Non-Adhärenz bei Notfällen häufig |
Daniela Hüttemann |
15.07.2025 13:00 Uhr |
© Getty Images/Westend61
Patienten mit Herzinsuffizienz erhalten nach aktueller Leitlinienempfehlung vier verschiedene Arzneistoffklassen, um Symptome zu managen und eine Progression zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen. Hinzu kommen bei den meist älteren Patienten häufig noch weitere Medikamente, sodass sie eine hohe Tablettenlast haben.
Forschende des Universitätsklinikums des Saarlandes und der Kardiologie Basel haben nun untersucht, wie es um die medikamentöse Adhärenz bei Patienten steht, die aufgrund einer akut dekompensierten Herzinsuffizienz in die Notaufnahme in Homburg eingeliefert wurden. Bei 100 Patienten (61 Prozent Frauen, Durchschnittsalter 77,9 Jahre) wurden Blut- und Urinproben auf Wirkstoffe oder Metabolite der Herzinsuffizienz-Medikation gescreent. Zudem wurden sie selbst zu ihrer Adhärenz befragt. Die Ergebnisse wurden im »European Journal of Heart Failure« veröffentlicht.
Demnach wurden nur bei 39 Prozent der Untersuchten Metabolite aller verordneten Arzneistoffe gegen die Herzinsuffizienz im Urin gefunden. Bei ebenso vielen fehlte eines dieser Mittel; sie waren also partiell adhärent. Bei den restlichen 22 Prozent fehlten zwei oder mehr der verordneten Wirkstoffe. Diese Patienten wurden als non-adhärent eingestuft.
Die Auswertung ergab, dass die non-adhärenten Patienten mehr Herzinsuffizienzmittel auf dem Medikationsplan und auch insgesamt eine signifikant höhere Tablettenlast hatten als die (teil-)adhärenten. Allerdings erhielten (je nach genauer Form der Herzinsuffizienz) ohnehin nur 23 bis 45 Prozent eine leitliniengerechte Therapie. Es waren also sogar noch zu wenig Medikamente verordnet worden. Auf der anderen Seite nahm etwa jeder zweite Studienteilnehmende nicht verschreibungspflichte Arzneimittel ein.
Interessanterweise waren die nicht adhärenten Patienten tendenziell jünger und sogar kognitiv fitter. Dagegen stieg die Wahrscheinlichkeit für Adhärenz, wenn die Patienten ihre Medikation durch einen Betreuer oder Apotheker gestellt bekamen.
Weniger überraschend war, dass die Auskünfte der Patienten zu ihrer Tabletteneinnahme nicht unbedingt mit der toxikologischen Analyse übereinstimmten. Die Autoren um Michael Kunz warnen daher, sich auf solche Angaben zu verlassen. Insgesamt bewerten sie die Adhärenz bei den eingelieferten Patienten als niedrig.
Non-Adhärenz leiste einen signifikanten Beitrag zur Verschlechterung einer Herzinsuffizienz, möglicherweise mit Hospitalisierung, lautet daher ihr Fazit. Zukünftige Studien sollten sich darauf fokussieren, wie sich die Adhärenz verbessern lässt, inklusive Strategien zur Vereinfachung der Medikation, Medikationsmanagement durch Dritte wie Apotheken und strukturierte Adhärenzprogramme.