»Offene Gräben können wir uns derzeit nicht leisten« |
Melanie Höhn |
18.07.2024 10:30 Uhr |
Thomas Rochell, Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Deutscher Apotheken (ADA), wil eine Hängepartie in den Tarifverhandlungen um jeden Preis vermeiden. / Foto: AVWL/Tronquet
Der Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) und die Apothekengewerkschaft Adexa hatten Anfang der Woche sich nach langwierigen, zähen Verhandlungen auf einen neuen Gehaltstarifvertrag zum 1. Juli 2024 geeinigt. Für Thomas Rochell, Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Deutscher Apotheken (ADA), ist diese Einigung wichtig, damit Arbeitsplätze in den Apotheken vor Ort attraktiv bleiben, sagte er gegenüber der PZ.
Ein gekündigter Tarifvertrag und Tarifparteien, die sich nicht einigen können, ließen den Arbeitsplatz Apotheke nicht attraktiver erscheinen. »Die Apothekenreform wird sich noch Monate hinziehen; eine Hängepartie in den Tarifverhandlungen wäre dem genannten Ziel nicht dienlich«, so Rochell. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Debatte, die viele Beschäftigte verunsichert, müsse den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein positives Signal gegeben werden. »Wir können es uns nicht leisten, dass in der ohnehin schon schwierigen Situation gute Mitarbeiter abwandern«, erklärte er.
Die Gewerkschaft sei mit der Forderung von 10,5 Prozent in die Gespräche gegangen. »Wir Arbeitgeber haben deutlich gemacht, dass wir eigentlich keine Tarifsteigerung gegenfinanzieren können, wenn uns die Politik nicht einen Inflationsausgleich zugesteht«, erklärte er. Wenn diese Ausgangspositionen betrachtet werde, sei ein »maßvoller, guter Kompromiss« zustande gekommen- beide Seiten hätten guten Willen gezeigt. »Und diesen Willen brauchen wir in der aktuellen Situation. Offene Gräben können wir uns derzeit nicht leisten. Es gehört aber auch zum guten Kompromiss, dass am Ende keine Seite ganz zufrieden ist.«
Rochell bedauert zudem die Ankündigung aus dem Saarland, aus dem ADA austreten zu wollen. Dazu betonte er: »Der Tarifabschluss ist nicht ex cathedra verhängt, sondern demokratisch gefunden worden. Zunächst gab es eine Mitgliederversammlung und danach in den jeweiligen Ländern eine intensive Diskussion zum Verhandlungsergebnis. Daraufhin haben sich die meisten Mitgliedsorganisationen für diesen Abschluss ausgesprochen. Dafür ist eine Zweidrittelmehrheit nötig – und diese ist mehr als erfüllt worden.« Weiter erklärte er: »Ich halte die Ankündigung aus dem Saarland im Übrigen für ein unglückliches Signal an die dortigen Apothekenbeschäftigten.«