Neurologen schlagen BtM-Pflicht für Pregabalin vor |
Daniela Hüttemann |
26.03.2024 17:00 Uhr |
Laut Arzneiverordnungsreport wurden im Jahr 2008 noch 37 Millionen Daily Defined Doses (DDD) Pregabalin verordnet. 2022 waren es 134 Millionen DDD. / Foto: Getty Images/Sigrid Gombert
Ende Januar wurde eine stark ansteigende Zahl der Pregabalin- und Gabapentin-assoziierten Todesfälle in England und Wales vom Nationalen Statistikamt Großbritanniens veröffentlicht. Nachdem zunächst britische Medien das Problem aufgegriffen hatten, ist die Diskussion auch in Deutschland angekommen. Die Pharmazeutische Zeitung berichtete bereits.
Zwar liegen für Deutschland keine aktuellen Zahlen zu Todesfällen in Zusammenhang mit den beiden Gabapentinoiden vor. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) vermutet jedoch auch hierzulande einen entsprechenden Anstieg. »Das Medikament (Pregabalin) ist per se nicht gefährlich, kann aber zu einer Abhängigkeit führen, da es entspannend und euphorisierend wirkt. Daher wird es zunehmend auch als Droge missbraucht und dann in hohen, die normale Dosierung übersteigenden Mengen eingenommen«, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung der Fachgesellschaft.
Auch Gabapentin sei betroffen. »Da es anders verstoffwechselt wird, galt es als sicherer und wurde oftmals als Alternative zu Pregabalin verschrieben«, informiert die DGN. Allerdings werde es von drogenabhängigen Menschen intravenös oder rektal verwendet, was Rauschzustand und Toxizität deutlich erhöhe.
Besonders problematisch werden diese Arzneistoffe in Kombination mit Drogen wie Opioiden und Benzodiazepinen und/oder Alkohol. »Daraus kann schnell ein tödlicher Cocktail entstehen«, mahnt DGN-Generalsekretär Professor Dr. Peter Berlit. »Der Mischkonsum kann den Effekt der Drogen verstärken, außerdem auch zu lebensbedrohlichen Vergiftungen führen, mitunter auch zu Ateminsuffizienz und Tod. Leider ist davon auszugehen, dass diese Fälle zunehmen.«
So geht auch die britische Studie davon aus, dass im Großteil der verzeichneten Todesfälle ein Mischkonsum vor allem mit Opioiden vorlag. Eine weitere Erkenntnis der Studie ist laut DGN, dass die letale Dosis von Pregabalin und Gabapentin geringer zu sein scheint, als bislang angenommen.