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Engpässe

Nur ein Antibiotika-Hersteller in Deutschland

Ein Großteil der Antibiotika-Wirkstoffe kommt aus Fernost, nur ein einziger Hersteller produziert in Deutschland. Das zeigt eine Übersicht, die der Verband Pro Generika auf seiner Website veröffentlicht hat. Der Verband fordert langfristige Lösungen, um Engpässe zu vermeiden. Antibiotika-Produktion müsse sich in Europa wieder lohnen.
AutorKontaktAnne Orth
Datum 07.12.2023  16:30 Uhr

Antibiotika sind wichtige Arzneimittel, die schwere Krankheitsverläufe verhindern können und oft sogar Leben retten. Doch auch sie sind nach wie vor knapp. Sollte die Nachfrage durch eine Welle von Atemwegsinfektionen plötzlich zunehmen – wie im vergangenen Winter – könne dies erneut Engpässe nach sich ziehen, warnt der Verband Pro Generika. Der jahrzehntelange Kostendruck habe zu einer Schwächung europäischer Anbieter und einer starken Abhängigkeit von Asien geführt, kritisiert Pro Generika.

Auf seiner Website informiert der Verband, wo die Wirkstoffe der 15 wichtigsten Antibiotika derzeit hergestellt werden. Die Angaben basieren demnach auf einer Auswertung des Münchner Big-Data-Unternehmens QYOBO.

Ein Drittel der Produzenten sitzt in China

Der Übersicht zufolge sitzt mehr als ein Drittel der Hersteller der 15 wichtigsten Antibiotika (81 Produktionsstätten, 36 Prozent) in China, etwas weniger als ein Drittel (65, 29 Prozent) in Indien. Erst auf Platz drei folgt Europa mit 57 Herstellungsstätten (25 Prozent). In den USA produzieren gerade einmal zwei Hersteller wichtige Antibiotika, in Mexiko drei, in der Karibik zwei. Keine Produktionsstätte für einen der 15 wichtigsten Antibiotika gibt es demnach in Russland, Kanada, Südamerika, Afrika und Australien.

Doch auch in Deutschland sieht es bei diesem Thema mau aus: Lediglich ein Hersteller produziert derzeit hierzulande einen wichtigen Antibiotika-Wirkstoff. Spitzenreiter ist demnach Spanien mit 20 Produktionsstätten, gefolgt von Italien mit 19. In Irland gibt es vier, in Österreich drei, in Großbritannien und Belgien jeweils zwei. In Frankreich, Polen, Portugal und der Schweiz sitzt demnach jeweils lediglich ein Produzent.

Einzelne Wirkstoffe werden zudem kaum noch in Europa hergestellt. So gibt es laut Pro Generika lediglich einen europäischen Hersteller von Clarithromycin, ein Antibiotikum, das verwendet wird, wenn Patienten Resistenzen oder Unverträglichkeiten gegenüber einem anderen Antibiotikum aufweisen. Es werde nach Angaben von Pro Generika in Deutschland etwa 660.000 Mal pro Jahr verordnet. Aber auch Doxycyclin oder Cefaclor werden der Auflistung zufolge nur noch von einzelnen Firmen in Europa hergestellt.

»Wir haben einen Großteil unserer chemischen Industrie an China verloren – und nun unter anderem das Problem, dass wir dort die Zwischenprodukte kaufen müssen, um in Europa überhaupt Arzneimittel produzieren zu können«, kritisiert Ulrike Holzgrabe vom Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie an der Universität Würzburg. Die Seniorprofessorin warnt: »Sollte es zum Beispiel aufgrund eines politischen Konflikts zu einem Lieferstopp kommen, wäre das für unser Gesundheitssystem verheerend«.

Pro Generika: ALBVVG ändert nichts am strukturellen Problem

Laut Pro Generika hat die Politik das Problem zwar erkannt, packe es aber trotzdem nicht an der Wurzel an. Das zeige sich beispielsweise am Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG). Dieses schreibe zwar vor, dass in einem Rabattvertrag die Hälfte des Wirkstoffs von einem Hersteller mit europäischer Quelle kommen muss. Allerdings nur, wenn es einen solchen gebe. Am strukturellen Problem, wonach sich die Arzneimittelhersteller zurückziehen, wenn die Produktion für sie wirtschaftlich nicht mehr machbar ist, ändere auch das ALBVVG nichts.

Pro Generika spricht sich deshalb für eine gezielte Standortförderung aus, um die Antibiotikaherstellung in Europa anzusiedeln. »Es braucht langfristige Lösungen. Die Politik muss dafür sorgen, dass sich die Produktion von Antibiotika wieder lohnt«, fordert Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika. Die Politik müsse verhindern, dass noch mehr Unternehmen abwandern und dafür sorgen, dass diese wieder in Europa investieren. »Und sie muss verbindliche Vorgaben für regional diversifizierte Lieferketten machen, damit die Abhängigkeit von China nicht weiter steigt«, betont Bretthauer.

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