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Umgang mit Süchtigen

Nicht die Moralkeule schwingen

1,5 bis 1,9 Millionen Menschen in Deutschland sind abhängig von Arzneimitteln. Diese Zahlen sind jedoch nur Schätzungen, denn die Sucht findet oft im Verborgenen statt. Wo Hinweise vorhanden sind, sollten Apotheker das Thema sensibel ansprechen – und die Moralkeule dabei auf jeden Fall eingepackt lassen.
Annette Mende
16.09.2019  17:00 Uhr

»Die gesellschaftliche Haltung gegenüber Abhängigen ist sehr ablehnend«, sagte Dr. Darius Chahmoradi Tabatabai, Chefarzt der Hartmut-Spittler-Fachklinik für Entwöhnung am Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum in Berlin, bei einem Fortbildungskongress der Apothekerkammer Berlin. Es sei ein verbreitetes Vorurteil, dass Betroffene selbst an ihrer Sucht schuld seien. Abhängige wollten sich deshalb möglichst nicht zeigen. Der Umgang mit ihnen sei häufig von einem falschen Taktgefühl geprägt: Das Problem werde nicht angesprochen, obwohl es beiden Seiten bekannt sei.

Tabatabai appellierte an die Apotheker, dieses Taktgefühl abzulegen und bei Verdacht auf einen Substanzmissbrauch diesen dem Betroffenen gegenüber sensibel anzusprechen. »Patienten sind bezüglich ihrer Sucht oft ambivalent. Einerseits spüren sie den Zwang zu konsumieren, andererseits leiden sie unter den Folgen.« Dies könne man nutzen, wenn man dem Betroffenen deutlich macht, dass man sich ihm nicht moralisch überlegen fühlt, sondern um sein Wohl besorgt ist.

»Einem Abhängigen sein Suchtmittel wegzunehmen ist, als würde man ihm den Arm abreißen«, sagte Tabatabai. Alternativen seien für sie zunächst nur sehr schwer erkennbar und sie bräuchten Unterstützung dabei, sie zu finden.

Viele Arzneimittel können in eine Abhängigkeit führen. Als relevante Substanzen nannte Tabatabai Hypnotika und Sedativa, Opioide und andere Analgetika, Clomethiazol, Amphetamine und Modafinil. Für bedenklich hält er die Entwicklung bei den Antidepressiva, deren Verordnungshäufigkeit seit Jahren immer weiter ansteigt. »Antidepressiva machen nicht abhängig, werden aber oft unkritisch eingesetzt und können der Einstig in eine Sucht sein«, so der Psychiater. Dasselbe gelte für neue Antiepileptika wie Pregabalin.

Beim medizinisch begründeten Einsatz von Cannabis sind Ärzte und Apotheker um eine klare Abgrenzung zum Konsum als Rauschdroge bemüht. »Momentan ist der Anwendungsbereich von Cannabis als Medizin noch sehr eng begrenzt«, sagte Tabatabai. Möglicherweise könne sich das ändern, sobald die Begleiterhebung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zum Einsatz von Cannabis auf Rezept valide Ergebnisse liefere. Er sehe allerdings auch die Gefahr, dass Personen, die bisher Cannabis illegal konsumieren, versuchen werden, es verordnet zu bekommen.

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