Off Label mit bestmöglicher Evidenz therapieren |
Für Kinder stehen häufig keine zugelassenen Arzneimittel zur Verfügung. Dosierangaben auf Basis der besten verfügbaren Evidenz finden sich in der Datenbank Kinderformularium.DE. / © Adobe Stock/lisalucia
Vom Frühgeborenen bis zum Jugendlichen – pädiatrische Patienten benötigen aufgrund der großen Vielfalt in der Pharmakokinetik und an Erkrankungen eine individualisierte Arzneimitteltherapie. Der Off-Label-Einsatz von Arzneimitteln ist hier gängige Praxis. Besonders hoch ist er im stationären Bereich, etwa in der Neonatologie und bei Kindern auf der Intensivstation. Einhergehen damit Risiken wie fehlende Daten zu Dosierungen und unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Letztere sind bei Kindern schwerer zu beurteilen als bei Erwachsenen, auch mögliche Spät- oder Folgeschäden sowie Toxizitäten durch Hilfsstoffe können auftreten.
Krankenhausapotheker beraten zu diesen Themen ärztliche und pflegerische Kollegen sowie Angehörige und unterstützen bei der Auswahl der richtigen Arzneimitteltherapie, der korrekten Dosierung, Einnahme und Darreichungsform. Hilfe bietet unter anderem das Kinderformularium.DE als unabhängige und evidenzbasierte Datenbank für Arzneimittelinformation im On- und Off-Label-Bereich. Hier finden sich neben Angaben zu Dosierungsempfehlungen nach Indikation und Alter auch Informationen zur Pharmakokinetik, zu Kontraindikationen und zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen.
In diesem Zusammenhang arbeiten Krankenhausapotheker aus dem Ausschuss Pädiatrie der ADKA – Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker gemeinsam mit dem Kinderformularium.DE daran, die Bezugsgröße von Wirkstoffsalz oder -base in relevanten Monographien eindeutig zu benennen. Die eindeutige Kennzeichnung ist essenziell für die sichere pädiatrische Verordnung sowie die Herstellung von kindgerechten Darreichungsformen.
Zum Aufgabengebiet gehört auch die Herstellung kindgerechter Arzneimittel in der Rezeptur und Defektur, mit der sich geringe Dosierungen und somit eine sichere Arzneimitteltherapie umsetzen lassen. Neben nicht sterilen Arzneimitteln werden sterile Arzneimittel in Dosierungen hergestellt, die nicht als Fertigarzneimittel im Handel sind, sowie parenterale Ernährungs- und Infusionslösungen vor allem für die Neonatologie und Kinderintensivstation.
Des Weiteren beraten Krankenhausapotheker auf pädiatrischen Stationen zu Fragestellungen bei Inkompatibilitäten und zur Zubereitung von intravenösen Arzneimitteln. Um die Therapie mit intravenösen Arzneimitteln durch Standardisierung von Perfusoren sicherer zu machen, arbeiten auch hier Krankenhausapotheker der ADKA mit den ärztlichen und pflegerischen Fachverbänden GNPI und DIVI zusammen. Aktuell gibt es noch nicht viele Stationsapotheker in der Pädiatrie, weswegen die Seminarreihe »ADKAPäd – FAQ in der pharmazeutischer Betreuung von pädiatrischen Patient*innen« durch den ADKA-Ausschuss für Pädiatrie für einen guten Austausch der Keollgen etabliert wurde.
Auch der kollegiale Austausch – innerhalb der Krankenhauspharmazie, aber auch mit Offizinapothekern – ist für die Patientensicherheit wichtig. Mit Problemen bei der Arzneimittelversorgung von Kindern, insbesondere an der Schnittstelle zwischen stationärer und ambulanter Betreuung, befasst sich daher das PHArMKid-Projekt. Es hat zum Ziel, praxisnahe Handlungsempfehlungen zur Anwendung und Zubereitung von Medikamenten bei Kindern auszuarbeiten.