Nur 6000 Apotheken öffnen eML |
Alexander Müller |
12.09.2025 11:00 Uhr |
Der Blick in die eML kann Leben retten. / © Getty Images/ Lumi Images/ Robert Niedring
Die »ePA für alle« wurde nach Pilotierungen in Modellregionen im Januar 2025 in die Fläche gebracht. Wer nicht aktiv widersprochen hat, verfügt jetzt über eine elektronische Patientenakte. Seit April ist sie bundesweit für Praxen, Krankenhäuser und Apotheken freiwillig nutzbar – ab Oktober 2025 wird die Nutzung für alle Leistungserbringer verpflichtend.
Doch in der Versorgungsrealität sei die ePA leider noch nicht angekommen, moniert der Verein der E-Rezept-Enthusiasten. »Nutzen entsteht erst durch Nutzung. Wichtig ist, dass sich die Leistungserbringer jetzt selbst intensiver mit der ePA auseinandersetzen«, so Apotheker Ralf König aus dem Vorstand des Vereins.
Für die Apotheken ist aktuell vor allem die elektronische Medikationsliste (eML) wichtig. Sie enthält chronologisch alle Arzneimittel, die auf E-Rezepten verordnet beziehungsweise abgegeben wurden. Das Besondere: Die Liste wird automatisch durch den E-Rezept-Fachdienst erzeugt, ohne Zutun der Patienten oder Apotheken. Allerdings fehlen derzeit noch OTC-Arzneimittel.
Mit der Einführung des elektronischen Medikationsplans (eMP) im nächsten Jahr sollen alle aktuell angewendeten Medikamente angezeigt werden, inklusive Einnahmehinweise und Informationen zu Indikationen und Dosierungen.
Die Apotheken sollten König zufolge aber die eML schon jetzt verwenden: »Hier wird das erste Mal die Kraft der Digitalisierung richtig genutzt.« Die Daten stünden ohne explizite Zustimmung des Patienten und Unterstützung der Leistungserbringer zur Verfügung.
Laut dem TI-Dashboard der Gematik werden pro Woche knapp 11 Millionen Medikationslisten geöffnet. Laut der Statistik machen aber nur rund 6000 Apotheken mit. »Die Apotheken sollten jetzt nicht den eMP fordern, sondern nutzen, was da ist. Und die eML kann schon heute in der Apotheke wirklich Leben retten«, so König.
Für eine bessere Nutzung der ePA fordern die E-Rezept-Enthusiasten zudem leichtere Zugänge: »Viele Versicherte scheitern an der anspruchsvollen Erstidentifikation«, so die Kritik des Vereins. Diese erfolge über das eID -Verfahren (online-Ausweisfunktion des Personalausweises), über PostIdent, Video-Ident in Dritt-Anwendung oder Identifikation per elektronischer Gesundheitskarte (eGK) mit PIN.
»Diese Verfahren sind technisch anspruchsvoll, unflexibel, nicht an den digitalen Alltag der Bevölkerung angepasst und abhängig von weiteren Tätigkeiten«, monieren die E-Rezept-Enthusiasten. Viele Versicherte würden den Prozess der Aktivierung der ePA abbrechen, weil sie an der Identifikation scheitern. Christian Klose, Mitglied des Vorstands der E-Rezept Enthusiasten, sieht in der Lösung des Identifikationsproblems keine technische Herausforderung, sondern eine regulatorische. Der Gesetzgeber sei hier in der Verantwortung.
Positiv sieht der Verein die ePA 3.0 Architektur. Die technische Grundlage erlaube es nun, innerhalb der Vertrauenswürdigen Ausführungsumgebung (VAU) Daten nicht nur zu speichern und auszutauschen, sondern auch sicher zu verarbeiten. Klose wünscht sich jetzt den nächsten Schritt: »Die ePA kann, soll und muss mehr sein als ein digitaler Aktenschrank. Sie muss komplexe und rechenintensive KI-gestützte Datenauswertungen und Aufbereitungen im sicheren Schutzraum der VAU ermöglichen.«
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.