»Ohne Liquiditätsmanagement geht es nicht« |
Ev Tebroke |
04.04.2025 14:00 Uhr |
Stephan Barrmeyer setzt in seinen Apotheken auf eine professionelle Liquiditätsplanung, um stets seine finanziellen Spielräume für Investitionen zu kennen. / © PZ/Alois Mueller
Wie kann sich die Vor-Ort-Apotheke bestmöglich finanzieren? Dieser Frage widmete sich Stephan Barrmeyer beim diesjährigen PZMK. Apotheken gehen aufgrund von Hochpreisern und Retaxationen oft in hohe Vorfinanzierungen. Gleichzeitig erfordert zunehmender Wettbewerbsdruck eine ständige Anpassung an Marktveränderungen. Finanzielle Flexibilität ist dabei Grundvoraussetzung, um erfolgreich am Ball bleiben zu können.
Doch der Mehrheit der Apotheken fehlt der gesamtheitliche Überblick, wie viel Geld für Investitionen und Vorleistungen überhaupt abrufbar sind. Laut einer Umfrage hielten lediglich 23 Prozent der befragten Apotheken eine Liquiditätsplanung künftig für ein wichtiges Thema, berichtet Barrmeyer. Wichtigere Zukunftsthemen sind für sie demnach Einkauf und Lagerhaltung (71 Prozent), Personalmanagement (knapp 70 Prozent) oder Kundenbindung (rund 61 Prozent). Aber ohne Finanzierungsflexibilität keine Investitionsspielräume. Für Barrmeyer, Apothekeninhaber der Laurentius-Apotheke Coesfeld und der Gesundpunkt Apotheke Ahaus-Wüllen, ist ein Liquiditätsmanagement unerlässlich für die Wirtschaftlichkeit einer Apotheke und damit für die Versorgungssicherheit.
»Der Spagat zwischen Heilberuf und Kaufmann, zwischen Ethik und Monetik, wird immer schwieriger«, so Barrmeyer. Ein Drittel aller befragten Apothekerinnen und Apotheker beklagt demnach den immer problematischeren Balanceakt zwischen Wirtschaftlichkeit und Patientenwohl. Mit den richtigen Software-Tools lasse sich dies jedoch gut lösen, ist Barrmeyer überzeugt.
Eine Liquiditätsplanung ist ihm zufolge vor allem aufgrund der wachsenden Zahl von Hochpreisern notwendig. Waren es Barrmeyer zufolge im Januar 2022 noch 45 Prozent der Apotheken, die Hochpreiser (über 25.000 Euro) annehmen, sind es im Januar 2025 bereits 58 Prozent. Hier gehen die Offizinen oft in extrem hohe Vorfinanzierungen, die dann dringend benötigtes Kapital binden. Manche Hochpreiser kosten über 100.000 Euro pro Einheit. Viel Geld, was zunächst dann für Investitionen nicht abrufbar ist. Hinzu kommt, dass diese Rezepte nach wie vor via Krankenhäuser auf Papier verordnet werden.
Zwar würden mittlerweile 78 Prozent der Rezepte auf elektronischem Weg in die Apotheke gelangen, jedoch machen diese lediglich 57 Prozent des Brutto aus. Hochpreiser-, Betäubungsmittel-, Hilfsmittel- und Medizinprodukte-Verordnungen erfolgen nach wie vor nicht elektronisch. So liegt der Durchschnittswert eines Papierrezepts mit 185 Euro deutlich über dem des E-Rezepts mit 70 Euro. Um hier wirtschaftlich den Überblick zu behalten und trotz hoher Vorleistungen liquide zu bleiben, etwa für Investitionen, hält Barrmeyer ein Liquiditätsmanagement für unumgänglich. »Es geht eigentlich nicht mehr ohne!«
Schon kleine Handgriffe könnten hier sehr wirksam sein: wie etwa eine regelmäßige, tägliche Abrechnung der E-Rezepte. Auch eine regelmäßige, tägliche Kontrolle der Papierrezepte und getrennte Aufbewahrung sei ratsam. Zudem rät Barrmeyer, bei Hochpreisern per Vier-Augen-Prinzip gegenzuchecken. Auch sei es sinnvoll, Abholerrezepte zur Abrechnung zu kontrollieren und regelmäßig abzurechnen. Bei Privatrezepten empfiehlt er eine sofortige Rechnungsstellung. Und auch eine Optimierung der Kosten für EC-Zahlung sei hilfreich.
Als besonders effektives und hilfreiches Tool nennt Barrmeyer Programme, die es ermöglichen, sich Rezeptguthaben direkt auszahlen zu lassen, statt diese Guthaben wie sonst üblich erst im Folgemonat zur Verfügung zu haben. »Da können Sie sich das Geld direkt anweisen lassen und haben es noch am selben Tag auf dem Konto.« Solche Tools, wie etwa der von Barrmeyer präsentierte CashManager (Noventi), ermöglichten es, auch kurzfristigen Investitionsbedarf zu gewährleisten. Auch ließe sich so transparent abbilden, wie liquide die Apotheke aktuell ist und wie viel finanziellen Spielraum es tatsächlich gibt.
Weitere Tools wie etwa zur Rezept-Archivierung oder dem Rezeptmanagement würden grundsätzlich helfen, den Überblick zu behalten. Sie böten jederzeit Gesamtübersicht und Nachvollziehbarkeit von Abrechnungen oder etwa über fehlenden Verordnungen.