Olaf Scholz zu Gast in Teltower Apotheke |
Bundeskanzler Olaf Scholz machte sich heute aus erster Hand ein Bild von der Arbeit in einer Vor-Ort-Apotheke. Eingeladen hatte ihn der Teltower Apotheker Mike Beyer. / Foto: André Wagenzik
Ein bisschen aufgeregt sei er schon, gab Apotheker Mike Beyer im Vorfeld des Besuchs von Olaf Scholz zu. Schließlich sei es nicht alltäglich, einen Regierungschef persönlich in der eigenen Apotheke zu empfangen – auch wenn Scholz nicht in seiner Funktion als Bundeskanzler, sondern als Abgeordneter seines Wahlkreises kam, zu dem auch Teltow gehört. Dass sich der Spitzenpolitiker trotz eines vollen Terminkalenders die Zeit für eine Stippvisite in der Offizin nahm, sieht Beyer als Wertschätzung der Apothekerinnen und Apotheker. »Wir werden auch mal wahrgenommen«, kommentierte der Pharmazeut, der seit 2020 zwei Apotheken in Teltow betreibt.
Pünktlich um 14 Uhr hielten zwei schwarze Limosinen in der Nähe der »Sonnen Apotheke« in Teltow südlich von Berlin, einer entstieg der Kanzler. Eine halbe Stunde war für den Besuch angesetzt, doch Scholz nahm sich mehr Zeit, als ursprünglich geplant war.
Apotheker Beyer nutzte die Gelegenheit, dem Spitzenpolitiker persönlich die Aufgaben, den Alltag und die Nöte der lokalen Apothekerinnen und Apotheker zu schildern. Er demonstrierte ihm unter anderem anhand von Beispielen, welchen Aufwand Pharmazeuten treiben müssen, wenn Arzneimittel wegen Lieferengpässen nicht verfügbar sind. Er zeigte dem Kanzler das Einlösen eines E-Rezepts und erläuterte ihm, mit welchen Problemen die Teams in den Offizinen dabei zurzeit zu kämpfen haben, etwa bei technischen Störungen.
Er umriss den Beitrag der Apothekerinnen und Apotheker zur Prävention und beschrieb auch den volkswirtschaftlichen Wert der Offizinen, die nicht unerheblich zum Steueraufkommen beitragen. Weiterhin schilderte er Scholz seine Sorge darüber, dass immer mehr Apotheken für immer schließen müssen. Er erläuterte, dass viele Apotheken in wirtschaftliche Schieflage geraten seien, da die Kosten gestiegen seien, während das Honorar seit Jahren stagniere. Das Skonti-Urteil belaste sie zusätzlich. Und er teilte ihm außerdem seine Kritik an den Plänen des Bundesgesundheitsministeriums zur Apothekenreform mit und erläuterte, warum er Apotheken ohne Approbierte ablehnt. »Ich habe ihm auch ganz klar gesagt, dass die Apotheken akut Hilfe brauchen«, erzählte Beyer.
Im Anschluss berichtete er, dass der Bundeskanzler sehr interessiert und zugewandt gewesen sei, sehr aufmerksam zugehört und auch einige konkrete Fragen gestellt habe. »Für mich persönlich war das ein sehr wichtiger Termin. Ich bin glücklich, dass ich dem Kanzler die Situation und Schwierigkeiten der Vor-Ort-Apothekerinnen und -Apotheker schildern konnte. Dass er sich die Zeit genommen hat, empfinde ich als Wertschätzung für unsere Arbeit in den Offizinen«, erklärte Beyer. Seine Erwartung, dass sich durch das Gespräch konkret etwas ändere, sei eher gering. »Aber ich werte den Besuch als wichtiges Signal, das Mut macht.«
Doch wie kam die Stippvisite des Bundeskanzlers eigentlich zustande? Dabei kam Beyer zugute, dass Teltow zum Wahlkreis Potsdam/Potsdam Mittelmark II/Teltow-Fläming II gehört, den Scholz 2021 direkt gewann. Auf der Website, auf der er sich als Wahlkreisabgeordneter präsentiert, betont Scholz, dass er das Gespräch suche und appelliert an die Menschen in seinem Wahlkreis, nicht zu zögern, ihn anzusprechen.
Genau das tat Beyer am 7. Februar bei einer Veranstaltung in einem Stahnsdorfer Lokal, zu der Scholz eingeladen hatte. Statt wie aufgefordert eine Frage zu stellen, lud er den Kanzler kurzerhand zu einem Besuch in seine Apotheke ein, damit sich dieser ein Bild von der Arbeit dort und vom Aufwand beim Bewältigen der Lieferengpässe machen könne. »Er hat sofort gesagt, dass er die Einladung annimmt. Da war ich baff«, schildert Beyer. Um im Gedächtnis zu bleiben, rief der Apotheker am nächsten Tag gleich im Wahlkreisbüro an. Auch danach erinnerte er noch einige Mal an die Zusage des Kanzlers. Mit Erfolg, wie sich heute zeigte.