtes Rechnung trägt und im Einklang mit europäischem Kartellrecht und
deutschen Verfassungsrecht steht. Es dürfe nicht sein, daß die Krankenkassen das
Verfahren dominieren. Das Landgericht Düsseldorf hat im Rahmen eines einstweiligen
Verfügungsverfahrens den Spitzenverbänden der Krankenkassen die Aufrechterhaltung der
Festbeträge für morphinhaltige Arzneimittel der Gruppe 2 untersagt. Dabei bezieht sich
das Urteil auf die gesamte Festbetragsgruppe. Mit dieser Entscheidung wird nach Auffassung
des BAH deutlich, daß sämtliche bisher festgesetzten Festbeträge zumindest vom LG
Düsseldorf als unzulässig eingestuft werden, da die Begründung des LG Düsseldorfs sich
auf das grundsätzliche Verfahren bezieht und dieses Verfahren im Hinblick auf die
betroffenen morphinhaltigen Arzneimittel keine Besonderheiten gegenüber dem
Festbetragsfestsetzungsverfahren für andere Arzneimittel ausweist. Unmittelbare Folge des
Urteils ist dem BAH zufolge, daß die Spitzenverbände der Krankenkassen unverzüglich die
Festbeträge für diese Arzneimittelgruppen außer Kraft setzen müssen.
11.01. RKI mahnt zu Diphtherieimpfung
dpa. In Deutschland sind zu wenig Menschen gegen Diphtherie und
Keuchhusten (Pertussis) geimpft. Gegen Diphtherie sind insbesondere die 31- bis
50jährigen kaum geschützt, warnte das Robert-Koch-Institut am Montag in Berlin. Bei
Keuchhusten bestehe eine generelle Impflücke bei den unter 40jährigen und den über
50jährigen. Um Epidemien zu verhindern, müßten nach Expertenangaben mindestens 80
Prozent der Bevölkerung einen Immunschutz haben. Bei jetzigem Stand bestehe weiterhin
große Gefahr für die Ausbreitung der Erreger. Seit 1991 empfehle die Ständige
Impfkommission die kombinierte Impfung gegen Diphtherie, Keuchhusten und Wundstarrkrampf
(Tetanus). Die Auffrischimpfungen gegen Diphtherie für Erwachsene würden
vernachlässigt. Die Ergebnisse wurden in der jüngsten Ausgabe des
"Epidemiologischen Bulletins" des Instituts veröffentlicht. Während Kinder und
Jugendliche im Bundesdurchschnitt zu über 90 Prozent gegen Diphtherie geschützt seien,
seien die 31- bis 50jährigen nur zu 40 bis 60 Prozent geimpft. Die ostdeutsche
Bevölkerung sei in der Regel besser geschützt, hieß es. Praktisch alle unter
20jährigen in den neuen Bundesländern seien gegen Diphtherie immunisiert bei den über
40jährigen falle die Impfrate unter 80 Prozent. Die Erkrankung äußert sich in
Schluckbeschwerden, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Fieber.
11.01. Augenkosmetik: Rund statt Pyramidenform
PZ. Ausschlaggebend für die Verträglichkeit der Augenkosmetik ist nicht nur
das allergene Potential der Inhaltsstoffe, sondern auch deren Form und Größe. Das
hochempfindliche Auge will sich so schnell wie möglich von Fremdkörpern befreien.
Deshalb schießen sofort Tränen in die Augen, wenn sich ein Fremdpartikel ins Auge
verirrt hat. Kontaktlinsenträger sind davon besonders betroffen, denn Fremdpartikel, die
unter die Linse geraten, sind höchst unangenehm. Auch die in Augen-Make-up enthaltenen
Partikel können zu solchen mechanischen Reizungen führen. Je größer diese Teilchen,
desto grober und scharfkantiger sind sie auch. Um das zu verhindern, sollten Apotheker
Kontaktlinsenträgerinnen Augenkosmetik empfehlen, deren Inhaltsstoffe nahezu kugelrund
und auf die mikroskopisch kleine Größe von wenigen tausendstel Millimeter zermahlen
sind. Das Herstellungsverfahren, die Ultramikronisation, wird bislang nur zur Herstellung
pharmazeutischer Präparate angewandt. Ultrafein zermahlene Produkte lassen sich leicht
auftragen und haften besser als weniger fein zermahlene Produkte. Weil zudem die
Oberfläche einer Kugel größer ist als die ansonsten bei Make-up-Partikeln übliche
Pyramidenforn, kommt man mit weniger Farbpigmenten aus, um die gleiche Wirkung zu
erreichen wie mit grobkörnigeren Produkten.
