| Lukas Brockfeld |
| 25.03.2025 15:00 Uhr |
Den Hausärzten kommt in dem Modell des vdek eine Lotsenfunktion zu. / © Adobe Stock/contrastwerkstatt
Die Deutschen suchen im internationalen Vergleich häufig Ärzte auf und klagen gleichzeitig über lange Wartezeiten, gerade für einen Termin bei einem Facharzt. Der Verband der Ersatzkassen (vdek) hat jetzt die Idee der »persönlichen Ärzteteams« vorgestellt, die die Situation entschärfen soll.
In diesem Modell kann jeder und jede gesetzlich Krankenversicherte ein persönliches Ärzteteam mit einem Hausarzt und bis zu drei grundversorgende Fachärzten auswählen. Die Entscheidung für dieses Team soll verbindlich für ein Jahr gelten. Der oder die Versicherte könnte Mitglieder des Teams direkt und ohne Überweisung in Anspruch nehmen. Das persönliche Ärzteteam übernähme eine Lotsenfunktion. Andere Ärzte könnten nur mit einer Überweisung in Anspruch genommen werden.
Der vdek verweist darauf, dass 20 Prozent der Versicherten im Jahr 2022 sechs oder mehr unterschiedliche Arztpraxen aufsuchten, zwei Prozent der Versicherten besuchten sogar mehr als zehn Praxen. »Ein wesentlicher Grund für lange Wartezeiten ist, dass zu viele Versicherte durch das Gesundheitssystem irren, ohne an den richtigen Behandlungsort zu kommen. Es fehlt an verbindlicher Steuerung und Orientierung« erklärt Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des vdek. Das persönliche Ärzteteam soll sicherstellen, dass Ressourcen geschont werden und dass die Patienten in der richtigen Versorgungsebene behandelt werden.
Die Ärzteteams sollen nach der Vorstellung des vdek um telemedizinische Angebote ergänzt werden. So könnte eine medizinische Ersteinschätzung auch am Telefon oder per App erfolgen. Hieran könnte sich eine Versorgungsempfehlung und gegebenenfalls auch eine Videosprechstunde anschließen. So sollen auch Patientinnen und Patienten ohne Hausarzt eine Anlaufstelle haben.
Damit ein zeitnaher Termin gesichert ist, sollen die Ärztinnen und Ärzte nach Vorstellung des vdek feste Kontingente in einer Termindatenbank bereitstellen, wofür die Versicherten einen an die Überweisung verknüpften Zugang erhalten sollen. Die Überweisung soll – ähnlich dem E-Rezept – auf einer digitalen Plattform hinterlegt und beim Einlesen der Gesundheitskarte in der Praxis abgerufen werden. Wird eine Ärztin oder ein Arzt außerhalb des Arztnetzes ohne Überweisung aufgesucht, soll die Behandlung nicht zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung erfolgen.
Ein reines Hausarztmodell wäre nach Einschätzung des vdek allerdings nicht sinnvoll. Der Verband verweist auf Studien die gezeigt hätten, dass an solchen Programmen teilnehmende Versicherte weder weniger Facharztbesuche noch weniger stationäre Aufenthalte haben. Eine flächendeckende Umsetzung des HZV-Modells (Hausarztzentrierte Versorgung) als Regelversorgung würde laut vdek die Hausarztpraxen zudem bei etwa 75 Millionen Versicherten an ihre Kapazitätsgrenzen bringen und damit zu einem neuen Flaschenhals in der Versorgung führen.