08.01. Unruhe hält schlank
dpa. Dünne Menschen haben häufig eine höhere Muskelaktivität und
halten deshalb problemlos ihr Idealgewicht. Die Erklärung liegt nach Studien von
US-Forschern vor allem in einer ständigen ungewollten Bewegung, die von innerer Unruhe
oder Nervosität komme. Das berichten James Levine und Kollegen von der Mayo-Klinik und
Mayo-Stiftung in Rochester (US-Staat Minnesota) im US-Wissenschaftsjournal
"Science" (Band 283, Seite 212) vom Freitag. Das Team beobachtete 16 schlanke
Erwachsene über einen Zeitraum von acht Wochen. Jeder der Studienteilnehmer nahm zum
Vergleich täglich 1.000 Kilokalorien mehr zu sich, als zur Erhaltung seines Gewichts
nötig war. Zwei Drittel der zusätzlichen Energie bauten die schlanken Studienteilnehmer
über eine vermehrte Muskelaktivität ab, die sie als "Nonexercise Activity
Thermogeriesis" (NEAT) bezeichneten und mit Zappeln verglichen. Acht Prozent der
überschüssigen Kalorien flossen in einen beschleunigten Stoffwechselablauf, stellten die
Forscher fest. Levine und Kollegen schließen daraus, daß Dünne mit ihrem unruhigen,
zappeligen Verhalten wesentlich weniger Kalorien in Fettpölsterchen umsetzen als Dickere.
08.01. Bundesausschuß verabschiedet Richtlinien
PZ. Das Plenum des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen hat
auf seiner heutigen Sitzung in Bonn einen überarbeiteten Entwurf der
Arzneimittel-Richtlinien (AMR) einstimmig beschlossen. Die Richtlinien sind für
Kassenärzte und gesetzliche Krankenkassen verbindlich. Die AMR enthalten alle
Beschränkungen und Ausschlüsse bei der Kostenübernahme durch die GKV. Dabei sind
erstmals auch die gesetzlichen Vorgaben (etwa Negativliste) und die durch Rechtsverordnung
bedingten Einschränkungen zusammenfassend dargestellt. Ausschußvorsitzender Karl Jung
sagte nach der Sitzung vor Journalisten, er rechne damit, daß die
Bundesgesundheitsministerin das Werk nicht beanstanden und darüber schnell entscheiden
werde. Die neuen Richtlinien sollen am 1. April 1999 in Kraft treten. Die Richtlinien
bringen nach Angaben des Ausschusses zusätzliche Verordnungsbeschränkungen in 22
Arzneimittelgruppen. Zahlreiche Einwände aus den Stellungnahmen der
Anhörungsberechtigten seien aber berücksichtigt worden und die Neufassung besser und
übersichtlicher als der erste Entwurf vom vergangenen Sommer, hieß es. Der
Bundesausschuß sprach sich dafür aus, daß der Gesetzgeber außerdem eine Positivliste
von zu Lasten der GKV verordnungsfähigen Präparaten zu erstellen.
08.01. Langzeitstudie: Geringe Risiken durch Pille
dpa. Auch Frauen, die jahrelang die Pille nehmen, müssen einer britischen
Langzeitstudie zufolge keine erhöhten Gesundheitsrisiken befürchten. Die Frauen bekommen
nicht häufiger Krebs oder andere schwere Krankheiten als Frauen, die nie mit der Pille
verhütet haben. Die Untersuchung, die am Donnerstag (7.1.) im "British Medical
Journal" veröffentlicht wurde, erstreckte sich über einen Zeitraum von 25 Jahren.
Etwa 46.000 Frauen im Alter zwischen 25 und 50 Jahren waren beteiligt. Die meisten von
ihnen nahmen Pillen mit hohen Estrogen-Dosierungen, wie sie in den 60er und 70er Jahren
üblich waren. Doch auch sie hatten keine verkürzte Lebenserwartung. "Das müßte
viele beruhigen", sagte der Mediziner Clifford Kay, einer der beteiligten
Wissenschaftler vom Forschungsinstitut der Königlichen Akademie der Hausärzte in
Manchester.
07.01. Endogener hormoneller Wecker
dpa. Es gibt Menschen, die sich abends beim Schlafengehen vornehmen,
am nächsten Morgen zu einer bestimmten Zeit aufzuwachen. Und sie schaffen das auch
pünktlich - ohne Wecker. Wie Wissenschaftler der Universität Lübeck herausfanden, ist
das spontane Aufwachen mit einem steilen Anstieg des "adrenocorticotropen
Hormons" im Blut verbunden. Das berichtet das Team um Jan Born von der Abteilung für
klinische Neuroendokrinologie und Innere Medizin im britischen Forschungsjournal
"Nature" (Band 397, Seite 29) vom Donnerstag. Demnach steigt die
Hormonkonzentration im Laufe der Nacht kontinuierlich an und wird eine Stunde vor dem
geplanten Aufwachen besonders hoch. "Der Hormonanstieg erleichtert das
Aufwachen", sagte Born. Nur bei wenigen Menschen reicht die "Hormonuhr"
allerdings zum Aufwachen aus. 15 Probanden wurde abends gesagt, wann sie am nächsten
Morgen geweckt werden. Die gesamte Nacht über wurde die Hormonkonzentration im Blut
gemessen und bei allen zeigte sich ab fünf Uhr der auffällige Anstieg, wenn sie um sechs
geweckt werden sollten. In einem anderen Versuch wurde das Wecken für neun Uhr
angekündigt, dann aber "überraschend" um drei Stunden vorgezogen. Bei diesem
Experiment blieb der um fünf Uhr einsetzende Anstieg aus.
06.01. Hartmannbund fordert höheres Budget
PZ. Der freie Ärzteverband Hartmannbund (HB) will Ärzte, Apotheker,
Arzneimittelhersteller und Patienten mobilisieren, um das Arzneimittelbudget doch noch
anzuheben.Er rechne damit, daß das Anfang 1999 in Kraft getreten
Solidaritätsstärkungsgesetz im Frühjahr nachgebessert werde, sagte HB-Vorsitzender Dr.
Hans-Jürgen Thomas auf der Pressekonferenz des Verbandes in Bonn. Im Zuge der
Novellierung werde man versuchen, einen großzügigeren Budgetrahmen durchzusetzen. Das
Arzneibudget muß nach Einschätzung von Thomas 1999 mindestens vier Prozent höher
ausfallen als 1998, damit Patienten von therapeutischen Fortschritten durch Innovationen
auch tatsächlich profitieren können. Nach dem Gesetz sollen dagegen die Ausgaben der
gesetzlichen Krankenkassen für Medikamente 1999 eine Milliarde DM geringer sein als im
Vorjahr. Die jetzt vorgesehenen Budgets würden nach Einschätzung von Thomas
zwangsläufig zu einer schlechteren medizinischen Versorgung führen.
06.01. Drogen verursachen Apoptose bei Embryos
dpa. Wie Alkohol und andere Drogen bei Embryonen Hirnschäden
verursachen, untersucht ein internationales Forscherteam um Chrysanthy Ikonomidou von der
Medizinischen Fakultät Charité der Humboldt-Universität Berlin. In der Science (Band
283, Seite 70) berichten die Wissenschaftler über einen Mechanismus, der möglicherweise
Hirnschäden bei Kindern drogenabhängiger Mütter erklärt. In Versuchen mit Ratten
stellte sich heraus: Kurz vor und einige Tage nach der Geburt müssen bestimmte Hirnzellen
durch den Botenstoff Glutamat aktiviert werden. Sind dafür zuständige Empfänger, die
NMDA-Rezeptoren, durch Drogen blockiert, sterben diese Nervenzellen durch Apoptose ab.
Substanzen, die die Rezeptoren in dieser Zeit für einige Stunden blockieren, lösen daher
im Gehirn der jungen Ratten eine regelrechte Selbstmord-Welle aus. Die Wissenschaftler
nehmen an, daß die Versuchsergebnisse auch auf den Menschen übertragbar sind. Sie
vermuten, daß die sensible Phase beim Menschen wahrscheinlich das gesamte letzte Drittel
der Schwangerschaft umfaßt. Zu den Stoffen, die im Hirn die Empfänger für Glutamat
blockieren, gehören neben Alkohol verschiedene andere Drogen wie Ketamin oder das unter
Drogensüchtigen als Angel Dust gehandelte PCP. Ketamin sowie das ebenfalls die
NMDA-Rezeptoren besetzende Lachgas werden zudem häufig in der Kinderheilkunde als
Narkosemittel eingesetzt.
06.01. Boehringer kooperiert mit Glaxo
vwd. Eine Vertriebskooperation im Bereich Selbstmedikation haben die
Boehringer Ingelheim Pharma KG, Ingelheim, und die deutsche Tochtergesellschaft des
britischen Pharmakonzerns Glaxo Wellcome vereinbart. Sie wurde nach Angaben von Boehringer
zum Jahresbeginn 1999 wirksam. Der Geschäftsbereich Selbstmedikation von Boehringer
Ingelheim wird im ersten Schritt den Vertrieb der Lippenherpescreme Zovirax übernehmen.
Neben der jetzt angelaufenen Vertriebskooperation in der Selbstmedikation hatten die
beiden Partnerunternehmen bereits eine Kooperation für die Vermarktung der
Hypertonie-Präparate Motens und Micardis beschlossen.
© 1997 GOVI-Verlag
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